Kapitel 1 - Licht
Adriel war auf dem Schlosshof. Seine Stute Sissi war bereits gesattelt und er packte das wichtigste in seine Satteltaschen. Seine Kleidung war eher schlicht, so würde er nicht auf den ersten Blick sofort als Prinz erkannt werden. Konzentriert zog er die Gurte nach.
Jareth rollt zu Adriel und beobachtete ihn nachdenklich.
War es wirklich eine gute Idee ihn los zu schicken? Was ist wenn ihm etwas passiert und er stirbt oder gefangen genommen wird?
Doch es ging nunmal nicht anders. Sie bräuchten die Unterstützung dieses Mädchens, um das Volk auf ihre Seite zu ziehen.
"Adriel", fing er an und rollte näher zu ihm, "ich möchte dir nur noch mal sagen, dass du auf dich aufpassen musst. Wenn dir etwas passiert, wäre das eine Katastrophe!"
Dieser sah zu seinem jüngeren Bruder und nickte ernst. "Ich weiß. Ich werde aufpassen, schlafen werde ich wahrscheinlich nicht, ich reite durch das ist der schnellste Weg. Sissi ist schnell, wir werden so schnell es nur geht wieder hier sein, das verspreche ich euch. Ich werde nicht sterben. Ich werde euch nicht im Stich lassen und ich werde erfolgreich zurückkehren", sagte er entschlossen.
Er war auch bewaffnet, an seinem Gürtel hing ein Schwert und zwei Dolche, in seinen Stiefeln und an seinen Waden waren Wurfmesser. Er musste ohne Wache reiten, alles andere wäre zu auffällig und er würde nicht schnell genug voran kommen.
"Bis Valo ist es ein guter 3-Tage-Ritt aber wenn ich durch reite, werde ich vielleicht sogar in 2 Tagen ankommen, kommt drauf an wie lange ich Rast machen muss zwischendurch", besorgt sah er seine Stute an und strich ihr über den Hals. Sie würde hart arbeiten müssen, aber er wusste, sie konnte stundenlang durchgalloppieren, ehe sie eine Pause brauchte. Sie war das ausdauernste Pferd am ganzen Hof. Sein Pferd. Er war stolz auf sie.
"Ja, du musst dich beeilen aber du musst nicht nur wegen deinem Pferd Pause machen. Auch du brauchst etwas Ruhe, sonst hast du in Valo keine Kraft mehr und verlierst dort zu viel Zeit", gab Jareth zu bedenken.
Die Taktik seines Bruders war gut durchdacht, doch war sie so sehr riskant, dass sie nach hinten losgehen könnte.
"Ich bin sicher du wirst Erfolg haben und dann ist die Bevölkerung, wenigstens dieses Gebietes, wieder etwas ruhiger. Du musst sie einfach überzeugen. Wenn sie den Anfang machen, werden die anderen Gebiete leichter zu überreden sein. Immerhin verbindet sie alle, dass unser Land ihr zu Hause ist. Wir müssen die Fehler der Vergangenheit ausgleichen und uns wieder aufrappeln", sagte er ergriffen und legte eine Hand auf sein Herz.
Er hoffte einfach nur innigst, dass ihr Plan aufgehen würde.
Der ältere Prinz nickte. "Ich werde mein bestes geben, Bruder. Für dieses Land. Viele denken, dass Rajan genau wie unser Vater ist, ihnen entgeht, dass er zwar des Vaters Sohn ist, aber nicht so handeln wird wie er. Und das wir ihm helfen, wir drei zusammen regieren dieses Land." Er stieg auf und atmete durch. "Ich werde sie finden und her bringen", versprach er. "Dann wird wieder Ruhe einkehren, zumindest in dieser Provinz. Nebenbei kann ich mir ja noch die Lage selber anschauen, vielleicht fallen mir Verbesserungen dabei ein, das würde die Reise novh effektiver machen."
