Kapitel 3
Nach fast zwei Stunden komme ich aus dem Badzimmer. Ich hatte es wörtlich genommen und hatte viel Zeit gebraucht. Wenn man sich auch frisch macht ist das normal. Jetzt trug ich zwar saubere Kleidung, aber es sind seine Sachen. Ein Hemd und dann eine Strickjacke drüber, dafür bin ich ihm auch dankbar. Sonst trug ich nur eine Boxershort von ihm, etwas komsich fühle ich mich schon. Sauber aber ungewohnt. Gegenüber vom Badezimmer stehe eine Tür auf und ich nehme an das es sein Zimmer ist weil ich ihn auch sehe. Vorsichtig und leise betrete ich es. Er sitzt auf seinem Bett und liest in einem großen Buch. Ich versuche mich bemerktbar zu machen aber da sieht er schon auf.
"Du bist fertig... Das ist schön." Er steht auf und kommt zu. Bleibt einen Meter vor mir stehen und sieht mich verwirrt an. Sehe ich etwas anders aus als er sich es vorgestellt hat? Aber daran kann es nicht liegen, zwar hat der Dreck vieles verdeckt aber dennoch sehe ich nicht viel anders aus. "Wow, du siehst wunderschön aus..." Das er das sagt überrascht mich und ich sehe in eine andere Richtung.
"Danke, dass ich duschen durfte. Ich fühle mich etwas besser." Ja nur etwas, wie ja schon erwähnt, ich fühle mich unwohl. Ich merke wie ein Tropfen Wasser von meinen, noch nassen, Haaren meinen Rücken runter läuft und ich bekomme einen leicht Gänsehaut. Ich hatte sie offen aber sie sind noch nass.
"Ich kann dir einen Föhn geben, dann kannst du deine Haare auch trocknen. Besser als wenn sie jetzt die ganze Zeit nass sind. Vor allen wenn du jetzt trockene Sachen an hast." Mir kommt erst jetzt richtig in den Sinn wieso er so nett ist? Ich muss es ihn fragen, sonst kann ich einfach nicht aufhören daran zu denken.
"Wieso bist du so nett zu mir? Du kennst mich nicht und ich habe dir jetzt gestohlen." Nun ist die Frage raus und ich atme aus. Jetzt bekomme ich wenigstens eine Antwort. Er geht aber zum Bett und nimmt das Buch hoch. Leicht Lächelt er mich an und kommt wieder zu mir. Ich kann den Titel von dem Buch nicht sehen aber was ich sehen kann ist das es schon ziemlich alt aussieht.
"Das ist eines der Bücher womit ich lerne, ich studiere Philosophie. Weißt du, für mich hat alles einen tiefen Sinn und alles muss einen Grund geben. Außerdem versuche ich besser als andere zu sein. Ein Arme der stiehlt, ist nicht besser als ein Reicher der nichts gibt. Das hat mal jemand gesagt und er hat Recht. Du versuchst nur zu überleben. Was mein Vater macht ist nicht richtig. Ich werde dich auch nicht anzeigen. Das ist Quatsch. Ich sehe dich als Mensch, dass ist alles." Aufmerksam höre ich ihm zu und ich musste etwas lächeln. Wie er das gesagt hat...
"Jetzt erst Recht, danke. Wenn das Angebot noch steht mit dem Föhn würde ich es gerne annehmen." Er lacht und nickt dann. Kaum hat er das Buch weg gelegt geht er den Föhn holen, dass gibt mir etwas Zeit mich umzuschauen. Gemütlich. In seinem Zimmer würde selbst ich gerne leben. Als er wieder kommt steckt er den Föhn gleich ein und gibt ihn mir.
Ich mache meine Haare nicht ganz trocken weil es zu lange dauert. "Leg ihn einfach auf den Boden, ich räume ihn später weg." Das sagt er als ich fertig bin und ich tu das auch. Ich gehe dann einfach zu seinem Schreibtisch und setze mich auf den Stuhl. Jetzt sehe ich ihn an und mustere ihn von oben bist unten.
"Wie heißt du?" Er versucht ein Gespräch anzufangen, weil eine peinliche Stille im Zimmer ist. Ich überlege ob ich es ihm wirklich sagen kann, aber er erscheint mir erfreundlich. Er hat nichts an sich was darauf deutet, dass er jemand vorgibt zu sein der er nicht ist.
