࣪ ִֶָ☾. piece of peace
࣪ ִֶָ☾. wooyo
Ich befand mich bereits in meinem dritten Kunstkurs. Mittwochs besaß ich immer einer der größten Kunsträume, in denen ich meine Kurse für alle Interessenten anbot. Dabei handelte es sich um Jugendliche, junge sowie ältere Erwachsene. Schüler, Studenten, Hobbymaler, Rentner aber auch Menschen mit Behinderungen, wie ich sie auch besaß.
Denn meine Kurse machte ich logischerweise alle auf Gebärdensprache, sodass ich auch jetzt einer jungen Schülerin in einer ruhigen Gestik mitteilte:,,Genau, achte nur noch darauf, dass du den Pinsel nicht zu fest aufdrückst, sonst entweicht dir der Farbverlauf.", woraufhin sie mich entschuldigend anblickte.
Sanft erwiderte ich den Blickkontakt, schenkte ihr ein achtsames Lächeln, sobald ich die Verunsicherung in ihrer Mimik sah, weshalb ich sie beruhigen wollte. Ich legte meine Hand für einen Moment in meiner Fürsorge ausdrücklich auf ihre Schulter, die ich sanft zudrückte, bevor ich sie fragte:,,Möchtest du mir erzählen, was der Mond auf dem Bild ausdrückt?"
Sie musterte mich für einen Moment, bis ich den goldwerten Augenblick betrachten konnte, wo ihre Unsicherheit aus den glänzenden Augen wich und eine weiche Form sowie Glanz annahmen, sobald sie die Selbstsicherheit wieder in sich spürte.
Ich hatte eine sehr präzise Fremdwahrnehmung, aufgrunddessen, dass ich gehörlos war und somit umso mehr auf meinen Sehsinn angewiesen war. Über die Jahre fielen mir dementsprechend Verhaltensweisen, Gesten, Blicke und Momenten an Sekunden auf, die dem regulären Menschen wahrscheinlich nicht direkt ins Auge fielen. Mir aber schon, weshalb ich meiner Schülerin einen aufmerksamen Blick widmete, als sie bereits engagiert anfing, zu erzählen.
Mir war es wichtig, dass die Menschen in meinen Kursen nicht das Gefühl bekamen, hier irgendwelche Techniken zur Perfektion erlernen zu müssen. Ich wollte ihnen einen ruhigen Raum zum Ausdruck ihrer Gefühle, Gedanken und Sorgen bieten. Klar, wir lernten zusammen Techniken des Malens. Dabei fokussierte sich mein ,,Unterricht" auf das Malen mit Ölfarben sowie Acryl und dem Arbeiten mit Ton.
Doch am Ende des Tages waren die zwei Stunden mit mir ein Raum des Friedens, des Ausdruckes sowie ein Ort des Rückzugs. Gemeinsam saßen wir hier alle zwei Tage in diesem Raum, während ich zu Beginn immer eine kleine Einleitung gab, bevor sich alle ihren Werken wieder widmeten.
Jeder Mensch, der hier saß... die einen auf den tiefen Hockern mit den Scheibeplatten zum Erarbeiten und Formen des Tones... die anderen an den großen Gruppentischen am Zeichnen mit Blei, Kohle, Buntstifte... oder die Menschen an den individuell großen Leinwänden, mit ihren Körpern zu den riesigen Fenstern gedreht, während sie alle in ihren Gedanken versunken waren.
Jeder, der hier saß, seine Geschichte trug und in den zwei Stunden einmal vom Alltag Abstand gewinnen konnte. Mehr tat ich nicht. Ich war einfach nur präsent, hörte mir ihre Geschichten hinter ihren Werken an, gab bei Nachfragen Tipps zur Technik und war einfach präsent.
Präsent für diese Menschen, die ihren Komfort in meinen Kursen und meiner Anwesenheit fanden. Denn ich wusste, viele Menschen besaßen mir gegenüber direkt im ersten Kontakt eine schnellere Sympathie und Vertrauen, sobald sie herausfanden, dass ich gehörlos war.
Auch zu dem stillen Teil der Gesellschaft gehörte, der das Leid verinnerlicht mit mir trug. Umso mehr genoss ich das Privileg, einen Raum für alle Menschen bieten zu können, die sich jeden Tag auf den Weg hierher machten, nur um mit mir hier verweilen zu können.
