࣪ ִֶָ☾. destiny
࣪ ִֶָ☾. erzählerin
Die Kunsthalle war passend zum Frühling mit zahlreichen Blumen und Girlanden geschmückt. Vier weiße Säulen, die dem Eingang des großen Gebäudes einen antiken Touch gaben und somit das Herzstück aller Kunstinteressenten dieser Stadt war.
Wer hier arbeitete, hatte was im Leben erreicht. Während nicht nur die Künstler tagtäglich am Erschaffen neuer Werke in diesem Gebäude waren, saßen hier ebenso die Restauranten, die alte Gemälde wieder zum Erleben brachten.
Dabei sprachen wir von Werken aus den alten Jahrzehnten, die hier monatlich rotierten und ausgestellt wurden. Somit waren hier immer unterschiedliche Werke für unterschiedliche Ausstellungen repräsentiert, seien es von alten Künstlern wie van Gogh und Vermeer, oder den neuen Künstlern wie Wooyoung und Seonghwa beide ein Teil von waren.
Denn zum Frühling wurden herrliche Gemälde an den Wänden, Skulpturen in den Sälen und Schriften in Vitrinen ausgestellt, um den Besuchern auch heute wieder eine einzigartige Atmosphäre und Erfahrung bieten zu können. Etwas, wo Wooyoung leidenschaftlich am Tun war. Es war das Einzige, was ihn morgens antrieb, aus dem Bett rauszukommen. Seine unendliche Liebe zur Kunst und diese zum Leben zu bringen.
Sein Outfit strahlte eine elegante Leichtigkeit aus, die von einem Hauch kreativen Nostalgie begleitet wurde. Das eng anliegende, mit feinen blauen Blumenmustern verzierte Oberteil betonte die maskuline Silhouette und brachte durch die gerafften Details im Brustbereich eine spielerische Note ein.
Die langen Puffärmel mit elastischen Bündchen verliehen dem Look eine zarte, fast poetische Anmutung, die an vergangene Zeiten erinnerte. Kombiniert mit einer hochsitzenden, schlichten Jeans erzeugte das Outfit einen harmonischen Kontrast zwischen moderner Lässigkeit und klassischer Romantik. Der dezente Schmuck, der das Dekolleté akzentuierte, rundete das Ensemble mit einem Hauch von Eleganz ab.
Während Wooyoung damit beschäftigt war, für die Besucher von Saal zu Saal, Raum zu Raum, Halle zu Halle, vorort zu sein, spürte er somit die Blicke San's nicht, der ihn direkt wieder erkannte. Der Ältere kam immer wieder gerne in die Kunsthalle, um von seinem stressigen Job abschalten zu können. Was gab es da Besseres als die Stille eines Museums?
Für San war es immer die ideale Möglichkeit, perfekt entspannen zu können. Zwar war er kreativ nicht sonderlich gut begabt, seine Fähigkeiten lagen in der Medizin und dem logischen Denken, dennoch faszinierte er die Menschen, die ihr Talent in solchen schönen Ausdrucksformen umsetzen konnten.
Umso neugieriger war er, als er den fremden Jungen am anderen Eck des Saales sah und erkennen konnte, wie dieser den Rahmen eines Gemäldes sauber wusch. Bestimmt war dieser auch kreativ begabt, dachte er sich. Das passte zu ihm, war sein zweiter Gedanke, womit er angetrieben auf den Jungen hin lief und hinter ihm stehen blieb, auf seinen schmalen Rücken sowie dem braunen Haarschopf blickte.
,,Entschuldigung, ich habe eine kleine Frage.",versuchte San auf sich aufmerksam zu machen, in der Hoffnung, ein kleines Gespräch mit dem Jungen aufbauen zu können. Doch als Wooyoung keine Reaktion von sich gab, aus dem simplen Grund, dass er gehörlos war und San nicht hörte, wurde dieser etwas stutzig und tippte ihm vorsichtig auf die Schulter.
Somit drehte sich der Angesprochene dann auch um und blickte ihm genau wie beim ersten Treffen direkt in die Augen. Ein leichtes Lächeln schlich sich auf San's Lippen auf, als er den Jungen sofort wieder erkannte. An diesen Augen, die ihn auch jetzt wieder fesselten, weshalb er kein Wort von sich geben konnte und ihn erstmal etwas verpeilt anblickte.
Wooyoung hingegen schaute ihn fragend an, das Tuch zwischen seinen Händen verweilend, während seine Körpersprache seine zurückgezogene Art widerspiegelte. Schließlich erkannte er den großen Mann wieder, der ihm an dem einen Abend das Leben rettete.
