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„Ich bin sehr froh, dass du mich aufsuchst.", meinte ich, ohne mich zu ihr umzudrehen. Ich saß am Ufer im Schneidersitz und hob die Temperatur ein wenig an.
„Was, hast du jetzt auch Augen am Hinterkopf, oder wie?"
Lachend schüttelte ich den Kopf. „Nein, das nicht, aber... das klingt jetzt wahrscheinlich seltsam, aber ich spüre euch."
„Du spürst uns?" Lily setzte sich neben mich auf den Boden.
„Ja. Ich spüre wie dein Fuß auf den Boden tritt, ich spüre die Luft, die du atmest und auch die Luft, die du beim Gehen verdrängst. Tatsächlich spüre ich sogar das Wasser in deinem Körper, wenn es näher kommt..."
„Okay, das ist krass!"
„Jeder von euch hat eine etwas andere Zusammensetzung." Ich zuckte mit den Schultern. „Mir ist das früher nie aufgefallen, aber seit ich meine Kräfte aktiv nutze, fallen mir immer mehr Sachen auf. So wie eben das."
„Erzähl mir mehr!", forderte sie, aber ich schüttelte den Kopf. „Du bist gekommen, weil du mir etwas zu erzählen hast. Also erzähl es mir!"
Lily verdrehte die Augen, grinste dabei aber. „Es war schön."
„Schön? Willst du noch etwas allgemeiner reden?"
Lachend zuckte sie mit den Schultern. „Schon gut! James und ich waren im Drei Besen und er hat uns jeweils ein Butterbier bestellt. Er wusste sogar, dass ich meinen am liebsten mit Ingwer trinke! Er war auch super aufmerksam die ganze Zeit. Hat mir die Tür aufgehalten, den Stuhl zurechtgestellt und solche Sachen." Sie seufzte glücklich. „Und wir haben geredet und geredet. So viel, dass wir die Zeit vollkommen aus den Augen verloren haben."
„Deshalb wart ihr beim Abendessen nicht da?"
„Ja, wir waren noch in Hogsmeade..." Sie kicherte. „Aber es war wirklich so romantisch als wir unter dem Sternenhimmel zurückgelaufen sind. Er hat mir seinen Umhang gegeben, weil mir kalt war und hat dann meine Hand genommen."
Sie hatte recht. Heute war eine wunderschöne, klare Nacht. Die Sterne leuchteten hell und funkelten auf uns herab.
„Wir haben übrigens auch Peter und Julia gesehen!", berichtete sie weiter. „Die haben sich geküsst!"
„Nein, wirklich?!" Überrascht blieb mir der Mund offen stehen. „Das hätte ich ihm gar nicht zugetraut!"
„Es war auch Julia, die ihn geküsst hat!"
„Sehr gut, Julia! Ich sag's ja: Selbst ist die Frau!" Ich grinste. „Aber das freut mich für Peter und es freut mich auch sehr, dass dein Date gut lief."
„Ja, aber wir haben uns nicht geküsst."
„Wolltest du ihn denn küssen?", fragte ich. „Also wenn ja, dann ist es schade, dass du nicht den gleichen Mut hattest, wie Julia. Aber es war euer erstes Date. Da muss man niemanden küssen."
„Du hast Remus vor eurem ersten Date geküsst!"
Ich verdrehte die Augen. „Vor unserem ersten offiziellen Date! Allein wenn wir die Male, die wir gemeinsam unter dem Sternenhimmel spazieren gewesen waren, als Date zählen, hatten wir... äh... keine Ahnung, wie viele, aber eine Menge!"
„Ja, aber James und ich kennen uns jetzt auch schon lange."
„Wobei du ihn in dieser Zeit hauptsächlich gehasst hast.", gab ich zu bedenken. „Aber wolltest du ihn denn küssen?"
„Vielleicht..."
„Das heißt?"
„Ich glaube, ich hätte mich gefreut, wenn er mich geküsst hätte..."
„Ach, der arme James..."
„Was? Wieso?"
„Du machst es ihm nicht einfach."
Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Was mache ich denn?"
„Er wollte dir die Zeit geben, die du brauchst. Er wollte dich nicht mehr dazu drängen mit ihm auszugehen, damit du begreifst, dass es ihm ernst ist mit dir. Und jetzt? Jetzt lässt er dir zu viel Zeit."
„Ja, also Nein, also Ja."
Lachend schüttelte ich den Kopf. „Was denn jetzt?"
„Du hast recht." Sie seufzte. „Aber ich glaube... Mir gefällt das... Also... Ja, ich hätte mich gefreut, wenn er mich geküsst hätte, aber wahrscheinlich hätte ich dann später im Bett gelegen und hätte mich gefragt, ob er mich wirklich mag oder ob es ihm doch nur um... das Körperliche geht. Er hat alles richtig gemacht und außerdem, wenn ich es wirklich dringend gewollt hätte, hätte ich ihn auch küssen können."
„Das ist richtig!"
„Ich habe sogar kurz mit dem Gedanken gespielt."
„Wirklich?"
„Ja, als ich Julia gesehen habe."
„Aber du hast dich dagegen entschieden."
„Ja, das habe ich."
„Aber du hattest ein sehr schönes Date und es wird ein zweites geben?"
„Ja!" Ihr Lächeln wurde breiter. „Ich würde gerne gleich morgen auf unser nächstes gehen, aber wer weiß? Vielleicht will James ja gar nicht mehr..."
Ich verdrehte die Augen. „Wer's glaubt!"
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