Drei
Bela Anderson
Die Mittagspause verlängerte ich um fast fünf Minuten, da alles organisatorische geklärt war und ich weiter zeichnen wollte. „Geh doch schon mal vor, ich habe noch kurz eine Frage!“ ertönte Callas Stimme am Ende der Stunde. Sie wollte anscheinend mit mir reden, denn sie wartete, bis alle aus dem Raum waren, und schloss dann die Tür.
„Hey, ich wusste gar nicht, dass du Lehrer bist!“ begann sie und kam auf mich zu. „Und ich wusste nicht, dass du meine Schülerin sein wirst!“ sprach ich und schob meinen Block zur Seite. „Deutsch und Kunst also, ja?“ fragte sie und ich nickte. „Und Wirtschaft.“ fügte ich hinzu und dachte daran, womit ich eigentlich mein Geld verdiente. „Okay, Mr. Anderson, ich hoffe, dass ich Freitag immer noch kommen darf?“ Ein schmales Lächeln stahl sich auf meine Lippen und so stand ich auf und nahm meine Jacke. „Selbstverständlich, Kleines!“
Sie lief neben mir nach draußen, bog jedoch vorher zum Spint ab, während ich ins Lehrerzimmer ging. „Mr. Anderson! Mein Name ist Jakob Shelle und das ist Miranda Brooks, wir sind die beiden anderen Juroren des Schreibwettbewerbs!“ erklärte der rundliche Lehrer mit der dicken Brille. „Es freut mich, dass Sie sich entschieden haben, uns zu unterstützen!“ sprach Miss Brooks und reichte mir ihre Hand, bevor wir uns etwas unterhielten und dann auf den Wettbewerb zu sprechen kamen.
„Warum machen wir nicht zwei Themen? Auf der einen Seite Liebe und Leidenschaft, auf der anderen Seite Schmerz und Leid.“ schlug ich vor, da dies unsere engeren Favoriten für das Thema waren. „Aber dann hätten wir doppelte Arbeit!“ merkte der Maulwurf neben mir an. „Und wenn wir in die Richtung Sadomasochismus gehen? Schmerzen, die zur Extase führen und eine Liebe, die verlangend und wild ist?“ hakte ich nach und sah in zwei erstaunte Gesichter, eines interessiert, das andere abwertend.
„Wir nehmen Leid und Liebe als großes Thema und halten die Schüler dazu an, beides miteinander zu verknüpfen, sei es eine herzzerreißende Affäre oder eine sadomasochistische Bettgeschichte!“ erklärte Miss Brooks und beruhigte damit den alten Maulwurf, der offensichtlich nicht gut auf Sadismus zu sprechen war. Ich nickte es ab und ließ die Lehrer kopfschüttelnd sitzen. Das Thema hätte viel einfacher gewesen und die Diskussion viel schneller abgehandelt werden können.
Ich kam zurück in den Raum und traf auf Calla, die auch gerade kam. „Sophia telefoniert noch mit Tom!“ erklärte sie genervt und blieb vor meinem Tisch stehen. „Wow!“ sprach sie und griff nach meinem Block, bevor ich ihn zu fassen bekam. „Kleines, gib das wieder her!“ bat ich, doch sie blätterte schon. „Du kannst verdammt gut zeichnen!“ merkte sie an, was ich dankend annahm doch sie musste ja vielleicht nicht alles sehen, was ich gezeichnet hatte. „Calla, bitte!“ versuchte ich erneut und stand auf, doch sie hörte schon auf zu Blättern und starrte auf die Zeichnung.
Es war mir das erste mal im Leben peinlich, dass jemand von meinen sexuellen Vorlieben wusste. Sie blätterte noch ein paar Seiten langsam durch und sah sich alle genau an, während ich mich wieder in den harten Stuhl fallen. „Das hier würde ich vielleicht noch ausprobieren!“ meinte sie und zeigte mir meine Zeichnung, bei der die Frau gefesselt war und ihr durch Peitschenschläge Schmerzen zugefügt wurden, doch Calla wusste nicht, dass dieses Bild meiner Erinnerung entstammte, und wie diese Nacht geendet hatte.
