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„Was liegt dir auf dem Herzen, Marlene?", fragte ich sie als wir die Runde um den See beendet hatten und zurück zum Schloss liefen.

„Woher weißt du das?"

„Du hast den gleichen Ausdruck in den Augen, wie die letzten Male." Ich zuckte mit den Schultern. „Du hast während oder nach dem Joggen immer wieder eine Frage."

„Ja, du hast recht." Sie seufzte laut. „Die frische Luft lässt mich immer nachdenken und... Ach keine Ahnung."

„Also was willst du mich fragen?"

„Stehst du auf Sirius?" Ihr Kopf war gesenkt, während sie die Frage stellte.

„Nein." Ich gab mir Mühe nicht loszulachen. Ihr war die Frage ernst, selbst wenn ich sie für lächerlich hielt. „Nein, ich mag Sirius nur als einen Freund und er mag mich auch nur auf platonische Weise."

„Nein, tut er nicht."

„Doch, er hat es mir erst vor kurzen gesagt. Du hast recht, er dachte er würde mich mehr mögen, aber das stimmt nicht." Ich lächelte sie an. „Aber du magst ihn?"

„Nein! Also vielleicht... Wahrscheinlich, ja."

„Wieso fragst du ihn nicht, ob ihr zusammen ein Butterbier trinken geht?", schlug ich vor.

„Was wenn er nein sagt?"

„Und wenn schon." Ich zuckte mit den Schultern. „Dann sagt er eben nein. Ich glaube nicht, dass er nein sagt, aber wenn doch: Was ist schon dabei? Wir sind alt genug, dass eine Freundschaft nicht daran kaputt geht. Ich habe Sirius auch eine Abfuhr gegeben und wir sind Freunde. Sieh dir nur an, was zwischen James und mir alles vorgefallen ist. Wären wir jünger gewesen, hätten wir uns wahrscheinlich nie wieder in die Augen sehen können, aber jetzt? Wir sind befreundet."

„Das ist doch was völlig anderes!"

„Ja, es ist nicht das gleiche, aber im Grunde genommen kannst du das trotzdem verwenden. Wenn du Sirius um eine Verabredung bittest und er nein sagt, dann ist das viel weniger schlimm als das zwischen James und mir. Das ging zwei Monate lang und war... sagen wir mal: es waren mehr als nur Worte zwischen uns." Ich schüttelte den Kopf, um die Erinnerung loszulassen. „Und dass ich Sirius eine Abfuhr gegeben habe wäre ja das gleiche, wie wenn er dir eine Abfuhr geben würde. Abgesehen davon, denke ich nicht, dass er das tun würde. Ich glaube er könnte sich durchaus für dich interessieren."

„Aber wie soll ich ihn denn fragen?"

„Du musst dir keine große Show überlegen, Marlene!" Ich lächelte sie an. „Frag ihn einfach, wenn ihr zu zweit seid oder wenn alle anderen um euch herum beschäftigt sind. Du kannst ihn auch beim Quidditch fragen, wenn die einzelnen Positionen wieder unter sich trainieren sollen. Es gibt so viele Gelegenheiten! Das einzige, was du falsch machen kannst, ist, wenn du die Gelegenheit erzwingen möchtest."

In dem Moment als wir durch das Portraitloch in den Gemeinschaftsraum stiegen, kam Sirius die Treppen zu den Schlafsälen herunter, blieb allerdings abrupt stehen als er uns erblickte. „Oh! Ihr seid schon fertig... Ich mein... Äh... Guten Morgen."

„Guten Morgen, Sirius!", begrüßte ich ihn. „Wolltest du denn etwas machen, wofür wir nicht hier sein sollten oder was?"

„Was? Nein!"

„Ich... Ähm... Lina?" Marlenes Wangen hatten sich zart-rosa gefärbt. „Ich... Ich geh mal duschen..."

„Alles klar, ich komm dann in ein paar Minuten nach." Ich sah ihr dabei zu, wie sie die Treppen hoch rannte und schaute dann wieder zu Sirius. „Also, was ist los, Sirius?"

„Wie kommst du denn darauf, dass etwas ist?"

Ich ließ mich auf einen Sessel fallen und bedeutete ihn sich ebenfalls zu setzen. „Lieg ich denn falsch? Sag du es mir."

Seufzend setzte er sich mir gegenüber. „Ach keine Ahnung..."

„Was hattest du denn vor?"

„Ich... Ich wollte vielleicht mit euch joggen gehen..."

„Dafür bist du etwas spät dran, mein Guter."

„Ich dachte Marlene sei eine Langschläferin!", verteidigte er sich.

„Ist sie auch. Aber sie hat sich ausdrücklich von mir gewünscht, dass ich nicht ihretwegen meinen Tagesrhythmus umwerfe." Ich zuckte mit den Schultern. „Wenn ich alleine bin laufe ich trotzdem früher, aber so früh will ich ihr das auch nicht zumuten. Das hier ist eine Art Kompromiss."

„Oh..." Sirius kratzte sich am Hinterkopf. „Das wusste ich nicht..."

„Aber wieso wolltest du mit uns kommen?"

„Ach Lina... Ich weiß doch auch nicht genau, was los ist... Es ist nur... Also... Marlene... Sie ist... Also... Ja... Keine Ahnung..."

„Okay, lass mich mal raten:" Ich gab mir Mühe mein Grinsen zu unterdrücken. „Du denkst ständig an sie? Du willst mehr Zeit mit ihr verbringen? Du wirst fast schon nervös, wenn sie in der Nähe ist? Kann es sein, Sirius, dass du auf Marlene stehst?"

Sirius senkte den Blick, blieb aber stumm.

„Das sehe ich jetzt als ein Ja." Ich lächelte ihn an. Manchmal war es doch wirklich einfach. „Wieso fragst du sie nicht nach einer Verabredung?"

„Was?!" Er hob ruckartig den Kopf und starrte mich mit großen Augen an. „Nein! Das kann ich doch nicht machen! Was wenn sie nein sagt?!"

Es kam mir vor wie ein Deja-vu, das ließ ich mir aber nicht anmerken. „Ja und? Die Möglichkeit, dass jemand nein sagt, hat dich doch noch nie aufgehalten!"

„Ja, aber das war was anderes..."

„Weil es dir dieses Mal wirklich ernst ist."

„Ja..." Er seufzte laut. „Was soll ich denn machen?"

„Mein Rat ist ganz simpel, was ihn für dich wieder schwer macht: Frag sie einfach. Das ist jetzt kein Masterplan, aber ganz ehrlich? Das ist besser als irgendein Masterplan! Du musst einfach ehrlich sein, Sirius." Ich stand auf, legte meine Hand auf seine Schulter und lächelte ihn aufmunternd an. „Frag sie einfach."

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