Kapitel 3 ✔︎

Wenn ich sage dass der Wald nicht gruselig war, würde ich lügen.

Denn er war verdammt gruselig.

Tim lief, bei seinem Gefluche, bestimmt schon zehnmal in irgendwelche Spinnennetze. Zuko und Luke stellten sich einigermaßen geschickt an.

Und ich?

Ich nahm jede Wurzel jedes Baumes aus diesem Wald mit.
Dreimal hatte ich mich bis jetzt auf den Boden gepackt und mir dabei das Kinn aufgeschürft. Wie ich das geschafft hatte fragte ich mich bis jetzt.

»Warte! Nina, du wartest jetzt auf mich!«

Ich drehte mich um und seufzte genervt auf. »Nina, Tim, wo bleibt ihr?« fragte Luke. Er befand sich bereits weiter vorne.

»Tim ist ein Lahmarsch« rief ich zurück und packte meinen Bruder erneut am Arm. Da ist er schon 15 Jahre alt und kann nicht allein laufen.

Auf dem weiteren Weg lichteten sich der Nebel und auch die Spinnennetze und Wurzeln wurden weniger. Wie Luke und Zuko es unversehrt durch den Wald geschafft hatten, war mir immer noch ein Rätsel.

»Da vorne! Da ist das Schloss!«

Zuko, welcher gerufen hatte, deutete geradeaus. Der Wald endete hier. Zum Glück.
Tatsächlich erkannte ich ein großes Schloss in naher Ferne, zu welchem der Kieselweg führte. Ich rümpfte die Nase und fasste mir sanft ans Kinn.

Oh ja.

Es tat weh.

»Sieht echt scheiße aus« lachte Tim neben mir. »Danke« antwortete ich gereizt und nahm die Hand wieder runter. Zuko sah mich fragend an. »Alles gut?« Ich nickte. »Leute kommt jetzt« quängelte Luke.

Wir folgtem dem Kleineren der Zwillinge auf den Kiesweg.

Wenig später sahen wir eine Schülerschar, die sich vor einer Frau versammelt hatte. Diese stand vor einem großen, hölzernen Eingangstor.
Wir vier stellten uns einfach dazu.

Ich könnte schwören, dass die Frau mich kurz angestarrt hätte. Vielleicht mein Kinn? Das würde die Sache erklären.

»Nun, da auch die letzten verbliebenen Schüler zu uns gestoßen sind, fange ich jetzt an«.

Die Letzten? Aber meinte Solundriel nicht, dass er noch einige Schüler abzuholen hätte? Waren diese schon da? Wie lange waren wir denn bitteschön in diesem Wald unterwegs?

»Mein Name ist Lydora White, für euch, Mrs. White. Ich bin die Schulleiterin der Lightrosen Academy. Wir beginnen gleich mit der Einteilungszeremonie, wo jeder einzelne von euch in sein jeweiliges Element eingeteilt wird. Danach werdet ihr von sogenannten Elementleitern in eure Räume begleitet, wo ihr die nächsten vier Jahre leben werdet. Alles weitere wird beim Festmahl erklärt. Die Elemente sind einmal Feuer, Wasser, Erde und Wind. Und manchmal landet auch ein Elementary dazwischen«.

Auch wenn ihr Tonfall streng war, sah sie ganz und gar nicht so aus. Mrs. White hatte schneeweiße Haare, die ihr in einem geflochtenem Zopf über die Schulter fielen. Ihre Haut war blass, aber das gab nur einen noch besseren Kontrast zu den freundlichen, goldenen Augen ab.

Ich fand sie symphatisch. Alle anderen anscheinend auch, denn die, die ich sehen konnte, schauten mit glänzenden Augen zu unserer Schulleiterin. Oder es war einfach nur die Tatsache, dass wir jetzt unser Element bekommen würden.

»Folgt mir bitte. Und fasst die Gemälde im Flur nicht an, sie sind sehr staubig«.

Sie setzte sich in Bewegung und stieß das Tor mit einer Handbewegung auf, die Schülerschaft hinterher. Ich blieb neben Tim und wunderte mich, wie Mrs. White die Tür so einfach aufgemacht hatte.

Lange liefen wir nicht. Mein Bruder wurde allerdings mit jedem Schritt panischer und murmelte irgendetwas vor sich hin, was uns viele komische Blicke einbrachte. Genervt packte ich ihn an der Schulter.

»Hör auf und verschieb deine Panik- Attacke auf später«. Jetzt legte ich meine Hand auf seine und lächelte schief. »Denk dran, wir bekommen jetzt unser Element!« flüsterte ich enthusiastisch und zog ihn weiter mit mir mit.