"Fabinne. Mein Nachnamen kenne ich nicht. Dein kenne ich ja. Ich mag den Namen Caleb." Richtig ansehen tue ich ihn nicht, dazu bin ich zu sehr beschäftigt. Ich sehe mich immer noch im Zimmer um und versucht mehr über ihn raus zu finden, aber in seinem Zimme gibt es nicht mal Bilder. Nur ein Bett, ein Schreibtisch mit Stuhl und ein großes Regal mit vielen Büchern. "Du liest gern oder?" Ich deute auf die vielen Bücher.
"Ja, es ist eins meiner Hobbys. Ich bin nicht wie andere. Viel lieber bin ich drine und mache etwas alleine. Partys und so was sind nicht mein Ding. Aber sag mal Fabinne, wieso kennst du deinen Nachnamen nicht? Das ist mit das wichtigste." Es ist zwar wichtig aber dennoch weiß ich es nicht.
"Ich lebe dafür zu lange auf der Straße, ich weiß nicht mal ob Fabinne mein richtiger Name ist. Mein Vater hat mich ausgesetzt. Wie ich so lange überleben konnzte weiß ich selber nicht, aber ich tus. Hier bin ich." Ich versuche selber ein Witz darüber zu machen um mir nicht anmerken zu lassen wie schlimm das Thema für mich ist. Doch es geht nach hinten los.
"Ein Witz kannst du wann anders machen. Niemand sollte ausgesetzt werden. Das ist einfach grausam. Was hat sich dein Vater dabei gedacht?" Man hört das ihn das sauer macht und er es nicht nach vollziehen kann. Ich kann das auch nicht aber ich habe mich damit abgefunden das ich keine Antwort bekommen werde. "Bist nie zum Jugendamt gegangen?"
Ich schüttele den Kopf. "Bis vor kurzen wusste ich nciht mal das es so was gibt, ich habe mir alles selber beibringen müssen, auch zu wissen was es für Ämter gibt oder die Polizei. Die mich ins Gefängnis stecken wird wenn sie mich bekommt. Aber dort habe ich ein Dach über den Kopf. Nicht jeder hat so viel Glück wie du Caleb." Ich kämpfe mit den Tränen. Der Gedanken daran macht mich schon krank.
"Das wird sie nicht, ich werde ein gutes Wort für dich einlegen. Glaub mir, du hast absofort ein Dach über dem Kopf. Hier, das Haus." Jetzt verarscht er mich aber. Ich glaube ihm das er anders ist und Menschen Helfen will, aber ich habe das gehört was sein Vater gesagt hat. Er ist gegen mich, alleine weil ich auf der Straße lebe.
"Gut gemeint ist es, aber ich habe gehört was dein Vater gesagt hat. Er wird dich dazu bringen das du mich anzeigst. Ich kenne solche Leute wie dein Vater, sie denken meist nur an sich. Leider tut das so gut wie jeder dem ich begegnet bin." Ich stehe auf. "Ich will jetzt aber auch nicht weiter reden, ich möchte etwas meine Ruhe. Ich bleibe, aber nur für eine Nacht."
Er seufzt und steht auf. "Du kannst hier in meinem Bett schlafenb, wenn meine Eltern sehen das jemand im Gästezimmer schlafen werden sie sofort Verdacht schöpfen, ich schlafe auf einer Matratze. Aber bleibe hier im Zimmer. Wenn ich unten schlafe kommt das auch nicht so gut."
"Nein! Ich bin so was nicht wert. Ich bin gar nichts wert. Ich schlafe auf dem Boden, dass macht mir nichts aus. Ich bin es gwöhnt. Ich tue es ja auch sonst, also kann ich das auch hier machen." Da gegen lege ich aber richtig Protest ein. Ich kann doch nicht in seinem Bett schlafen, so weit kommt es noch. Aber weil ich nie richtig mit jemanden diskutiert habe, verliere ich auch jetzt. Denn nur wenig später holt er die Matraze und legt sich hin. Schon fast beleidig setze ich mich aufs Bett und stelle fest das es mit abstand das weicheste ist auf dem ich gelegen habe. Vielleicht ist es doch nicht so schlecht das ich in seinem Bett schlafe.
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