Kapitel 16
Am besten sage ich gleich vorher etwas zu dem Kapitel... Wer ausführliche Kampfszenen nicht mag, überspringt das Kapitel am besten. Ich liebe es, so zu schreiben, aber ich weiß wirklich nicht, ob es nicht zu brutal oder überhaupt gut genug ist... egal. Das da oben ist mein absolutes Lieblingslied von BTS und ich fand, es passt ganz gut xD Enjoy!
Nauriel
Noch ehe wir reagieren konnten, ehe wir auch nur eine Bewegung machen konnen, stürmten die Orks auf uns zu. Es waren circa fünfzehn von ihnen und noch einmal zehn Uruks, für die Gefährten wäre das kein Problem gewesen.
Wir waren allerdings eine Gruppe von achtzehn zu Tode erschrockenen Teenagern zwischen dreizehn und sechzehn, die gerade so wussten, wir sie ihre Schwerter halten sollten, zwei kleine Hobbits, die neben Uruk-Hai wie Teddybären aussahen und ein Elb, der uns vor nicht einmal vier Stunden klargemacht hatte, dass er nicht das geringste Interesse an weiteren Kämpfen hatte. Ich brauchte nicht lange, um unsere Chancen auszurechnen.
Schnell hatten die Orks uns erreicht. Frodo, Sam und Lindir stellten sich vor uns hin, die Schwerter erhoben, und warteten. Die Pferde scheuten, wichen zurück, und wir ließen sie. Wir konnten ihre Angst nur zu gut verstehen. Nur allzu gern wären wir geflohen. Wir hatten absolut keine Chance, selbst wenn wir den Mut aufbringen würden zu helfen, wir wären den dreien nur im Weg.
Dann warf ich meinem Bruder einen Blick zu. Er war der Jüngste von uns, doch in seinem Blick lag eine Entschlossenheit, die ich bei sonst keinem von uns sah. Wir hatten, immer wenn wir Zeit hatten, zuhause gegeneinander gekämpft. Ob mit Taekwondo-Techniken, mit Stöcken oder mit Fake-Schwertern. Jeder der das erfuhr, lachte uns aus, aber es hatte uns nie etwas ausgemacht. Es machte Spaß, man konnte sich verbessern, und es war immerhin Sport. In letzter Zeit hatten wir kaum noch Zeit gehabt, aber ich wusste, selbst wenn wir keinerlei Erfahrung gehabt hätten, keine Angst der Welt wäre groß genug, um unsere Freunde für uns sterben zu lassen.
Als Johanna zwischen meinem Bruder und mir hin und her sah, beugte sie sich zu mir.
"Das kann nicht euer Ernst sein! Ihr seid tot, bevor ihr den Arm heben könnt!"
Ich erwiderte ihren Blick, in der Hoffnung, dass sie meine Angst nicht sehen konnte. "Sind wir sowieso, die Pferde können wir vergessen, die machen keinen Schritt mehr. So können wir vielleicht wenigstens sie retten!"
"Du meinst, ihnen zwei Minuten mehr geben!", sagte Carina bitter. Sie sah verzweifelt unseren drei Verteidigern zu.
Kilian sah zu uns. "Zwei Minuten sind manchmal recht nützlich!" Er grinste. Ich erwiderte es. Das war der Moment, in dem wir alle Logik und Angst vergaßen und uns vorstellten, dies sei ein ganz normaler Trainigskampf. Nur eben mit viel mehr und viel besser geschützten Gegnern. Ein Kinderspiel...
Bevor ich es mir anders überlegen konnte, verdrehte ich über meine eigene Leichtsinnigkeit die Augen, zog das Schwert, rutschte vom Sattel und stupste Linda an. Vielleicht konnte sie sich noch rechtzeitig in Sicherheit bringen. Doch sie rührte sich nicht, zitterte nur am ganzen Körper.
"Versucht, die Pferde hier wegzubringen und verschwindet", zischte ich Johanna zu. Sie machte große Augen und versuchte mich festzuhalten, doch ich war bereits neben meinen Bruder getreten. Die ersten Orks waren an den dreien vorbeigekommen. Würden sie unsere Freunde erreichen, wären diese tot.
"Wer mehr erledigt?", fragte Kilian scherzhaft. Ich sah ihm an, dass er nicht einmal erwartete, einen Einzigen Ork zu töten. Mir ging es nicht besser.
"Wetten, ich gewinne?", gab ich zurück. Dann schob ich die Panik so gut es ging, in die hinterste Ecke meines Denkens und lief auf unsere Gegner zu.