"Ja, ich glaube an dich. Nein, wir glauben an dich! In der Zeit die deine Reise in Anspruch nehmen wird, versuche ich, ob es solche Personen wie diese Hikari auch in den anderen Provinzen wirklich gibt",sprach der jüngere und sah zu seinem großen Bruder auf.
"Wenn du sie gefunden hast, kehre bitte auf schnellsten Wege zu uns zurück. Wenn du verletzt bist, lässt du uns eine Taube zu kommen und wir werden dir helfen.", ergänzte er noch und rollte mit seinem Rollstuhl wieder etwas zurück, damit er losreiten konnte.
Adriel lächelte ihn noch einmal an. "Ich werde mich beeilen, versprochen", sagte er noch, ehe er seine Stute antrieb, welche sofort in einen sachten Trab fiel und sie verließen den Hof. Die Menschen auf den Straßen waren ihren täglichen treiben verfallen und doch wurde er von allen Seiten neugierig angesehen. Die Bürger der Hauptstadt des Königreiches kannten dieses Bild schon, den zweitältesten Prinzen, welcher Ausritt. Doch selten hatte er Proviant mit wie jetzt. Er aber konzentrierte sich nur auf den Weg um so schnell es ging die Stadt zu verlassen, damit er beschleunigen konnte.
Reiten war sein ein und alles, er liebte es zweifelsohne mehr als jeder andere am Hof und er war auch sehr gut darin. Außerhalb von Rex City trieb er sein Pferd an auf dem Pfad Richtung Osten. Doch wich er schon bald auf die weiten Wiesen aus, um nicht immer den Händlern ausweichen zu müssen. Das Gras war saftig Grün unter den Hufen seines Pferdes und der Himmel strahlend blau über ihnen. Hier in der Mitte des Königreiches war die Landschaft eben. Lecres war bekannr für diese weiten Wiesen und Felder, genauso wie für die Hauptstadt des ganzen Königreiches. Die Region grenzte an drei anderen, im Osten, Süden und Norden an Karden, im Westen an Kazen und im Südwesten an Erimia. Jede Region hatte eigene Merkmale und Vorteile und in Lecres kamen sie alle zusammen.
Es dauerte nicht lange, bis der Prinz das erste Dorf erreichte. Er drosselte seine Geschwindigkeit, als er hinein ritt. Es war kaum was los auf den Straßen. Einige Kinder spielten auf dem Dorfplatz, alle ziemlich dünn. Die Menschen die er sah, sahen erschöpft aus. Hatten sie nicht genug zu essen? Was war wirklich im Königreich los? Er wusste, es gab Hunger und Armut, sein Vater hatte das Volk in den Ruin getrieben, allerdings konnte er sich nie vorstellen, wie es wirklich aussah.
Er stieg ab, um sich alles näher anzusehen. Armut. So viel Armut. Ihm schauderte es. Kleine Kinder umrundeten ihn, bettelnd. Er wusste, er sollte es nicht tun, doch griff er in den Beutel mit dem Geld und warf ihnen die Münzen hin. Sie stürzten sich dankbar auf diese. Ein kleiner Junge sah ihn mit großen Augen an. "Du nett", sagte er mit seiner kindlichen Stimme. Adriel kniete sich hin. "Ich gebe mein bestes, kleiner. Ich bin nur auf der Durchreise", erklärte er. "Und habe es sehr eilig. Hier, nimm das", er gab dem kleinen ein Stück Brot. "Iss. Mehr kann ich momentan nicht tun", der Prinz stieg wieder auf, sichtlich betroffen. Er wusste, es war nicht seine Schuld. Sein Vater war Schuld, er hatte das ganze Königreich ins Verderben getrieben.
Als sich der Tag langsam zum Ende neigte, traf er in einem alten Gasthof ein. Er war schnell geritten und sein Pferd war erschöpft, doch auch er selber war müde von dem Ritt. Also brachte er Sissi in den Stall und betrat, mit bedecktem Gesicht, das Gasthaus. Dort herrschte reges Treiben. Überall saßen Männer und tranken Bier, selten in Begleitung einer Frau. Der Prinz verzog unmerklich das Gesicht, ehe er sich eine Nische suchte, von wo er alles beobachten konnte. Er bestellte sich etwas zum Essen, ehe sein Blick durch den Raum glitt. Die anderen Männer waren ausgelassen, doch redet sie auch.
