Teil 17: Die Entscheidung
Ich wurde von einem stechenden Schmerz aus der Ohnmacht gerüttelt. Von einem stechenden Schmerz im Herzen. Mein Gesicht war tränenüberströmt.
Als ich auf sah konnte ich nicht fassen was ich da sah. Oder besser gesagt, wen ich da sah.
An Händen und Füßen gefesselt stand Cherry dort in der Ecke. Meine alte Mentorin. Sie blinzelte mich traurig an. ,,Was machst du denn hier," rief ich entsetzt. ,,Sie haben mich gefangen genommen. Wie dich auch. Würden sie dich nicht bekommen hätten sie mich als Geisel benutzt um deine Seele zu rauben. Aber jetzt bin ich überflüssig und muss sterben." Sie blickte schluchzend auf den Boden. ,,Gibt es nicht irgendeine Lösung uns hier rauszubekommen?" Sie schüttelte den Kopf. ,,Nur wenn du ihnen deine Seele gibst lassen sie mich frei. Aber das kann ich von dir nicht erwarten." Jetzt war es eine ganze Zeit lang still zwischen uns. ,,Hast du vielleicht einen Jungen gesehen, ungefähr in meinem Alter und mit dunkelbraunen Haaren?" fragte ich plötzlich aufgeregt. ,,Nein, tut mir leid Liebes. Ich war die ganze Zeit hier drinnen," antwortete sie.
,,Also weißt du auch nicht wo ihre Seele Sammlung ist." Bei dieser Feststellung zuckte Cherry plötzlich zusammen, schüttelte dann aber schnell den Kopf.
Auf einmal wurde die eiserne Tür aufgeschlagen und zwei braunäugige Monster schritten herein. Zu meinem Pech musste ich bemerken das ich die Elemente noch immer nicht heraufbeschwören konnte. Verdammt nochmal, immer wenn ich in einer Situation bin, in der ich meine Kräfte brauche funktioniert es nicht. Schweigend entfesselten die beiden Cherry und führten sie aus dem Raum. Cherry schrie kläglich: ,,Bitte tötet mich nicht. Bitte." Gerade als sie die Tür wieder schließen wollten, schrie ich: ,,Stopp! Nehmt meine Seele und lasst Cherry frei. Bitte, sie ist doch unschuldig und hat mit der ganzen Sache nichts zu tun. Ich verspreche euch, Ich gebe sie euch freiwillig. Ich habe nichts mehr wofür es sich zu leben lohnt" Langsam und mit einem triumphierendem Grinsen in ihrem Gesicht, wenn man es so nennen konnte, drehten sie sich um. Zu meinem Entsetzen grinste auch Cherry. Boshaft und siegessicher.
,,Genau das wollten wir hören, Liebes," lachte sie, ,,ich weiß ich weiß, wie konntest du mir das antun, Ich dachte wir wären Freunde...spar dir das rumgeheule." Plötzlich ergab alles einen Sinn. Deshalb wollte sie unbedingt meine Mentorin bleiben und war so unglaublich wütend als Ms. Halligen es ihr nicht mehr erlaubt hat. Und deshalb wollte sie mein Vertrauen gewinnen. Alles war geplant. ,,Du hast meine Eltern getötet, du hast mir meine beste Freundin genommen. Und Jason. Du hast mir alles genommen was mir lieb war," kreischte ich ihr ins Gesicht, ,,was habe ich dir denn getan das du mir so weh tust?" ,,Na na, kein Grund gleich auszurasten. Und um deine Frage zu beantworten: du hast mir gar nichts getan. Es ist deine verlockende Seele der du das zu verdanken hast. Sie ist stark, jung, mutig...und besonders. Außerdem war doch nicht ich es, es waren meine Untertarnen," als sie das sagte knurrte eines der Monster, woraufhin sie noch hinzufügte: ,,Äh..ich meine natürlich meine lieben Helfer. Und jetzt führt sie endlich in den Gerichtssaal!" ,,Ihr werdet meine Seele nicht bekommen! Niemals!" schluchzte ich und bemerkte, dass das nicht gerade überzeugend geklungen hat. ,,Mach dir darum mal keine Sorgen. Du hast mir eben ein Versprechen gegeben das du nicht mehr rückgängig machen kannst. Was für ein dummes Mädchen du bist. Es gibt Zauber," trällerte sie. Wie konnte ich nur so leichtsinnig gewesen sein. Ms. Halligen hat mir doch von jede Menge Zaubern erzählt, mit denen man sowas konnte. Wenn die Person auf der der Zauber liegt ein Versprechen gibt, kann die Person es nicht mehr zurücknehmen. ,,Wie konnten sie nur," hauchte ich, ,,dann müssen sie mir aber auch etwas Versprechen: töten sie mich und Oèane wenn sie meine Seele haben. Sie hat es nicht verdient ein Seelenloses Leben zu führen. Niemand hätte das verdient. Wenn man es überhaupt Leben nennen kann. Hölle wäre ein passenderes Wort dafür." ,,Wenn das dein einziger Wunsch ist...gerne."
Der Gerichtssaal war ein riesiger Raum mit Regalen an den Wänden. Doch darin standen nicht etwa Bücher oder Ordner. In diesen Regalen standen kleine Fläschchen mit einer schwabbeligen, weißen Flüssigkeit. ,,Herzlich Wilkommen in dem Gerichtssaal, oder auch genannt, der Seelensammlung," rief Cherry. Das war sie also. Die sagenumwobene Seelensammlung. Mein Ziel.
