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2 Jahre später
Das ist doch nicht sein ernst, oder?
"Nein! Ganz bestimmt nicht!", rufe ich aufgebracht.
Der - ziemlich attraktiver - Mann vor mir seufzt und fährt sich genervt mit seinen Händen durch seine dichten, schwarzen Haare.
"Ich will, dass du sie respektierst. Ich liebe sie."
"Dad, die ist so alt wie ich", sage ich, schaue ihn dabei völlig bekloppt an.
"Na und? Wir haben nur siebzehn Jahre Altersunterschied", kontert er schulterzuckend, als wäre sowas "normal".
Versucht er mich mit diesem Argument zu besänftigen? - wenn ja, dann schieß mich bitte in den Himmel. Nur Siebzehn? Spinnt er?
"Nur?", schnaube ich. "Stell dir vor ich wäre Schwul, wie würdest du dann reagieren? Wäre das für dich dann auch 'normal'?"
Ich beobachte seine Reaktion. "Ist das jetzt eine Fangfrage?" Ich zucke die Achseln. Er seufzt erneut.
"Evan, sie liebt mich und ich sie, da ist es egal was du oder die anderen von mir denken, außerdem ist sie Achtzehn, das heißt, dass sie erwachsen ist und weiß worauf sie sich einlässt", meint er ruhig und macht dabei komische Handbewegungen.
Wurde er von allen guten Geister verlassen? Wenn ich mal einen brandneuen Lamborghini will, meint er, ich wäre verantwortungslos. Ich bin auch Neunzehn; heißt das dann nicht, dass ich auch erwachsen und "verantwortungsvoll" bin?
Mein Vater ist echt unfair. Und der ist ein Richter?, denke ich.
Ich freu mich für ihn, aber die Frau ist in meinem Alter. Das ist einfach nur widerlich. Ich bekomme sozusagen eine "Mum", die nicht älter als Ich ist. Sie könnte glatt als meine Freundin durchgehen. Ich bin mir so sicher, dass sie nur Geldgeil ist. Wer bitte heiratet sonst einen älteren Mann? Außerdem habe ich gehört, dass sie studiert. Vielleicht ist sie mit meinem Dad wegen dem bedürftigen Studiumgeld zusammen ...
"Die will sowieso nur dein Geld", rutscht es mir aus, bevor ich nachdenke.
Die Miene meines Vaters verändert sich schlagartig von Verzweiflung zu Wut. Oops. Mein Unterbewusstsein klatscht sich gerade mit der flachen Hand gegen die Stirn und sagt: Zuerst denken, dann reden!
Jetzt habe ich bei ihm einen Wunden Punkt getroffen. Sein Gesicht ist hochrot und sein Kiefer ist angespannt. Gott, warum muss ich auch immer so direkt sein?
"So habe ich das ni-", versuche ich zu erklären, werde aber unterbrochen.
"Morgen ist sie da. Du bist gepflegt und höfflich, sonst kannst du dir das Geld für dein College abschminken!", sagt er ziemlich gereizt, aber dennoch ruhig. Ich schlucke. Er weiß womit er mich bedrohen kann. Das ist seine Waffe: Er bezahlt das Geld für mein College. Und er weiß, dass ich es hasse arbeiten zu gehen, deshalb hat er diese Macht über mich. Natürlich könnte ich ausziehen, da ich volljährig bin, aber was dann? Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich meinen Dad nicht bräuchte um weiterzukommen, denn zugegebenermaßen bin ich von meinem Dad abhängig. Wirklich erbärmlich - ich weiß.
"Okey", nuschle ich schließlich.
Ich wende meinen Blick von seinen funkelnden grünen Augen ab und erhebe mich von meinen Stuhl. Der Appetit ist mir vergangen, obwohl es Pizza gibt. Und die gibt es nicht oft in so einem großen Haus ...
"Wo willst du hin? Du hast noch nichts gegessen." Ich ignoriere ihn.
"Harry!", brüllt er. Ich ignoriere ihn weiterhin.
Ich steige die weiße Wendeltreppe hoch und falle gleich darauf erschöpft auf mein großes Bett.
