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Die Angst steckte noch tief in meinen Knochen als ich aus dem See schwamm.
So schlimm, dass ich mich fühlte als hätte man mich betäubt. Das war wohl auch der Grund, warum ich Remus erst bemerkte als ich direkt vor ihm stand.
Sein Gesicht war von Sorgenfalten durchsäht und sofort zog er mich zu sich heran.
Ich ließ mich in die Umarmung fallen. Sofort begann die Angst sich zu lösen bis es sich anfühlte als hätte Remus mir den Felsen, der auf meinem Herzen gestanden hatte, abgenommen.
„Wie geht es dir?"
„Gut."
„Lüg mich nicht an, Lina. Bitte." Er sah mir in die Augen. „Ich formuliere die Frage um: Was kann ich tun, damit es dir wieder gut geht?"
„Du hast es schon geschafft Remus." Ich gab ihn einem kurzen Kuss. „Mir geht es schon viel besser!"
„Sicher?"
Ich nickte. „Ich habe nur Angst... Angst vor dem was passieren wird..."
„Es wird schon alles gut werden..."
„Das weißt du nicht..." Ich seufzte. „Aber ich erinnere mich an etwas..."
„Ja? An was?"
„Ich war wirklich in der Höhle...", berichtete ich. „Es ist nicht einfach dasselbe Gefühl. Der Traum findet dort statt..."
„Und was ist passiert?"
„Das weiß ich nicht..." Ich seufzte erneut. „Ich weiß nur, dass ich da war. Nicht, was ich da gemacht habe... Ich hab keine Antworten..."
„Was wäre, wenn du..." Er runzelte die Stirn. „Vielleicht ist das totaler Blödsinn, aber könnte es vielleicht helfen, wenn du dahin gehst?"
„In die Höhle?!"
„Ja..."
Ich wollte ihm widersprechen, aber besann mich eines Besseren. Er hatte recht. Wie immer hatte er recht. Es wäre möglich, dass ich dort Antworten bekam. Nur wollte ich da nicht hin. Nie wieder.
„Ich weiß, dass dir der Ort Angst macht... Dass er dir nicht gefällt, aber vielleicht hilft es..."
„Du hast ja recht...", gab ich schließlich zu. „Ich weiß nur nicht, ob ich das kann..."
„Natürlich kannst du das! Und ich warte hier auf dich."
„Was? Jetzt?!"
„Wieso nicht jetzt?" Er zuckte mit den Schultern. „Du meintest, du könntest immer und überall dorthin reisen, also warum warten?"
„Ja, aber..." Ich schloss die Augen. „Du hast ja recht. Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen..."
„Viel Glück, Lina."
„Und du wartest wirklich hier?"
„Ich bewege mich nicht vom Fleck, bist du wieder hier bist. Versprochen."
„Danke." Ich trat einen Schritt rückwärts, atmete tief durch und ließ mich auf die andere Seite bringen. Denn tatsächlich war es nicht einfach so, dass ich in der Lage war von überall dort hinzureißen... Es war vielmehr so, dass ich mich ständig dagegen wehren musste dort hingezogen zu werden. Es fühlte sich an als wäre ich einer Kette befestigt und irgendjemand in dieser Höhle zog daran. Wollte mich dort festhalten, aber ich kämpfte dagegen an. Ich hatte gelernt stärker zu sein als die Person, die mich dort hinzog. Wobei das nur möglich war, weil es früher nicht so stark gewesen war. Über die Jahre hatte es sich stetig verstärkt. Ich hatte immer befürchtet, dass der Tag kommen würde, an dem der Zog schneller stärker wurde als ich.
Es dauerte wohl nur den Bruchteil einer Sekunde bis ich mich in der Höhle wiederfand.
Es war genauso wie ich sie in Erinnerung hatte, obwohl es Jahre her gewesen war, dass ich sie das letzte Mal besucht hatte. Wobei. Nur wenn man die Träume nicht mitzählte. Aber in denen war ich ja nicht wirklich hier gewesen... Oder etwa doch?
Dieser Gedanke war mir zuvor gar nicht gekommen. Ich wusste nicht, was das hier für ein Ort war... Ich wusste nicht, wo sich dieser Ort befand. Könnte es denn sein, dass das hier in der realen Welt gar nicht existierte? Dass ich in einer Art Astralebene war, wie in dem einen Muggel-Film, den ich mit Lily gesehen hatte?
Meine Muskeln hörten nicht auf meinen Befehl. Ich konnte mich nicht bewegen. War gelähmt von dem unheimlichen Gefühl, welches dieser Ort auslöste. Trotzdem versuchte ich mich umzuschauen. Die Blitze schossen noch immer durch die Wände, aber das war auch das aufregendste was hier geschah. Alles andere stand still.
Stein und Wasser. Nichts hatte sich verändert. Wie sollte ich hier Antworten finden?
Ich spürte wie mir die Tränen über das Gesicht lief. Dennoch versuchte ich unterzutauchen. Vielleicht musste ich nur etwas tiefer gehen, um eine Antwort zu finden.
Ich tauchte mehrere Meter tief hinab, aber abgesehen davon, dass es immer dunkler und dunkler wurde, konnte man keinen Grund erkennen. Auch die Wände verschwanden.
Selbst als ich nach oben schaute, konnte ich nichts mehr sehen. So tief war ich mittlerweile geschwommen.
In alle Richtungen war nur Wasser.
Mein Herz schlug wie verrückt und mein gesamter Körper zitterte. Es fühlte sich an als würde jemand in meinen Inneren rumwühlen.
Ich würde hier nichts finden. Nicht ohne vorher zusammenzubrechen.
Mit aller Konzentration, die mir noch blieb, öffnete ich den Eingang zur echten Welt und stand wieder vor Remus.
„Lina!"
Ich brach vor ihm zusammen auf die Knie und weinte. Mein Körper zitterte immer noch wie verrückt, aber ich spürte schon wie die Anspannung nachließ, als Remus sanft über meinen Rücken strich und beruhigend auf mich einredete, wobei ich keines seiner Wörter verstand.
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