Kapitel 8 ✔︎
Tatsächlich lag ich richtig mit meiner Antwort. Ich war heilfroh, denn ansonsten hätte ich mich blamiert. Nicht dass es das erste Mal war, aber, naja.
»Was haben wir jetzt?« fragte Josie in die Runde. »Elementbändigung« antwortete ihr Leni. »Mit?« wollte Luke wissen. »Ich bin nicht euer Stundenplan« fauchte Leni gereizt und setzte sich ihre Brille wieder richtig auf, nachdem sie sie geputzt hatte.
»Wir werden es doch eh sehen« brummte ich und gähnte herzahft auf. Gott, freute ich mich auf mein Bett.
»Tim« sagte ich anschließend. »Du willst mich nicht zufällig tragen?«
Mein Zwilling starrte mich fassungslos an, ebenso wie der Rest der Bande. Nur Cas konnte sich ein amüsiertes Grinsen nicht verkneifen, ebenso wie Ruby.
»Du- ugh. Komm her« stöhnte er genervt und beugte sich ein wenig hinunter. Erfreut über seine Bereitschaft mich Huckepack zu nehmen, schaffte ich es irgendwie auf seinen Rücken.
Nun liefen wir zu acht durch das Gebäude. Dumm nur, das wir nicht wussten, wohin.
»Ey« rief da auch mein Bruder. »Stop. Wisst ihr überhaupt, wo lang wir müssen?«
Nun sahen alle zu Leni welche den Kopf schüttelte. »Was schaut ihr mich an? Ich dachte ihr wisst, wo wir hinmüssen«.
»Hier seid ihr«.
Diese Stimme kannte ich, und diese Stimme hörte ich wirklich nicht gern.
Kyan und sein Sitznachbar kamen um die Ecke.
»Ihr seid in 'ne völlig andere Richtung. Und wir dachten uns, bevor ihr in diesem Labyrinth untergeht, folgen wir euch« erklärte Kyans Sitznachbar.
Er hatte schokobraune Haare und ziemlich markante Gesichtszüge. Seine Augen sahen ziemlich schwarz aus, aber nach zwei Sekunden Überlegung war ich der Meinung, er hatte doch eher dunkelbraune Augen.
»Und du bist?« fragte Leni scharf.
»Lennox, höchst erfreut«. Er nickte leicht mit dem Kopf, während ich nur den Mund verzog und Tim aufseufzte.
»Wir kommen zu spät« erinnerte er uns schließlich. »Ihr geht voran« sagte Zuko und trat ebenso wie sein Bruder zur Seite. Ich legte mein Kinn auf Tims Kopf ab und schloss die Augen.
»Das tut weh«. »Heul leise«. »Ugh«.
Zufrieden grinste ich und tätschelte die Schulter meines Bruders.
»Hier lang, mit der Abkürzung dürften wir schneller sein«. Kyan und Lennox gingen vor. Cas gesellte sich zu ihnen, was mich zugegeben überraschte. Zuko und Luke gesellten sich zu uns, während Ruby, Josie und Leni vor uns liefen.
Zusammen schafften wir es tatsächlich, pünktlich zum Unterricht zu kommen.
Er fand in einem riesigen Saal statt, der aussah wie ein Urwald oder etwas Ähnliches. Natürlich war mir klar, dass alles eine Illusion war, aber es sah sehr echt aus.
Auf dem Boden lagen viele Kissen in Abständen von einem bis zwei Meter. Und ganz vorne, auf einer Art Podest, stand Mrs. White.
»Liebe Schüler, bitte setzt euch auf die Kissen«.
Tim ließ mich von seinem Rücken hinunter. Ich setzte mich neben ihn und Cas, vor uns jeweils Ruby, Leni und Josie.
Als auch der letzte Trottel aus unserer Klasse einen Platz fand, begann Mrs. White mit dem Unterricht.
»Herzlich Willkommen zur Elementbändigung. Dies wird unteranderem das wichtigste Fach während eurer Schulzeit hier sein. Wir werden in jedem Quatal des Jahres ein anderes Element behandeln, angefangen mit Wasser, dann Erde, Luft und schließlich Feuer. Wenn ihr Fragen dazu habt, dann nur zu. Ich versuche, sie zu beantworten«.