Eine weile starre ich die graue Wand gegenüber mir an, ehe sich meine Augen automatisch schließen und meine Gedanken abschweifen.
Es ist peinlich eine "Mutter" zu haben, die gleich so alt ist wie ich, aber leider kann ich nichts daran ändern.
Warum will mein Vater es auch nicht verstehen? Sie nutzt ihn nur aus; ich mein welches junges Mädchen steht bitte auf sechsunddreißig-jährige Männer?
Klar, mein Dad sieht gut aus: Breite Schultern, muskulös, schwarze Haare und ein drei-Tage-Bart. Meine beste Freundin Jessica stand sogar, oder besser gesagt, steht sogar auf ihn. Ich verdrehe innerlich die Augen. Jessica meinte sie habe mit der "Schwärmerei" für meinen Dad aufgehört, aber irgendwie kann ich ihr nicht glauben.
Vielleicht liebt diese Frau ihn doch?
Erst jetzt fällt mir ein, dass ich Dad überhaupt nicht nach ihren Namen gefragt habe. Kann mir eigentlich auch egal sein. Soll Dad doch machen was er will, wenn er wieder psychisch verletzt ist, schicke ich ihn zum Therapeuten, weil es echt schlimm wird, wenn Dad Liebeskummer hat.
Erstens, ignoriert er mich. Zweitens, er schlägt alles um sich herum weg, um seine Wut auszulassen (Er hatte sogar Grandma's Vase umgeschmissen).
Eigentlich sind es nur Gegenstände, aber einmal war ich zur schlechten Zeitpunkt am falschen Ort und jaaa ... er hat mein Gesicht erwischt.
Als er wieder ein "Mensch" war, entschuldigte er sich mehrmals, aber ich winkte nur ab. Ich wusste, dass er Schuldgefühle hatte und das wünsche ich nicht mal meinen größten Feind. Schließlich habe ich selber eine unschuldige Person - bewusst - geschlagen und bereue es zutiefst, denn diese Schuldgefühle fressen mich von innen auf. Ich seufze frustriert.
Ich schweife wieder ab.
-
Ich öffne meine Augen. Das ist nicht mein Zimmer und warum liege ich auf etwas hartem?, ist mein erster Gedanke.
Verwirrt rappele ich mich auf und sehe mich erstmal um.
Jetzt weiß ich worauf ich lag: Auf einen Schultisch.
Hatten wir nicht in der Highschool solche Tische?
Mein Blick durchschweift den Raum. Ich bin in einem Klassenzimmer. Dieser Ort kommt mir irgendwie bekannt vor. Ich steure auf eine Tür zu, will es öffnen, aber etwas erweckt meine Aufmerksamkeit.
Life is better with friends, ist in den Türrahmen eingeritzt.
Diesen Satz hatten Mike, Jay und ich vor drei Jahren zusammen eingeritzt und das, in unserer alten Klassenzimmer. Meinen Highschool-Abschluss hatte ich vor fünf Monaten beendet.
Also, wie komme ich hieher?
Letztendlich öffne ich verwirrt die Tür und gehe an den altbekannten Schließfächern vorbei.
Der Gang ist leer; kein Menschenseele.
Ich biege um eine Ecke und sehe das, was ich immer vergessen wollte: Ein Junge beugt sich über eine Gestalt, die am Boden liegt.
"Du machst meine Hausaufgaben und bringst das nächste mal Geld mit", schreit der Junge die Gestalt an.
"I-ich hab' a-aber kein Geld", sagt sie kleinlaut.
Ihre blonden Haare sind über dem Boden verteilt.
Jane's Hände zittern wie verrückt.
Der Junge schlägt plötzlich auf sie ein, was Jane aufschreien lässt.
Wütend schlägt mein zweites Ich immer wieder auf sie ein. Bin ich das wirklich?
Langsam öffne ich meine Augen.
Ein Traum.
Und wieder kommen die altbekannten Gefühle hoch, eins davon ist Scham.
Ich schäme mich. Ich schäme mich, weil ich ein unschuldiges Mädchen geschlagen habe. Ein Mädchen, welches eigentlich immer unauffällig war, bis ich meine Hausaufgaben vergessen hatte und meine Wut an ihr ausließ.