Schließlich blieb Mrs. White vor einer Tür stehen. Diese öffnete sie ebenfalls.

»Oh« rutschte es einem Jungen mit schwarzen Haaren raus.

Ich konnte nur zustimmen.

Oh.

Vor uns saßen so einige Menschen, vermutlich alles Schüler. Sie starrten uns alle an. Alle. Weiter vorne, am Ende des großen Saals befand sich ein länglicher Tisch an dem äktere Personen saßen. Das waren dann wohl die Lehrer.

»Kommt mit nach vorne«. Mrs. White lächelte zuversichtlich. Wir liefen ihr nach. Ich fühlte wirklich beobachtet. Nur gut, dass wir nicht außen liefen.

»Stehen bleiben bitte. Ihr wartet hier bis eure Namen aufgerufen werden und tretet vor diese vier Kugeln. Sie werden dann auf euch zuschweben«. Sie deutete auf vier leuchtende Kugeln ein wenig weiter vor uns. »Jede Kugel gibt ein Element wieder. Rot ist Feuer, Blau ist Wasser, Braun ist Erde und Weiß ist Luft. Alle vier Kugeln bedeuten, ihr seid Elementary. Je stärker eure Kugeln leuchten, desto stärker sind eure Elementar- Kräfte«. Sie trat beiseite und nickte einer jüngeren Frau zu, welche eine Liste hervor holte und sich kurz räusperte, bevor sie anfing die Namen vorzurufen.

»Jona Rellish«.

Wasser.

»Mina Wilson«.

Erde

»Alex Powell«.

Luft.

»Matt Owen«.

Erde

»Josie Cara«.

Ein blondhaariges, kleines Mädchen trat zögernd und recht langsam nach vorne. Alle vier Kugeln begannen ein wenig zu leuchten und schwebten auf sie zu.

»Eine Elementary!« rief die Frau mit der Liste entzückt und deutete ihr den Weg zu einem Tisch. Sie flüchtete schnell dort hin und setzte sich. Schnell senkte Josie ihren Kopf und ließ das begeisterte Klatschen über sich ergehen.
Es ging weiter.

»Castiel... äh... Hurrain?«

»Hurayn« korriegierte sie der schwarzhaarige Junge neben mir verschmitzt lachend. Ich grinste leicht mit.

Auch er war ein Elementary.

Im Laufe der Namen schaltete ich ab und lehnte mich halb gegen Tim. Ich war müde und es war wirklich sehr anstrengend so lange zu stehen. Sehr anstrengend.

»Nina Winter«.

...

»Nina?«

»Du Idiot geh nach vorne!« zischte mir auf einmal mein Zwilling zu und schubste mich von sich weg. Ich taumelte weiter nach vorne, stolperte und fiel beinahe hin. Zum Glück fand ich mein Gleichgewicht wieder und konnte die letzten Schritt normal gehen.
Hinter mir lachten einige. Hätte ich auch getan, wäre ich es nicht gewesen. Wieso war ich auch so verpeilt?
Ich blieb stocksteif vor den Kugeln stehen und wartete.

Es kam mir wie eine Ewigkeit vor. Doch dann bewegte sich etwas.

Meine Stimmung hob sich, als alle vier Kugeln auf mich zukamen. Doch mit jeder Näherung leuchteten sie heller. Und heller. Und noch heller. Geblendet vom beißenden Licht schloss ich die Augen. An den erschrockenen Aufschreien der anderen konnte ich feststellen, dass diese auch so schockiert waren wie ich.

»Was zum...« hörte ich die Frau murmeln.

»Genug!«.

Mrs. Whites Stimme brachte Ruhe in den Saal. Das Blenden verschwand und ich konnte meine Augen endlich wieder öffnen.

»Was ist passiert?« hörte ich einige flüstern. »Scheiße, meine Augen« stöhnte ein Junge. Ich blinzelte nur perplex, überfordert mit der Situation. Und der Schmerz an meinem Kinn machte sich wieder bemerkbar.

»Nun gut. Beruhigt euch alle«.

Jetzt sah sie zu mir. Oh oh...

»Nina, meinen Glückwunsch. Du bist nun eine Elementary«. Mal wieder wurde mir bewusst, wie symphatisch sie war. Ich nickte einfach nur und flitzte zum Elementary- Tisch wo ich mich wortlos neben Castiel setzte. Er schmunzelte.

»Ich wäre fast blind geworden, bei dem grellen Licht. Hey, ich bin Castiel!«

Er reichte mir seine Hand. Ich schüttelte sie einmal leicht.

»Nina«.

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