Kapitel 8
Wir ließen uns am See nieder. Da es definitiv zu kalt zum Schwimmen war, verteilten wir uns um ihn herum und verbrachten unsere Zeit mit quatschen und herumalbern. Johanna und ich legten uns nebeneinander ins Gras und suchten neue Ideen für einige Fanfictions, was die anderen die Augen verdrehen ließ.
"Wie wär's, ihr schreibt erst mal eine fertig?", fragte Philipp.
"Das ist ja langweilig!", antwortete Johanna grinsend.
"Außerdem haben wir nun einmal viel Fantasie. Zwar meistens ziemlich alberne, aber es gibt nicht viel andere Wege, sie auszuleben! Und hätten wir als Fangirls nicht zumindest so die Möglichkeit, in unseren Fandoms zu sein, würden wir wahrscheinlich verrückt werden.", versuchte ich zu erklären.
"Werden?", fragte Ben skeptisch nach. "Geht es denn noch schlimmer?" Die anderen lachten, während Johanna und ich -allerdings auch lachend- Gras nach ihm warfen.
Durch unsere Lautstärke aufgeschreckt, schienen die Pferde neugierig zu werden. Eins nach dem anderen kam näher zu uns. Lea, Ebru und Mira sahen sie nicht kommen (^^). Jean, Leas Pferd, beugte sich zu ihr herunter und stupste sie an. Lea dehte sich erschrocken so schnell um, dass sie Jean fast mit dem Kopf erwischte. "Hey, Süße!", wurde das Pferd begrüßt.
Auch die anderen Tiere trauten sich nun an uns heran. Johannas Pferd, Fandral, sah ein bisschen wie ein Haflinger aus, mit weißer Mähne und einem hellbraunen Fell. Die beiden jagten sich nicht weit von uns. Bens grauer Hengst Shadow und Philipps Stute Shunya ärgerten sich ebenfalls gegenseitig.
"Wahnsinn, dass die sich so schnell an uns gewöhnt haben!", wunderte sich Saskia, während sie ihren Hengst Charlie streichelte. Er war weiß, mit einigen Flecken, die im Licht der Sonne golden strahlten.
"Was machen die denn hier?", fragte sich Johanna immer noch verwundert, während sie ihr Pferd nicht aus den Augen lassen konnte.
"Sie mögen euch eben!", ertönte eine lachende Stimme hinter uns. Wir fuhren herum- um uns Kili und Fili gegenüberzusehen.
"Was...was macht ihr denn hier?", fragte Lena, während sie bei Filis Anblick richtig unsicher geworden war und sich bemühte, nur zu seinem Bruder zu sehen. Dieser bekam das natürlich mit und musste grinsen.
"Wir haben gehört ihr seid hier, und wollten euch etwas Gesellschaft leisten." Fili hatte nichts davon mitbekommen.
"Klar, setzt euch!", kam es von Johanna. Die beiden Zwerge nahmen die Einladung gerne an. Fili verschwand zu Lena, Philipp und Adelina, während Kili sich neben Johanna und mich setzte.
"Nina?" Kilian winkte mich zu sich und den anderen Jungs. "Was läuft denn da zwischen Lena und dem Zwerg?"
"Ich weiß es nicht", grinste ich. "Aber ich find's richtig süß!"
Wir sahen zu den beiden hinüber die gerade krampfhaft versuchten, ein Gespräch zum Laufen zu bringen. Lena knetete ihre Hände so fest, dass ich Angst hatte, sie würden brechen, und Fili schaffte es nicht, ihr in die Augen zu sehen, sondern beobachtete irgendeinen Käfer am Boden.
"Süß.", stellte mein Bruder sarkastisch fest.
Wir hatten bald so viel Zeit am See verbracht, dass es schon Zeit für das Abendessen war. Etwas traurig standen wir auf und sammelten unsere Sachen ein, die sich irgendwie alle um den See verteilt hatten.
