Flucht

Wieder spielte sich die gleiche Szene wie beim ersten mal ab. Diesesmal nahm ich auch das Kampfgeschrei wahr, welches um ihnen herum herrschte. Wieder sah ich nur den Hinterkopf des Jungen. Er nahm sein Helm ab und braune Locken wurden erkennbar. Erneut weiteten sich Arthurs Augen geschockt. Er gab ein ersticktes Geräusch von sich, als der Mann sein Schwert in seinem Bauch versenkte. Enttäuscht und fassungslos sah Arthur ihm in die Augen. Das Bild wechselte, jetzt sah ich sein Gesicht vor mir und plötzlich kam ich mir dumm vor, diese Augen nicht erkannt zu haben.

Lautes, Ohrenbetäubendes Scheppern erklang als ich aufwachte. ,,Mordred.", hauchte ich. Merlin hatte recht gehabt. Die Tür meines Kerkers war aus den Angeln gesprungen was das Ohrenbetäubende Geräusch verursacht hatte. Instinktiv zog ich meine Hände aus den Fesseln und war Rowan dankbar, das er sie gestern nur so locker verschlossen hatte. Ich rannte hinaus und schnelle Schritte kamen auf mich zu. So schnell mich meine Beine trugen rannte ich in die entgegengesetzte Richtung. Vielleicht wäre es nicht schlecht gewesen, etwas essen von ihnen anzunehmen, dann hätte ich jetzt mehr Kraft gehabt und wäre vermutlich schneller gewesen. ,,Da!" Herrschte eine laute Stimme hinter mir und ich beschleunigte so gut ich konnte. Eine Ecke nach der Anderen ließ ich hinter mir ohne auch nur eine Tür zu finden. Verdammt wie lang waren diese Gänge? Ich befand mich in einem gottverdammten Labyrinth. Erneut rannte ich um eine Ecke, ich blickte hinter mir und sah das Licht der Fackeln. ,,Weit kann sie nicht sein!" Rief einer der Männer. Ich wollte aufschreien als ich in eine dunkle Nische gezogen wurde, doch eine Hand, die sich auf meinen Mund legte verhinderte dies. ,,Wenn ihr schlau seid, seid ihr leise wenn ich die Hand runter nehme." Raunte Rowan und sofort entspannte ich mich etwas. Er würde mich nicht verraten. Oder? Ich nickte und langsam nahm er seine Hand runter. ,,Du weißt, Cendred würde dich lieber umbringen, als dich entkommen zu lassen." Wieder nickte ich. ,,Ich habe euch für schlauer gehalten, Prinzessin. Wie habt ihr gedacht wollt ihr entkommen? Wisst ihr überhaupt wie man hier rauskommt?" Ich schüttelte verzweifelt den Kopf. Ich wusste nichtmal wie ich nach Camelot kommen könnte. ,,Helft mir." Bat ich flehend. Er sah mich unsicher an. Dann nickte er zu meiner Erleichterung. ,,Kommt." Schnell lief ich ihm hinterher. Jetzt konzentrierte ich mich nicht mehr auf den Weg, nur auf Rowan und hoffte er würde mich nicht verraten. Der Weg schien ewig lang zu sein und ich erschrack, als Rowan mich packte und in eine kleine Nische hinter sich schubste. Unsanft landete ich auf den Boden und wollte mich schon beschweren, dann hörte ich Rowans Stimme. ,,Was ist hier los?" Fragte er und ich kroch in die hinterste Ecke. ,,Die Camelot Schlampe ist entkommen." Schilderte der Fremde ihn. ,,Ihr lasst euch von diesen Prinzesschen hinters Licht führen?" Höhnte Rowans spöttische Stimme. ,,Hör auf so zu Grinsen, Sklavenabschaum und lass uns durch." Von der Stimme her, war der Gegenüber von Rowan Groß und Muskulös. Ich stellte ihn mir mit Narben im Gesicht und dreckigen Grinsen vor. ,,Denkt ihr ernsthaft, wenn sie hierher gekommen wäre, hätte ich sie nicht gesehen?" Fragte Rowan, seine Stimme so kalt das mir eine Gänsehaut über die Arme lief. Wenn ich nicht wüsste, dass er mich schützte (und jetzt war ich mir darin sicher) hätte ich Angst vor ihm bekommen. Der andere atmete spöttisch aus und Schritte entfernten sich. Es dauerte noch kurz, wahrscheinlich wollte er sicher sein das der andere Weg war, ehe