Das Tor zu einer anderen Welt

Colette zog mich an der Hand mit in ihr Zimmer im zweiten Stock, wo die Angestellten schliefen. ,,Was ist?" fragte ich verwirrt, doch Colette nahm sich nur wortlos ihre Kette, die sie immer trug, ab und öffnete ihren Kleiderschrank. Ihre Kette hatten einen Eiskristallförmigen Anhänger aus Silber. Colette öffnete beide Schranktüren weit und legte den Anhänger ihrer Kette in eine Einkerbung eines Eiskristalls in der hölzernen Rückwand des Schrankes. Ich staunte nicht schlecht, als die Rückwand zur Seite schwankte, wie eine Tür und einen Tunnel freigab. Wie war das möglich? Ich wusste gar nicht, wie ich reagieren sollte, denn alles geschah so schnell.
,,Es ist ein magisches Portal. Gehe diesen Tunnel bis zu seinem Ende und du wirst in eine Welt namens Elemtry kommen. Dort bist du sicher, hoffe ich. Jedenfalls sicherer als hier. Es wird nicht lange dauern, bis du gefunden wirst. Ariana wird dich finden. Sie weiß, dass nun der richtige Zeitpunkt gekommen ist! Geh jetzt Grace, bitte." Colette fasste sich kurz und ich öffnene und schloss meinen Mund einige Male, ohne, dass ich irgendetwas sagte.
Colette trat einen Schritt zur Seite. So signalisierte sie mir, dass ich in den Tunnel klettern sollte. Ich starrte sie nur verständnislos an. Es schien ziemlich dunkel dort zu sein.
,,W-was meinst du damit? Was hat Ariana damit z-zu tun? Und was zum Teufel ist E-Elemtry!" fragte ich verwirrt stotternd.
Ich konnte Stimmen im Gang hören und Schritte, die näher kamen. Colette blickte panisch in Richtung der Tür, als könnte sie jeden Moment aufgebrochen werden.
,,Schnell verschwinde hier! Sie hat herausgefunden, dass ich ein Portal geöffnet habe und ihre Todesarmee wird dich finden! Deshalb musst du zurück in deine Heimat, Elemtry!" antwortete Colette hektisch. Dann umarmte sie mich kurz und schob mich in den Schrank. Bevor ich irgendetwas sagen, geschweige denn tun können, schloss Colette die Schranktüren und ich hörte wie jemand die Zimmertür eintrat.
,,Wo ist sie!" schrie Ariana und vor Schreck krabbelte ich in den Tunnel. Einfach nur weg hier! Obwohl ich nichts sehen konnte und sich hinter mir der Tunneleingang wieder geschlossen hatte, folgte ich weiter dem Tunnel, welcher endlos schien.

Nach ein paar Minuten erkannte ich ein schwaches Licht. Ich beeilte mich und kroch noch schneller den Tunnel entlang. Auf einmal blickte ich ins grelle Tageslicht. Regnete es nicht gerade? Ach nein, stimmt, ich war ja nun nicht mehr im Waisenhaus. Hier schien die Sonne. Vögel zwitscherten und es roch nach Erde. Ich befand mich in einem Wald. Als ich den Tunnel verlassen hatte und mich wieder zu ihm umdrehte, war er verschwunden. Wie seltsam, dachte ich. Alles hier war seltsam an meiner Situation. Gerade noch war ich an einem komplett anderen Ort gewesen. Doch hier schien einfach wirklich ALLES anders zu sein. Im Moment nur, konnte ich nicht gerade sagen, wie ich darauf kam.
Die Luft war wärmer.
Das Wetter war anders.
Ich war anders.
Also beschloss ich mich etwas weiter umzusehen. Denn eine andere Wahl schien ich wohl nicht zu haben. Es war wohl früher Nachmittag, denn durch das grüne Blätterdach konnte ich die Sonne und den blauen Himmel sehen.
Ich lief ein wenig gerade aus und kam nach ungefähr einer halben Stunde auf einen Waldweg. Vielleicht sollte ich hier warten. Ich bin mir nämlich nicht sicher, ob ich den Weg weiter entlang gehen sollte, überlegte ich. Ich hatte so ein komisches Gefühl. Also setzte ich mich auf einen Baumstamm und dachte nach.

Plötzlich fiel mir etwas auf. Ich hatte gerade noch so ein Gefühl, dass etwas mit MIR nicht stimmte. Und tatsächlich. Mein sonst etwas dunkles Haar hing mir in die Stirn. Bloß nun waren sie viel, viel heller. Auch nicht mehr blond. So ein weißblond. Erschrocken sprang ich auf. Eigentlich hatte ich langes Haar, doch nun war es etwas kürzer als schulterlang. Ich bekam Panik. Das war nicht mein Körper! Auch meine Kleidung fühlte sich anders an. Aber mein Körper allgemein war wie mein eigener. Wenigstens etwas. Ich blickte an mir hinunter. Statt einer Jeans trug ich eine dunkelblaue Hose mit Schuppenmuster. Als ich sie berührte, leuchtete sie an der Stelle auf, wo ich sie berührte. Die Hose war leicht, aber fühlte sich dennoch sehr fest an. Ich besaß auch keinen normalen, Wollpullover mehr, sondern einen in eisblau und definitiv nicht aus Wolle. Es war eine Art weicher Stoff, den ich nicht kannte und er schimmerte so schön in der Sonne. Auf meinen Schultern waren schwarze Schulterplatten, wie ich sie in Ritterfilmen gesehen hatte, befestigt. Doch auch diese waren nicht schwer. Ich tastete auch meinen Rücken ab, da ich dort einen etwas schwereren Gegenstand spürte. Ich ertastete Leder und einen glatten Griff. Als ich daran zog, hatte ich auf einmal ein Schwert in der Hand. Aber kein gewöhnliches Eisenschwert. Es hatte am Griff ein paar hellblaue und schwarze Linien eingraviert, welche leicht leuchteten. Diese Linien gingen bis zur Schwertspitze nach oben und auf der Rückseite wieder hinunter. Der Griff war weiß. Ich befestigte es wieder an meinem Rücken. Meine Schule waren ebenfalls blau-weiß und eine Art Turnschuhe, welche wieder so komisch schimmerten.

Doch auf einmal hörte ich aus der Ferne Hufgetrampel, welches schnell näher kam. Ich blickte mich nach einem Versteck um, doch es war kein relativ dichtes Gebüsch in Sicht. Also hatte ich keine Wahl und sah auch schon wie ein paar maskierte Gestalten auf mich zuritten.

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722 Wörter

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