Kapitel 2

Immer noch ist es stürmisch, aber es regnet nicht mehr. Trotzdem sind meine Klamotten klamm und ich fühle mich mehr als unwohl. Langsam muss ich einen Unterschlupf finden der mich etwas mehr trocken hält. Etwas mit Wänden ist gut, aber hier in der Gegend gibt es kaum leer stehende Gebäude. Meine Suche wird also umsonst sein. Ich nehme nochmal kurz das Armband in die Hand und atme tief durch. Ich frage mich die ganze Zeit ob es die richtige Entscheidung ist wenn ich zurück gehe und es ihm wieder geben... Man ist ja immer hinter her schlauer als vorher. Ich packte es wieder weg und gehe dann los. Als ich ankommen gehen die Eltern zum Auto aber unterhalten sich mit ihrem Sohn.

"Tu einfach das richtige und geh zur Polizei. Es ist schließlich etwas weg gekommen. Egal ob es ein Gegenstand ist oder mehrere." Sie reden über mich. Eher gesagt über das Armband. Der Vater scheint streng zu sein und sieht seinen Sohn auch so an. Wenn er zur Polizei geht dann hab ich zwar ein Dach über den Kopf aber trotzdem ist es ein Gefängnis! Ich hab mich sogar noch zu ihm gedreht, er hat mir direkt ins Gesicht geschaut...

"Nein Vater, ich werde nicht zur Polizei gehen. Das auch aus einem guten Grund. Sie ist arm, sie hat nichts. Das habe ich ihr angesehen. Alleine ihre Kleidung. Sie macht es nur damit sie was zum Leben hat." Ich kann nicht so recht glauben was er sagt. Wieso sollte man es verstehen wenn jemand etwas klaut? Das macht kein Sinn. Der Vater geht nicht weiter darauf ein und fährt mir der Mutter weg. Erst als sie die Straße verlassen haben und ich sehe wie der Sohn ins Haus geht, wage ich den Schritt und gehe über die Straße und dann zielstrebig auf das Haus. Schon als das Grundstück betrete wird mich etwas flau im Magen, aber jetzt gibt es keinen Weg zurück. An der Haustür angekommen klingelte ich einmal und gehe einen Schritt zurück. 

Nur Sekunden später wird die Tür aufgemacht und der Sohn schaut mich an. "Was machst du hier? Wenn dich mein Vater hier erwischt bist du schneller als du gucken kannst bei der Polizei!" Er kommt etwas aus dem Haus und sieht sich um, so als wolle er schauen ob die Luft rein ist. "Du kommst zurück? Wieso?" Die Frage habe ich mir auch schon gestellt, die sinnvolle Erklärung ist die das ich Schuldgefühle habe und ich Reue empfinde. 

Ich hole das Armband raus und halte es ihm hin. "Hier, es tut mir leid das ich das getan habe. Ich werde mich hier auch nie wieder blicken lassen." Ich rede etwas schnell weil ich nervös bin. Aber er hat mich trotzdem verstanden. Als er das Armband nimmt schaut er es kurz an und dann wieder mich. Von oben bis unten mustert er mich. 

"Schon gut, ich kann nach vollziehen das du nichts hast. Aber bitte, sag mir wieso du es zurück gebracht hast." Das fällt mir schwer zu sagen, also sage ich es nicht. Welcher Dieb und welche Diebin ist bitte auch so dumm in ein Haus 'einzubrechen' wo noch jemand zu Hause ist. Das ist mit das dümmste daran. Zum Glück kann ich mir eine Ausrede einfallen lassen. 

"Weil du mich gesehen hast. Schließlich habe ich mich zu dir gedreht und da ist es klar das man schneller gefasst wird. Außerdem steht in dem Armband dein Name." Ich bin mehr dumm, einfach aus dem Grund weil ich das letzte gesagt habe, ich hätte eigentlich nur sagen müssen das er mich gesehen hat. Jetzt aber schnell weg hier. Im stehen drehe ich mich um und gehe. Ein Unterschlupf muss ich mir auch noch suchen. 

"Stopp, du bleibst erstmal bei mir. Ich sehe dir doch an das du kein Ort hast zum schlafen. Jemand wie du verdient es aber. Ich habe noch nie eine Diebin erlebt die das geklaute zurück gebracht hat. Du hast ein gutes Herz." Nein! Ich werde gehen, ich werde nicht bei einem fremden bleiben, wo ich etwas geklaut habe. Ich bin fast vom Grundstück runter als ich nicht weiter komme. Er fasst mich an die Hand und zwingt mich dazu das ich stehen bleiben muss. Überrascht schaue ich ihn sofort an, normalerweise ekeln sich die Leute jemanden wie mich anzufassen, aber er tut es. Er berührt meine Hand! 

"Das solltest du nicht tun, ich habe lange nicht mehr geduscht." gebe ich klein laut von mir weil es mir gleichzeitig peinlich ist. "Ich komme auch gut alleine klar, außerdem habe ich einen Schlafplatz." Gelogen, unter einer Brücke kann man nicht gut schlafen, und wenn ich Pech habe ist heute jemand anders dort. Keiner teilt sich gerne einen Platz unter einer kleinen Brücke. 

"Ich mache es aber, du bist nicht giftig, du bist nur noch gewaschen und das kann man ganz schnell ändern. Also komm mir rein. Dort kannst du duschen und du hast einen warmen Platz wo du bleiben kannst." Ich komme nicht mal mehr dazu was zu sagen, weil er mich schon mit sich zieht. Schon jetzt habe ich ein ungutes Gefühl dabei. "Woher weißt du über überhaupt das es mein Name ist der im Armband steht?" Fragt er mich dann. 

"Weil er zu dir passt..." Murmele ich leise und meide seinen Blick. Das wird immer peinlicher. Aber jetzt stehe ich mitten im Flur in seinem Haus und er macht die Tür zu. Leicht sehe ich mich um. Auch hier ist alles schlicht, aber dennoch merkt man das sie viel Geld haben. Doch ich werde aus meinen Gedanken gerissen als er mich wieder an die Hand nimmt und mit sich zieht. Diesmal geht es die Treppe hoch. Ich stolpere fast über die Treppenstufen, aber ein Glück komme ich heile oben an. 

"Hier ist das Bad." Er zeigt auf eine Tür. "Ich hole dir gleich neue Kleidung und lasse dich erstmal alleine. Lass dir einfach Zeit. Entspann dich und genieße es." Was soll ich dazu nur sagen? Ich weiß wenn ich was sage das ich eh keine Chance habe, also muss ich es wohl machen. Aber wenn ich ehrlich bin, ist das mit das beste was mir eh passiert ist. Noch nie hat das jemand für mich gemacht. Es ist neu für mich, aber nun weiß ich das es Menschen gibt die einen auch so als Mensch sehen. Mit einem kleinen Nicken gehe ich zur Tür und mache sie auf. Damit habe ich Ja - gesagt und ziehe es auch durch. 

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