er zu mir kam. ,,Danke." ,,Dafür haben wir jetzt keine Zeit.", meinte er und hielt mir seine Hand hin, die ich dankend annahm. Dann liefen wir zu einer sehr unscheinbar aussehenden Wand, gegen welche Rowan sich lehnte. Sie gab unter ihm nach und ein Türgroßer Schlitz öffnete sich. ,,Los, rein." Befahl er und ich gehorchte. ,,Hey!" Schrie eine weitere mir unbekannte Stimme und wieder wurde ich von Rowan in den Raum geschubst, nur mit dem Unterschied, das ich nicht auf den Boden landete, sondern es schaffte mich rechtzeitig aufzufangen. Kurz darauf kam auch Rowan und der unbekannte hinein, beide hatten das Schwert gezogen. ,,Das du ein Verräter bist, haben wir uns alle schon gedacht." Sagte der Mann und schlug brutal mit dem Schwert nach Rowan, welcher dem ohne große Probleme Entgegenhalten konnte. Die Stille die hier herrschte wurde durch das Geräusch zwei aufeinander schlagener Schwerter ersetzt. Angespannt wie ich war, wagte ich es nicht mich zu regen, als der Mann Rowan in eine Ecke drängte. Angestrengt suchte ich nach etwas, mit was ich ihn helfen konnte, doch es gab hier nichts, bis auf Spinnenweben. Doch Hilfe hatte Rowan auch nicht nötig, es dauerte nicht lange, bis der Mann auf dem Boden lag und Rowan sein Schwert in seine Brust versenkte. Der Ritter hatte keine Gelegenheit zu schreien, da Rowan ihn feste gegen den Kopf trat, das man nurnoch ein Knacken vernahm, bei welchem ich zusammen zuckte. Dann war es wieder beängstigend Still. ,,Los, komm." Rowan nahm meinen Arm, kurz über der Schürfwunde in seine Hand und zog mich den langen Gang entlang, bis sich der Raum in einen Höhlengang wandelte und wir durch ein Gittertor draußen ankamen. ,,Von hier aus müsst ihr alleine weiterfinden." Überrascht sah ich ihn an. ,,Du kommst nicht mit?" Er schüttelte den Kopf. ,,Wo sollte ich hin?" ,,Mit mir nach Camelot. Du kannst ein Ritter Camelots sein und im Schloss..." ,,wie schon gesagt, Prinzessin, ich halte nicht viel von euren Bruder." Intensiv sah ich ihn an. ,,Du magst meinen Bruder nicht, weil er ein Pendragon ist. Weil sein Vater deinen umgebracht hat aber ich bin auch seine Tochter, wie Arthur sein Sohn. Ich bin eine Pendragon und du magst mich, also..." ,,Wer hat gesagt das ich dich mag?" Unterbrach er mich und ich sah ihn scharf an. ,,Wenn du mich nicht mögen würdest, hättest du mir wohl kaum geholfen. Dann hättest du den Typen dort drin nicht umgebracht." Er schwieg. ,,Komm mit mir.", bat ich und wieder schüttelte er den Kopf. Er setzte an was zu sagen, als mehrere Schritte ihn unterbrachen. ,,Sie muss hier entlang gekommen sein!" Schrie eine Stimme. ,,Wenn du nicht mitkommst, stirbst du! Sie werden wissen das du mir geholfen hast, wenn sie die Leiche sehen. Komm mit mir, bitte." Flehte ich und er schien einzusehen, dass er keine Chance hatte. Fluchend schubste er mich hinaus und schloss das Gittertor. Erneut griff er nach meinem Gelenk. Diesesmal genau auf die Wunde, doch war ich zu abgelenkt, mit zu viel Adrendalin in mir, als das ich es hätte spüren können. Wir liefen durch den dichten Wald, bis ich keine Luft mehr hatte. Ich kam ins stocken und knickte um, sodass ich unsanft auf den Boden landete. Rowan blickte kurz hinter uns, ehe er sich zu mir hinunter beugte. ,,Alles okay?" Ich nickte, auch wenn mein Knöchel pochte. Ich stand auf und humpelte neben ihm weiter. ,,Wir sind noch nicht weit genug weg, als das wir uns entspannen könnten." Überlegte er. ,,Aber so kannst du nicht weiter laufen." Es dauerte kaum Sekunden, dann hatte er ein Entschluss gefasst. Er legte sein Arm um mein Rücken, den anderen unter meine Kniekehlen. Ich