"Der König bekommt das nicht geregelt, wieso sollten wir nicht das Schloss stürmen? Dort sitzt man nur herum und beobachtet, wie die Bevölkerung ärmer und ärmer wird", sagte ein großer, kräftiger Mann. Adriel verzog das Gesicht. Wenn die wüssten. Sie versuchten doch zu helfen, nur hatten sie auch nicht alle Mittel dafür.
"Ich finde, der König braucht eine Frau und die Prinzen auch. Das würde mich beruhigten", erwiderte ein anderer und zustimmendes gemurmel stellte sich ein.
"Eine bürgerliche sollte es sein! Und wir sollten mit dabei sein!", der Prinz lauschte und machte sich Notizen. Das brachte ihn auf einige Ideen. So könnten sie vielleicht das Volk befriedigen. Aber am wichtigsten war ersteinmal, diese Hikari zu finden und von sich zu überzeugen. Bestimmt war sie auch nicht gerade positiv auf das Königreich gestimmt. Aber wenn sie wirklich so hilfsbereit war, würde sie bestimmt allen helfen wollen.
Er ging nach dem Essen in den Stall, um bei seinem Pferd sein Nachtlager aufzuschlagen. Wenn er im hohen Tempo weiter ritt, würde er frühestens am nächsten Abend ankommen und er hatte vor so schnell es ging dort zu sein. Dann konnte er sich schneller der Suche widmen. Sanft striegelte er seine Stute. "Morgen wirst du schnell laufen müssen, süße, ruh dich aus, damit du dafür fit bist", sprach er leise zu ihr und das Pferd legte den Kopf auf seine Schulter. Die beiden waren einfach unzertrennlich, er konnte sich auf sein Pferd verlassen.
Am nächsten Tag sattelte der Prinz sein Pferd bei Sonnenaufgang. Die meisten Gäste des Gasthauses waren noch im Bett, er war der erste, der leise den Hof verlies. Auf dem Feldweg galoppierte er an. Die Luft war noch kühl und die Wege frei, perfekt für ihn um schnell voran zu kommen. Selbst die Bauern waren noch nicht auf den Feldern. Schnell ritt er weiter Richtung Nordosten, bis er an einer kleinen Kreuzung ankam. Kurz parrierte er sein Pferd, um die Wegweiser zu lesen. Der eine Weg führte nach Süden, der andere nach Valo. Schnell galoppierte er wieder an Richtung Valo.
In Valo war wieder reges Treiben in der, doch recht großen, Stadt. Hikari lief über den Markt, wo sie von vielen Leuten gegrüßt wurde.
Durch ihre warmen braunen Augen, musterte sie die anderen Leute. Die Menschen die in ihren Geschäften arbeiteten, die Kinder die, Räuber und Polizei, auf der Straße spielten, die Frauen die ihren Einkauf tätigten.
Der Wind fuhr sanft durch ihre blonden Haare und ließ ihr weißes Kleid elegant wedeln. Mit einer Hand strich sie sich die Haare hinter ein Ohr, da sie ihr ins Gesicht fielen.
Sie wollte ebenfalls ein paar Einkäufe machen, wurde allerdings immer wieder von Leuten in ein Gespräch verwickelt.
Hikari durchstreifte die Gassen der Stadt. Schaute immer mal wieder in einige Geschäfte, wo sie auch manchmal etwas kaufte.
Gerade als sie aus einem Geschäft kam, welcher das beste Obst in Valo anbot, rannte ein kleiner Junge an ihr vorbei.
Sein Gesicht war von Tränen überzogen und man hörte ihn kurz schluchzen. Etwas verwirrt sah sie ihm hinterher, sie machte sich Sorgen, was der kleine hatte. Doch den Grund erfuhr sie doch recht schnell, als drei weitere Jungs, gut einen Kopf größer als der andere gehässig lachend ihm hinter her rannten.