Überall an den Wänden und Türen standen Monster. Alle mit braunen oder gelben Augen. Sie waren schwächer als die rot- oder blauäugigen, die die mich gejagt haben. ,,Wir haben eine kleine Vorführung vorbereitet, und würden uns riesig freuen wenn du dich darüber freust." Plötzlich wurde Jason in die Halle gezerrt. Gesund, aber mit einem ängstlichen blitzen in den Augen. ,,Jason," kreischte ich und wollte zu ihm rennen, doch ich wurde zurückgehalten. ,,Nicht gleich so stürmisch," lächelte Cherry und begutachtete ihn. ,,Du kannst dich gleich von ihm verabschieden, allerdings...wird dann nicht mehr alles so sein wie jetzt." Sie zog einen glänzenden, scharfen Dolch hervor und strich vorsichtig über ihn. ,,Schade das du gleich nicht mehr so schön sauber sein wirst," murmelte sie und schoss vor. In dem Moment schien die Zeit still zu stehen. Mit einem verzweifeltem Schrei riss ich mich los. Niemand konnte mich jetzt mehr halten. Wie von alleine schoss alles aus mir heraus: Feuer, Luft, Erde und Wasser. Diese vier Kräfte bündelte sich zu einem unaufhaltsamen, zerstörerischen, tödlichen Sturm und dieser raste nun auf Cherry zu. Sie hatte gestoppt und ihre Aufmerksamkeit dem Sturm zugewendet, bevor der Dolch sich in Jason's Hals bohren konnte. Jetzt schrie sie wie am Spieß und versuchte mit ihrer Wasserkraft den Sturm zu besiegen. Man sah an ihrem Gesicht wie sehr sie kämpfte und ich dachte schon fast sie würde es schaffen, als die Mauer um sie herum zerschellte wie ein Glasfenster und der Sturm über sie hereinbrach. Ich schloss die Augen, denn man konnte schon ein klein wenig Mittleid mit ihr haben. Die Monster waren die ganze Zeit lang wie erstarrt gewesen. Wie Schaufensterpuppen die ihrer Chefin beim Sterben zusahen. Wahrscheinlich hatte die Macht der Elemente sie gefesselt. Plötzlich geschah etwas Unglaubliches. Nachdem Cherrys Schreie endlich erstickt waren, fing es an leise zu rascheln. Immer lauter wurde das Geräusch, bis ein Donnern den Saal erfüllte. Die Füße der Monster wurden grau und hart, bis auch der Rest ihrer Körper wie versteinert war.
Plötzlich fing der Saal an zu wackeln, die Regale schaukelten vor und zurück. So schnell wie möglich rannte ich zu Jason und band ihn los, denn eins war klar. Wir mussten hier raus. Er sprang auf und sah mich dankbar an. Dann nahm er meine Hand und wollte losrennen, doch ich riss mich los und preschte durch die Scherben einiger zerbrochenen Flaschen. Océanes Seele. Ich musste sie unbedingt finden. Tausende der Flaschen vielen zu Boden und zerschellten. Die freiliegende Flüssigkeit löste sich auf. Bitte lass Océanes Seele noch leben.
Plötzlich ging alles ganz schnell. Links von mir rauschte eine Flasche herab. Mein Herz schlug schneller und ich spürte sie. Océanes Seele schrie um Hilfe.
Gleichzeitig war da Jason der wie erstarrt nach oben schaute. Ein riesiges Regal würde auf ihn fallen, wenn er sich weiter nicht bewegte. Und beide brauchten jetzt meine Hilfe. Ich musste mich entscheiden. Océane oder Jason. Ich konnte nicht beide retten.
Kurzentschlossen streckte ich meine Hände aus um das Regal und die Flasche mit Magie abzufangen. Eigentlich war schon vorher klar, ich würde es nicht schaffen. Die Flasche vielleicht, aber das Regal war zu schwer.
Luft strömte aus meinen Händen und drückte die beiden Gegenstände in die Höhe. Meine Arme schmerzten unaushaltbar,
doch ich würde nicht aufgeben. Das Regal drückte mich zu Boden und mit letzter Kraft schrie ich: ,,Jason laaauf!" Dann wurde das Band unterbrochen und das Regal krachte auf den Boden. Der Sturm war vorbei. Schnell schnappte ich Océanes Flasche und weinend kniete ich mich vor Jasons Grab. Wieso? Ich hatte kläglich versagt. Meine Kräfte waren nicht stark genug gewesen. ,,Es tut mir leid," hauchte ich schluchzend, doch da hörte ich ihn. ,,Was tut dir leid?" Zitternd drehte ich mich um. Dort stand er. Mit zerkratztem Gesicht, aber am Leben. Mein Herz schlug schneller als ich zu ihm lief, mich vorbeugte und ihn küsste. ,,Ich liebe dich," hauchte ich. Er lächelte. ,,Du hast es geschafft. Ich...Ich liebe dich auch. Du bist das mutigste Mädchen dem ich je begegnet bin." ,,Nein," murmelte ich, ,,wir haben es geschafft. Und jetzt retten wir Océane."
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