Bonus 2 - Rückkehr

Es wurde sich oft gewünscht und nachdem ich eure ganzen Kommentare gelesen habe, hatte ich so viel Lust zu schreiben. Ist auch ein bisschen ausgeartet, siehe die gesamten Bonuskapitel... Ups... Ich hätte lernen sollen, aber naja... Was solls. Zumindest habt ihr dieses Kapitel :)
Spielt ungefähr vier Jahre nach dem Epilog. 

Logan war diese Woche mit seinen ehemaligen Schulfreunden wandern und da ich über ein verlängertes Wochenende ebenfalls frei hatte, entschied ich am Freitagmorgen auch einen Ausflug zu machen. Ich war seit Ewigkeiten nicht mehr in London gewesen. Nicht seitdem ich die magische Welt verlassen hatte. Eigentlich hatte ich nicht vorgehabt, jemals wieder dort hinzugehen, aber sie spielten heute Abend ein Musical, das ich schon seit langer Zeit sehen wollte.

Bis zum Abend würde ich aber noch ein paar Stunden zu überbrücken haben, weshalb ich kurzerhand entschied den wunderschön sonnigen Tag im Hyde Park zu verbringen.

Dort spazierte ich eine Weile umher. Ich erinnerte mich noch gut daran, wie es vor all den Jahren gewesen war. Als ich damals hier spazieren gegangen war, war ich überwältigt von der Natur gewesen. Natürlich gab es schönere Natur und auch Natur, die viel mehr Magie ausstrahlte, aber dieser Ort hatte mich trotzdem überwältigt, weil die Magie überraschend stark war im Kontrast zu der Kälte der Stadt außenherum.

Aus irgendeinem Grund, wobei ich nicht sagen könnte, dass mich das nicht freute, war seltsam wenig los. Nur drei Familien befanden sich in meinem Sichtfeld.

An einer lief ich gerade vorbei, als eine Frau rief: „James Sirius Potter! Hör auf deinen Bruder zu ärgern!"

Blitzschnell drehte ich mich zu der Familie um. Ich musste mich verhört haben. Das wäre ein so großer Zufall, wenn sie tatsächlich diesen Namen gesagt hätte.

Der Junge, vielleicht zehn oder elf Jahre alt, stampfte mit dem Fuß auf den Boden: „Er hat angefangen!"

„Es ist mir egal, wer angefangen hat!" Die Frau hatte rote Haare und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ihr hört auf euch zu ärgern und vertragt euch!"

„Ja, aber-"

„Kein aber! Du und Al könnt doch zusammen Fußball spielen."

„Fußball ist blöd!", erwiderte der Junge. „Ich will viel lieber Quidditch spielen!"

Das konnte doch nicht wahr sein.

„James!", ermahnte die Frau und blickte sich überprüfend um, wobei sie natürlich bemerkte, dass ich sie fassungslos anstarrte. „Kann ich etwas für Sie tun?"

„Was? Äh...", stammelte ich. Ich war völlig erstarrt. Ich konnte mich nicht bewegen und das Atmen hatte ich auch vergessen, wie mir jetzt auffiel.

„Geht es Ihnen gut?" Die Frau trat einen Schritt auf mich zu. „Brauchen Sie Hilfe?"

Ich schüttelte den Kopf, nicht in der Lage zu sprechen.

„Sicher, dass ich nichts tun kann? Was ist denn los? Geht es Ihnen nicht gut?"

„Ich- Äh..." Ich versuchte mich zu beruhigen. „Tut mir leid. Ich dachte nur... Ich habe mich wahrscheinlich nur verhört. Tut mir wirklich leid. Ich hatte... Ich hatte nur einen Freund, der so hieß wie ihr Sohn. Also nein- Wie gesagt, ich habe mich wahrscheinlich nur verhört."

„Sie hatten einen Freund, der James hieß? Das kann gut sein." Die Frau runzelte die Stirn. „James ist ein weit verbreiteter Name..."

„Nein- Also, ja. James ist ein verbreiteter Name. Natürlich. Das ist es nicht- Also schon, aber..."

„Es ist alles gut." Sie strich mir tröstend über den Oberarm. „Beruhigen Sie sich."