„Bela, ist es dir gerade peinlich?“ fragte sie und gab mir meinen Block wieder. „Kann sein!“ fauchte ich sie an, doch diese smaragdgrünen Augen lösten eine Gänsehaut bei mir aus. „Kleines, du bist meine Schülerin und weißt nach zwei Treffen Dinge über mich, die nicht einmal meine Mutter weiß!“ begann ich und seufzte beim Gedanken an sie. „Ich glaube, es ist besser, wenn du Freitag nicht zu mir kommst!“ sprach ich und wandte den Blick ab. „Okay, Mr. Anderson.“ meinte sie in ruhigem Ton, doch ihre Stimme war brüchig und ich wusste, dass ich sie getroffen hatte. „Aber Kleines!“ Sie wollte sich gerade auf ihren Platz setzten, hielt jedoch kurz inne und drehte sich zu mir um. „Das heißt nicht, dass ich dich nicht sehen möchte! Wir sollten ab jetzt nur nicht so privat werden, es könnte dich ruinieren!“ sprach ich, doch den letzten Satz hatte sie kaum gehört. „Du hattest übrigens Recht, was Sophia anging, sie war den nächsten Tag mies drauf und hatte überall Schmerzen!“
„Ich habe gerade in der Pause mit Mr. Shelle und Miss Brooks geredet, die neben mir als Juroren bei dem Wettbewerb fungieren werden. Unser Thema wird Leid und Liebe sein!“ verkündete ich und bemerkte, wie Calla schmunzelte. „In den Texten soll es dabei um die Liebe in Verbindung zum Leid und dem Schmerz gehen, der damit verbunden ist. Findet einen Weg, beides zu verknüpfen und überrascht uns!“ sprach ich, woraufhin das Getuschel wild durch die Klasse raunte.
„Oh Gott, mein Hintern tut wieder weh!“ flüsterte Sophia Calla zu. „Selbst Schuld! Du hättest dich ja nicht stundenlang durchnehmen lassen müssen!“ murmelte Calla und so nickte ich ihr zu. Auf der einen Seite stand Sophia, die so naiv war und sich quer durch mein Haus hat vögeln lassen. Auf der anderen Seite war es Tom, der seine Trophäe nicht aus den Händen geben wollte. Calla gab somit Sophia die Schuld, ich Tom. Allerdings waren Sophias Schmerzen nur, weil sie wund war, nicht durch sadistische Hände.
„Also schön. Mit dem Organisatorischen sind wir durch, außer ihr habt noch irgendwelche Fragen!“ begann ich und sah in die Runde, doch niemand meldete sich. „Da ich Eure ganze Klasse in Wirtschaft und Kunst habe, dürft ihr euch jetzt aussuchen, womit wir beginnen. In Wirtschaft würden wir zuerst ein paar Grundlagen besprechen, in Kunst könnt ihr gleich zeichnen.“ Natürlich waren dann doch alle für Kunst, immerhin war nur zeichnen weniger Unterricht, als Wirtschaft.
Ich freute mich, dass sich alle einig waren, stellte jedoch schnell fest, dass kaum jemand ein weißes Blatt mit hatte. „Ich hole weiße Blätter und ihr wartet hier!“ erklärte ich und ging mit dem Schlüssel zwei Räume weiter ins Vorbereitungszimmer für Kunst. Hier stand in der Mitte ein riesiger Tisch, der bis oben hin mit kleinen Figuren, Pinseln, Farbtafeln und sogar Büchern zugestapelt war. Auf dem Schrank an der Seite sah es nicht viel besser aus und auch in dem Regal neben dem Fenster türmten sich alte Arbeiten von Schülern.
Ich schüttelte nur den Kopf und zog einen Block heraus, der augenscheinlich schon einige Jahre hier lag. Die Blätter waren noch in einem relativ guten Zustand, weshalb ich das erste Blatt wieder in den Schrank legte und zurück zum Raum ging. Schon von weitem hörte ich meine Klasse und betrat genervt den Raum. Mein wütender Blick glitt einmal über jeden Schüler und so war es innerhalb von nicht einmal einer halben Minute wieder ruhig. Gut so. Es dauerte nicht lang, bis alle einen Stift in der Hand hatten und wenigstens irgendetwas hinkritzelten.
