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„Ich geh dann mal zu Julia.", eröffnete uns Peter und riss mich damit aus meinen Notizen über Zaubertränke.
Ich saß mit den Rumtreibern in der Bibliothek, um für die Abschlussprüfungen zu lernen. Vor den ZAGs hatte ich eigentlich keine Angst gehabt, aber die UTZ machten mich schon etwas nervös. Obwohl ich meine Angst vor der Zukunft wahrscheinlich nur auf die Prüfungen übertrug. „Ey Peter, warte noch kurz!"
„Was gibt's?" Er blieb vor mir stehen.
Ich drehte mich auf den Stuhl um, sodass ich ihn ansehen konnte. „Ich möchte dich etwas fragen."
„Schieß los."
„Ja, gleich, aber es ist eine Frage, die man falsch verstehen kann, obwohl ich sie ganz sicher nicht böse meine! Es ist aber auch eine Frage, auf die ich eine vollkommen ehrliche Antwort haben möchte."
Er runzelte die Stirn. „Was für eine Frage?"
„Kann man Julia vertrauen?"
„Ja, natürlich!", antwortete er, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern.
„Nein, genau das wollte ich nicht." Ich seufzte. „Ich möchte, dass du darüber nachdenkst. Ich will nicht, dass du mit Ja antwortest, nur weil du sie liebst und ihr deshalb vertraust. Ich möchte, dass du darüber nachdenkst und ehrlich antwortest, ob du dir absolut sicher bist, dass man ihr vertrauen kann. Das hat nichts damit zu tun, ob sie ein guter oder schlechter Mensch ist. Eigentlich hat es nicht einmal wirklich etwas damit zu tun, ob man ihr vertrauen kann oder nicht. Ich möchte, dass du überlegst, ob sie dir einen Grund gegeben hat dir sicher zu sein, dass man ihr vertrauen kann. Die Frage mit Nein zu beantworten bedeutet nicht, dass man ihr nicht vertrauen kann, es bedeutet nicht, dass du ihr nicht vertraust und es bedeutet erst recht nicht, dass du sie nicht liebst."
Er schien es verstanden zu haben, denn er schwieg eine lange Zeit, bevor er antwortete: „Ja, ich bin mir sicher, dass man ihr vertrauen kann."
„Sehr schön!" Ich lächelte ihn an. „Wärst du dann so gut und würdest ihr von meinen Kräften erzählen? Also, dass ich ein Elementarist bin. Beim Rest ist es mir egal, aber die Sache mit den Elementen erzählst du ihr bitte gleich, okay?"
„Was, warum? Bist du dir sicher?"
„Du sagst man kann ihr vertrauen?"
„Ja!"
„Dann bin ich mir sicher. Erzähl es ihr."
Peter ging davon. James und Sirius unterhielten sich angeregt über irgendeinen Fluch, aber Remus schaute mich stirnrunzelnd an. „Wieso willst du, dass er es Julia erzählt?"
„Das erfährst du noch früh genug."
„Was?"
„Das wird eine kleine Überraschung." Ich gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Aber jetzt lernen wir! Kannst du mir vielleicht deine Notizen zum Vielsafttrank geben? Ich glaube ich habe da etwas falsch aufgeschrieben..."
„Na klar! Gibst du mir dann deine zu dem Grassus-Trank?"
„Äh das wird dir nicht viel bringen. Ich habe dazu nichts aufgeschrieben, aber du kannst mich alles dazu fragen, was du wissen willst. Bei dem Trank kenne ich mich, leider, nur zu gut aus!"
„Stimmt." Er lachte leise auf. „Aber hier, nimm erstmal die. Ich mache mit etwas anderem weiter. Über den Grassus Trank kannst du mir später noch erzählen."
„Wie du willst." Ich zuckte mit den Schultern und widmete mich Remus Notizen. Seine Aufschriebe waren immer so unfassbar ordentlich. Es machte viel mehr Spaß mit seinen Unterlagen zu lernen als mit meinen Eigenen. Allein seine Schrift war so sauber und schön. Da konnte ich mit meinem Gekrakel ganz sicher nicht mithalten.
Es war nicht mehr lange Zeit bis unsere Zeit hier auf Hogwarts enden würde. Wobei meine Zeit erstmal noch nicht enden würde. Ich würde im Sommer immer wieder hierherkommen, um Albus, Gonnie und die anderen Lehrer zu besuchen.
Ich hatte mir auch überlegt, ob ich vielleicht, wenn ich mich wirklich zur Heilerin ausbilden lassen würde, was zurzeit zumindest mein Plan war, anschließend versuchen würde zurück nach Hogwarts zu kommen und mit Poppy gemeinsam den Krankenflügel führen. Sie hatte sich immer mal wieder beschwert, dass sie sich alleine darum kümmern musste... Andererseits war der Krankenflügel immer nur phasenweise überfüllt. Wochenlang war alles ruhig und dann von einem Tag auf den nächsten waren alle Betten belegt. Da würde es wahrscheinlich nicht sinnvoll sein zwei Heilerinnen hier zu haben.
Aber vielleicht könnte ich auch erst mal im Sankt Mungos Erfahrungen sammeln. Da würde ich sowieso viel mehr lernen und die verschiedensten Sachen sehen und wenn Poppy zu alt war, konnte ich immer noch hier her zurückkommen.
Dieses Schloss war mein zuhause. Es war der einzige Ort, der sich jemals wie ein richtiges zuhause angefühlt hatte. Das Haus meiner Eltern war es sicher nicht gewesen. Ich war damals nicht in der Lage gewesen etwas zu fühlen und dem entsprechend hatte ich auch keine Verbindung zu dem Haus hatte aufbauen können.
Die Jahre danach waren zwar etwas besser, aber auch nicht wirklich toll. Ich blieb nirgends wirklich lange. Eine Zeit verbrachte ich bei vielen unterschiedlichen Freunden von Albus, aber die meiste Zeit bei Aberforth. Dort war ich aber auch oft alleine oder mit ihm zusammen, dann aber im Eberkopf. Wobei ich mich da immer im Hinterzimmer verstecken sollte, weil es kein Ort für ein Kind war. Ja und die Sommerferien verbrachte ich eben hier in Hogwarts. Das war die Zeit, in der ich mich am wohlsten fühlte.
Auch in meiner Zeit in Frankreich hatte ich mich nie zuhause gefühlt, aber hier, in Hogwarts, fühlte ich mich wohl. Ich kannte jede Ecke des Schlosses und ich verband so viele schöne Erinnerungen damit.
Hogwarts war mein zuhause und ich wollte nichts lieber als irgendwann hierher zurückzukommen und leben zu dürfen.
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