࣪ ִֶָ☾. tears been used up

࣪ ִֶָ☾. erzählerin

Wooyoung zuckte auf, als das Spritzen seines Medikamentes in die Bauchfalte doch etwas mehr zwickte als erwartete. Genervt von seiner alltäglichen Nachtroutine legte er die Sachen zur Seite und dachte darüber nach, welches Medikament er als nächstes einnehmen ,,wollen" würde.

Es war bereits 2 Uhr nachts, und der junge Künstler wurde nach einem extrem niedrigen Blutzuckerspiegel durch die starken Kopfschmerzen wach. Deswegen injizierte er sich das entgegenwirkende Medikament und schleppte seinen ermüdeten Körper in die Küche.

Es war wieder einer dieser Momente, wo er darüber nachdachte, wie sein Leben wohl aussehen würde, wenn er dann mal alt wäre. Nicht mehr in der Lage dazu wäre, sich um sich selbst in solchen Notfall - oder Akutsituationen zu kümmern. Seufzend schnappte sich der Braunhaarige in seinen karierten Stoffhosen und einem kurzgeschnittenen Trägertop seinen kleinen Sixpack an Apfelsäften, womit er sich an den Küchentisch setzte und eine Packung nach der anderen trank. Dies, um seinen Blutzuckerspiegel wieder zu steigern.

Dabei war die Leere und Stille zu dieser Uhrzeit wie ein betäubendes Mittel gegen seine Gefühle und ein Freifahrtschein für seine depressiven Gedanken. Wooyoung saß alleine in seiner kleinen Küche, die Dunkelheit verschluckte fast alles außer dem schwachen Licht, das von einer flackernden Kerze auf seinem Nachttisch ausging. Das Licht war warm, aber es reichte nicht aus, um die Kälte in seiner Brust zu vertreiben. Er ließ seinen Blick auf die Flamme ruhen, die sich im Rhythmus seines Atems bewegte, während seine Gedanken unaufhörlich um die gleichen Themen kreisten.

Die Welt um ihn herum war still, aber in seinem Inneren herrschte ein ständiges, nicht enden wollendes Chaos. Es war, als würden seine Gedanken ihn jagen, eine unaufhörliche Spirale aus Selbstzweifeln, Ängsten und Fragen, die nie beantwortet wurden.

Wie oft hatte er diese Momente, in denen er einfach nur still da saß, sein Kopf gesenkt, die Hände ineinander verschränkt und sich fragte, warum er so war, wie er war? Warum er mit all dem kämpfen musste, was ihn fast täglich überforderte? Die Epilepsie war ein ständiger Schatten, der über ihm hing, unberechenbar und bedrohlich. Und die Taubheit - diese erdrückende Stille - war nicht nur eine körperliche Einschränkung, sondern ein tiefes, seelenzerstörendes Gefühl der Isolation.

Wooyoung wusste, dass er stark sein musste. Stark für sich selbst, stark für die Menschen um ihn herum. Doch manchmal - nein, oft - fühlte er sich müde. Er war es leid, zu kämpfen. Er war es leid, jeden Tag aufzuwachen und zu wissen, dass seine Krankheit ihn in eine Richtung ziehen könnte, die er nicht kontrollieren konnte.

Sein Herz zog sich zusammen, als er an San dachte. San, der mit diesem unerschütterlichen Lächeln in sein Leben getreten war, mit einer Wärme und Energie, die so sehr im Kontrast zu dem stand, was Wooyoung oft in sich fühlte. Wie war es möglich, dass jemand wie San ihn sah? Ihn wirklich sah - trotz all seiner Fehler, trotz all seiner Lasten?

Und genau das war das Problem.

Wooyoung konnte nicht begreifen, warum jemand wie San sich mit jemandem wie ihm abgeben wollte. San war wie ein heller Stern am Nachthimmel, strahlend, lebendig, voller Hoffnung. Und er? Wooyoung fühlte sich oft wie eine verdunkelte Ecke, ein Ort, den man am liebsten meiden wollte.

„Du bist ein Problem.", murmelte er leise zu sich selbst, seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern. „Ein Hindernis."

Er ließ seinen Kopf in die Hände sinken und schloss die Augen. Die Bilder der letzten Wochen schossen ihm durch den Kopf: San, wie er ihn anlachte, San, wie er ihn tröstete, San, wie er ihn berührte - sanft, zärtlich, mit einer Vertrautheit, die Wooyoung gleichzeitig beruhigte und erschreckte.

Es war nicht fair. Es war nicht fair, San an seiner Seite zu haben, wenn er wusste, dass er ihm nichts bieten konnte. Wooyoung hatte nichts als Unsicherheiten, Sorgen und eine endlose Liste von Einschränkungen. Wie konnte er jemandem wie San ein Leben bieten, das er verdiente?