Wooyoung war an dem Abend gedanklich derartig vertieft, dass er das Auto gar nicht spürte. Es erinnerte ihn an seine Anfangszeit der Gehörlosigkeit, wo ihm solche gefährliche Missgeschicke täglich wieder fuhren. Über die Jahre wurde er geschickter, doch seine Behinderung blieb.
Auch jetzt merkte er schnell, wie der schwarzhaarige Mann ihm verloren in die Augen schaute. Ein Hemd in derselben Farbe versteckte sich unter seinem dunkelbraunen Mantel und ließ den Mann elegant aber schick aussehen. Wooyoung's Augen wanderten auf die Lippen des Mannes, der wieder etwas von sich gab.
,,Ich habe eine Frage... wenn du mir weiter helfen wollen würdest...",entkam es San etwas vorsichtiger, sobald er merkte, dass Wooyoung immernoch nicht sprach. Dabei fragte er sich, wieso der fremde Junge bloß so zurückhaltend war. Dies löste sich aber in dem Moment, als er sah, wie der Fremde ihm in Gebärdensprache antwortete.
Anschließend deutete dieser ihm an, kurz zu warten, damit er einen Sprechenden holen konnte. Doch direkt stoppte San ihn, als er ebenso auf Gebärdensprache antwortete:,,Alles gut, ich verstehe dich. Ich wusste nur nicht, dass du mich nicht hören kannst."
Etwas überrascht blieb Wooyoung direkt stehen, während er den jungen Mann dabei beobachtete, wie geschickt dieser ihm auf Gebärdensprache antwortete. San konnte die Gebärdensprache durch die zahlreichen Fortbildungen, die er in seiner Ausbildung gemacht hatte. Er war kein ,,simpler" ausgelernter Krankenpfleger, sondern hatte er sich in der Hierarchie mit seinen weiteren Qualifikationen und Fortbildungen eine hohe Stellung im Krankenhaus aufgebaut.
,,Achso, verstehe.",entkam es Wooyoung somit nur überrascht, seine Augen verweilend auf dem sanften Gesichtsausdruck des charmanten Mannes, der ihn so verlegen anlächelte. Sie fuhren ihre Kommunikation auf Gebärdensprache weiter, als San ihn fragte:,,Ich habe eine Frage. Ich suche nach einem bestimmten Werk. Jedoch verliere ich mich ständig in dieser großen Halle."
,,Natürlich. Wonach suchen Sie denn?",blieb Wooyoung professionell in seiner Erscheinung, wobei er unbewusst all seine Gefühle ausschaltete, was etwas war, was er immer tat, sobald er in zwischenmenschlichen Kontakt trat. Denn er setzte sich selbst das Verbot, mehr als über das Professionelle hinaus zu gehen. Sei es wie z.B. mit Seonghwa, seinen Kollegen oder neuen Menschen, wie San es war.
,,Es handelt sich um einen anonymen Künstler. Er hat bereits mehrere Bücher, Hörbücher und Gemälde rausgebracht. Ölgemälde, um genauer zu sein.",erwiderte San seine Gesten, wobei Wooyoung schnell merkte, dass der Ältere wohl öfters auf Gebärdensprache kommunizieren musste. Denn seine Gesten waren so flüssig und fließend, dass es selbst ihn beeindruckte, während er ihn anblickte.
,,Der Künstler hat eine ganze Halle für sich, wo er heute seine Werke ausstellt. Ich kann Sie gerne hinbringen.",waren Wooyoung's Worte, woraufhin San nur noch hastig nickte und ihn begeistert anschaute. Ihm entging dabei nicht, wie eindrucksvoll und hübsch der Junge gekleidet war, gleichwohl er eher eine zurückhaltende und kühle Ausstrahlung hatte.
Brav folgte er dem Jungen durch die einzelnen Räumen und Sälen, während er in seinen Gedanken versunk. Er war gehörlos. Dies musste auch der Grund gewesen sein, weshalb er das rasende Auto nicht gehört hatte, an dem Abend nicht reagierte. Direkt spürte San die Empathie in sich hochkommen, denn in seiner Arbeit kam er öfters mit Menschen in Kontakt, die durch ihre neurologischen Erkrankungen ihren Seh -, oder Hörsinn verloren haben.
Nichtsahnend darüber, dass Wooyoung ebenso ein neurologischer Patient war.
Weiter zum Nachdenken kam er aber nicht, als dieser in einer großen Halle stoppte und von sich gab:,,Hier befinden sich alle Werke. Wenn Sie weitere Fragen haben, können Sie entweder auf meinen Kollegen oder auch auf mich gerne zurückkommen."