Manche setzten schon mit groben Körperteilen ganz gut an, während andere Brokolihände und Strichmännchen malten. Ich lief neugierig durch die Reihen und hörte, wie Sophia genervt den Stift weglegte. „Wie bitteschön zeichnet man das!?“ fluchte sie und so wollte ich gerade zur Hilfe kommen, als sich Calla schon zu ihr rüber beugte und auf einem Schmierblatt den Oberkörper eines durchtrainierten Mannes skizzierte. „Das darf nicht zu abgehackt sein, du hast doch auch keine Kanten im Körper! Und bei den Muskeln solltest du mit kleinen Vierecken anfangen, die du beim schattieren dann ausarbeiten kannst.“
Ich kam näher und sah auf die grobe Skizze, und schon diese beeindruckte mich. Calla verdeckte schnell ihre eigentliche Zeichnung damit und lief rot an. „Ich sehe schon, wir haben ein paar Künstler im Kurs! Aber auch etwas unntalentierte Schüler, die deren Hilfe gut gebrauchen könnten. Tamara, Linda und Calantha, würdet ihr durch die Klasse gehen und helfen?“ Sie nickten und so sah ich Calla erneut zu, wie sie jemandem erklärte, wie man am einfachsten einen Körper zeichnete. Sie arbeitete als Grundgerüst mit Elypsen und Vier Ecken und erklärte ziemlich gut, sodass dann auch ein Dummkopf wie Lukas das verstand.
Kurz bevor es klingelte entließ ich die Schüler und so waren schon alle draußen, als ich noch die Fenster schloss. Ich drehte mich wieder um und wäre fast daran vorbei gelaufen, doch Calla hatte etwas vergessen. Es war ein kleines Blatt, höchstens A5, doch dafür war die Zeichnung darauf umso schöner. Zwei Menschen, deren Körper fest umschlungen und kaum noch von der Decke umhüllt wurden. Ihre Kurven waren weich herausgearbeitet, während sein starker Körper mit klaren Linien für Standhaftigkeit und Schutz sorgten.
Die Decke, die die Hälfte ihres Hinterns entblößte, fiel in tausend Falten herab und wenn ich nicht wüsste, dass es nur Schattierungen waren, hätte ich fast gedacht, es anfassen zu können. Ihre kleine Unterschrift sah aus, wie ein einzelnes S, doch wenn man genau hinsah, erkannte man das C darin, Calantha Spinks. Ich war fasziniert von ihrer Zeichnung, ja von der ganzen jungen Dame.
Ihr kleiner Körper, maximal 1,60m, hatte mich schon den Abend umgehauen, als sie in diesem wunderschönen grünen Kleid vor dem Fenster stand. Sie hatte mich nicht mitbekommen, wie ich an der Theke stand und auch nicht, als ich ihr bis in mein Arbeitszimmer gefolgt bin. Doch bei dem Klang meiner Stimme war sie regelrecht erstarrt. Sie hatte mich gemustert, ziemlich lange, doch auch ich konnte meine Augen nicht von ihr lassen. Wie fürsorglich sie sich um Sophia und Tom gekümmert hat und wie sie lieber auf der Couch geschlafen hat, damit ich in meinem Bett schlafen konnte.
Sie hatte mich überrascht, als sie plötzlich vor der Tür in der Schule stand, in der ich nun unterrichten würde. Sie war nun in meiner Klasse und schien zudem noch unglaublich talentiert, wie ich so ihre Zeichnung in der Hand hielt. Ihre smaragdgrünen Augen strahlten nur so vor Energie und wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass sie Gefallen an mir gefunden hatte, doch ihre Reaktion, als sie von meiner sadistischen Seite erfahren hatte, war eindeutig.
Ich mochte sie, keine Frage, aber so weit würde ich wahrscheinlich nicht gehen. Klar, ich war auf Sexentzug, aber Calla war so wunderschön und zierlich, ich wollte sie gar nicht verletzen. Sie würde das nicht aushalten, ich würde sie nur traumatisieren, dieses zarte Mädchen, das mich wahrscheinlich noch um den Verstand bringen wird. Ich hatte allein am Montag dank ihr mehr geschmunzelt, als den ganzen letzten Monat. Ich hatte es nicht gesehen, aber als ich ihr den Kuss aufs Haar gedrückt hatte, musste ich wohl eine starke, körperliche Reaktion bei ihr ausgelöst haben. Sie hatte die Luft angehalten und bekam sofort Gänsehaut, bevor sie noch eine Weile wie angewurzelt stehen blieb.
