Kapitel 17

Zerknirscht war gar kein Ausdruck für Elronds Gesicht, als er ankam. Er versprach uns tausendmal alles zu erklären, wenn wir erst wieder in Bruchtal wären. Wir waren nicht sonderlich besänftigt, aber das schien er auch nicht erwartet zu haben. Leas Wunde war die einzige, die wirklich gefährlich aussah. Er kümmerte sich an Ort und Stelle um sie. Die anderen wies er an, Adelina möglichst schonend auf ihr Pferd zu helfen. Ich gab mein Bestes, selbst aufzusteigen, bevor jemand auf die Idee kommen konnte mir zu helfen. Johanna war die Einzige, der es auffiel. Sie verdrehte grinsend die Augen. Ich hasste es mir von jemandem helfen lassen zu müssen, und sie wusste das.

Als alle wieder auf den Pferden saßen, ritten wir los. Es herrschte größtenteils Stille, hin und wieder sprach jemand leise. Elrond, Lindir und die beiden Hobbits ritten unentwegt tuschelnd voraus. Sie warfen nicht einen Blick nach hinten.

"Die scheinen ja sehr sicher zu sein, dass nichts mehr passieren kann!" Johanna war meinem Blick gefolgt.

"Wir sind inzwischen schon sehr nah an Bruchtal!", erinnerte Kilian sie. "Es hat sie anscheinend überrascht, dass die uns so nah überhaupt noch angegriffen haben."

"Wieso hätte sie das kümmern sollen?", wollte Cara leise wissen. "Wir haben dort nicht sehr viele Elben gesehen, oder? Und die meisten Lehrer sind am Wochende auch weg."

"Du hast doch den Hobbit gesehen", widersprach Johanna. "Ich gehe mal davon aus, wenn wir zwei oder drei Elben mehr dabei gehabt hätten, hätten wir keinen Finger rühren müssen. Nein, die haben sich das sehr genau ausgerechnet. Eigentlich sollten Orks zu so was ja gar nicht in der Lage sein.", scherzte sie halb.

"Also müssen sie sehr genau gewusst haben, dass wir absolut keine Kampferfahrung haben!", folgerte Kilian.

"Dann wissen sie schon sehr viel mehr, als uns lieb sein sollte", murmelte ich. "Aber woher denn? Ich gehe nicht davon aus, dass Elrond es ihnen bei Kaffee und Kuchen erzählt hat."

"Eine interessantere Frage ist doch, wo sie herkommen, oder? Es sollte eigentlich keine Orks und Uruks mehr geben. Wenn diese paar noch da sind, wie viele sind es insgesamt? Wären es die Einzigen gewesen, hätten die Lehrer da vorne ja kaum alle so besorgt ausgesehen!" Adelinas Gesicht war schmerzverzerrt, während sie sprach, aber ihrer Stimme merkte man nichts an. Mein Bruder unterbrach unsere düsteren Überlegungen.

"Ich hoffe einfach mal, dass Elrond und die anderen uns diesmal die Wahrheit erzählen und nicht versuchen, zu unserer 'Sicherheit' irgendwas auszulassen..."

Während er noch sprach, begann sich der Wald vor uns zu lichten. Nach und nach verstummten alle Gespräche und wir ritten still weiter, bis wir Éomer sehen konnten. Als dieser Leas Verletzung sah, weiteten sich seine Augen.

"Was ist passiert?", fragte er entsetzt.

"Keine Ahnung! Frag die da, die wissen das!", fauchte Carina und zeigte auf Elrond, Lindir, Frodo und Sam. Immerhin sahen sie schuldbewusst aus. Elrond drehte sich zu Éomer um.

"Sorg dafür, dass alle, die da sind, in Gandalfs Büro kommen." Elrond legte ihm eine Hand auf die Schulter als der Rohir so langsam zu verstehen begann und drehte sich dann weg.


Die drei Zwerge, Legolas und sein Vater, Bormir, Faramir und die Hobbits standen uns in Gandalfs Büro gegenüber. Wir hatten alle darauf bestanden stehen zu bleiben, abgesehen von Adelina, der es dank Elronds Heilkünsten schon besser ging. Belasten konnte sie den Knöchel jedoch immer noch nicht.

"Also.", begann Ben. "Dass es noch Orks gibt, haben wir verstanden. Bleiben nur noch 999 Fragen. Wie viele sind es?"