Der Kunstraum erstreckte sich wie eine stille Welt, in der jeder Atemzug von einer unsichtbaren Ruhe erfüllt war. Die hohen Wände, in sanftem Weiß getüncht, trugen die Werke wie Schätze, eingerahmt in minimalistischer Eleganz, sodass die Farben und Formen lebendig aus der Stille hervortraten.
Tageslicht flutete durch großzügige Fensterfronten, brach sich in sanften Schatten und ließ die Kunstwerke auf unerwarteter Weise leuchten, während dezente Strahler wie kleine Sonnenstrahlen gezielt Akzente setzten.
Der Boden, glatt und in gedämpften Tönen gehalten, schien jeden Schritt zu verschlucken, um den Raum in eine fast meditative Stille zu hüllen. In einer Ecke stand ein schlichter Holzstuhl, verlassen, aber voller Geschichten, während in der Luft der Duft von frischer Farbe und dem Hauch von altem Holz schwebte. Es war ein Raum, der keine Worte brauchte - nur Blicke, Empfindungen und das langsame Erleben eines Augenblicks, der die Zeit vergessen ließ.
,,Konzentriere dich auf das, was du dabei empfindest, sobald du den Pinsel in die Hand nimmst und in deine Welt abtauchst. Alles andere spielt keine Rolle. Beim Malen geht es rein um das Fühlen und Tun. Zu handeln, ohne krampfhaft darüber nachzudenken, was man falsch oder besser machen könnte... So, wie du es tust, ist es am besten. Denn deine individuelle Weise zu malen, wird keiner ersetzen können, und das ist das, was dein Bild so schön macht.",erklärte ich dem Mädchen meine Absicht hinter meiner Frage und meiner Gestik, als ich ihr über die Schulter strich.
Sie nickte zwischen meinen Worten aufmerksam, blickte reflektierend zwischen meinen Augen und dem Tisch hin und her, bis sie am Ende meiner Worte nur noch dankbar lächelte und erwiderte:,,Danke, Wooyoung. Es ist wirklich erleichternd, wenn du mich immer wieder daran erinnerst. Danke für deine Geduld."
Liebevoll lächelte ich sie an, was meine Antwort auf ihre Dankbarkeit war, bevor sie sich ihrem Bild wieder hingab und ich wie gewohnt durch den Raum entlang spazierte. Ein kleiner Blick zur Uhr verriet mir jedoch, dass wir zum Ende kommen mussten, weshalb ich mich wieder nach vorne hinstellte, einmal laut klatschte, um die Aufmerksamkeit aller Parteien zu kriegen.
Ich lächelte etwas, sobald sie mich anschauten und sie bereits wussten, dass auch die heutige Reise ins Seelenfrieden ihr Ende gefunden hatte. Somit sagte ich noch abschließend:,,Wir müssten jetzt zu einem Ende kommen. Ich bedanke mich, dass wir auch heute eine so angenehme Runde waren. Da wir uns übermorgen sowieso wiedersehen, könnt ihr eure Werke hier so stehen lassen. Räumt nur eure Materialien bitte weg, ansonsten sehen wir uns übermorgen. Kommt gut nachhause!"
Einheitlich sah ich, wie man mir verabschiedend zu winkte, sich respektvoll verbeugte oder mich einfach anlächelte, was ich ruhig erwiderte, bevor ich mich ebenso abwandte und meine Unterlagen für den nächsten Kurs bereitstellte. Doch vorerst würde ich eine kleine Pause machen, den Raum säubern und mich zurückziehen, um genug Energie für die nächste Gruppe haben zu können.
Lächelnd winkte ich den Ersten zu, die den Raum verließen und genoss den Seelenfrieden, den ich durch meinen Job und meinem Hobby besaß. Ohne zu wissen, dass mich gleich doch eine Begegnung erwarten würde, die mich wieder aufwühlen würde. Denn ich spürte seine Augen noch nicht auf mir liegen, trotzdessen er die ganze Zeit schon ganz ruhig am Türrahmen stand und mich beobachtete.
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࣪ ִֶָ☾. Ich würde auch gerne bei Wooyoung im Kunstkurs sitzen... :')
Während du das hier liest, bereite ich das nächste Kapitel zum Hochladen vor. Ich denke, es werden heute wieder zwei Updates werden.
Genießt euer Wochenende! <3
-࣪ ִֶָ☾. Deine Eleja
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