Diese schienen sehr überrascht über unsere Dummheit zu sein, dann stießen sie jedoch einen einheitlichen Schrei aus und hoben die Schwerter. Ich stürzte mich auf einen, der am wenigsten fies aussah. Das Adrenalin und die Angst arbeiteten besser zusammen als ich erwartet hatte. Ich sah sein Schwert kommen und duckte mich. Ich traf ihn an den Rippen, aber er trug ja einen Brustpanzer.
Der Ork holte zu einem weiteren Schlag aus. Sein Schwert war nicht das Leichteste und er ließ eher die Schwerkraft arbeiten, als er es senkrecht zu Boden sausen ließ. Hätte ich eine Sekunde länger gezögert, hätte mich der Mistkerl in zwei Hälften geteilt. Ich nahm mir vor, das meine beste Freundin nicht sehen zu lassen.
Ich trat wieder näher an ihn heran. Ich wusste nicht, was mein Bruder gerade tat, hätte keine Chance wenn ich den Kopf drehte. Der Ork hob erneut sein Schwert, triumphierend, weil er wusste, dass ich gleich etwas zu Tode bescheuertes anstellen würde. Ich jedoch versuchte mich daran zu erinnern, was Legolas über die Uruks gesagt hatte. Ihre Rüstung war am Hals schwächer. Ich betete, dass das auch bei Orks stimmte und bevor er reagieren konnte, stach ich ihm von unten das Elbenschwert in die Kehle. Er stieß ein überraschtes Gurgeln aus und sank auf die Knie.
Immer noch überrascht von der Tatsache dass ich lebte, drehte ich mich um. Gerade rechtzeitig um zu sehen, wie Kilians Ork einen Schlag abwehrte, die Wucht aber unterschätzte und das Schwert meines Bruders in sein Bein fuhr. Der Ork schrie auf, eher überrascht als gequält, und machte einen Schritt zurück. Kilian reagierte rechtzeitig, zog das Schwert zurück und nutzte den Moment der Überraschung. Er sprang vorwärts und schlug dem Ork den Kopf ab. In dem Moment wurde alles still. Die Orks sahen ungläubig auf ihre beiden toten Kollegen, Frodo, Sam und Lindir schenkten uns drei denkwürdig ehrfürchtige Blicke und nutzten die Chance, ehe der Gegner wieder zur Besinnung kam.
Das war der Zeitpunkt, in dem von meiner besten Freundin so etwas ähnliches wie "Ach, scheiß drauf..." zu hören war. Exakt der Gedanke, den ich vorhin auch gehabt hatte. Ich wandte den Kopf, um zu sehen, wie Johanna ihr Schwert zog, es einmal abschätzend in der Hand wog, mir ein Grinsen zuwarf, das man nur als verrückt bezeichnen konnte, und von ihrem Pferd sprang.
Die Orks jedoch schienen ihre Überraschung überwunden zu haben. Sie stießen wütende Schreie aus, und alle, die nicht gerade mit unseren Lehrern beschäftigt waren, stürmten auf uns zu. Diesmal waren es aber nicht nur wir beide, die angriffen. Johanna kämpfte neben mir und auch die anderen schienen sich nun für den dämlichsten Tod aller Zeiten zu entscheiden.
Die Orks ließen sich von der wachsenden Zahl an Gegnern nicht beeindrucken, sie unterschätzten uns immer noch. Als jedoch Marina keine Minute brauchte, um einen ihrer Kollegen kampfunfähig zu machen, wurden sie unruhig. Sie war kleiner und graziler als die meisten von uns, und das machte sie sich zunutze. Immer wenn der Ork ausholte, war sie schneller und bereits auf seiner anderen Seite aufgetaucht. Auf diese Weise hatte sie ihn irgendwann so sehr verwirrt, dass er seine Deckung vergaß und sie ihn leicht erledigen konnte.
Verwirrt über ihre eigene Leistung, wie wir es vorhin waren, hielt sie einen Moment inne. Dann stürzte sie sich wieder in den Kampf. Ermutigt von ihrer Leistung, wurden jetzt auch die anderen mutiger. Einige, wie Carina und Lena, konnten Marinas Technik ebenfalls anwenden. Andere, wie zum Beispiel Philipp, Tonja und ich, die lange nicht so schnell und wendig kämpfen konnten, zogen aus unserer Größe einen anderen Vorteil. Ein Ork stürmte mit erhobenem Schwert auf mich zu, ich wich ihm aus und parierte den nächsten Schlag. Mein Gegner, überrascht von der Stärke meines Blocks, wurde unsicher. Ich ging in den Angriff über, trieb ihn mit weiteren Angriffen immer weiter zurück und ließ zu, dass sich meine Angst in Wut verwandelte. Ich war noch keine Woche lang in Mittelerde, dem Ort, an dem zu sein ich mir immer mehr gewünscht hatte als alles andere. Der Krieg war eigentlich zu Ende, doch aus irgendeinem Grund hatten einige Orks überlebt. Sie hatten -absolut- nicht das getan, was sie eigentlich hätten tun sollen, nämlich nach dem Fall von Barad-Dûr in die Tiefe stürzen oder sich danach wenigstens von Legolas oder Gimli töten lassen.
