࣪ ִֶָ☾. my epilepsy

࣪ ִֶָ☾. wooyo

Ich hatte den Pinsel in der Hand, obwohl ich schon seit einer Ewigkeit keinen Strich mehr auf die Leinwand gesetzt hatte. Stattdessen glitten meine Augen immer wieder zu dem älteren Mann, der vor einem meiner Gemälde stand. Er betrachtete es still, beinahe ehrfürchtig, seine Hände hinter dem Rücken verschränkt.

Es war eines der Werke, die ich in einer meiner dunkelsten Phasen geschaffen hatte - chaotisch, roh und voller Emotionen. Dass gerade dieses Bild ihn so lange fesselte, ließ etwas in mir aufwallen. Neugier vielleicht. Oder Unsicherheit. Es war am Mittag, weshalb die Kunsthalle eher leerer war und der Mann mir dadurch umso mehr auffiel.

Schließlich legte ich den Pinsel beiseite und wagte mich näher. Meine Schritte hallten leise in der Stille der Kunsthalle, aber der Mann schien sie nicht zu bemerken. Erst, als ich neben ihm stehen blieb, blickte er zu mir, und ich fragte ihn, verbal:,,Gefällt es Ihnen?", meine Stimme kaum mehr als ein Flüstern, da ich es nicht gewohnt war, zu sprechen.

Er drehte sich langsam zu mir um, sein Blick ruhig aber intensiv. ,,Es ist mehr als schön.",sagte er, seine Worte wie eine warme Umarmung. ,,Es ist ehrlich. Man sieht, dass der Künstler etwas gefühlt hat, als er es erschaffen hat."

Ich wusste nicht, wie ich darauf reagieren sollte, also nickte ich nur und schaute kurz auf das Gemälde, wobei ich leise murmelte:,,Danke. Ich wollte... etwas festhalten, das schwer in Worte zu fassen ist." Er schien zu merken, dass ich gehörlos war, durch die Weise, wie unsicher ich sprach und mir bestimmte Laute anders entkamen, als jemand, der sich selbst beim Sprechen hören konnte.

,,Das ist dir gelungen.",erwiderte er sanft und richtete seinen Blick wieder auf das Bild, als er hinzufügte:,,Es spricht von einer inneren Zerreißprobe. Schmerz, ja, aber auch Hoffnung. Ein Licht, dass sich durch die Dunkelheit kämpft."

Seine Worte trafen mich tief. Schmerz. Ein Thema, das mich nie wirklich losließ. Bevor ich darüber nachdenken konnte, was ich sagte, rutschte mir eine Frage heraus:,,Glauben Sie... G-Glauben Sie, dass die Liebe den Schmerz wert ist?" Mit einem warmen Blick musterte er mich im nächsten Moment, als hätte er mich bereits komplett durchschaut. Die Naivität eines 22-Jährigen in den Augen eines mindestens über 60-Jährigen.

,,Weißt du, mein Junge...",begann der Mann nach einem langen Moment des Schweigens, ,,...wir Menschen haben diese Angewohnheit, uns selbst kleiner zu machen, als wir sind. Du denkst, dass deine Einschränkungen dich zu einer Last machen, nicht wahr?" Er sah mich mit ruhigen Augen an, die tiefes Verständnis ausstrahlten.

,,Aber lass mich dir etwas sagen: Liebe hat nichts mit Perfektion zutun. Sie hat auch nichts mit Leichtigkeit oder Bequemlichkeit zutun."

Ich schluckte, unfähig, ihm direkt in die Augen zu sehen. Ich wusste auch nicht, wieso ich ihm diese Frage gestellt hatte. Vielleicht wollte ich mir nur diese Chance auf ein philosophisches Gespräch nicht entgehen lassen. Vielleicht hatte ich eine richtige Intention hinter meiner Frage.

Aber ich verdrängte meine ganzen Gedanken, während er unbeirrt fortfuhr:,,Die Menschen, die dich wirklich lieben, sehen dich nicht als Last. Sie sehen dich als Geschenk, selbst mit deinen Schwächen, selbst mit deinen Kämpfen. Ja, es mag Momente geben, die schwer sind, aber die Liebe gibt uns die Kraft, mit diesen Momenten umzugehen, gemeinsam."

