࣪ ִֶָ☾. our blossoms after winter
࣪ ִֶָ☾. sannie
Ich konnte mich seit Tagen nicht mehr konzentrieren. Wie auch? Wenn der Nachgeschmack und das Nachgefühl seiner Lippen immernoch auf den meinen kribbelte, mich immer wieder in diesen atemberaubenden Moment zurückzog, wo ich ihn küsste, ihn in seiner Verletzlichkeit spürte. Seit Wochen ließ ich ihn in Ruhe, während ich verzweifelt versuchte, eine Lösung für diese Situation zu finden. Schließlich kannte ich ihn ja auch gar nicht so wirklich.
Obwohl...
Ich kannte ihn. Er war schlagfertig, introvertiert, zurückhaltend, leidenschaftlich, wenn er seine Schüler*Innen anlächelte. Verletzlich, wenn er über sich selbst nachdachte und über das, was ihn ausmachte. Isoliert, sobald es um seine Epilepsie ging. Sarkastisch, sobald ich ihn komplimentierte und er verneinte.
Dabei gleichzeitig so verdammt attraktiv, unwiderstehlich in meinen Augen war, durch die Weise, wie er mich mit diesen Resting Augen anblickte, die mir sagen sollten, wie ,,genervt" er von mir war. Jedoch wusste ich, dass dies nicht der Wahrheit entsprach. In Momenten, wo er mich dann doch sprachlos anschaute, in Momenten, wo er über meine Worte nachdachte und ich einen ehrlichen Einblick in seine Gefühlswelt bekam.
Murrend ließ ich mich in meinem Stuhl sinken, während ich den Sauerstoffbeutel in meiner Hand taktvoll drückte, um meinen Patienten während der Narkose zu beatmen. Ich hatte nur noch diese eine OP, musste der Anästhesie heute aushelfen, bevor ich wieder zurück auf meine Station konnte und die restlichen Stunden dort verbringen musste.
Umso froher war ich, als ich abgelöst wurde und die riesigen Treppen des großen Krankenhauses nach oben lief. War es wirklich verkehrt von mir, einen Menschen so derartig zu begehren? Ich wusste ja selbst nicht, dass ich in der Lage dazu war, jemanden so sehr verfolgen zu wollen. Verfolgen im Sinne von, alles an ihm kennenlernen zu wollen. Ich wollte wissen, wie er sich anfühlte, wie er dachte, wie er sprach, wie er lächelte, wie er malte. Alles. Alles an ihm.
Doch er machte mir klar, dass er nicht wollte. Er sagte es mir klar und deutlich. Aber... hätte er mir so konzentriert auf die Lippen geschaut, wenn er es wirklich so meinen würde? Oder las er mir nur meine Worte von den Lippen ab, um mich verstehen zu können? Dabei fragte ich mich, konnte Wooyoung sprechen? Wenn er Lippenlesen konnte...? Hätte ja sein können, dass seine Epilepsie ihm damals auch die Fähigkeit zu sprechen nahm.
Ich spürte einen ziehenden Kopfschmerz, als ich wieder in diesem Gedankenkarusell über diesen Jungen war. Somit teilte ich Mingi im Dienstzimmer nur noch mit:,,Mach mir bitte einen doppelten Kaffee direkt mit.", woraufhin er mich mit großen Augen über meinen müden Ton anschaute. Besorgt entkam es ihm nur noch:,,Ey, Sannie, möchtest du nicht lieber nachhause? Yunho und Ich sind ja noch bis 21 Uhr hier, bevor Joong kommt..."
,,Passt schon, wirklich. Ich brauche nur den Kaffee und keine weitere Schicht in der Anästhesie, bitte.",entkam es mir seufzend, wobei ich meinen letzten Satzteil mit einem leichten Lachen unterstrich, damit er sich keine Sorgen um mich machen würde.
Das war ich anscheinend.
Jemand, der gefühlt alles mit Sarkasmus, Humor und Ironie artikulierte, um meine eigentlichen Gefühlslagen zu verstecken.
,,Gerne, Kumpel. Nächstes Mal gehe ich nach unten.",sagte er lächelnd, als er mir die Kaffeetasse hinhielt, die ich dankbar annahm und mich direkt hinsetzte. Mingi ging zu seinen Gesprächen, sodass ich alleine verweilte, meinen Nacken stöhnend vor Verspannungen in meinem Körper nach hinten legte und die Augen schloss.