"Schade", stellte Tonja fest. "Ich wäre hier gerne länger geblieben."
"Kannst du doch", kam Filis Antwort. "Es ist noch hell, wenn wir mit dem Abendessen fertig sind. Dann können wir ja wiederkommen."
Sein Vorschlag wurde begeistert angenommen. So gut gelaunt machten wir uns auf den Weg in die Mensa. Als Gandalf und die anderen Lehrer uns lachend und scherzend mit Kili und Fili zusammen sahen, runzelte der Schulleiter die Stirn, schmunzelte aber gleich darauf. Die andern Lehrer ließen sich von unserer Laune anstecken und so wurde das Abendessen zu einer sehr lustigen Angelegenheit.
Als die Letzten von uns ihre Teller leergeräumt hatten, stand der Schulleiter wieder auf.
"Ich sehe, dass ihr euch bereits hier eingelebt habt", stellte er mit einem Zwinkern fest. "Ich möchte euch darauf aufmerksam machen, dass für dieses Wochendende ein Ausflug in das Auenland geplant ist. Wir werden manchmal Ausflüge in andere Städte machen, damit ihr Mittelerde kennenlernt und auch einmal etwas anderes seht als immer nur Bruchtal." Bei diesen Worten sah er etwas entschuldigend zu Lindir, der aber nur die Schultern zuckte.
"Ich werde dieser Stadt sowieso langsam überdrüssig."
"Lass das nicht Elrond hören", kicherte Aragorn. Er wusste, wovon er sprach, er war schließlich bei ihm aufgewachsen. Gandalf bemühte sich, seine ernste Miene aufrechtzuerhalten, aber seine Mundwinkel zuckten doch.
"Wenn das dein Wunsch ist Lindir, kannst du gerne als Begleitperson mitgehen."
Man sah dem Elben an, dass er sich freute.
"Alles andere werden wir am Tag davor besprechen, ich wollte euch nur schon einmal bescheid sagen. Eine gute Nacht euch allen!"
Wir standen alle auf und gingen, wieder in Begleitung der beiden Brüder, nach draußen. Inzwischen war es doch etwas kalt geworden und wir gingen noch einmal in unsere Zimmer um uns Decken zu holen. Als wir uns schließlich um den See versammelt hatten, ging die Sonne schon unter. Wir breiteten die Decken nebeneinander aus und legten uns darauf.
"Wenn die anderen aus unserer Klasse wüssten wie toll es hier ist, würden sie sofort in den Flieger steigen und herkommen", vermutete Lea.
"Hauptsache ist, dass es euch gefällt", meinte Kili. "Ist es so ein großer Unterschied zu eurer alten Schule?"
"Definitiv", antwortete Jenni. "Hier ist es viel gechillter!"
"Es macht niemand so viel Stress wegen der Abschlussprüfungen", warf Ebru ein. "Hier bekommt man nicht ständig vermittelt, dass Noten das Wichtigste auf der Welt sind."
"Und die Lehrer sind eindeutig cooler!", meinte Nico.
"Immerhin, wir haben gehört, dass den meisten in eurem Land die Schule nicht oder nur zum Teil gefällt und versucht, das hier zu ändern.", erklärte Fili.
"Das ist euch definitiv gelungen", antwortete Carina. "Ich habe schon an diesem einen Tag hier mehr gelacht als in der Zeit seit den Sommerferien!"
Wir lagen noch eine Weile da, redeten über Gott (oder die Valar) und die Welt (oder Arda) und beobachteten den Sonnenuntergang. Die Sonne färbte sich orange, während die Wolken rosa angeleuchtet wurden und es hier unten langsam immer dunkler wurde. Die Pferde hatten wir, da wir es Éomer versprochen hatten, wieder auf die Koppel geführt. Mit dem Verschwinden des Lichts wurden die Grillen um uns herum lauter und bald konnten wir einem ganzen Konzert lauschen.