gab ein leises erschrockenes Geräusch von mir, als er mich anhob. ,,Wir gehen nicht direkt nach Camelot, das würden sie vermuten. Wir nehmen ein Umweg." Ich nickte nur, ohne etwas Antworten zu können. Ohne ihn würde ich vermutlich nichtmal nach Camelot finden. Es wurde bereits wieder Heller, als er mich hinter ein Felsvorsprung auf den Boden absetzte. ,,Hier sollte uns erstmal keiner finden." Ich nickte zuversichtlich. Dann sah ich ihn schuldbewusst an. ,,Tut mir leid." Fragend sah er mich an. Ich holte Luft. ,,Das ist meine Schuld. Wegen mir musstest du den Ritter töten und nur wegen mir kannst du nicht mehr zurück." Er lehnte sich ebenfalls an ein Baum. ,,Es war meine Entscheidung dir zu helfen." Sagte er und ich legte mein Kinn auf meine Knie. ,,Es tut mir trotzdem leid." Schweigend betrachtete er mich. ,,Wirst du mit mir nach Camelot kommen?" Er schloss die Augen und lehnte sein Kopf ebenfalls gegen den Baum. ,,Ich werde eure Reisebegleitung sein, Prinzessin. Keine Sorge, ich lass euch nicht allein in diesen Wäldern." Weiterhin sah ich ihn an. Er wusste wie ich die Frage gemeint hatte, er wollte nur nicht diskutieren. ,,Aber wirst du dort bleiben?" ,,Was soll ich da?" Fragte er genervt und atmete tief aus. ,,Das Angebot steht.", erinnerte ich ihn. ,,Ich diene keinen Männern, die ich Missachte." Ich schwieg. Es hatte keinen Zweck weiter zu diskutieren. Und ich war zu Müde. Das Moos auf dem ich saß war soviel weicher, wie der Boden des Kerkers. Langsam schloss ich meine Augen. Dann fiehl mir etwas ein. ,,Rowan?" Fragte ich verschlafen und auch er war kurz vorm einschlafen, was man an seiner Antwort hörte. ,,Hm?" ,,Nenn mich Eleana." Dann sank ich in einem tiefen Schlaf, diesesmal ohne Albträume.

Ein leichtes rütteln an meiner Schulter riss mich aus dem Schlaf. ,,Komm, wir dürfen nicht zu lange an einem Ort sein." Ich nickte und stand auf. Mein Knöchel tat zwar weh, aber ich konnte auftreten. Ich spürte wie zittrig meine Beine waren und hielt mich an einem Bauch fest, als mich der Schwindel packte. ,,Alles in Ordnung?" Fragte Rowan skeptisch und ich nickte. ,,Geht gleich wieder." Rowan schien kurz nachzudenken, dann fragte er: ,,Wann hast du zuletzt was gegessen, Eleana?" Kurz freute ich mich darüber, dass er mich nicht nur bei meinen Namen nannte, sondern mich auch mit du ansprach. ,,Ich weiß nicht, ich weiß nichtmal wie lange ich da fest saß.", gab ich zu. Ich hatte nicht viel Essen von Ihnen angenommen. Nur selten hatte ich ein Stück von dem vertrockneten Brot gegessen das sie mir jeden Tag mitbrachten, als ich das Gefühl hatte, an dem hunger zu sterben. ,,etwa zwei Wochen." Antwortete Rowan auf meine unausgesprochene Frage. So lange? Was wohl alles in Camelot geschehen war? ,,Der nächstgelegene Ort wo wir uns was zu Essen besorgen könnten ist Ealdor, alles andere wäre zu gefährlich, und das ist noch ein Stück weg." Ich schüttelte beschwichtigend den Kopf. ,,Alles gut, ich schaff das." Merlin kam aus Ealdor. Hunith könnte uns bestimmt helfen. Ich mochte sie sehr gerne. Selten hatte ich einen so herzensguten Menschen kennengelernt, aber das hatte ich auch mal über Morgana gedacht. Besorgt musterte Rowan mich, gab sich dann aber geschlagen. Wir hatten sowieso keine andere Wahl. Schweigend liefen wir nebeneinander her. Was sollte ich tun wegen Mordred? Das erste was ich in Camelot machen werde, ist Merlin darauf ansprechen. Nagut, vielleicht würde ich vorher etwas essen, mich unziehen und ein heißes Bad nehmen. Ich fühlte mich dreckig und ich hatte das Gefühl meine Haare wurden schwerer da sie so lange nicht gewaschen wurden.
