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„Es ist so weit. Morgen werdet ihr Hogwarts verlassen, aber wer weiß, vielleicht kehren einige von euch irgendwann zurück und werdet Lehrer." Gonnie hatte alle Gryffindor der Abschlussklasse antanzen lassen, um sich zu verabschieden. „Doch auch wenn ihr einen anderen Weg einschlagt, wünsche ich euch alles Gute für euren weiteren Lebensweg und würde mich auch sehr freuen, wenn ihr euch irgendwann meldet."
„Natürlich Minnie!", rief Sirius grinsend. „Sie werden sich wünschen das niemals gesagt zu haben! Ich werde mich so oft melden, dass Sie vergessen, dass ich nicht mehr hier in Hogwarts bin!"
Gonnie schüttelte den Kopf, konnte sich aber ein leises Lachen nicht verkneifen. „Ich nehme Sie beim Wort, Mister Black, aber bis Sie dieses Gelände verlassen bin ich immer noch Professor McGonagall!"
„Ab morgen darf ich Sie dann Minnie nennen?"
„Nein."
„Ey!"
„Auf jeden Fall", kehrte Gonnie zum eigentlichen Thema zurück. „Wollte ich euch mitteilen, wie stolz ich auf euch bin. Als ihr vor sieben Jahren das erste Mal Hogwarts betreten habt, das Gleiche gilt genauso auch für Sie, Miss Springer, wart ihr Kinder, wild und ungezähmt, aber ihr habt euch alle verändert, und zwar allesamt zum Guten, wie ich finde. Ihr seid selbstbewusster geworden, stärker, mutiger, schlauer und überhaupt einfach gute Menschen. Ihr seid erwachsen geworden und nun bereit die wahre Welt zu betreten." Sie seufzte. „Es tut mir leid, dass ich euch in keine friedlichere Welt entlassen kann, aber ich sehe in jeden einzelnen von Ihnen die Stärke, die wir brauchen, um den Krieg zu gewinnen, denn das werden wir. Mit Sicherheit. Aber darum geht es heute erstmal nicht, sondern darum, dass ihr die letzten Prüfungen geschafft habt und euern Schulabschluss habt! Das ist ein Grund zum Feiern!"
Meine Mitschüler begannen zu jubeln. Alle bis auf mich.
„Aber jetzt möchte ich euch nicht weiter abhalten. Feiert schön und verabschiedet euch von Hogwarts!"
Nach und nach verließen die Schüler den Klassenraum, doch Remus merkte, dass ich sitzen geblieben war und setzte sich wieder auf den Stuhl neben den meinen. Auch Gonnie lief mit den anderen heraus, ganz in ein Gespräch mit Lily und James vertieft, sodass sie uns nicht bemerkte. Er sprach mich aber erst an, als alle weg waren. „Was ist los?"
„Ich..." Mir steckte ein Kloß im Hals und Tränen sammelten sich in meinen Augen. Ich spürte auch wie das Eis sich um mein Herz geschlungen hatte.
„Du weißt, dass das für dich kein Abschied für immer ist. Du wirst zurückkehren."
„Werde ich das?"
„Was? Natürlich!" Er wischte mir mit dem Daumen eine Träne weg und ließ seine Hand auf meinem Gesicht liegen. „Du verbringst doch den Sommer zum Teil hier und nichts hält dich ab das auch in den nächsten Jahren zu tun!"
„Wir wissen nicht, was die Zukunft bringt..."
„Oh, es geht um die Prophezeiung."
„Ja, richtig." Ich senkte meinen Blick. Ich konnte ihm jetzt nicht in die Augen sehen. Wir lebten im Krieg. Ich könnte ihn jederzeit verlieren. „Es geht um die Prophezeiung, um die Zukunft."
„Es wird alles gut."
„Du sagst das, als wäre das leicht..." Ich faltete meine Hände zusammen. „Aber was gibt es für Möglichkeiten? Ich meine, morgen beginnt der Rest unseres Lebens. Ich hatte auch die letzten Monate Angst vor der Zukunft, aber die Tatsache, dass ich ein genaues Ziel hatte, den Schulabschluss, war es mir nicht so bewusst. Wir leben im Krieg und die Prophezeiung sagt, dass ich eine Entscheidung treffe, die den Sieg oder Niederlage von du-weißt-schon-wen besiegelt. Was folgt daraus? Es gibt mehrere Möglichkeiten. Entweder ich muss diese Entscheidung bald treffen oder ich habe noch Zeit. Wenn ich noch Zeit habe, dann klingt das erstmal gut, aber das heißt auch, dass wir noch lange im Krieg sein werden... Ich bin es doch, die seine Niederlage verursachen kann. Wenn ich die Entscheidung erst in zehn Jahren treffen muss, dann haben wir noch zehn Jahre lang Krieg."
„Aber so muss es ja nicht sein..."
„Richtig! Schauen wir uns die Alternative an: Ich muss mich bald entscheiden. Haken an der Sache? Ich weiß nicht, welche Entscheidung ich treffen muss. Ich weiß ja nicht einmal was meine Optionen sind. Was muss ich tun? Was muss ich tun, um seine Niederlage bei zuführen? Wenn ich quasi nichts tun muss, dann ist ja gut, aber was, wenn ich etwas tun muss? Wie soll ich an Grindelwald rankommen? Es ist ja nicht so, dass ich ihn einfach mal so besuchen könnte. Aber selbst, wenn, was dann? Ich weiß nicht, ob er leben oder sterben muss. Sagen wir er muss sterben für die Niederlage von du-weißt-schon-wen, muss ich ihn dann töten? Oder muss ich nur zulassen, dass er stirbt? Sagen wir er muss leben, muss ich ihn dann vor etwas retten oder ihn einfach nur nicht töten? Egal welchen Weg ich nehme, ich stehe vor einer Menge Fragen und Problemen."
„Wir werden eine Lösung finden."
„Ich hoffe es, Remus, aber bis wir sie nicht haben, habe ich Angst. Große Angst."
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