Inzwischen sprach fast niemand mehr, und wenn jemand etwas sagte, dann wurde geflüstert. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach und genoss die Ruhe. Laura brach die Stille.
"Hier könnte man doch eigentlich auch richtig gut grillen, oder? Macht ihr hier so etwas?"
"Nicht oft", antwortete Fili. "Wir haben meistens nicht genug Zeit gehabt, zumindest in den letzten Monaten. Aber wenn ein paar von euch mithelfen würden und Gandalf zustimmt, kann ich mir vorstellen, dass wir das diese Woche einmal ausprobieren können."
Die Stimmung änderte sich wieder ein wenig und wir sprachen alle in gedämpfter Vorfreude über das geplante Wochenende im Auenland.
"Die Hobbits kommen doch bestimmt auch mit, oder?", fragte Adelina neugierig.
"Da bin ich mir sicher", antwortete Kili. "Sie freuen sich immer, wenn sie anderen ihre Heimat zeigen können."
Langsam machten wir uns wieder auf den Weg nach innen. Als wir jedoch das Tor passiert hatten, ertönte eine leise Stimme vor uns.
"Haben wieder bis spät abends Sméagol daran gehindert, zuzusperren, Schatz. Wir sollten uns beim Schulleiter beschweren, mein Schatz, ja, das sollten wir!"
Aus dem Schatten erschien ein sehr entnervt aussehender Gollum, der einen Schlüsselbund in der Hand hielt.
"Was ist denn das?", fragte Laura entsetzt.
"Das ist unser Hausmeister", stellte Fili vor. "Sméagol. Sméagol, sei doch so nett und begrüße die neuen Schüler, ja?"
"Begrüßen sollen wir sie? Hindern den armen Sméagol daran, seine Pflicht zu tun und für Sicherheit zu sorgen. Böse Orkse, ja, sehr böse!"
"Orks?", fragte Philipp. "Ich dachte, die sind alle tot?"
"Ja, sind sie", beeilte sich Fili, das Missverständnis aufzuklären. "Der arme Kerl hat nur immer noch Wahnvorstellungen von seiner Zeit in Mordor!"
Der Zwerg wurde daraufhin von Sméagol mit einem äußerst gehässigen Blick bedacht. Ich nahm mir vor, heute nicht mehr darüber nachzudenken. Ich war einfach zu müde, und den anderen schien es genauso zu gehen.
"Pass auf, wir gehen jetzt alle in unsere Zimmer und lassen dich deine Arbeit machen, okay?", beschwichtigte Kili. Gollum verdrehte noch einmal die Augen, und unter seinem nie endenden Gemurmel machten wir uns so schnell wir konnten davon.
"Entschuldigt!", sagte Fili, als wir bei unseren Zimmern angekommen waren. "Sméagol kann manchmal sehr schlechte Laune haben, und Frodo ist der Einzige, auf den er hört..."
"Kein Problem!", war Caras Kommentar. "Gute Nacht euch beiden!"
Die Zwerge verabschiedeten sich ebenfalls und verschwanden hinter der nächsten Ecke.
"Gute Nacht, Jungs", sagte Mira noch, als wir schon fast im Zimmer waren. Von drüben hörten wir noch eine kurze Antwort, dann fiel die Tür zu. Wir waren allerdings nicht weniger müde, zogen uns schnell um und fielen dann ins Bett. Ohne große Unterhaltungen zu führen, schliefen wir eine nach der anderen ein.
Kurz bevor ich wegdämmerte, versuchte ich, mich an das Gespräch mit dem 'Hausmeister' zu erinnern. Irgendetwas war mir seltsam vorgekommen, etwas, das mich auch vorher schon beunruhigt hatte, ohne dass ich genau wusste, was es war. Doch es wollte mir nicht mehr einfallen und mit dem Gedanken, dass hier ja sowieso nichts Schlimmes mehr geschehen konnte, schlief ich ein.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top