Dieser Gedanke war so komplett irrational, dass ich grinsen musste. Der Ork holte -bereits ziemlich verzweifelt- mit seinem Schwert aus. Ich blockte den Schlag, bevor er in meine Nähe geraten konnte. Dann warf ich mich auf ihn, zog ihn mit meinem Gewicht mit nach unten und versuchte, währenddessen weiter sein Schwert oben zu halten. Wir landeten nebeneinander auf dem Boden. Da ich mein Schwert nicht benutzen konnte ohne dass er mir den Kopf abschlug, drehte ich mich ein Stück auf ihn zu und ließ mein Knie mit voller Wucht von unten gegen sein Kinn krachen. Sein Kopf knallte auf den Boden, der Druck gegen mein Schwert ließ nach. Ich zog das Schwert weg, rollte mich auf die andere Seite, eher er sich besinnen konnte und schnitt ihm die Kehle durch.
Mir taten alle Knochen weh aber ich zwang mich, aufzustehen. Für einen kurzen Moment erlaubte ich mir eine Pause. Die Situation war nicht mehr ganz so unfair wie am Anfang. Die Orks sahen das auch und versuchten, sich zurückzuziehen. Tonja trat einem Ork von hinten in die Kniekehle. Dieser fuhr herum, nun allerdings auf halber Höhe. Sie schlug ihm mit dem Schwertgriff gegen die Schläfe und der Ork sackte in sich zusammen. Ich meinte mich zu erinnern, dass sie Karate machte und musste grinsen.
Währenddessen hatten Sam, Frodo und Lindir beschlossen, dass wir alleine klarkamen und sich den Uruk-Hai gewidmet, die anscheinend darauf gewartet hatten dass die Orks uns erledigten um sich nicht die Klauen schmutzig zu machen. Sie hatten keine Chance. Als kein Gegner mehr übrig war sahen wir uns ungläubig um. Das meiste hatten die drei Mittelerdler erledigt, klar, aber wir hatten auch einiges geleistet. Natürlich waren wir nicht ohne Wunden davongekommen. Lea hatte quer über den Arm eine tiefe Wunde, die überhaupt nicht gut aussah. Kilian hatte etliche Striemen im Gesicht, Adelina saß auf dem Boden und umklammerte ihren Knöchel. Ihr Gesicht war schneeweiß, aber sie gab keinen Laut von sich. Ich selbst hatte während des Kampfes zu spät gemerkt, dass mein Gegner ein zweites Messer dabei hatte. Er hatte mich quer über das Bein erwischt und die Wunde brannte höllisch.
Lindir sah sich die Verletzungen kommentarlos an. Als er fertig war, wollten wir wissen, wie es weiterging.
"Ich nehme mal an, ihr schuldet uns eine ausführliche Erklärung?", wollte Nico wissen. Der Elb verzog das Gesicht.
"Wir werden euch alles erklären, versprochen. Es tut mir unglaublich leid, was hier passiert ist... Aber Elrond muss sich das so schnell wie möglich ansehen" Er sah zu Lea und mir, dann warf er auch Adelina einen besorgten Blick zu. "Ich gebe zu, wir schulden euch Antworten und es ist unverzeihlich, dass wir euch einer solchen Gefahr ausgesetzt haben. Ich schlage vor, wir warten, bis Frodo und Sam mit Hilfe zurück sind. Es ist nicht mehr weit bis nach Bruchtal. Wir werden euch so gut versorgen wie es geht und uns dann auf den Heimweg machen."
Wir alle tauschten einen Blick. Die Angst, die uns vor dem Kampf beherrscht hatte, war verschwunden. Sobald wir wieder in Bruchtal waren, würden wir sie notfalls zwingen zu erzählen, was sie uns bis jetzt verschwiegen hatten.
Denn das hatten sie offensichtlich und nach diesem Tag würden wir nicht lockerlassen. Bis sie uns die Antworten gaben, die wir verdienten.
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