Kapitel 5



„Eleanor!", rief eine Stimme, die ich niemandem zu deuten konnte. Ich drehte mich in die Richtung. Dort sah ich sie. In ihrem wunderschönen, altrosa Kleid. Meine Mutter. Ich liebte sie sehr. Sie war mein Vorbild. Ich vergass alle meine Manieren und rannte auf sie zu. Durch Gwendolyn hatte ich gelernt, etwas stürmischer zu sein. Glücklich lief ich in ihre Arme, die sie bereits geöffnet hatte. Ich hatte sie vor knapp zwei Tagen das letzte Mal gesehen. Aber es war so komisch ohne sie und ohne Dad. Aber auch ohne Lucas. Er war mein kleiner Bruder und mein ein und alles. „Eleanor", murmelte sie immer und immer wieder. Sicher standen wir so eine Viertelstunde lang da. Dann legten sich noch zwei Arme um uns. Ich schaute auf und blinzelte die Tränen weg, die sich inzwischen in meinen Augen gebildet hatten. Es war Dad. Ich vergass die Zeit. Es war einfach so schön. Ich umarmte meine Eltern und hatte die Augen noch leicht geöffnet, um meine wunderbare Mutter und meinen wunderbaren Vater. Ich genoss einfach jede Sekunde und nahm gar nichts mehr wahr. Meinen Eltern und mir gehörte dieser Moment ganz alleine. Plötzlich spürte ich noch einen Arm um meine Hüfte. Ich schaute auf. Da stand Gwendolyn. Mum putzte sich die Tränen aus den Augen, aber es kamen gleich wieder neue. Dad legte seine Arme wieder um uns. Anschliessend liefen wir langsam durch die dunklen Gänge des Gebäudes. Nach circa 15 Metern kam eine Eisentür. Dad öffnete sie und wir fuhren zu meinem Elternhaus. Auf der Strasse sah es genauso aus wie immer. Ich erkannte das Gebäude als die Loge. Richtung Süden dieser Strasse lag der süsse kleine Laden von Mrs. Penny. Nördlich der Schreibwarenhandel der Familie Prouce. Dad zog mich in die braune Kutsche und gab dem Kutscher den Befehl loszufahren. Innen sah die Kutsche ganz normal aus. Sie war mit weissem Stoff ausgekleidet. Ich lehnte meinen Kopf etwas an meinen Vater. Es war so wunderbar, ihn wieder zu spüren, ihn wieder zu riechen. „Ist es euch schon aufgefallen? Es ist der erste Moment als Familie den wir alle bewusst erleben", meinte Mum. In ihren Augen blitzten schon wieder Tränen auf. „Das gab es doch schon früher, wenn Gwendolyn zu uns gekommen ist", meinte ich etwas verwirrt. Mum lächelte, klärte mich dann aber auf: „Das wird für Gwenny erst in der Zukunft sein. Wir haben dich in dem Jahr, in dem sie jetzt schon Zeitreisen kann, versteckt." „Wieso eigentlich?", mische sich die bisher ruhige Gwendolyn ein. „Wir wollten nicht, dass irgendjemand davon erfährt. Falk hätte was weiss ich angestellt. Es war eurem Grossvater oder eurem Urgrossvater sehr wichtig", erwiderte Dad etwas sehr abwesend die Frage. Er schaute die ganze Zeit nachdenklich aus dem Fenster und streichelte meinen Arm. „Wieso komme ich in der Zukunft?", wollte Gwendolyn weiter wissen. Das würde mich aber auch interessieren, dachte ich. Mum klärte uns auf: „Du wolltest so viel wie möglich über Eleanor herausfinden. Immerhin hast du sie nie vorher kennengelernt. Vor knapp 10 Jahren kamst du das 1. Mal so und sagtest uns, dass du alles über El weisst. Dann haben wir euch vorgestellt. El war damals knapp 7 Jahre alt und du schon 18, Gwen. Das war immer sehr komisch für uns, unsere Zwillinge in einem unterschiedlichen Alter. Ah, wir sind da." Ich verliess nach Gwendolyn und Mum die Kutsche. Vor mir ragte sich das gelbe Haus in die Luft. Hier hatte ich meine glückliche Kindheit verbracht. In den zwei Tagen war es mir auf der einen Seite total fremd geworden, auf der anderen total vertraut. Es war ein komisches Gefühl. Mrs. Jackobs, unser Hausmädchen, trat in dem Moment aus dem Haus und hiess uns willkommen. „Hier war ich schon länger nicht mehr. Ist das krass", staunte Gwendolyn. „Also sagt man das so? Krass?", fragte Dad etwas erstaunt zurück. Gwendolyn lachte nur. Wir betraten das Haus und gingen gleich rechts neben der Tür in den Salon. Er war sehr schön eingerichtet. Die Farbe Gelb dominierte. Die Polstermöbel, die Wände, der Teppich war Gelb. Alle bewunderten meine Eltern für diesen wunderschönen Salon. Hier wurde der Wohlstand nach der Qualität der Salons bestimmt. Daher gaben auch sehr viele Leute eher das Geld für einen schönen Salon, anstatt für Bücher oder Kleidung aus. Gwendolyn wollte unbedingt das Haus sehen. Bis jetzt hatte sie nur den Salon gesehen. Also machte ich eine kleine Führung durch das zweistöckige Haus. In meinem Schlafgemach sah es noch so aus, wie vor zwei Tagen. Eigentlich war das gar keine lange Zeitspanne, für mich jedoch schon. Aber richtig begeistert war Gwendolyn von dem Garten. Er war relativ gross und hatte in der rechten Ecke zwei Apfelbäume und ein Birnenbaum stehen. Gwendolyn rannte begeistert durch den Garten, roch an den Blumen. Meine Eltern kamen und legten je einen Arm um mich. Anschliessend kam auch Gwendolyn wieder und wir redeten über alles. Auf den gemütlichen Gartenmöbeln sassen wir sicher eine Stunde. Doch dann rief Gwendolyn: „Ich springe gleich." Mum nahm sie sofort an der Hand und ging mit ihr in den Keller. Dort war sie in jeder Zeit sicher. Dieses Haus gehörte immer der Loge. Ich stellte mir den Ort und den Tag vor und schon landete auch ich in dem Raum. Aber natürlich ging ich nicht, ohne mich von meinen Eltern zu verabschieden. Alles andere wäre unfreundlich gewesen. Als ich wieder in der modernen Zeit angekommen war, fand ich Gwendolyn sofort. Sie stand aufrecht und wollte gerade den Raum verlassen. Schnell lief ich mit ihr auf die Strasse. „El, so können wir nicht raus", meinte Gwendolyn leise. Ich schaute sie erstaunt an, als mir wieder einfiel, dass man das ja nicht mehr trug. Aber eine Lösung auf das Problem kannte ich nicht. „Gehen wir shoppen. Also Kleider kaufen", meinte Gwendolyn und erklärte es zum Glück sofort. Doch das wollte ich gar nicht. So diskutierten wir sicherlich 5 Minuten, bis sie in der Loge anrief. „Sie kommen in 15 Minuten. Falk will uns noch sprechen", meinte Gwendolyn und wir verliessen das Haus wieder. Momentan stand es leer, später wollte ich mal hier einziehen, wie ich gerade beschlossen hatte.



So, dass war das Kapitel schon wieder. Ich hoffe, es hat euch gefallen. Lasst mir doch ein Kommentar da, wie es euch gefallen hat. Dieses Kapitel widme ich Misscookie13. Danke für deine Kommentare:)


**mara**


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