»Also... wie wird das denn ablaufen? Sitzen wir jetzt einfach hier und machen dann irgendwas?« fragte ein Typ aus unserer Klasse. Lennox, der hinter mir saß, hustete laut auf. Ob vor Belustigung, oder ob er wirklich Husten musste, ließ sich nicht raushören.
»Nun, ihr werdet es nicht bemerkt haben, aber ihr befindet euch hier auf einer Lichtung in einem der ältesten Wälder unseres Kontinents. Der Wald Euthymia birgt eine Elementarenergie, die ihr euch nicht einmal in euren kühnsten Träumen vorstellen könnt. Nur hier werdet ihr lernen, mit euren elementaren Kräften umzugehen«.
Also war das hier keine Illusion? Verwirrt schaute ich mich um. Wir sind einfach so durch die Tür spaziert und haben uns hingesetzt, ohne zu merken, dass wir wirklich in einem Wald waren.
Tim und ich wechselten kurz Blicke aus. Wir dachten das selbe, soviel stand fest.
Als weitere Fragen vollständig geklärt wurden, fing der eigentliche Teil des Unterrichts an.
»Ich möchte, das ihr eure Augen schließt«.
Wenn das jetzt eine Meditationsstunde wird, dann kann ich nicht garantieren wach zu bleiben.
»Verbannt eure Gedanken aus dem Kopf. Er muss völlig leer sein«.
Meine Gedanken drehten sich tatsächlich gerade nur um mein Bett, welches ich höllisch vermisste. Aber das musste dann wohl für die Stunde zur Seite geschoben werden. Auf Wiedersehen, Müdigkeit.
»Als Elementarys seid ihr diejenigen, die alle Elemente bändigen können. Dementsprechend werden vor euch, je nachdem wie sehr ihr euch konzentriert, im Laufe der nächsten zwei Minuten vier Lichtkugeln auftauchen, wie diese, die bei der Aufnahmezeremonie vor euch waren. Konzentrieren tut ihr euch auf eure Umgebung. Nehmt die Elemente wahr«.
Ich schloss die Augen und setzte mich bequem hin. Es raschelte eine ganze Weile, dann war es vollkommen still. Ich atmete leise und ruhig.
Dann nahm ich etwas war. Das Rascheln der Blätter und das leise Plätschern eines Baches. Die Erde unter mir, welche ich sogar durch das Kissen merkte.
Und ein leichter Luftzug, welcher angenehm auf der Haut tat. Der Luftzug wurde stärker und wirbelte meine Haar durcheinander, während ich immer mehr die Elemente um mich herum wahrnahm.
Dann war alles weg.
Obwohl ich spürte, wie ich die Augen aufmachte, sah ich nur schwarz. Vor mir tauchten vier Lichtkugeln auf, weswegen ich ersteinmal erleichtert aufatmete. Allein im Schwarzen zu sein war nicht toll.
Die Lichtkugeln wurden größer, und je näher sie kamen, desto mehr erkannte ich die Farben der jeweiligen Elemente.
Die Kugeln blieben stehen, wuchsen aber beständig weiter. Sie wurden heller und heller und blendeten mich, sodass ich gezwungenermaßen die Augen zusammen kneifen musste, um nicht zu erblinden.
Vor mir tauchte eine Gestalt auf. Sie hatte vier Beine, einen eleganten, dünnen Körper und Flügel.
Mir kam das Bild vom Elementkunde Unterricht in den Kopf.
Es war der Drache, den ich gesehen hatte.
»Hallo, Nina Winter, Soulriderin der Luft und des Windes«.
Er sprach.
Verdutzt schaute ich ihn an, wollte etwas sagen, hob meine Hand und ließ es schließlich bleiben.
»Mein Name ist Trinn. Ich bin der Schutzpatron der Luft und von nun an dein Gefährte. Es freut mich, dich kennenzulernen«. Der Drache neigte seinen silbernen Kopf, wodurch die geschwungenen, pechschwarzen Hörner deutlich zur Geltung kamen.