Ein Kloß bildete sich in seinem Hals, und er öffnete die Augen wieder. Der Kerzenschein tanzte weiter, als wollte er ihn beruhigen, aber es half nicht. Er fühlte sich wie ein Eindringling in San's Leben, wie ein Gewicht, das der andere nicht verdient hatte zu tragen.

„Vielleicht...", dachte Wooyoung, „vielleicht wäre es besser, wenn ich ihn gehen lasse. Bevor er erkennt, dass ich ihn nur aufhalte."

Doch in dem Moment, in dem dieser Gedanke aufkam, durchzuckte ihn etwas. Es war keine körperliche Reaktion, sondern etwas Tieferes, Rohes. Der Gedanke, San loszulassen, fühlte sich an wie ein Messerstich. Es war ein Schmerz, den er nicht ertragen wollte - und doch war es vielleicht das Richtige.

Wooyoung atmete tief ein und lehnte sich zurück, die Augen wieder auf die flackernde Flamme gerichtet. Sein Herz schien in einem unruhigen Rhythmus zu schlagen, und sein Kopf fühlte sich schwer an.

„Warum kannst du nicht einfach normal sein?", flüsterte er, fast flehend.

Doch keine Antwort kam, außer der unbarmherzigen Stille, die ihn umgab. Und vielleicht war das das Schlimmste: Die Erkenntnis, dass er der Einzige war, der diese Fragen beantworten konnte - und dass er keine Antworten hatte.

Als es an der Tür klingelte, erschrak er sich und wurde somit aus seinen Gedanken gezogen. Er hörte es nicht, aber sein Handy blinkte mehrmals auf. Sich fragend, wer zur Hölle um 2 Uhr nachts an seiner Tür klingeln würde, zog er seinen Körper hoch und sich im Flur einen kleinen beigefarbenen Cardigan an, bevor er die Tür öffnete und erstmal erstarrte.

San?!

Für einen Moment dachte Wooyoung, er würde halluzinieren, doch als er San ganz friedlich am Grinsen sah und wie gespielt unschuldig dieser ihn dabei anblickte, blinzelte er nochmal etwas, noch nicht am Realisieren, dass der Ältere tatsächlich mitten in der Nacht vor seiner Haustür stand.

,,Was zur Hölle machst du vor meiner Haustür?!",entkam es Wooyoung nach einem Moment erschrocken, wobei er sah, wie der Ältere sein Kopfkissen zwischen seinem Arm und Körper geklammert hatte und anschließend mit einer verzweifelten Gestik antwortete:,,Meine Nachbarn treiben es seit 2 Stunden. Zwei Stunden!!! Kannst du das glauben?"

Wooyoung musste sich sein genauso verzweifeltes Lachen verkneifen, weil er mit so einer Antwort nicht gerechnet hatte, obwohl er dies von ihm bereits kannte. Somit fragte er ihn nur noch:,,Und was habe ich jetzt damit zutun?", woraufhin San direkt antwortete, überzeugt von seiner mal wieder so brillianten Idee:,,Ja, ich hatte gerade Spätdienst und habe morgen wieder Spätdienst und brauche Schlaf."

,,Woher hast du überhaupt meine Adresse, San?"
,,Ich bin doch dein Krankenpfleger."
,,Du bist nicht MEIN sondern EIN Krankenpfleger."
,,Stimmt, ich bin ja der Junge, der dich datet."
,,Gott, lass mich in Ruhe."

,,Bitte lass mich rein, Wooyo. Ich will nicht zurück und hören, wie meine Nachbarin bearbeitet wird.",entkam es ihm verzweifelt, während er sich bettelnd auf die Unterlippe biss und Wooyoung mit diesen großen Augen der Hoffnung anstarrte. Erst dann fiel ihm seine blaue Arbeitskleidung auf, sowie die OP-Haube, wovon er wohl nicht mehr wusste, dass er sie immernoch trug, so verpeilt, wie er war.

Er seufzte auf. Ohne noch was weiteres zu erwidern, drehte er sich um und ließ die Tür offen, damit San hereinkommen konnte. Ihm war noch schwindelig durch seinen niedrigen Blutzucker, weshalb er seine Augen für einen Moment schloss, bevor er sich wieder zu dem Älteren drehte und sah, wie er fröhlich am Lächeln seine Schuhe auszog, wobei er mit dem Kissen in seinen Armen wie ein kleines Kind auf einer Übernachtungsparty aussah.

Genauso fröhlich kam er auf Wooyoung zu, als dieser nur noch sagte:,,Mein Schlafzimmer ist dort. Leg dich dort auf das Bett hin, und geh' schlafen.", bevor er sich umdrehte und sich selbst zur Küche schleppte, um dort seine restlichen Apfelsäfte auszutrinken. Woo hatte auf keine Antwort mehr von ihm gewartet, weshalb er sich auch wieder hinsetzte und genauso betrübt sein Sixpack an Apfelsäften austrank.

