࣪ ִֶָ☾. hold me tight
࣪ ִֶָ☾. wooyo
Wenn ich nicht redete, war es unangenehm. Wenn ich es tat, war es umständlicher. Augenkontakt herstellen. Um zu versuchen, sich anzupassen. Entweder immer zu schweigen oder das Zufälligste zu teilen. Für unterschiedliche Gruppen von Menschen unterschiedliche Persönlichkeiten zu haben, einfach nur unter Menschen zu leben und zu existieren, war wirklich nicht mein Ding.
Im Chaos geboren werden...
Das Kind verliert sich darin. Später ein Teil davon zu werden. Das Chaos würde zu seinem Zuhause werden. Doch mit der Zeit blieb nur noch das Chaos in ihm zurück.
Nur wenn es tatsächlich so war... wenn die Mitternacht kam... Was machte ich? Wie hörte ich auf? Kein Schlaf, keine Ruhe, nur Gedanken. Es als Krankheit zu betrachten. Es verschluckte mich langsam. Aber darüber nachzudenken.
Der riesige Raum, in dem ich stand. Dabei nur ein Unterhemd, sowie eine kaputte Jogginghose trug und starr auf diese riesige Leinwand vor mir blickte. Das Licht des Kunstraumes war ausgeknipst. Es war Mitternacht. Niemand war hier. Nur Ich, meine allzubekannte Stille und die Leere der Nacht, der Dunkelheit.
Ich schnappte mir meine Schlüssel, als ich merkte, dass ich heute Nacht nicht mehr schlafen würde. Dabei war ich auf meinen Schlaf angewiesen. Mehr als der gewöhnliche Mensch. Wenn ich nicht schlief, war ich anfälliger für epileptische Krampfanfälle, für Synkopen. Aber ich erreichte einen Punkt in meiner Erkrankung, wo ich nicht mehr konnte und wollte. Es war mir egal. Es war mir sowas von egal, was aus mir werden würde.
Und gleichzeitig spürte ich mein Herz in meiner Brust beben, schreien, schütteln und gegen mein Zwerchfell hämmern. Ein Schrei, der so still wie meine Welt seit meinem 13. Lebensjahr war. Ich war es leid, so zu tun, als würde ich dieses Leben genießen. Meine Güte, ich hasste es. Hasste es so sehr, zu existieren, zu atmen, zu funktionieren, zu leben.
Ich spürte die Tränen hochkommen. Dabei hielt ich meinen Pinsel fest in meiner zitternden Faust. Der Pinsel, womit ich meine Emotionen in den letzten Stunden auf diese Leinwand geschmissen hatte. Mein Haar ungewaschen, meine Haut kaltschweißig durch den niedrigen Blutdruck. Gott, ich wollte nicht mal mehr meine Mutter umarmen, so sehr ich mich für meinen verwesenen, ekligen, kranken Körper schämte.
Ich hasste diese Nächte, die ich hier war. Denn wenn ich hier war, mitten in der Nacht, in meinem Kunstraum, wusste ich, hatte ich wieder einen Tiefpunkt erreicht gehabt.
Es war nicht nur der Schmerz, der einen auffraß. Es war das, was er mit einem machte. Dieses leise, gnadenlose Flüstern, das dir sagte, dass du nie wieder normal sein wirst. Dass du nie wieder frei sein wirst. Es war die ständige Müdigkeit, nicht nur im Körper, sondern in der Seele. Jeden Tag wachst du auf und hoffst, dass es vielleicht besser wird, aber stattdessen fühlst du, wie sich dein Leben Stück für Stück verkleinerte. Als würde alles, was du einmal warst, langsam von dir abblättern - wie alte Farbe an einer Wand, die keiner mehr beachtete.
Ich war müde. Nicht nur körperlich - das war fast schon Routine. Ich war müde, zu kämpfen. Müde, stark sein zu müssen, nur damit andere sich keine Sorgen machten. Müde, zu erklären, dass es nicht 'bald wieder besser' wird. Müde, zu hoffen, nur um dann doch wieder enttäuscht zu werden.