Was würde ich gegenüber Arthur machen wenn ich ihn sah? Würde ich es ihm sagen? Ich hatte Angst vor seiner Reaktion. Er war mein großer Bruder. Er würde mich nie deswegen verstoßen und doch hatte ich Angst es ihm zu sagen. ,,Bin ich eine schlechte Schwester, weil ich Angst habe es meinem Bruder zu erzählen?" Kurz sah Rowan mich an, dann zuckte er mit den Schultern. ,,Wenn du mich fragst, ist das eher schlau." ,,Er würde mir nie etwas tun, und trotzdem habe ich Angst es ihm zu sagen." Protestierte ich. ,,Ich glaube eine solche Meinung hattest du auch mal über Morgana." Wütend sah ich ihn an. ,,Wag es nicht, Arthur mit Morgana zu vergleichen." Giftete ich ihn an. Genervt blieb er stehen und sah mich an. ,,So, jetzt hörst du mir mal zu, Prinzesschen. Du kennst meine Meinung über deinen Bruder. Frage mich nicht nach meiner Meinung wenn du mit dieser nicht klar kommst. Du willst von mir hören, dass du ein schlechter Mensch bist, um Mut aufzubauen es ihm zu sagen, aber das wäre wohl das Dümmste was du machen könntest." Stur lief er weiter. ,,Dazu ermutige ich dich nicht.", murmelte er im gehen. Ich blieb stehen und sah ihn sprachlos hinterher. Er drehte sich nicht nochmal um und kurz überlegte ich aus trotz einfach weg zu gehen, doch musste ich mir eingestehen das ich Camelot ohne ihn nicht mehr finden könnte. Also lief ich hinter ihm her. Am liebsten hätte ich ihn gesagt, er solle nicht über ihn richten, da er ihn nicht kennt, aber ich wollte weitere Konflikte vermeiden. Also sprach ich etwas anderes an, was mir nun schon länger in meinem Kopf herrum schwirrte. ,,Diese Visionen, kennst du dich damit aus?" Er schüttelte mit den Kopf. ,,Wieso?" ,,Denkst du, es ist möglich etwas davon zu verhindern?" Fragte ich ihn und er sah mich an. Dann zuckte er mit den Schultern. ,,Klar." ,,Und wie?" Wieder zuckte er mit den Schultern. ,,Ich hatte das noch nie, aber wenn du weißt was passiert, steuer so dagegen das es nicht passieren kann." Die einzige Möglichkeit dafür wäre es, Mordred umzubringen. Ich seufzte. Vorerst würde ich Merlin um Rat fragen. Ich mochte Mordred. Er ist Arthurs Freund. Wieso sollte er soetwas tun? Vielleicht weil ich etwas dagegen tun will? Morgana meinte, manche Dinge waren nur geschehen, weil sie es versucht hat zu verhindern. Vielleicht, wenn er bemerkte das ich ihn umbringen will, tötet er Arthur. Vielleicht tötet er Arthur wegen etwas anderes und ich hätte es verhindern können. Für Rowan war das Thema anscheinend beendet, da er wieder nach vorne sah. Ich musste unbeding mit Merlin sprechen.

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