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Verwirrt schaute ich zu Remus, doch er schien der Unterhaltung genauso wenig folgen zu können wie ich. „Welche Prophezeiung?"

„Was?" Aberforth musterte mich eindringlich. „Wie meinst du das? Die Prophezeiung halt."

„Von welcher Prophezeiung sprichst du?" Ich ahnte furchtbares. Es war einer der Charakterzüge an Albus, die ich am wenigsten leiden konnte. Er spielte nie mit offenen Karten. Immer behielt er Informationen für sich, bis zu dem Punkt, an dem er dachte, dass sie wichtig wurden. Wobei das meistens viel zu spät war. „Albus hat mir von keiner Prophezeiung erzählt. Was hat es damit auf sich?!"

„Ich dachte... Er hat es dir wirklich nicht erzählt?"

„Was hat er mir nicht erzählt?" Ich spürte das Feuer in meiner Brust lodern, aber es war nahezu leicht es in mir drin zu behalten. Meine Haut sollte weiterhin eine normale menschliche Temperatur haben. „Verdammt, Aberforth! Jetzt sag mir was das für eine Prophezeiung ist!"

„Setz dich und atme tief durch.", bat er. „Nicht, dass es noch zu einem Unfall kommt."

Mir war gar nicht aufgefallen, dass ich aufgesprungen war. Seine Worte beruhigten mich nicht. Tatsächlich bewirkten sie das genaue Gegenteil. Das Feuer wurde immer stärker. „Ich beruhige mich sobald ich Antworten habe! Außerdem habe ich alles unter Kontrolle. Es wird kein Unfall passieren! Deshalb rede endlich!"

„Ist ja schon gut!" Aberfoth seufzte. „Allerdings kann ich dir auch nicht viel erzählen... Ich kenne die Prophezeiung gar nicht... Ich weiß nur, dass es eine Prophezeiung gibt, die sich um dich dreht. Eine in der es um deine Kräfte geht, deshalb ist auch klar, dass du es bist über die gesprochen wird. Albus hat mir nie verraten, was genau prophezeit wurde. Ich weiß nur, dass deine Kräfte dabei eine wichtige Rolle spielen. Deshalb hab ich ihm immer gesagt, dass du lernen musst deine Kräfte zu nutzen. Du wirst sie eines Tages brauchen."

„Wieso hast du mir nichts gesagt?" Tatsächlich war diese Frage momentan wichtiger als die Frage, warum Albus mir nichts gesagt hatte. Dass Albus es mir nicht erzählt hatte, wunderte mich nicht. Dass aber Aberforth geschwiegen hatte sehr wohl. „Wenn du, wie du sagtest, immer wolltest, dass Albus mir davon erzählt, dann verstehe ich nicht, warum du nichts gesagt hast!"

„Du weißt, dass Albus und ich koexistieren." Er warf Remus einen kurzen skeptischen Blick zu. „Wir versuchen uns aus dem Weg zu gehen und dazu gehört auch, dass wir uns nicht in die Angelegenheiten des Anderen einmischen. Außerdem war es aber so, dass es nichts bringt. Wenn ich es dir erzählt hätte, aber Albus nicht bereit war mit dir zu reden, dann hätte es auch nichts geändert. Nur wärst du sauer auf ihn und du weißt genau, was Wut bei dir auslöst! Oder ausgelöst hat... aber ich wusste bis eben nicht, dass du deine Kräfte jetzt kontrollieren kannst. Als du meintest du hättest trainiert und dass Albus mit dir darüber gesprochen hat, dachte ich, er hätte es dir erzählt und dass du deshalb trainierst..."

„Nein, das war nicht der Grund." Ich zog meinen Umhang über. „Ich muss gehen. Wir sehen uns, Aberforth."

„Lina, bitte! Versteh doch! Ich..."

„Jetzt nicht." Ich schüttelte den Kopf, während ich Remus dabei zusah, wie er seinen Umhang anzog. „Ich habe dich verstanden, aber ich kann gerade nicht hier sitzen und so tun als hätte ich nicht gerade erfahren, dass die beiden Menschen, die quasi meine einzige Familie sind, mich die ganze Zeit über angelogen haben! Und jetzt komm bloß nicht von wegen: ihr habt nicht gelogen, sondern nur nicht alles erzählt. Ich kenne dieses Spiel, das habe ich auch mit meinen Freunden gemacht, aber das ist etwas anderes! Es geht in dieser Prophezeiung um MEIN Leben. Ich sollte sie kennen!"

„Lina?" Remus sah mich mitfühlend an als wir draußen waren.

„Es tut mir echt leid, Remus. Ich wollte nicht, dass dieser Besuch so endet..." Ich rieb mir über die Stirn. „Und es tut mir auch leid, dass ich doch nicht mit dir ins Drei Besen gehe. Ich hatte mich sehr darauf gefreut, aber ich muss mit Albus reden. Jetzt sofort."

„Natürlich. Soll ich mitkommen? Kann ich irgendetwas tun?"

Ich legte meine Hand auf seine Wange. „Danke, Remus. Danke, dass du immer für mich da bist. Ich kann mir keinen besseren Freund vorstellen, aber nein, du kannst gerade nichts für mich tun."

Ich nahm meine Hand wieder runter. Sein Gesicht hatte sich rosa gefärbt, vermutlich von der Kälte.

„In Ordnung, aber Lina? Wenn du mit jemanden reden möchtest oder einfach jemanden brauchst mit dem du schweigen kannst, dann musst du nur ein Wort sagen. Ich bin für dich da. Jederzeit. Wenn du Hilfe brauchst, dann scheue dich nicht davor mich zu fragen."

„Danke, Remus. Du bist der Beste." Ich lächelte ihm noch einmal kurz zu und rannte zurück zum Schloss. Als ich Hogsmeade so weit hinter mir gelassen hatte, dass mich keiner mehr sehen konnte, beschleunigte ich meine Schritte so sehr durch die Magie der Luft, dass ich fast flog. 

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