Ich bemerkte, dass ich allein beim Gedanken an sie schmunzeln musste. Schnell steckte ich die Zeichnung ein und lief hinaus, das Vibrieren meines Handys ignorierend. „Tom, was ist?!“ fuhr ich ihn an, als er mich anrief. Ich stand neben meinem Auto und hielt mir genervt das Handy ans Ohr. „Nein, die haben bestimmt noch meine alte Nummer!“ zischte ich, als er meinte, dass seine Schule mich angerufen hätte. „Egal, komm einfach her und hol mich ab!“ forderte Tom, weshalb ich die Hand zur Faust ballte. „Was hast du angestellt?“ fragte ich und wechselte das Ohr. „Nichts, aber du musst mich abholen! Jetzt!“
Wütend kam ich in der Schule an und bahnte mir einen Weg durch die Gänge bis zum Sekretariat. „Mr. Anderson!“ erklang die quiekende Stimme der Blondine. „Tut mir leid, ich hatte selbst Unterricht!“ erklärte ich und mied den beleidigten Blick von Tom. „Es ist ja nicht so, als wäre er todkrank! Nein, Mr. Anderson hat sich nur geprügelt.“ sprach sie und so sah ich genervt zu Tom. „Muss ich noch etwas ausfüllen, oder war es das?“ hakte ich an die Blondine gerichtet nach. „Ich bräuchte nur Ihre aktuelle Telefonnummer und dann können Sie gehen. Es kann jedoch sein, dass Mr. Stanton, der geschädigte Junge, Anzeige erhebt.“
Ich hatte kein Wort mehr für Tom übrig, er regte mich einfach nur noch auf. Die fünfzehn Minuten Autofahrt hatte ich um fast die Hälfte verkürzt und schmiss dann wütend die Autotür zu. „Rein!“ zischte ich, bevor er etwas sagen konnte. Ich blieb in der Küche stehen und legte meinen Schlüssel knallend auf den Tisch. Tom ließ seine Tasche vorsichtig in eine Ecke gleiten und hielt den Blick gesenkt. „Du hast dich geprügelt?! Mit Jason?!“ Ich versuchte mich ja zu beruhigen, doch das ging einfach nicht, ich war schon viel zu wütend.
„Das ist dein beschissener, erster Schultag!“ fuhr ich fort und stemmte die Hände in die Hüfte. „Er hat mich provoziert und...“ begann er kleinlaut. „Wie oft hatten wir dieses Gespräch schon?! Du hast...“ Das Klingeln an der Tür hielt mich davon ab, noch weiter zu reden, zu schreien. „Das ist Sophia.“ erklärte er murmelnd und so fuhr ich mir durch die Haare und verkniff mir einen Spruch. „Die sind bei mir auf der Schule!“ zischte ich und verschwand mit meinem Zeug nach oben, bevor er die Tür aufmachte und Sophia mich sehen konnte.
Calantha Spinks
„Jungs!“ brüllte ich durch das Haus, als ich sah, dass mein Joghurt alle war. „Das war Matthias, ich bringe dir nachher neuen mit!“ erklärte meine Mutter und so seufzte ich. „Und ich dachte, die Griechen unserer Familie machen alles leer!“ murmelte ich woraufhin meine Mutter nur lachte. „Die Zwillinge sind doch auch nie pünktlich!“ Ich verdrehte die Augen und nahm mir ein Glas Wasser. „Bleibt ihr über Nacht?“ fragte sie nach einer Weile und beim Gedanken an Bela musste ich schmunzeln. „Weiß ich nicht. Ich habe mir Sachen eingepackt, aber ob wir da schlafen, weiß ich noch nicht. Tom hat auch irgendwas von einer Party erzählt, aber darauf habe ich keine Lust.“
Sophias Vater holte mich ab und fuhr uns zu Tom. Sie hatte mir erzählt, dass er sich gestern noch geprügelt hatte und nun vielleicht eine Anzeige am Hals hatte, doch als er uns die Tür aufmachte, sah er nicht wirklich beschädigt aus. „Kommt rein!“ sprach er und ließ uns durch. Sein Grinsen war aufgesetzt, er musste sich fast schon zwingen, zu lächeln, doch der Kuss für Sophia war echt. „Wollt ihr was trinken?“ fragte er und reichte uns kurz darauf zwei Gläser.