Würde mich jemand fragen, warum ich damit anfing, hätte ich nur diese drei unwichtige Dinge aufgezählt:"Ich war seit einer Woche in einer neuen Schule, hatte keine Freunde und hab' meine Hausaufgaben und meine Geldtasche vergessen."
Nur wegen diesen drei Dinge hatte ich schlechte Laune, sodass ich ich es an ein unschuldiges Mädchen ausließ.
Es wurde von Tag zu Tag schlimmer. Ich konnte mich nicht mehr zurückhalten. Mit der Zeit wurde ich gewalttätiger. Ich wollte damit aufhören, wirklich, aber es war wie eine Sucht. Kostest du einmal davon, und du kannst nicht mehr aufhören.
Zwei Jahre habe ich sie misshandelt. Ich kann immer noch nicht den Gedanken los werden, dass sie wegen mir umgezogen ist.
Und dann sind da noch die anderen Gefühle: Diese Schuldgefühle. Ich würde sie so gerne noch einmal sehen. Mich ausführlich bei ihr entschuldigen. Ihr alles kaufen. Sei es eine Puppe - was ich bezweifle - oder ein neues Auto. Egal was, ich würd' es ihr kaufen, auch wenn es nichts daran ändern kann, dass ich ein Monster bin.
Ich muss mich ablenken.
Ich greife nach meinem Handy, der auf dem Nachttisch liegt, tippe die Nummer ein und warte.
Geh ran. Geh ran, bitte!
Nach gefühlten Stunden hebt er ab.
"Hallo?", höre ich eine verschlafene Stimme am anderen Ende der Leitung.
"Hi, ich bin's Harry"
"Alter, was rufst du mich um-", ein Rascheln ist zu hören.
"...um drei Uhr morgens an?", beendet er seinen Satz.
"Ich hatte einen Traum", sage ich nach einer weile.
"Geh heulen", antwortet er.
"Ich mein' es ernst" Ein Seufzen ist zu hören. "Ich höre", sagt er schließlich.
"Jane", sage ich knapp. Wieder ein Seufzen, dann Stille.
"Man, vergiss die mal! Das war vor zwei Jahren. Harry, zwei Jahren!", sagt er aufgebracht. Ich kann mir schon vorstellen, wie Mike gerade seine Augenbrauen zusammenzieht und sein Kiefer hervorschiebt.
"Hast du etwa keine Schuldgefühle?"
"Doch, aber.."
"Aber?", wiederhole ich und warte darauf, dass er weiter spricht.
"HARRY, WIR WAREN SECHZEHN!", brüllt er plötzlich, weswegen ich das Handy von meinem Ohr fernhalte.
"Trotzdem", sage ich stur.
Wieder ein Seufzen. Wie genervt er wohl ist?
"Weißt du was?", fragt Mike.
"Was?"
"Deine Hose ist nass", antwortet er und lacht.
Ich rolle meine Augen, auch wenn er es nicht sehen kann.
"Ich lache mir gerade den Arsch ab, du Clown", sage ich sarkastisch.
"Okey, Spaß bei Seite. Was willst du genau", fragt er ernst.
"Vergessen."
"Ruf Ashley an."
Diese Nutte kann ich echt nicht gebrauchen.
"Und das ist deine Hilfe?", frage ich verständnislos.
"Bin ich Gott? Ich kann nicht das Geschehene, ungeschehen machen,"
Er hat recht ...
"Gute Nacht", sagt er nach einer weile und legt auf.
Soll ich Ashley anrufen?
Ich weiß nicht...
Nach langem hin- und her rufe ich schließlich Ashley an, auch wenn es für mich riskant wird.
"Ja?", höre ich sie.
Oh, man.
"Du und ich? Eine Nacht?"
"Klar Baby, aber zuerst muss ich deinen Namen wissen."
Sie kennt nicht mal meinen Namen und sagt zu: Schlampe.
"Evan Zimmer."
Ich sage meinen vollen Namen, denn ich weiß, dass ich nicht der einzige Evan auf ihrer Kontaktliste bin.
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Thx for reading.
Eure Meinungen?
Wie könnte es weiter
gehen?
Bye.
Ich liebe euch.
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