Doch der Ältere folgte ihm unauffällig, als ihm die blasse Haut des Jüngeren im kleinen Flurlicht auffiel. In der Küche sah San, wie Wooyoung nach einem Haargummi griff und versuchte, das lange Haar zurückzubinden. Doch seine Finger zitterten stark, und die Strähnen rutschten ihm immer wieder aus der Hand. San trat näher, nahm ihm das Haargummi aus der Hand und legte seine Finger sanft auf Wooyoung's Schulter, um seine Aufmerksamkeit zu erlangen.

Wooyoung drehte sich überrascht um, seine Augen groß und fragend. San lächelte, hob das Haargummi hoch und deutete auf Wooyoung's Haar.
„Ich mach das.", sagte er deutlich, obwohl er wusste, dass Wooyoung ihn nicht hören konnte. Seine Gesten waren ruhig, beruhigend, als er ihm zu verstehen gab, dass er helfen wollte.

Wooyoung schüttelte den Kopf und begann zu gebärden, erwiderte dabei:„Ich brauche keine Hilfe." Doch seine Bewegungen waren weniger bestimmt, mehr ein schwaches Abwehren, als würde ihm die Energie fehlen, wirklich dagegen zu halten.

San ignorierte den Protest, wie er es so oft tat. Stattdessen begann er, vorsichtig die Strähnen zu sammeln, die ihm ins Gesicht gefallen waren. Seine Finger glitten sanft durch das Haar, und er nahm sich Zeit, jede Bewegung achtsam auszuführen.

Wooyoung wollte etwas sagen, doch die Berührung stoppte ihn. Sie war so behutsam, so voller Zuwendung, dass er sich nicht traute, sie zu unterbrechen. Er konnte den Ausdruck in San's Gesicht nicht ignorieren - diese Mischung aus Konzentration und stiller Fürsorge, die ihn ungewollt berührte.

„Du hast schönes Haar.", sagte San, obwohl er wusste, dass Wooyoung ihn nicht hören konnte. Vielleicht war es besser so. Die Worte fühlten sich für ihn ehrlicher an, wenn er sie einfach sagen konnte, ohne darauf zu achten, wie sie aufgenommen wurden.

Wooyoung beobachtete ihn aus dem Augenwinkel, sein Blick vorsichtig, aber auch leicht unruhig. Es fiel ihm schwer, diese Nähe zuzulassen, diese unaufdringliche Zärtlichkeit, die San immer wieder in sein Leben brachte.

Als San schließlich das Haargummi sicherte und zurücktrat, legte er eine Hand auf Wooyoung's Schulter, drückte sie leicht, wie um zu sagen:,,Du bist nicht allein." Wooyoung blickte starr auf die Tischplatte vor sich, doch seine Finger bewegten sich langsam.

„Warum machst du das?", fragte er wie immer in Gebärdensprache, ohne San direkt anzusehen.

San verstand die Frage, selbst ohne die Hände des anderen komplett zu sehen. Er zog den Stuhl neben Wooyoung heran, setzte sich und legte das Kissen auf den Tisch. Sein Blick war ruhig und voller Entschlossenheit, als er antwortete - dieses Mal mit Gesten.

„Weil du mir wichtig bist."

Wooyoung's Hände sanken in den Schoß, und für einen Moment war der Raum still. Doch diese Stille war nicht unangenehm. Sie war gefüllt mit etwas Unausgesprochenem, etwas, das San bereit war zu geben und Wooyoung noch nicht ganz annehmen konnte.

Somit stand der Jüngere mit seinem pochenden Herzschlag wortlos auf und ging zurück in sein Schlafzimmer. Wie ein Küken folgte ihm San brav durch die Wohnung, bis Wooyoung sich wieder umdrehte, als er dessen Schritte spüren konnte und ihn warnend anschaute.

,,Du sollst schlafen gehen."
,,Kann ich bei dir schlafen?"
,,Wenn du mich in Ruhe lässt, ja."
,,Okay.",gab San friedlich am Nicken von sich, wobei er ganz genau wusste, dass er diesen hübschen Jungen definitiv nicht in Ruhe lassen würde. Und vielleicht wusste es Wooyoung innerlich auch selbst schon, weshalb er ihn auch mit einem verzweifelten Grinsen anblickte, bevor er sich hinlegte und San ihm dies direkt nachmachte.

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࣪ ִֶָ☾. Hm, wie diese Nacht wohl laufen und enden wird... ;) *hust hust*

-࣪ ִֶָ☾. Deine Eleja

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