Ich schluckte schwer und räusperte mich.
»Ähm... ja. Hey. Also... ich weiß nicht was hier vor sich geht, aber ich bin der Meinung, ich bin nicht die Person die du suchst«.
Trinn schnaubte belustigt auf, wodurch leichter Dampf aus seinen Nüstern trat.
»Ich denke, du bist die richtige Person. Du wurdest dazu bestimmt, eine Soulriderin zu sein. Du hattest einen Traum, nicht wahr?«
Ich nickte, unfähig etwas zu sagen.
»Du, und die anderen Soulrider sind die vier Bruchstücke der Seele. Es gibt einen Grund, warum wir euch in diesem jungen Alter aufrufen. Ich werde dich heute Nacht zu uns rufen. Bis bald, Nina«.
Der Drache löste sich auf und verwandelte sich wieder in die silber- weiße Kugel, welche das Element der Luft darstellte.
Ich stand reglos da und starrte die Kugeln an.
Der Drache... Trinn war der Schutzpatron der Luft? Mein Gefährte? Ich war... wie hieß das? Soulrider...
Mein Kopf explodierte gefühlt vor Fragen und Gedanken. Ich atmete ruhig aus und versuchte, mich zu entspannen. Zum Glück klappte dies auch. Meine Sicht verschwomm. Langsam erkannte ich den Wald wieder, in welchem wir saßen.
Doch etwas hatte sich verändert.
Ich nahm verschiedene Präsenzen wahr. Verschiedene Auren, welche alle auf mich einwirkten.
Es war eine Art Stärke der Elemente, die mich unterdrücken wollte. Ich versuchte, weiter ruhig zu atmen, was nur bedingt funktionieren wollte. Es fiel mir schwerer zu atmen und das Piepen in meinem Ohr fing wieder an, sowie ein Kopfdröhnen, welches meinen jetzigen Zustand nicht verbesserte.
Benommen sah ich, wie Mrs. White auf mich zu kam. Ihre Hände glühten grün und legten sich auf meinen Kopf. Abrupt hörte alles auf.
Ich konnte wieder unbeschwert atmen, keuchte aber immer noch leicht.
Das war zu viel.
Definitiv zu viel.
»Nina, hörst du mich?«
»J-ja« antwortete ich schwach nickend und hustete auf.
»Kyan, du hast die Verantwortung über die Klasse. Ich bringe Nina zum Krankensaal«.
Kyan? Oh, ich war ja mitten im Unterricht...
Ich hatte noch nicht einmal Kraft dazu, mich über Kyan aufzuregen. Mrs. White machte einige Bewegungen mit ihrer Hand, da wurde ich wie aus dem Nichts hochgehoben.
Keine Minute später befanden wir uns draußen auf dem Schulhof.
Verwirrt über den Ortwechsel runzelte ich die Stirn.
Mrs. White brach die Luftkontrolle, mit der sie mich aus dem Gebäude brachte, ab und setzte sich neben mich auf eine Bank.
»Hier«.
Sie gab mir ein Taschentuch, und deutete auf meine Nase. Mit dem Tuch wollte ich zum Schnauben ansetzen, bemerkte aber, wie es durchweicht wurde. Als ich das Taschentuch betrachtete, sah ich Blut.
Ich hatte Nasenbluten?
»Soulrider. Das ist dir ein Begriff, nicht?«
Erschrocken hustete ich auf und musste mir Tränen aus den Augen blinzeln, als auch noch eine Windböe meine Augen gefühlt austrocknete.
»Woher-«.
»Mein Großvater war der Soulrider der Erde... es ist mir bekannt, wie sich Soulrider verhalten. Ich wollte ein ruhiges Gespräch mit dir führen. Fühlst du dich dazu in der Lage?« Mrs. White sah mich mitfühlend an. Ich nickte stumm, legte das Taschentuch neben mich und begann zu erzählen.
»Ich hatte diesen Traum...«.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top