„Sie müssen mich für völlig verrückt halten." Das Lachen, das aus meinem Mund kam, klang selbst in meinen eigenen Ohren hysterisch. Ich wollte gar nicht wissen, wie es für sie klingen musste. „Ich hatte vor langer Zeit einen Freund namens James. James Potter. Und einen anderen namens Sirius. Wie gesagt... Äh... ich habe mich wahrscheinlich nur verhört... Ich... Es tut mir wirklich leid."

Das Lächeln der Frau verrutsche während ich sprach. Sie ließ die Hand von meinem Arm sinken. „Merl- äh- Sie sagten: James Potter und Sirius?" Sie machte eine kurze Pause. „Sirius Black?"

Mir entfuhr ein spitzer Schrei und ich schlug die Hände über meinen Mund.

„Hey Schatz!", erklang eine tiefere Stimme hinter mir. Ein Mann trat neben die Frau und legte seinen Arm um sie. „Oh, du hast jemanden kennengelernt?"

„James." Ich spürte wie mir die Tränen in die Augen stiegen. Er sah James so unfassbar ähnlich. Diese schwarzen Haare, die keiner zu bändigen vermochte, die Nase, der Mund, alles an ihm. Aber das konnte nicht sein.

„Was?", fragte der Mann und der Junge zeitgleich. Doch während der Junge mich auffordernd ansah, war der Blick des Mannes eher verwirrt.

„Diese Augen...", flüsterte ich. Es waren dieselben smaragdgrünen Augen, die mich vor all den Jahren in den Bann gezogen hatten, als ich die Nebenwirkungen des Gegenmittels hatte.

„Wie bitte?" Der Mann sah fragend zu der rothaarigen Frau.

„Harry... Ich... Ich glaube..." Auch in ihrem Gesicht stand die Verwirrung geschrieben. „Ich glaube sie kannte deinen Vater..."

„Vater?" Sie hatten von Quidditch gesprochen und die Frau wollte Merlin rufen. Das waren Zauberer. Das musste James Sohn sein! „Du- Du- Du bist James Sohn. James- und- und Lilys! Diese Augen!"

„Du kanntest meine Eltern?"

„Ich kannte deine Eltern.", murmelte ich und schüttelte fassungslos den Kopf. „Ich kannte sie sehr gut, aber das ist schon Ewigkeiten her. Wie geht es ihnen? Geht es ihnen gut?"

„Du weißt es nicht?"

„Was weiß ich nicht?" Ich runzelte die Stirn.

„Ich dachte... Wenn du meine Eltern kanntest... Bist du denn keine He-", Harry unterbrach sich selbst und rieb sich über die Stirn. „Also... Bist du eine oder nicht?"

„Eine was? Achso, eine Hexe?"

„Okay gut, du bist eine Hexe." Harry lächelte mich kurz an, wirkte dabei aber trotzdem traurig. „Wie kommt es, dass du es nicht mitbekommen hast?"

„Was habe ich nicht mitbekommen?"

„Meine Eltern... James und Lily... Sie sind tot."

Jetzt liefen die ersten Tränen über meine Wangen. „Tot? Nein, sag, dass das nicht wahr ist!" Meine Stimme zitterte und ein eiskalter Schauer lief mir über den Rücken. „Und Sirius? Wie geht es ihm? Und Remus? Den musst du ja auch kennen! Wie geht es ihm?"

„Es tut mir leid... Er ist auch tot."

„Was?" Meine Unterlippe bebte. „Wer? Sirius oder Remus?"

Harry und die Frau warfen sich einen Blick zu, ehe die Frau antwortete: „Beide."

„Nein!" Meine Knie gaben nach und ich fiel zu Boden. Mein Inneres verkrampfte und mein Herz stand kurz vor der explodieren. „Sie können doch nicht alle tot sein! Ich dachte ihnen geht es gut. Ich dachte, es würde alles gut werden!"

„Hast du nichts davon mitbekommen? Jeder hat von James und Lily Potter gehört und natürlich dann von Harry. Dir musst das doch bekannt sein." Die Frau musterte mich stirnrunzelnd. „Jeder aus der magischen Welt kennt die Geschichte."

„Ich bin nicht aus der magischen Welt. Nicht mehr.", gestand ich. „Schon lange nicht mehr. Wie? Wie sind sie gestorben?"

„James und Lily wurden von Voldemort getötet."

