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„Ich wollte mich noch bei dir bedanken."

Sirius und ich liefen gemeinsam über das Gelände zum Quidditch-Feld.

„Wofür?"

„Für unser Gespräch." Er sah mich beim Sprechen nicht an. „Du hattes recht. Natürlich hattest du das."

„Womit hatte ich recht?"

„Damit, dass ich... dass ich dich nicht wirklich liebe."

„Oh!" Ich fing an zu lächeln. „Das ist ja großartig!"

Sirius lachte auf. „Wieso habe ich das Gefühl, dass du dich mehr darüber freust als ich?"

„Weil ich mich wirklich freue! Es ist nicht schön unglücklich verliebt zu sein und es ist noch schlimmer, wenn man sich dadurch quält und es noch nicht mal echt ist..."

„Sprichst du von James oder von jemanden anderen?"

Kurz blitzte ein Bild von braun-grünen Augen auf, aber ich schüttelte den Gedanken ab. „Ja, genau. Von James."

„Irgendwie klingst du nicht sonderlich überzeugt."

„Doch klar! Von wem sollte ich sonst reden? Aber wirklich: es ist großartig, dass du es erkannt hast! Weißt du denn mittlerweile was du genau willst?"

„Marlene!"

„Was? Wirklich?", fragte ich, aber sah dann Marlene, wie sie auf uns zukam. „Oh, das meinst du!"

„Äh... ja genau... Das meine ich..."

„Seid ihr bereit?" Marlene grinste mit ihrem Schläger in der Hand. „Wir müssen doch zeigen, dass wir den Pokal verteidigen können. Auch wenn es nur ein Freundschaftsspiel ist!"

„Das schaffen wir doch locker!" Wir waren mittlerweile auf dem Spielfeld angekommen. „Das wird super!"

„Lina!" James kam auf mich zugeeilt. „Wir haben da ein Problem..."

„Okay, was gibt's?"

„Du warst ja gestern nicht bei den Auswahlspielen..." Er fuhr sich durch die dunklen Haare. „Und wir haben einen echt guten Hüter gefunden..."

„Oh..." Ich runzelte die Stirn. „Äh... Heißt das, dass ich raus bin?"

„Nein!" James schüttelte heftig den Kopf. „Das- Nein! Auf gar keinen Fall! Wir brauchen dich! Wenn du weiter Hüter sein willst, dann hast du den Posten! Du bist noch besser als er!"

„Aber?"

„Aber Warren ist ja jetzt weg... und wir haben keinen guten Sucher gefunden..." James legte die Handflächen aneinander und führte sie auf Halshöhe. „Du bist doch einmal im Training am Ende letztes Jahr für ihn eingesprungen als er zu sehr mit Lernen beschäftigt war..."

„Ich soll als Sucher spielen?" Ich zuckte mit den Schultern. „Von mir aus."

„Wirklich?", fragte er und riss die Augen auf. „Das war ja jetzt wirklich einfach!"

Lachend nickte ich. „Ich liebe Quidditch, James und zwar jede Position. Sie haben alle vor und Nachteile. Deswegen ist mir die Position egal. Der Grund, warum ich mich anfangs gesträubt habe war, dass ich Angst hatte mich zu sehr reinzusteigern. Ich bin mal bei einem Spiel in Flammen aufgegangen. Mir ist nichts passiert, aber es hat große Wellen geschlagen, aber mittlerweile habe ich es ziemlich gut unter Kontrolle, deswegen habe ich keine Angst mehr davor."

James fiel mir um den Hals und drückte mir einen Kuss auf die Wange. „Danke, Lina! Du bist unsere Rettung!"

„Schon gut, James! Dann lasst uns anfangen."

James lief wieder zu den anderen. Sirius grinste. „Weißt du eigentlich, wie glücklich du ihn gerade gemacht hast? Er hatte panische Angst, dass du nein sagst."

„Wieso sollte ich denn? Ich liebe Quidditch und ich liebe euch, also warum sollte ich mich weigern, wenn ich keine Angst mehr von meinen Kräften haben muss?"

„Ich habe ihm auch gesagt, dass du damit einverstanden sein wirst, aber zugegebenermaßen: etwas Angst hatte ich schon."

„Also schön!" James winkte alle Spieler zu sich heran. „Letztes Jahr haben wir den Quidditchpokal gewonnen, aber das heißt nicht, dass wir uns dieses Jahr ausruhen können! Im Gegenteil: wir müssen beweisen, dass wir den Sieg verdient haben und den Pokal verteidigen! Seid ihr dabei?"

„Ja!", antworteten wir alle.

„Seid ihr dabei?", wiederholte er.

„Ja!", schrien wir als Antwort, diesmal lauter. Ich liebte es, dass alle so Taten als wäre es ein echtes Spiel.

„Dann lasst uns loslegen!" Er zeigte auf einen blonden Typen, den ich nicht kannte. „Das ist Benny, er spielt ab sofort als Hüter und Lina übernimmt die Position von Warren als Sucher."

Er hielt noch eine kurze Motivationsrede und dann fingen wir an zu spielen. Die Sache als Sucher war, dass man viel weniger im Team arbeitete. Ich musste nicht aufmerksam auf den Quaffel achten, sondern Ausschau nach den Schnatz halten. Die Klatscher sollte ich natürlich in Augen behalten, aber das war einfach. Außerdem hatte ich immer das Gefühl, dass der Klatscher sich selten zu dem Sucher verirrten, wenn er nicht kurz davor war den Schnatz zu fangen. Vielleicht war es auch nur eine subjektive Wahrnehmung und eigentlich ganz anders, aber den Klatschern aus dem Weg zu gehen, fiel mir leicht. Ich drehte Kreise hoch in der Luft und suchte nach dem Aufblitzen des kleinen Balles. Besonders wenn die Sonne schien, entdeckte ich ihn meist ziemlich schnell. Bei Wolken war es schon um einiges schwieriger. Aber egal wie das Wetter war, wenn ich den goldenen Schnatz einmal erfasst hatte, dann verlor ich ihn so gut wie nie.

Aus dem Augenwinkel sah ich ein Glitzern und bevor mein Kopf richtig registriert hatte, was ich gesehen hatte, war mein Besen bereits losgeflitzt. Im Sturzflug schlug ich eine scharfe Rechtskurve ein. Meine rechte Hand streckte ich nach vorne, aber kurz vor dem Boden änderte der Schnatz seine Richtung und flog wieder nach oben. Schnell riss ich den Besen in die Höhe, um ihn zu folgen. Nur wenige Zentimeter trennten den Schnatz von meinen Fingern. Ich beugte mich nach vorne, sodass ich noch etwas schneller wurde und schloss die Finger um den Ball, genau in dem Moment als ich das Zischen des Klatschers hörte. Mit den Schnatz in der Hand, ließ ich mich zur Seite fallen. Ich spürte wie der Klatscher direkt über mir davon schoss. So nah, dass ich den Wind auf meinem Gesicht spürte. Mit einem Ruck schwang ich mich wieder auf den Besen. Strahlend hob ich den Schnatz in die Luft und flog auf James zu. „Ich hab ihn!"

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