Er trat einen Schritt näher und musterte mich mit einem durchdringenden Blick. ,,Du glaubst, indem du dich zurückziehst, würdest du jemanden vor Schmerz bewahren. Aber weißt du, was wirklich wehtut? Jemandem nicht die Chance zu geben, dich zu lieben. Du raubst ihnen die Möglichkeit, ihre Stärke und Hingabe zu zeigen - und dir die Möglichkeit, zu erleben, was es heißt, bedingungslos angenommen zu werden."

Ich spürte, wie sich mein Brustkorb zusammenzog, als seine Worte mich trafen, aber er war noch nicht fertig:,,Die Liebe ist keine Einbahnstraße. Sie ist ein Geben und ein Nehmen. Vielleicht hast du Tage, an denen du schwach bist, an denen du Unterstützung brauchst. Aber es wird auch Tage geben, an denen du stark bist, an denen du gibst. Vielleicht nicht auf die gleiche Weise, aber auf eine Weise, die nur du geben kannst."

Er lächelte leicht, ein Hauch von Wehmut in seinen Zügen. ,,Meine Frau war so ein Mensch. Sie war schwer krank, verweilte letztendlich dennoch über 20 Jahre an meiner Seite, bevor sie starb. Ihr Verlust war der Stärkste. Denn sie war einer der Menschen, die dachten, sie wären nicht gut genug, nicht stark genug, nicht gesund genug, um geliebt zu werden. Sie hatte sich versteckt, aus Angst, jemanden zu belasten. Aber was solche Menschen nicht verstehen, oder nur schwer verstehen, ist, dass sie nicht nur sich selbst isoliert haben, sondern auch die Menschen, die sie lieben wollen."

Dann legte er eine Hand auf meine Schulter, warm und beruhigend, als er sagte:,,Vielleicht denkst du, dass du jemanden beschützt, indem du ihn fernhältst. Aber vielleicht nimmst du ihm auch die Möglichkeit, das Schönste im Leben zu erfahren - dich, genauso, wie du bist."

Ich spürte, wie sich meine Kehle zuschnürte. Mein Blick sank zu Boden, während ich mit zitternder Stimme fragte: „Aber... was, wenn man Angst hat? Angst, dass der Schmerz am Ende alles überwiegt? Dass man jemanden enttäuscht oder selbst daran zerbricht?"

„Die Angst vor dem Schmerz ist normal...", sagte er leise.
„Aber überlege dir: Ist das Leben wirklich lebenswert, wenn wir nur versuchen, Schmerz zu vermeiden? Der Schmerz ist Teil von allem, was uns lebendig macht. Ohne ihn wüssten wir nicht, was Glück oder Liebe bedeuten."

Ich hob den Blick und sah ihn an, meine Gedanken ein chaotisches Durcheinander. Er lächelte sanft, fast so, als würde er meine inneren Kämpfe erkennen.

„Liebe ist nicht einfach.", fuhr er fort und lächelte achtsam bei seinen nächsten Worten:„Sie wird dich herausfordern. Manchmal wird sie dich in die Knie zwingen. Aber sie wird dich auch wachsen lassen. Und oft...", er hielt kurz inne, als suchte er nach den richtigen Worten, „...sind es gerade die Menschen, vor denen wir Angst haben, die wir verletzen könnten, die uns am meisten helfen, uns selbst zu finden."

Seine Worte drangen tief in mich ein, hinterließen Spuren, die ich nicht so leicht abschütteln konnte. Ich wollte etwas sagen, eine Antwort finden, aber meine Gedanken schienen zu stocken. Der Mann lächelte noch einmal und drückte leicht meine Schulter. „Das Gemälde zeigt, dass du verstehst, was es bedeutet, zu fühlen. Die Frage ist nur, ob du bereit bist, das auch zu leben."

Bevor ich etwas erwidern konnte, wandte er sich ab und ging. Seine Schritte hallten durch den Raum, und ich blieb allein zurück, die Worte immernoch in meinem Kopf nachklingend. Ich schaute zurück auf das Gemälde, als hätte es plötzlich eine neue Bedeutung.

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࣪ ִֶָ☾. Die Liebe bleibt wohl immer ein kompliziertes Thema. Wir werden ja sehen, wie Wooyoung sich entwickeln wird... :)

-࣪ ִֶָ☾. Deine Eleja

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