Kapitel 7 ✔︎

Am nächsten Morgen wachte ich normal auf, merkte aber schon in den nächsten fünf Minuten das ich totmüde war.
Dieser miese Traum raubte mir meinen kostbaren Schlaf.
Dementsprechend war ich auch nicht sehr gut gelaunt, was Tim natürlich sofort auffiel.

Beim Frühstück setzte ich mich wortlos neben ihn und Josie und stocherte in meiner Müslischale herum.

»Geht's dir gut?« fragte mich Zuko von der gegenüberliegenden Seite. Ich starrte ihn einige Sekunden lang in die Augen, bevor ich brummte und einen Löffel meines Müslis zu mir nahm.

»Was haben wir heute für Unterricht?« wollte Ruby derweil interessiert wissen.
»Uh...« machte Cas der sich nachdenklich am Hinterkopf kratzte.
»Block Elemengeschichte und Block Elementbändigung. In drei Wochen setzten auch die Teilfächer ein, wir können uns aussuchen ob wir dann kleine Tiere pflegen, oder ganz normal Sport machen« antwortete Leni mit monotoner Stimme.

»Wer kümmert sich denn freiwillig um kleine Viecher« fragte Zuko verständnislos und hob eine Augenbraue.

»Ich« schoss es aus mir und Leni gleichzeitig heraus.
Ich starrte Zuko erneut an, ließ es dann aber bleiben und stand auf.

»Ich gehe hoch. Kommt ihr mich abholen?« fragte ich an Ruby, Josie und Leni gewandt.

»Natürlich, Schwesterherz« antwortete mir Tim, bevor meine drei Freundinnen irgendetwas sagen konnten. Ich boxte ihm unsanft in den Oberarm, woraufhin er beleidigt murrte.

»Klar, bis gleich« sagte dann Josie zu mir und lächelte mich freundlich an. Ich nickte nur stumm und bahnte mir meinen Weg durch die vielen Schüler, die wegen des Frühstücks hin und her wuselten.
Kaum verließ ich den großen Saal, lief ich gegen jemanden und knallte mit dem Hintern auf den Boden.
Ich stöhnte genervt auf und biss mir auf die Unterlippe, als ich hochsah und den Kerl vor mir musterte.

»Du!« Das sagte nicht nur ich, sondern auch Kyan, der vor mir stand und mich missbilligend musterte.
»Geh mir aus dem Weg« knurrte ich und rappelte mich auf. Meine Laune verschlechterte sich um Einiges, als meine Augen auf die seine trafen. Scheiß aufmüpfiger Kerl. Ich renne aber auch immer gegen ihn.

»Dann lauf nicht in mich rein« antwortete Kyan harsch. Seine eisblauen Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen, während er sich an mir vorbeibewegte, natürlich nicht ohne mich nocheinmal an der Schulter anzurempeln.

»Arsch« brummte ich, so laut, das er es noch hörte.
Er ignorierte es und kurz darauf vernahm ich das laute Knallen der Tür, welches mir zeigte, dass Kyan verschwunden war.
Ich schnaubte genervt auf und lief die Treppen hoch in die Schlafsääle.

Als ich ins Bad ging um mir die Hände zu wachsen, bemerkte ich, wie fertig ich eigentlich aussah.
Der Traum nahm mich äußerlich mehr mit, als innerlich. Irgendwie lustig.

...

Nein, es war nicht wirklich lustig.

Ich nahm mir die Freiheit und durchwühlte zuerst Rubys und dann Josies Tasche. Als ich bei ihr endlich ein Pickel- Abdeckzeugs entdeckte, schmierte ich mir das auf meine leichten Augenringe.

»Sollte funktionieren« murmelte ich meinem Spiegelbild zu und strich mir nocheinmal durch meine Haare.
Dann hörte ich, wie die Zimmertür aufging und Ruby laut: »NINAAA« rief.

»Komme« antwortete ich etwas leiser als sie und gähnte ein letztes Mal auf. Vor der Zimmertür traf ich dann Ruby, Tim und Cas an.

»Wo ist der Rest von euch?« fragte ich verwirrt. »Nicht alle holen dich ab und spielen Bodyguard, Schwesterchen« entgegnete Tim und erntete direkt einen genervten Blick.

»Die anderen sind schon vor. Leni und ich waren die einzigen, die wussten wo wir hin müssen. Und da Josie nicht allein sein wollte, sind die Anderen vorgegangen und wir sind hier um dich abzuholen« erklärte Cas mit ruhiger Stimme.
»Danke« sagte ich trocken und schnipste Tim gegen die Stirn.