Hikari ließ ihre Einkäufe im Laden unterstellen und rannte dann den Kindern hinterher. Allerdings wählte sie dafür nicht die Straßen, sondern kletterte sie an einer Regenrinne auf die Dächer. So konnte sie die Kinder besser verfolgen. Doch um keine Unruhe unter den Bewohnern zu verursachen, nutzte sie ihre spezielle Kraft und machte sich, dank des Lichts der Sonne unsichtbar. Dabei leuchtete der Schmetterling auf ihrem rechten Handrücken auf.
Die drei größeren Jungs, kesselten den Kleinen in einer Sackgasse ein. Sie stürzten sich auf ihn und verprügelten ihn.
Schlugen ihm ins Gesicht, in den Magen, traten ihn und bespukten ihn. Der Kleine weinte leise und ließ alles über sich ergehen. Doch plötzlich bleiben die Schläge und Tritte aus.
Vorsichtig öffnete er seine Augen und traute ihnen nicht, als er sah was gerade passierte.
Die Truppe an Jungs stand nur regungslos da und starrten in die Leere. Sie sagten nichts und zitterten nur.
Vor ihm erschien Hikari, welche sich wieder sichtbar machte.
"Hey, alles ist gut. Sie können dir nun nichts mehr anhaben", erklärte sie dem Jungen und nahm in in den Arm. Der kleine Junge drückte sich an sie und weinte seinen Frust aus und gleichzeitig auch seine Erleichterung.
Als er sich beruhigt hatte nahm sie ihn an die Hand und ging mit ihm seine Eltern suchen.
Würde der König sich mehr um sein Volk kümmern, würde er mehr Wachen in den Städten positionieren. Dann gäbe es solche Fälle wie das mit dem Jungen nicht mehr so häufig.
Das waren Hikaris Gedanken dabei, während sie den drei Mobbern den schlimmsten Tagtraum ihres Lebens verpasste.
Als sie mit ihnen fertig war ließ sie sie wieder frei und die Jungs entschuldigten sich bei ihr, bevor sie dann schnell die Flucht ergriffen.
Sie seufzte einmal tief durch, richtete ihr schönes weißes Kleid und machte sich dann wieder zurück zum Obstladen, um ihre Einkäufe ab zu holen.
Auf ihren Weg nach Hause, traf sie wieder auf viele Leute und es machte ihr Spaß, jedem helfen zu können oder einfach nur kurz zu quatschen. Auch durch kleine Gesten den Bürgern gegenüber, pflegte sie die Beziehungen und machte sich beliebt bei ihnen.
Ihr zu Hause befand sich allerdings nicht in einem der Häuser, sondern im großen Kirchturm der Stadt. Dort schien frühs und abends die Sonne hin und sie hatte ganz Valo im Auge. Sie liebte es einfach die Menschen zu beobachten und einfach auch mal die Ruhe zu genießen.
Ihr Zimmer war direkt unter den Glocken, was sie allerdings wenig störte und auch die Zimmergröse war ihr ausreichend.
Es dämmerte langsam und der Himmel begann sich in ein schönes Orange zu verfärben.
Am nächsten Tag, Punkt sechs Uhr leuteten die Glocken und das Leben in Valo erwachte langsam. Die ersten Händler bauten schon ihre Stände auf um sich als erste die besten Plätze zu ergattern. Heute war nämlich großer Markt in Valo und von überall her kamen Händler und verkauften ihre Waren.
Es war wie ein Volksfest und an diesem Tag merkte man Valo es etwas weniger an, wie zerrüttet es eigentlich war. Überall sah man Schäden, der Straßen, der Häuser , Brücken und Dächer.
Auch Hikari wachte auf und sah wie die ersten Sonnenstrahlen in Uhr Zimmer schienen. Sie setzte sich auf und hielt ihre Hand, mit dem Schmetterlingssymbol, in die Wärme. Es fühlte sich gut an und löste in ihr Fröhlichkeit aus.
Sie war gespannt was der Tag für sie heute erwartete.
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