Und weißt du, was das Schlimmste war? Es war, wenn du dich selbst anfängst zu verlieren. Wenn die Krankheit nicht nur deinen Körper, sondern auch dein Denken übernahm. Wenn du anfängst zu glauben, dass du nichts anderes bist als das: krank. Defekt. Belastung. Du hörst auf, Träume zu haben, weil Träume Kraft brauchen, und ich hatte keine mehr.
Manchmal fragte ich mich, ob ich überhaupt noch ich war. Ob ich überhaupt jemals wieder ich sein konnte. Oder ob ich für immer diese zerbrechliche Hülle blieb, die von Medikamenten, Ärzten und Diagnosen zusammengehalten wurde.
Ich wollte schreien, weinen, irgendwas fühlen - aber selbst das schien nicht mehr zu gehen. Stattdessen starrte ich nur vor mich hin und fragte mich, wann es endlich aufhörte. Nicht das Leben - ich wollte nicht sterben.
Ich wollte nur... dass dieses Gefühl aufhört.
Diese endlose Spirale aus Hoffnung und Verlust. Aus Aufstehen und wieder fallen. Ich wollte nur einmal tief durchatmen können, ohne das Gewicht von allem auf meiner Brust zu spüren. Nur einmal durch den Tag gehen, ohne mich wie ein Fremder in meinem eigenen Körper zu fühlen. Aber selbst das schien zu viel verlangt zu sein.
Ich schämte mich. Für meinen Körper, der nicht funktionierte, wie er sollte. Für meine Schwäche, die in jedem Moment sichtbar wurde, in dem ich stolperte oder zu lange brauchte, um eine Treppe zu steigen. Für die Medikamente, die mich manchmal wie ein Zombie fühlen lassen, und für die Krankenhaustermine, die sich wie eine Kette um meinen Hals legten. Ich schämte mich dafür, dass ich nicht 'normal' war. Mit 22.
Und dann war da diese Stimme in mir, die ständig fragte:,,Warum sollte mich jemand lieben? Warum sollte jemand all das auf sich nehmen? Meine Familien? Meine Freunde? Mögliche Partnerschaften?"
Ich konnte doch nichts zurückgeben außer Unsicherheit, Sorgen und einem Haufen an Einschränkungen. Keine spontanen Ausflüge, keine unbeschwerten Abenteuer. Stattdessen Termine, Vorsichtsmaßnahmen und die ständige Angst, dass ich vielleicht zusammenbreche - körperlich oder seelisch.
Manchmal dachte ich, es wäre einfacher, wenn ich die anderen einfach fernhielt. Wenn ich niemanden so nah an mich heranließ, dass sie die Wahrheit sehen konnten. Das Zittern in meinen Händen. Die Narben auf meinem Körper und meiner Seele. Die Momente, in denen ich einfach nur zusammenbrach, weil es zu viel wurde.
Aber tief in mir wusste ich, dass ich mich danach sehnte. Nach einer Berührung, die nicht aus Pflichtgefühl, sondern aus echter Zuneigung entstand. Nach einem Blick, der mich nicht wie einen Patienten, sondern wie einen Menschen sah. Doch diese Sehnsucht machte alles nur schlimmer, weil ich mir nicht vorstellen konnte, wie jemand so etwas für mich empfinden könnte, ohne es irgendwann zu bereuen.
Ich schämte mich, weil ich mich in diesen Momenten selbst nicht lieben konnte. Weil ich mich nicht einmal ansehen konnte, ohne all das zu sehen, was ich nicht war. Und wie könnte ich von jemand anderem verlangen, dass er etwas sah, das ich selbst nicht mehr fand?
Vielleicht war es besser so - allein. Sicherer. Denn Liebe war ein Risiko, und Risiken konnte ich mir nicht leisten. Nicht mit all dem, was ich schon mit mir herumschleppte. Und doch... manchmal wünschte ich mir, dass jemand diesen Stolz und diese Angst in mir durchbrach. Dass jemand blieb, auch wenn ich sie wegstieß. Aber wer würde das schon tun? Wer könnte so jemanden wie mich lieben - und dabei glücklich sein?
