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„Du bist gekommen.", erklang eine melodische Stimme, sofort als ich in der Höhle auftauchte.

„Ich bin gekommen." Es fühlte sich genauso so grauenhaft an, wie sonst, aber dieses Mal schmerzte mir das Herz noch mehr und die Tränen flossen auch direkt.

„Bist du bereit dein Lebenselixier zu opfern?"

„Ja." Meine Stimme zitterte, trotz des kurzen Wortes.

„Gut. Entspann dich. Es wird noch eine Weile dauern. Du musst nichts tun, außer zu warten."

Wirklich jetzt? Das war noch schlimmer als gleich zu sterben. Ich musste auf meine eigene Hinrichtung warten. Das war makaber.

Doch es war das richtige. Ich machte das Richtige.

Alles andere wäre selbstsüchtig gewesen. Ich konnte nicht zulassen, dass... Lord Voldemort siegen würde. Nicht, wenn es etwas gab, was ich tun konnte und leider gab es das.

Ich musste es anders sehen. Nicht leider gab es etwas, sondern zum Glück gab es etwas. Zum Glück gab es die Möglichkeit seinen Sieg zu verhindern. Das war etwas Gutes.

Auch wenn ich dafür sterben musste, auch wenn ich dafür meine Familie zurücklassen musste, auch wenn ich dafür meine Freunde zurücklassen musste, auch wenn ich dafür Remus zurücklassen musste.

Immerhin würden sie überleben. Sie würden leben in einer guten Welt.

Das war es wert zu sterben.

Ich schloss die Augen und ließ meine Selbstbeherrschung los. Welchen Grund gab es hier meine Magie zu verstecken?

Ich spürte das Feuer an den Wänden, das Wasser um mich herum, den Stein der Höhle und die Luft, die ich atmete. Alles hier steckte so voller Magie. Es pulsierte, wie das Herz eines Menschen.

Es war als würde alles hier leben.

Nur ich, ich würde sterben.

Wie es Remus jetzt ging? Ich wusste gar nicht, was mit einem Werwolf während einer Mondfinsternis passierte. Würde er einen Unterschied spüren oder war alles wie immer? Würde er sich überhaupt verwandeln? Würde er mehr Schmerzen haben?

Ich wünschte, ich wäre bei ihm und könnte ihm den Schmerz nehmen, aber das könnte ich nie wieder. Ich könnte ihm nie wieder in die Augen schauen. Nie wieder sein Lachen hören. Ihn nie wieder küssen.

So viel Zeit hatten wir verschwendet, in der wir zusammen hätten sein können.

Wir waren so dumm gewesen. So unfassbar dumm.

„Es ist so weit. Komm hoch in die Luft.", forderte die körperlose Stimme.

Obwohl das Wasser um mich gefroren war, konnte ich mich noch immer bewegen. Mein Körper glitt durch das Eis, als wäre er immer noch flüssiges Wasser.

Ich hätte mich einfach in die Luft steigen lassen, aber aus einer Laune heraus, verwandelte ich mich in einen Phönix.

Ich hatte als ich klein war stundenlang mit Fawkes gespielt. Diese vertraute Gestalt eines Phönix spendete mir Trost.

Das seltsame dieses Mal war jedoch, dass bei jedem meiner Flügelschläge Eiskristalle herabregneten.

Doch wen kümmerte das schon. Ich würde gleich sterben.

„Viele werden dir danken wollen für das Opfer, welches du bereit bist zu bringen. Auch ich danke dir. Ein Teil von mir hatte daran gezweifelt, dass du bleiben würdest. Ich dachte du würdest sagen, dass dein Schicksal dir schon schlimm genug mitgespielt habe, dass du nicht auch noch das hier gibst."

„Als wäre mein Tod ein schlimmeres Schicksal als unter Voldemorts Herrschaft zu leben." Es überraschte mich nicht, dass ich sprechen konnte, obwohl ich in der Gestalt eines Phönixes war. In dieser Höhle galten andere Gesetzte. „Wird es weh tun?"

„Der Akt selbst bereitet keinerlei Schmerzen."

Sollte das heißen, dass es ein Jenseits gab? Würde ich leiden? Gab es eine Hölle? Merlin! Würde ich die restliche Ewigkeit Schmerzen erleiden?

Schlagartig wurde alles dunkel. So dunkel, dass ich nichts mehr sehen konnte. Ich konnte auch nichts mehr hören. Nicht einmal etwas fühlen.

Es war als wäre ich gar nicht mehr da. Als wäre alles weg.

Doch genauso schnell, wie es verschwunden war, tauchte es wieder auf.

Ein heller Blitz schoss direkt auf mein Herz zu.

Das war es also. Das war also mein Ende. Hier würde ich sterben. Hier und jetzt. Niemand würde jemals meine Leiche finden, schließlich existierte dieser Ort wahrscheinlich nicht.

Immerhin hatte ich jedem sagen können, dass ich ihn liebe und warum ich das tue.

Das konnte nicht jeder Todgeweihte sagen.

Der Blitz traf und alles wurde schwarz.

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