Doch als es nach einer Weile an der Dienstzimmertür klopfte, stand ich natürlich sofort auf. Das Wohl meiner Patienten war mir mehr als nur wichtig, egal, wie erschöpft ich war. Eine wertvolle Eigenschaft, die viele Arbeitende im Gesundheitswesen in sich trugen.
Also ging ich zur Tür, die offen stand und blieb direkt stehen, als ich ihn da stehen sah. Ich konnte meine Sprachlosigkeit über seine Anwesenheit nicht verstecken, weshalb ich ihn erstmal regungslos anschaute und an der Anmeldung stehen blieb. Paar Meter, die uns von der Tür und der Theke entfernten. Seine Augen ruhten zaghaft, vorsichtig an mir, während seine Körperhaltung nur Unsicherheit ausstrahlte.
Er trug ein kastanienbraunes Barrett, welches sich seinem länglichen Haar perfekt anpasste. Zwei Strähnen, die seine Stirn und diese schwarzen Augen schmückten, während er diesmal eine goldene, schlichte Kette trug, die sein Dekolleté in dem starken Licht des Dienstzimmers perfekt betonte.
,,Hey...",begrüßte ich ihn respektvoll, wobei ich diesmal selbst nicht so genau wusste, wie weit ich gehen sollte. Gerade stand er als Patient vor mir, weshalb ich mich etwas zurückhielt, bis ich ihn direkt fragte:,,Was darf ich für dich tun?", und mich schwer damit tat, meine Augen von ihm zu nehmen.
Er trat paar Schritte in den Raum hinein, zögerte, sobald er antwortete:,,Ich habe dieses Rezept von meinem Neurologen verschrieben bekommen. Die Medikamente muss ich hier abholen. Die sind vorbestellt.", als sei dies nicht der tatsächliche Grund für seine Anwesenheit. Dennoch nahm ich ihm das Rezept nickend aus der Hand und schaute direkt nach diesen. Genauso hastig überreichte ich ihm die Medikamente, die er sich in seinen Stoffbeutel legte, bevor er wieder zu mir schaute und ich ihn verloren anblickte.
,,Danke.",entkam es ihm nur noch respektvoll, was ich mit einem sehnsüchtigen Nicken erwiderte, dabei spürte, wie aufgeregt mein Herz schlug und wie fröhlich meine Seele am Lächeln darüber war, ihn endlich wieder zu sehen. Dennoch fühlte ich gleichzeitig diese Trauer, als ich mich in seinen Augen verlor und ihn davon abhalten wollte, zu gehen. Vorallem als ich sah, wie er mir genauso verloren für einen Moment in die meine blickte.
Dennoch drehte er sich letztendlich um und verließ das Dienstzimmer, aber ich wollte nicht warten, bis er verschwand. Somit rannte ich ihm den Flur der Station hinterher, stellte mich direkt vor ihm hin, um ihn davon abzuhalten, wegzulaufen. Wooyoung's Augen fokussierten mein Gesicht aufmerksam, während ich verzweifelt nach den richtigen Worten suchte, dabei zwischen seinen wunderschönen Augen hin und her schaute.
,,Wooyoung, ich mag ein kleiner, okay, vielleicht ein großer Trottel sein. Ich bin wirklich nur ein regulärer Krankenpfleger in seinen 20er. Total verpeilt und nichtsahnend darüber, wie ich mein Leben eigentlich leben möchte. Aber wenn ich etwas ganz genau weiß, dann, dass ich dich will. Ich will dich. Ich will dich, Jung Wooyoung.",entkam es mir genauso verpeilt, wie ich mich selbst beschrieb. Dabei spürte ich meine Hände leicht zittern bei der Gebärdensprache, die mir plötzlich schwer fiel, so viele Emotionen, wie ich sie in mir trug und ausdrücken wollte.