Gandalf trat einen Schritt vor. Er rang sichlich mit seiner Antwort. "Wir wissen es nicht genau. Uns wurde immer wieder von kleineren Angriffen auf Reisende berichtet, vor allem in Gondor und Rohan. Meistens wurden sie jedoch besiegt."

"Aber wie konnte das überhaupt alles passieren?", wollte Philipp wissen. "Wieso ist es nicht einfach alles so passiert wie im Film? Bis zu einem gewissen Zeitpunkt ist es doch so gelaufen, wie... der Autor es geschrieben hat!"

"Tolkien!", zischte ich ihm zu. Gandalfs Mundwinkel zuckten. Er wurde jedoch sehr schnell wieder ernst.

"Es ist wohl am besten, wenn ich euch die ganze Geschichte erzähle. Die Geschichte Mittelerdes stimmt bis zu einem bestimmten Zeitpunkt mit der überein, die ihr kennt. Ehrlich gesagt, beinahe bis zum Schluss."

Er legte eine Kunstpause ein. Als er aber sah, dass wir geduldig darauf warteten dass er fortfuhr, redete Gandalf weiter.

"Es geschah in der Schlacht vor dem Schwarzen Tor. Die Schlacht, in der eigentlich alles hätte ein Ende finden sollen. Der Kampf hatte gerade begonnen, verständlicherweise hatten wir nicht gerade viel Zeit, in der Gegend umherzuschauen. Ich sah trotzdem immer wieder auf, weil ich einen Funken Hoffnung hatte, dass Frodo und Sam doch noch lebten." Er schenkte den beiden kleinen Hobbits ein gequältes Lächeln. "In einem dieser Momente sah ich ihn."

Das letzte Wort spuckte er in einer für den Zauberer sehr ungewöhnlichen Manier hasserfüllt aus. Wow. Ich hätte nicht gedacht, dass Gandalf auch solche Gefühle für jemanden empfinden konnte. Aber wie es klang, hatte dieser Kerl ihnen das gute Ende versaut. Eigentlich konnte ich es ihm nicht verübeln.

"Er kämpfte gegen einige Soldaten aus Gondor. Man erkannte auf den ersten Blick, dass er kein Geschöpf Saurons sein konnte. Er kämpfte mit einer Waffe, die keinem, dem ich sie schilderte, bekannt vorkam. Er war groß wie ein Elb, hatte aber keine spitzen Ohren. Allerdings hatte er in nicht einmal einer Minute zehn unserer Leute erledigt, was ich nicht einmal bei den den besten Kämpfern der Menschen gesehen hatte. Und seine Kleidung kam uns allen sehr fremd vor. In dem Moment, in dem Sauron fiel, hielt er inne. Entweder war er aber nicht im Geringsten erschüttert, oder er konnte es sehr gut verstecken. Als die Orks in die Tiefe stürzten, wurde er verschont, als ob er nie zu ihnen gehört hätte. Er stand einfach da und sah den Orks nach. Niemand hätte sagen können, was er dachte. Inzwischen hatten ihn alle gesehen. Schließlich musste er gemerkt haben dass alle Aufmerksamkeit auf ihm lag, vielleicht hat er auch darauf gewartet, und er drehte sich um."

Diesmal wollte niemand auf sich warten lassen. "Und?", drängte Tonja. Der Zauberer schien nicht weitersprechen zu wollen, deshalb übernahm Legolas das Wort.

"Er sagte, wir hätten gut gekämpft, aber das sei nicht das Ende. Er hätte zusammen mit Sauron Vorbereitungen für diesen Fall getroffen. Auch wenn der ehemalige Maia absolut davon überzeugt gewesen sei, er könne nicht geschlagen werden. Sie hätten dafür gesorgt, dass selbst für diesen Fall die dunklen Geschöpfe Mordors über Arda herrschen würden. Ich ging davon aus, dass er sich nicht zu dieser Kategorie zählte, aber dass er über sie alle befehlen würde. Er erinnerte mich ein wenig an Sauron, als er noch Annatar genannt wurde und sich auf Númenor unter den Dúnedain aufhielt. Nur hatte Sauron nie einen Sinn für Humor und ich habe auch nie gehört, dass er jemals gelächelt hätte. Dieser Mann allerdings schien in seiner Selbstsicherheit auch einen- wenn auch mir unverständlichen- Humor zu haben. Außerdem hätte Sauron niemals freiwillig so viel über sich preisgegeben. Der Neue jedoch schien ganz versessen darauf, uns zu erzählen, wie toll er denn sei."

"Was genau hat er denn erzählt?", wollte Kilian wissen und beugte sich ein bisschen vor.

