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Wenn ich nicht gespürt hätte, dass James auf mich zu gerannt kam, hätte er mich wahrscheinlich umgeworfen mit der Wucht, mit welcher er mir um den Hals fiel.

„Was ist denn los?", fragte ich lachend.

„Wir haben uns geküsst!"

„Nein? Oh Merlin, das freut mich so sehr für euch!"

„Nur dank dir! Danke, Lina!"

„Ich habe doch-"

„Sag jetzt nicht, dass du gar nichts getan hast!", unterbrach er mich. „Du hast eine Menge getan! Du hast stundenlang mit mir geredet, stundenlang mit Lily geredet und du hast die Kulisse unseres Dates erschaffen!"

„War es denn gut?" Ich hatte auf der anderen Seite des Sees wieder eine Eisfläche gebildet, damit sie Schlittschuh fahren konnten. „Sonst war ich immer da, um sie aufrecht zu erhalten..."

„Es hat wunderbar funktioniert! Es war wirklich großartig!"

„Das freut mich sehr! Aber jetzt erzähl mir alles ganz genau!"

„Was willst du wissen?"

„Was will ich wissen? Ich will alles wissen! Natürlich will ich alles wissen! Insbesondere natürlich über den Kuss!"

„Die Küsse."

„Die Küsse!" Ich klatschte aufgeregt in die Hände. „Jetzt komm schon! Erzähl mir alles!"

„Ja wir sind da eben hingelaufen. Ist ja noch ein gutes Stück und sie hat meine Hand genommen, was ein Zeichen für mich war, dass sie meine Nähe sucht. Ich konnte mein Glück gar nicht fassen und dann waren wir da." Er lächelte während er es erzählte. „Wir haben die Schlittschuhe angezogen und sind aufs Eis. Ehrlich am Anfang habe ich die Idee verflucht! Ich hatte komplett vergessen, dass ich absolut grauenhaft bin im Schlittschuhlaufen!" Lachend schüttelte er den Kopf. „Aber es hat sich herausgestellt, dass das gar nicht so schlecht war, weil sie mir die ganze Zeit geholfen hat, damit ich nicht hinfalle, wodurch wir uns auch immer sehr nah waren. Im Gegensatz zu mir konnte sie über das Eis fliegen! Du hättest sie sehen müssen!" Er hatte einen verträumten Blick aufgesetzt. „Wie sie ihre Pirouetten gedreht hat!" Er schüttelte den Kopf. „Ja auf jeden Fall konnte sie den einen Fall nicht verhindern, aber sie hat es versucht und so sind wir beide hingefallen."

„Oh nein! Geht es euch gut? Seid ihr verletzt? Soll ich irgendwas heilen?"

„Nein, uns geht es gut. Sehr gut! Mach dir keine Sorgen." Er lächelte mich an. „Aber da lagen wir dann. Nebeneinander auf dem Eis und haben uns schlapp gelacht. Ich hab mich dann gedreht, sodass ich mich halb über sie lehnen konnte." Er seufzte bei der Erinnerung. „Hach, und dann haben wir uns tief in die Augen geschaut- Lily hat wirklich umwerfend schöne Augen! Hast du sie dir schon einmal ganz genau angesehen? Wie Smaragde! So wunderschön!"

„Ja, ich weiß. Sie haben mich auch schon mal in ihren Bann gezogen, falls du dich erinnerst."

„Oh, stimmt... Ey, du hast meine Freundin geküsst!"

„Und dich auch.", erwiderte ich lachend. „Ihr seid also quitt."

„Stimmt irgendwie."

„Aber, Momentmal! Ist das offiziell?"

„Was ist offiziell?"

„Du hast Lily deine Freundin genannt und ich wollte wissen, ob das offiziell ist?"

„Ja, ist es!" Sein Lächeln wurde noch breiter. „Lily Evans ist meine Freundin!"

„Das ist großartig!" Ich umarmte ihn stürmisch. „Aber jetzt erzähl weiter!"

„Unser Lachen verstummte und wir schauten uns nur an. Ich wollte sie so unbedingt küssen, aber hatte Angst, dass sie das nicht wollte. Ich hab ihr über die Wange gestrichen und ihren wunderschönen Lippen entfuhr ein Seufzen. Ein glückliches Seufzen! Auch sie legte ihre Hand auf mein Gesicht." Er strich sich mit der Hand über die Wange. „Ja und dann habe ich mich daran erinnert, dass sie vorher ja meine Hand genommen hatte und dass sie mich auch jetzt berührt und dann, dann habe ich sie geküsst und sie hat den Kuss erwidert!"

Lachend umarmte ich ihn noch einmal. „Es freut mich so sehr für dich! Ihr seid einfach füreinander bestimmt gewesen!"

„So wie du und Remus!"

„Nein."

„Nein?"

„Ich liebe Remus aus tiefsten Herzen und ich bin mir auch ziemlich sicher, dass ich niemals jemanden finde könnte, den ich auch nur ansatzweise so sehr lieben werde, wie ihn, aber ich bin mir nicht so sicher, dass unsere Liebe vorherbestimmt war. Ich glaube nicht, dass das unser Schicksal war. Aber ich glaube, dass eure Beziehung Schicksal war."

James sah mich mit gerunzelter Stirn an.

„Ach, das klingt jetzt so als würde ich meine Beziehung schlecht reden, aber das will ich gar nicht. Remus sieht das genauso wie ich. Wir haben erst vor kurzem darüber geredet." Ich seufzte. „Weißt du, bei dir und Lily könnte ich mir vorstellen, dass es eine Prophezeiung gibt, die etwas damit zu tun hat, dass ihr ein Paar sein werdet. Dass das ein Fixpunkt im Schicksal ist, keine Weggabelung, bei der man sich für einen Weg entscheiden muss, sondern der einzige mögliche Weg. Bei Remus und mir, glaube ich das nicht. Ich sage nicht, dass unsere Beziehung schlechter ist als eure, denn das denke ich auch nicht, aber ich glaube, es hätte durch viele Faktoren verändert werden können. Ich glaube, dass es leicht hätte passieren können, dass wir nicht zueinander finden."

„Aber wieso?"

„Ich kann es nicht erklären. Das ist einfach ein Gefühl... Ich hab mich in den letzten Monaten ausgiebig mit dem Schicksal auseinander gesetzt und diese Ideen sind daraus entstanden. Aber wer weiß das schon so genau? Ich jedenfalls nicht. Ich kenne unsere Zukunft nicht, obwohlich ich mir wünschte mal mit dem Schicksal reden zu können und Antworten zubekommen, was unsere Zukunft für uns bereithält..."

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