„Was?!", stieß ich aus und richtete meinen Blick wieder auf Harry. „Voldemort sollte doch besiegt worden sein! Der Krieg hätte enden sollen. Der Krieg hätte enden müssen! Deswegen habe ich das doch getan!"

„Was getan?", wollte die Frau wissen, aber Harry schüttelte den Kopf: „Voldemort ist besiegt. Der Krieg ist vorbei. Schon seit vielen Jahren."

„Ja, Papa hat ihn besiegt!", erklärte der zweite Junge, den ich bisher gar nicht registriert hatte. Auch das Mädchen, das hinter den anderen auf den Boden lag, war mir bisher nicht wirklich aufgefallen. „Papa ist nämlich ein Held!"

„Albus, Schatz, geh doch bitte mit Lily spielen, okay?"

„Albus?", wiederholte ich. „Nach Albus Dumbledore?"

„Du kanntest auch ihn?"

„Natürlich! Er war... Naja, er war der Schulleiter als ich in Hogwarts war..." Ich wusste nicht, ob es ihm immer noch lieber war, dass nur wenige wussten, wie nah wir uns standen. Wie nah wir uns gestanden hatten.

„Du bist also doch eine Hexe!", rief die Frau.

„Ja, also nein. Ich war mal eine Hexe, aber jetzt nicht mehr. Ich bin mit seinen Eltern zur Schule gegangen. Wir waren befreundet, aber ich habe meine Kräfte verloren. Ich bin keine Hexe mehr..." Ich schloss kurz die Augen. „Aber Albus? Geht es ihm gut?"

„Albus? Standest du ihm nah?"

„Was?" Ich schaute die Frau an. Was änderte es schon, wenn sie es wussten. Es war schon jahrelang her. „Äh... ja. Albus... Er war quasi... er war wie ein Vater für mich."

Die Frau riss die Augen auf. „Wirklich?"

„Ja, aber wie geht es ihm jetzt?"

Harry schüttelte traurig seinen Kopf.

„Er ist tot?" Es sollte mich wohl nicht überraschen, schließlich wäre er selbst für einen Zauberer mittlerweile ziemlich alt. „Warte, aber was ist mit Sirius passiert? Und mit-" Ich brachte es kaum übers Herz seinen Namen auszusprechen: „Remus?"

„Im Krieg gefallen."

„Und die anderen?", fragte ich. „Marlene und Alice?"

Harry schüttelte den Kopf.

„Frank?"

Wieder nur Kopfschütteln.

„Peter?"

„Tot. Er hat James und Lily verraten."

„Was? Nein! Wirklich? Aber wieso? Peter war doch ihr Freund?" In meinem Kopf drehte sich alles. Ich konnte keinen der Gedanken fassen. Alles wirbelte umher. Alle meine Freunde waren tot. Meine Welt war in den letzten Minuten zerstört worden. „Was ist mit Minerva? Aberforth?"

„Oh, die leben."

Erleichtert seufzte ich. „Geht es ihnen gut?" Immerhin sie lebten noch. Wenn auch alle anderen tot waren. Ich hatte meine Magie geopfert und trotzdem waren sonst alle tot. Ich hatte wirklich geglaubt, dass sie ein gutes Leben hatten. Ich hatte geglaubt, sie wären glücklich.

„Denen geht es gut. McGonagall leitet jetzt Hogwarts."

„Das macht sie bestimmt großartig." Mir liefen immer noch Tränen über das Gesicht. „Ich dachte wirklich... Ich habe alles geopfert und trotzdem sind fast alle tot..."

Harry legte mir seine Hand auf den Arm. Auch ihm standen mittlerweile Tränen in den Augen. „Das muss ein Schock für dich sein. Vielleicht sollten wir besser woanders hingehen... Willst du... Willst du mit zu uns nach Hause?"

„O-Okay..."

Harry rief die Kinder zusammen, schaute sich um, streckte eine Hand zu den Kindern aus, mit der anderen hielt er mich fest und apparierte davon.

Auch wenn es über drei Jahrzehnte her war, dass ich appariert war, fühlte es sich noch vertraut an. Übelkeit erregend und dennoch war das mein erster Kontakt mit Magie seit jener Nacht und das fühlte sich wunderbar an.