„Also ein Kumpel von mir feiert Geburtstag und hat gefragt, ob ich auch komme, natürlich mit Begleitung!“ begann Tom, als es langsam begann zu dämmern. „Ja! Bin dabei!“ sprach Sophia gleich und so schüttelte ich nur den Kopf. „Ich nicht, aber geht ruhig!“ erklärte ich. „Ich bin gleich wieder da!“ meinte Tom und verschwand nach oben. „Ach komm schon, Calla! Party ohne dich ist langweilig!“ versuchte sie mich zu überreden. „Nein, die Zwillinge holen mich nachher ab und ihr wollt doch auch mal was zusammen unternehmen!“
Tom musste sich zügeln, offensichtlich hat Bela seinen Ausflug nicht gut aufgenommen. „Oskar holt mich gleich, ich ziehe einfach hinter mir zu!“ sprach ich an ihn gerichtet und so zog er Sophia regelrecht hinaus, ich konnte mich nicht einmal richtig von ihr verabschieden. Einen Augenblick sah ich den beiden hinterher und wartete, bis ich schließlich langsam die Treppe aufstieg und die Tür öffnete.
Langsam schlich ich den Flur entlang und kam in das Wohnzimmer, in dem Bela mit einem Weinglas vor dem Fenster stand. Ich strich ihm über die Schulter und merkte, wie er sich automatisch entspannte. „Rotwein?“ fragte ich und er nickte. „Cabernet Sauvignon.“ antwortete er. Das Glas war noch reichlich gefüllt, er musste es sich erst vor kurzem eingeschenkt haben. „Stört es dich, wenn ich mir auch ein Glas nehme?“ fragte ich und strich ihm mit dem Daumen über die Schulter. Er schüttelte den Kopf und so lief ich zur Theke und schenkte mir ein. Der Wein war bordeauxrot und roch recht fruchtig, ich genoss den ersten Schluck in vollen Zügen.
Bela hatte den Blick gesenkt und die Augen geschlossen, Tom musste ihn sehr beschäftigen. „Er ist dein Bruder, nicht?“ fragte ich und sofort schoss sein Kopf zu mir herum und er sah mich erschrocken an. „Bela, ich habe selbst zwei Brüder und die sind nicht einmal mit mir verwandt. Tom hat nie etwas über seine Eltern erzählt, außer sie sind übers Wochenende nicht da. Ich weiß nicht, warum ihr das verheimlicht und was bei euch läuft, aber wenn du es nicht sagen willst, dann dränge ich dich nicht dazu. Tom ist dickköpfig, ich weiß, aber du musst auch ihn verstehen! Lass dir nicht von ihm dir Laune verderben!“ Er sah mich verzweifelt an und nickte stumm.
„Bela, sag, wie alt bist du eigentlich?“ fragte ich und stellte mich wieder neben ihn. „Achtundzwanzig.“ antwortete er und musterte mich, während ich an meinem Glas nippte. „Kannst du über Nacht bleiben?“ Seine Frage überraschte mich und so musste ich augenblicklich schmunzeln. „Gerne!“ sprach ich und stupste ihn leicht mit der Schulter an. „Aber dieses mal schläfst du bitte nicht auf der Couch!“ meinte er und so lachte ich. „Ach komm, ich wollte dir doch einfach nicht auch noch zur Last fallen!“ erklärte ich und sah zu ihm auf, tatsächlich lächelte er.
„Ach Calla!“ sprach er und zog mich zu sich heran. Sanft drückte er mir einen Kuss aufs Haar und strich mir über den Arm. Ich schmunzelte und kuschelte mich an ihn heran. Die Wärme, die von ihm ausging, zog mich regelrecht zu ihm hin und erst sein herbes Parfüm mit einer feinen Lavendelnote. „Hast du Lust, einen Film zu sehen?“ fragte Bela nach einer Weile, in der wir nur so da standen und aus dem Fenster sahen. „Wenn ich aussuchen darf, ja!“ sprach ich und schmunzelte. „Na los, ich hole Popkorn!“
„Das fünfte Element?“ las er fragend vor, als der Titel im Fernsehen auftauchte. „Problem?“ hakte ich mit hochgezogenen Augenbrauen nach und so grinste er nur. „Ach Kleines, du bist was besonderes!“ sprach er und setzte sich dicht neben mich. Ich kuschelte mich an ihn und drückte auf Start. Nach einer Weile schlang er seinen Arm um mich und so schmunzelte ich, als mich gleich wieder die Gänsehaut packte. Das Popcorn war schon in der ersten halben Stunde leer, doch das störte uns nicht. Ich genoss den Film und seine Nähe, während die Zeit verging und ich irgendwann mit dem Kopf auf seinem Schoß lag. Er strich mir übers Haar und wenn ich die Augen geschlossen hätte, wäre ich wahrscheinlich zufrieden eingeschlafen.
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