,,Lieben Dank. Kennen Sie den Künstler dieser Werke? Sie arbeiten hier, weshalb ich vorsichtig fragen wollte.",führte San das Gespräch jedoch weiter, bevor Wooyoung ihm gefangen in seiner Introvertiertheit bereits flüchten wollte. Direkt blieb er stehen und nickte nur etwas, wodurch San anfing, sanft zu lächeln. Ihm gefiel, was er sah.
,,Ich würde mich freuen, wenn du ihm mitteilen könntest, wie eindrucksvoll und einzigartig seine Werke sind. Insbesondere seine Hörbücher. Er hat eine unfassbar hinreißende Stimme, und jedes Kapitel berührt einen tiefen Punkt in meinem Herzen. Ich hoffe, er ist sich bewusst, wie viele Herzen und Seelen er im Alltag berührt. Vorallem die meine.",erwiderte San sein Nicken, während der Jüngere sich ihm aufmerksam widmete.
Dabei spürte Wooyoung, wie warm ihm um seine Brust aufeinmal wurde. Schließlich sprach der fremde, fast gleichaltrige Mann gerade über seine Werke. Es waren Wooyoung's Werke, über die der Mann so schwärmte. Nur wusste dieser es natürlich nicht, weshalb er ihn auch nur erwartungsvoll anlächelte, während Woo etwas schluckte, um seine Verlegenheit abzubauen.
,,Das gebe ich gerne weiter. Wir freuen uns, Ihnen einen befriedigenden Aufenthalt ermöglichen zu können. Auf Wiedersehen, und viel Spaß weiterhin.",entkam es Wooyoung somit eher distanzierter, sobald er spürte, wie sehr ihn die wertschätzenden Worte des Mannes rührten.
Doch sobald er einen Funken an schönen Gefühlen, verursacht durch einen anderen Menschen in sich spürte, war sein erster Instinkt, abzublocken und sich zu isolieren.
Wieso?
Aus demselben Grund, weshalb Wooyoung über die Jahre hin von dem lebensfrohen, lauten, gerne lachenden Menschen zu dem isolierten, zurückhaltenden und stillen Menschen mutierte.
Die Epilepsie.
Die Gehörlosigkeit.
Die Synkopen.
Der Fakt, dass er mit dem Älterwerden, immer weiter zum Pflegefall werden würde. Vielleicht nicht mit 30, 40, 50... aber allein der Gedanke brachte diesen jungen Menschen dazu, jeden von sich zu stoßen, der auch nur das kleinste Interesse an ihm zeigte. Schließlich wollte er keinem Menschen ,,mit seinen Erkrankungen jemals zur Last fallen".
Das war seine größte Angst.
Liebende Menschen um sich herum zu haben, die sich dazu verpflichtet fühlen würden, sich um ihn zu kümmern.
Liebende Menschen um sich herum zu haben, denen er durch seine Abhängigkeit mit seinen Behinderungen ,,nur zur Last fallen würde".
Dabei war das weinende Gesicht seiner Mutter wie eingebrannt in seinem Gedächtnis. Am dem Tag, wo sie erfuhr, dass Wooyoung zusätzlich seiner extremen Epilepsie noch gehörlos wurde. Ein Tag, wo er sich schwor, niemandem mehr diesen Schmerz antun wollen zu würden. Die Leute von sich zu stoßen, damit sie ihn nicht lieben lernen konnten und nicht anfangen würden, sich um ihn zu kümmern.
Für eine Weile erstarrte die traurige Seele in dem warmen Lächeln des Älteren, der sich ebenso auf diesen vertrauten Augenkontakt einließ und dessen Augen bewunderte. San, der anfing, diese Augen zu faszinieren, während Wooyoung ihn verloren in seinen Gedanken anstarrte, bevor er langsam wieder zu sich kam und den Blick hastig von ihm nahm.
Ohne noch etwas zu erwidern, lief er an ihm vorbei und ging in einem schnellen Tempo von einem Saal zum nächsten, in der Hoffnung, auf dieser Weise von seinen Gedanken flüchten zu können.
Während San ihm noch ruhig hinterher schaute und für einen Moment am selben Fleck stehen blieb, gedankenvertieft über diese Begegnung.
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Mal schauen, wie San weiter handeln wird... :) Die ersten, richtigen Begegnungen sind immer die Schönsten zu schreiben...
Wie geht es dir? Pass gut auf dich auf. <3
-࣪ ִֶָ☾. Deine Eleja
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