Die Kunsthalle war still, so still, dass ich das Summen der Leuchtstofflampen und das dumpfe Pochen in meinem Kopf beinahe als eins wahrnahm. Es war mitten in der Nacht, und ich stand hier, allein, vor der riesigen weißen Leinwand, den Pinsel in meiner zitternden Hand. Die Welt sollte schlafen, doch ich konnte nicht. Mein Kopf war ein Labyrinth aus Gedanken, und jede Gasse führte zu einer Sackgasse voller Dunkelheit.
Der Pinsel berührte die Leinwand, doch meine Hand konnte mittlerweile keinen klaren Strich mehr ziehen. Stattdessen tropfte Farbe herab, wie ein Echo meiner Gedanken - chaotisch, ohne Richtung, ohne Sinn. Mein Atem ging schneller, und ich spürte, wie sich meine Brust zusammenzog, als würde etwas Schweres auf mir lasten, als würde mich das Gewicht meiner eigenen Existenz erdrücken.
Was war der Sinn davon? Von all dem? Von mir? Ich fühlte mich wie ein Betrüger. Alle sagten mir immer wieder, dass ich Talent hatte, dass meine Kunst Bedeutung trug. Aber was, wenn sie falsch lagen? Was, wenn all das nur eine Illusion war, genauso wie die Hoffnung, die ich mir manchmal machte, dass mein Leben mehr sein könnte als diese Krankheit, diese Scham, diese... Leere?
Der Pinsel fiel mir aus der Hand, und ich merkte erst, wie sehr meine Finger zitterten, als ich sie betrachtete. Es fühlte sich an, als würde mein Körper gegen mich arbeiten, als wäre selbst er müde von mir, von meinen Versuchen, weiterzumachen. Die Farben auf der Leinwand verschwammen vor meinen Augen, bis ich merkte, dass ich weinte. Stumme Tränen, die mir über die Wangen liefen, heiß und salzig.
,,Warum?",flüsterte ich in die Stille, meine Stimme gebrochen, kaum hörbar. Warum ich? Warum musste ich diesen Körper, dieses Leben ertragen?
Plötzlich brach alles aus mir heraus. Der Druck, der sich über die Jahren aufgebaut hatte, fand seinen Weg nach draußen. Ein lautes Schluchzen durchbrach die Ruhe der Halle, und ich sackte auf die Knie. Meine Hände fanden den Boden, während ich mich nach vorne beugte, keuchend, unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen.
,,Ich kann das nicht mehr...",murmelte ich zwischen den Schluchzern. ,,Ich kann nicht mehr so weitermachen."
Die Kunst, die immer mein Zufluchtsort gewesen war, fühlte sich plötzlich leer an. Sie konnte mich nicht retten, nicht heilen. Nichts konnte das.
Ich hob den Kopf und blickte zur Leinwand. Der weiße Raum, die leeren Stellen, schienen mich zu verhöhnen. Sie spiegelten die Lücken in meinem Leben wider, die ich nie füllen konnte. Ich wollte schreien, die Leinwand zerreißen, alles zerstören, was mich an diesen Moment fesselte. Aber meine Arme fühlten sich zu schwer an, mein Wille zu schwach.
Stattdessen blieb ich einfach dort, kniend auf dem kalten Boden, während die Nacht sich wie ein Schatten um mich legte. Die Dunkelheit in der Kunsthalle schien zu wachsen, und ich fühlte mich kleiner, verloren in einem Raum, der früher mein Rückzugsort gewesen war.
Irgendwann klangen die Schluchzer ab, doch die Leere blieb. Ich saß einfach da, blickte auf die Leinwand, auf die Farbflecken, die keinen Sinn ergaben. Vielleicht war das ein perfektes Abbild von mir. Ein Haufen Farbe, die nie ein klares Bild ergeben würden, egal, wie sehr ich es versuchte.
Und trotzdem... irgendetwas in mir, ein winziger Funke, weigerte sich, aufzuhören. Vielleicht war es Gewohnheit. Vielleicht war es Hoffnung, so absurd das auch klang. Ich wusste es nicht. Aber ich blieb, kniete weiter dort, stundenlang, während die ersten Strahlen der Morgensonne durch die Fenster fielen, als wollten sie mich daran erinnern, dass die Welt weiterging, egal, wie kaputt ich war.
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࣪ ִֶָ☾. Take care, everyone. .☘︎ ݁˖
-࣪ ִֶָ☾. Deine Eleja
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