"Er meinte, er sei nicht von dieser Welt, und er hätte das Recht über uns zu herrschen, weil er von Anfang an dazu bestimmt gewesen sein soll. Es sei unsere Bestimmung, zu gehorchen, und..." Das ganze Geschehen schien Legolas immer noch unbegreiflich zu sein. Er stockte. Boromir schnaubte und redete für ihn weiter.

"Und dann hat uns dieser schwarz-grüne Kobod aufgefordert, vor ihm niederzuknien!"

Das war der Moment, in dem Johanna und ich in schallendes Gelächter ausbrachen und auch mein Bruder nicht mehr an sich halten konnte.


Wir wurden von sämtlichen Lebewesen im Raum- Lehrer und Schüler- angesehen, als seien wir verrückt. Okay, das hätten sie eigentlich bereits wissen müssen. Es dauerte einige Minuten, bis wir uns wieder beruhigt hatten. Als wir aufsahen merkten wir, dass alle offenbar nichts anderes getan hatten, als uns beim Lachen zuzusehen. Meinetwegen.

"Könntet ihr uns verraten, was ihr so lustig findet?", wollte Gandalf verärgert wissen.

"Die da nicht", meinte Kilian trocken. "Die sind irgendwo zwischen Schwärmerei und Fangirlanfall."

"Herzlichen Dank", gab ich zurück. "Du hast den Typen an deiner Wand hängen." Mein Bruder nutzte die paar stillen Sekunden, um den Boden in allen Einzelheiten unter die Lupe zu nehmen.

Der arme Gandalf schien immer noch auf seine Antwort zu warten. Also stellte ich ihm, nett wie ich war, gleich eine Gegenfrage.

"Der Kerl hat nicht zufällig gesagt, wie er heißt?" Legolas runzelte die Stirn.

"Das muss er vergessen haben. Bitte sagt nicht, dass ihr ihn kennt! Er taucht doch nirgendwo in der Geschichte Mittelerdes auf!"

"In unserer schon...", murmelte Johanna. "Wartet kurz." Schon war sie aus der Tür.

"Was macht sie?", fragte Faramir.

"Vielleicht will sie sichergehen, dass wir richtig liegen.", antwortete ich. "Aber wir haben doch gar kein Bild dabei... Oh!" Mir kam ein Gedanke und ich musste grinsen. "Clever."

"Was denn?", drängte Marina. Bevor ich antworten konnte, tauchte meine beste Freundin auch schon wieder auf. In der Hand eine DVD. Sie marschierte auf Gandalf, Legolas und Boromir zu und hielt sie ihnen vor die Nase.

"Sah er so aus?", wollte sie wissen.

"Nur die Haare waren viel kürzer", stellte Legolas fest. "Wer ist er?"

"Ladies und Gentlemen", verkündete Johanna dramatisch, "Loki ist in Mittelerde!"

"Okay, und wer ist das jetzt?", fragte Jenni genervt. Kilian ließ sich auf den Boden fallen und schlug die Hände vors Gesicht.

Johanna jedoch drehte sich wieder zu unseren Lehrern um und grinste sie schadenfroh an. "Ihr habt einen Gott vor der Nase und merkt es nicht einmal!"


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Ich bin wieder da! XD

Und ich habe es geschafft, das Kapitel, vor dem ich mich am meisten gefürchtet habe, in das zu verwandeln, das mir am meisten Spaß macht! Entschuldigt, dass das ganze jetzt ein bisschen Crossover wird, aber man muss die nordische Mythologie oder Marvel nicht kennen, um mitzukommen. Versprochen. Und falls etwas doch nicht so klar sein sollte, gebt mir bitte bescheid.

Ist das der richtige Zeitpunkt um zu verkünden, dass es einen zweiten Teil geben wird? Keine Ahnung. Es wird nur noch zweitrangig um HdR gehen, einige Personen werden uns (vielleicht) verlassen und es wird eine neue Person dazukommen, die ihr alle kennt. Außer meinem Bruder. Sorry. Jedenfalls spielt es in Hogwarts.

So. Zwei Bomben in einem Kapitel platzen zu lassen ist doch auch ganz witzig, oder? Nein? Von der Sache mit Loki wusste übrigens bis gestern nicht einmal ich etwas, falls euch das tröstet. Auch nicht? So, jetzt muss ich mich vor meiner besten Freundin verstecken, weil ich ihren Liebling in eine Fanfiction gebracht habe, in der sie sich selbst schon jemand anderen ausgesucht hat...

Atenio!


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