Zu viert gingen wir also zum Unterricht. Obwohl wir nur fünf Minuten unterwegs waren, so versicherte es mir Ruby, fühlte es sich an wie eine halbe Stunde.
Als wir endlich da waren erkannte ich erfreut, dass Josie und Leni uns einen Platt in der vorletzten Reihe freigehalten hatten. Nun saßen Ruby und ich direkt neben Josie und Leni. Neben den zweien saßen leider die blonden Püppchen aus Julias Zimmer. Die hieß doch Julia. Oder Jules? Oh Gott, wieso kann ich mir das nicht merken.

»Hallo allesamt!«

Kaum hatten Cas, Tim, Ruby und ich uns hingesetzt, da kam bereits eine überraschend junge Lehrerin in den Raum hinein.

»Mein Name ist Mrs. Goldfield, und so wie es aussieht, haben wir in den nächsten Jahren zusammen Unterricht!« Mrs. Goldfield strahlte uns mit weißen Zähnen an. Sie hatte blonde, natürliche Haare, im Gegensatz zu den Mädchen aus unserer Klasse.

»Also gut. Wer kann mir denn etwas über die Elemente erzählen?« fragte sie und klatschte enthusiastisch in die Hände.
Ein paar Hände schossen in die Hände, ebenfalls die von Leni, welche rangenommen wurde.

»Es gibt jeweils vier Elemente; Feuer, Wasser, Erde und Luft. Jedes Element ist einzigartig. Besonders Elementarys haben Schwierigkeiten, alle vier Elemente zu beherrschen, denn für jedes Element muss eine andere Herangehensweise aufgeführt werden. Das ist der Grund, warum wir auch nur die Basis aller vier Elemente besitzen. Unser Körper kann die Kraft für eine richtige und natürlich starke Kontrolle jedes einzelnen Elements nicht aufbringen«.

Perplex starrte ich Leni an. Verdammt, jetzt fühlte ich mich nicht gerade schlau.

»Sehr gut!« lobte Mrs. Goldfield meine Freundin. Unsere Lehrerin war anscheinend auch baff.
»Nun, für jedes der vier Elemente gibt es ebenfalls einen Schutzpatron. Sie sind die Herrscher ihrer Elemente und bestehen aus purer Elementarkraft. Kann mir jemand sagen, wer die Schutzpatrone sind?«

Nun meldete sich ein Mädchen zwei Reihen vor uns. Hieß sie nicht Hailey?

»Ich habe gehört, der Schutzpatron des Wassers ist ein Pferd, und der der Erde ein Bär...« murmelte sie, gerade so laut, dass ich es noch verstehen konnte.

Ein Pferd und ein Bär? Hm...

Ich runzelte die Stirn. Das alles war mir nicht bewusst. Klar, ich wusste bis vor zwei Tagen noch nichteinmal, dass ich überhaupt eine Elementary war.

»Phönix«.

Ich sah hinüber zu Kyan, der schräg vor mir neben jemanden saß, den ich noch nicht wirklich kannte. Ich hatte den Typen öfters mit meinem Bruder zusammen gesehen. Ich sollte Tim mal darauf ansprechen, wer das war.

Doch es war Kyan, der gesprochen hatte. Seine Stimme klang im Gegensatz zu hete morgen viel ruhiger und gelassener. Das machte ihn aber nicht wirklich symphatischer.

»Bravo! Und für Luft? Weiß das jemand?«

Ich drehte mich nach hinten, natürlich darauf bedacht möglichst unauffällig zu sein und wollte ihn gerade darauf ansprechen wer der Junge neben Kyan war, da hörte ich meinen Namen.

»Nina? Was ist mit dir?«

Oh Scheiße.

Dummerweise entdeckte Mrs. Goldfield mich natürlich. Ich vernahm das leichte Lachen von Cas hinter mir, und das höhnische Grinsen von Kyan vor mir.

Na klasse. Ich hatte doch keine Ahnung wer der Schutzdings der Luft war. Woher auch?

Ich war schon darauf gefasst, ganz simpel und trocken »nein« zu antworten, da setzte mein Gehirn aus. Mein Körper hörte nicht mehr auf mich. Stattdessen vernahm ich ein beständiges Piepen in meinem Ohr und eine Art Bilderabfolge vor meinem inneren Auge.

Es war ein weiß- silber glänzender, schlanker Schuppenkörper, mit großen, transparenten Flügeln. Ich sah die langen, schwarzen gebogenen Krallen und die schmalen, kristallartigen Augen des Tieres, welche mich sofort aus der Bahn warfen.

»Hey« zischte mir jemand zu. Gleich darauf bekam ich Rubys Ellbogen in meiner Seite zu spüren und quiekte erschrocken auf.
Die Bilder verschwanden, genauso wie das nervige Piepen.

Stattdessen blinzelte ich Mrs. Goldfield an und seufzte auf.

»Der Drache ist nicht zufällig der Schutzpatron der Luft, oder?«

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