Er schaute mich konzentriert an, bis ich ohne Punkt und Kommata einfach weiter sprach:,,Du führst ein schweres Leben. Ich weiß das. Du bist geprägt von allem, was dir widerfahren ist. Und... Und ich wäre das auch! Ich verstehe dich aus der Sicht des Pflegers, der ich bin, aber auch aus der Sicht des Jungen, der selbst sein Paket mit sich trägt. Und... und... und... vielleicht verhaue ich das gerade auch total, weil ich nur so darauf hinplappere und gar nicht mehr weiß, was ich eigentlich sagen wollte, aber scheiße finde ich dich attraktiv. Ich finde dich wirklich atemberaubend, lustig, leidenschaftlich, störrisch, stur, sexy, anziehend und einfach nur... schön... Schön, mit diesen braunen, ungeschnittenen Haaren... Den braunen, karierten, Stoffhosen mit den zwei Löchern... Dem friedlichen Blick, wenn du bewusstlos bist... Den traurigen Augen, die mir zeigen, wie dein Körper dich täglich verletzt... A-Aber bitte... Gib mir eine Chance... Geh auf ein Date mit mir... Ich kann di----"
Ich merkte gar nicht, wie viel ich eigentlich sprach, während ich für die Außenstehenden mit meiner panischen Gebärdensprache wie ein Verrückter aussehen musste, der diese erst erlernte. Gleichzeitig merkte ich nicht, wie Wooyoung mich mittlerweile mit seinen roten Wangen anschaute, mir die ganze Zeit in die Augen blickte, suchend nach dem Augenkontakt zu mir, den er erst erreichte, als er meine Handgelenke anpackte und mich auf dieser Weise davon abhielt, weiter zu sprechen.
Nervös schaute ich ihm in die Augen, da ich nicht wusste, wie er nun reagieren würde, nachdem er mich von sich wies. Doch als er meine Handgelenke wieder losließ, antwortete er mir ruhig in seiner Gestik:,,Okay... Ich gehe auf ein Date mit dir.", womit er mich erstmal perplex hinterließ. Auf dieser Weise schaute ich ihn an, bis ich ihn fragte:,,Uh... Wie?"
Ich sah ihm an, wie verlegen er selbst eigentlich durch meine Worte war, weshalb wir beide uns erstmal verpeilt anblickten, bis er paar Schritte auf mich zu kam und mir mit dem Finger andeutete, mich ihm entgegen zu lehnen, was ich auch tat, realisierte, wie nahe wir uns waren. Für einen Moment blickte er mir in die Augen, bis er mir seine Lippen für einen Kuss aufdrückte und ich meine Augen aufriss.
Ich hatte noch nicht mal seine Worte verarbeitet, da legte er mir seine Hand auf die Brust, während er seine warmen Lippen an die meine schmiegte und ich den sanften Druck direkt erwiderte, wir beide für einen Moment so verweilten, er seine Lippen nur kurz anfing zu bewegen, als er seinen Kopf zur Seite legte, um den Kuss zu intensivieren.
Ich spürte, wie mir das Herz in die Hose rutschte und ich mich völlig in diesem Kuss mit ihm verlor. Aber Wooyoung löste sich nach einem vollgenossenen Moment wieder von mir, als er sich direkt auf die Unterlippe biss und mir prompt wieder in die Augen schaute. Verloren blickte ich ihm in die seine, während er nur noch sagte:,,Aber keine Blumen, okay?"
Ohne auf eine Antwort von mir zu warten, entfernte er sich von mir und verließ die Station genauso ruhig, wie er sie auch betreten war. Ich blinzelte perplex, verweilte für eine ganze Weile noch in meiner Erstarrung, bis die Realisation eintrat und ich verstand...
,,Wir gehen auf ein Date..."
Ich konnte mir mein breites Lächeln nicht verkneifen, als ich nur noch seine Barrettspitze hinter den Treppen verschwinden sah und aufgeregt auf und ab sprang, meine Freude gar nicht mehr zurückhalten konnte, sodass mich meine Patienten nur noch grinsend beobachteten und ich diesen Moment der Freude sowie Hoffnung mehr als nur genoss.
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࣪ ִֶָ☾. Ich melde mich nach dem Feierabend! :) Endlich hat San sein Ziel erreicht... :D
Was denkst du, wie die Zwei ihre Zeit miteinander verbringen werden? Wie ihr Date wohl aussehen wird...? ;)
Pass gut auf dich auf! <3
-࣪ ִֶָ☾. Deine Eleja
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