Harry führte mich zu einem Sofa und begann vom Krieg zu erzählen, während die Frau mir eine Tasse Tee kochte. „Ich bin übrigens Ginny."

„Oh- Tut mir leid. Ich habe mich ja auch noch nicht vorgestellt: Ich bin Lina. Lina Springer."

„Lina Springer...", wiederholte Harry und nach einigen Sekunden leuchtenden seine Augen vor Erkenntnis auf. „Ich habe mal gehört, wie Sirius und Remus sich über dich unterhalten haben. Ich habe nie nachgefragt, aber es klang fast, als wäre Remus verliebt gewesen..."

„In wen?", fragte eine neue, mir noch fremde Stimme.

Ich drehte mich um und sah einen Teenie mit türkisenem Haar im Türrahmen stehen. Sofort begannen erneut die Tränen über mein Gesicht zu fließen. „Du- Du...", stammelte ich. „Du siehst aus wie er."

„Du kanntest meinen Vater?"

„Remus ist... war dein Vater?"

„Ja. Kanntest du ihn?"

Ich schluckte und nickte langsam. „Dein Vater war ein großartiger Mensch. Der beste."

„Teddy, vielleicht solltest du..."

„Ich bleibe, wenn ihr über meinen Vater sprecht!" Teddy setzte sich auf den Sessel mir gegenüber und schaute mich erwartungsvoll an. „Woher kanntet ihr euch? Wart ihr Freunde?"

„Ja, wir waren... Freunde."

Ginny und Harry schienen mein Zögern richtig zu interpretieren.

Teddy hingegen bemerkte es nicht oder aber ignorierte es. „Ich will alles wissen!"

„Ich kann dir alles erzählen, was du wissen möchtest." Ich gab mir Mühe das Zittern in meiner Stimme zu verbergen. „Aber zuerst... War Remus glücklich?"

„Ähm... Am Ende ja. Er hat Tonks geheiratet. Er hat sie geliebt und er hat seinen Sohn geliebt, auch wenn er nicht sehen konnte, wie er aufwuchs." Harry sah mich mitleidig an.

Das war es doch, was ich gewollt hatte. Ich hatte es ihm selbst gesagt. Ich hatte mir gewünscht, dass er jemanden anderes kennenlernt, dass er sich neu verliebt und dass er glücklich ist. „Das freut mich."

Ich erzählte Teddy stundenlang von seinem Vater und Harry von seinen Eltern. Ich erzählte der gesamten Familie über unsere Zeit in Hogwarts und ließ bewusst weg, dass Remus und ich zusammen gewesen waren und natürlich auch die Geschichte mit dem Liebestrank. Das mussten sie nicht wissen.

Erst als die Kinder im Bett waren, führte Harry seine Erzählung weiter. Er erzählte mir alles was geschehen war. Alles was ich verpasst hatte, während mir dabei das Herz zerbrach.

Danach erzählte ich meinen Teil der Geschichte über die Prophezeiung und über das Opfer, das ich gebracht hatte.

Ich verbrachte das ganze Wochenende bei ihnen zuhause und am Sonntag brachte mich Harry zurück. „Danke."

„Wirst du... Wirst du uns wieder besuchen kommen?", fragte er mich.

„Willst du das denn?" Ich sah ihn stirnrunzelnd an.

„Natürlich. Ich könnte mir noch stundenlang Geschichten über meine Eltern und seinen Freunden anhören."

Ich lächelte. „Wenn das so ist... Ja, ich komme euch wieder besuchen." Ich schloss kurz die Augen. „Könntest du vielleicht Minerva und Aberforth kontaktieren und ihnen sagen, dass ich sie gerne treffen würde?"

„Natürlich."

„Vielen Dank."

Wir verabschiedeten uns und als ich wieder zuhause war, setzte ich mich auf das Sofa und wartete darauf, dass Logan nach Hause kam. Es war Zeit meine beiden Welten, meine beiden Leben zusammenzuführen. Ich würde Logan alles erzählen.

Ich war bereit. Nicht bereit wieder in der magischen Welt zu leben, aber zumindest sie zu besuchen.

Minerva und Aberforth waren meine Familie.

Außerdem fühlte ich mich irgendwie für Teddy verantwortlich. Ich wollte für ihn da sein. Das schuldete ich seinem Vater. 

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