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Mein Magen krampfte so stark, dass ich kaum noch stehen konnte, aber die eine Sache wollte ich noch schaffen. Ich wollte diesen Blitz kontrolliert abschießen. Den an der Schnur hängenden kleinen Holzball schmoren, ohne etwas anderes im Raum der Wünsche zu treffen.

Mit gesenktem Kopf, legte ich meine Handflächen aufeinander und führte sie so an mein Gesicht, dass die Daumenwurzen gegen den Punkt zwischen meinen Augenbrauen drückte. Ich atmete tief durch und versuchte mir genau vorzustellen, was nun passieren würde. Ich spürte das Feuer, das durch meine Adern strömte und kanalisierte es. Es war als würde ich das Chaos ordnen, sodass das Feuer zusammen stärker wurde. Es fühlte sich so an als würde ein Pfeil aus purer Energie durch meinen Körper schießen. Genau das war es was ich brauchte. Ich schlug die Augen auf, streckte meinen rechten Arm gerade nach vorne, Zeige- und Mittelfinger verlängerten die Linie meines Armes, während die restlichen Finger eingefalten waren. Das vertraute kribbelnde Gefühl des Blitzes schlängelte sich bis zu den Fingerspitzen und flog durch den Raum direkt auf den Holzball zu.

Er traf. Der Ball zersprang in seine Einzelteile, aber alles andere blieb unversehrt.

„Ich hatte es wirklich geschafft!", dachte ich als ich zusammenklappte und mein Kopf gegen den Boden schlug.

Der Boden fing mich dabei auf. Es fühlte sich nicht an wie Stein, sondern als wäre ich sanft in mein Bett gefallen. Je besser ich darin wurde meine Kräfte zu verwenden, desto weniger musste ich die Kräfte aktiv nutzen. Die Umgebung reagierte auf mich und entsprach meinen Wünschen, ohne dass ich etwas tun musste.

Mein Körper zitterte, während ich mich aufrappelte. Meine Klamotten hingen an mir herab, als würde ich einen großen Sack tragen. Meine Hände, die einzige Stelle meines Körpers, die ich gerade sehen konnte, sahen aus wie die eines Skelettes. Ich hatte übertrieben, das wusste ich und jetzt müsste ich zu Poppy gehen.

Ich verließ den Raum der Wünsche und stellte fest, dass die Tür mich direkt neben dem Krankenflügel rausließ. Trotzdem fühlte sich der Weg unendlich lang an.

Mit letzter Kraft schaffte ich es die Tür zu öffnen, doch dann wurde alles schwarz.

„Lina! Du bist wach!" Die hellblauen Augen von Albus schauten auf mich herab. Tiefe Sorgenfalten standen auf seiner Stirn.

„Was machst du nur für Sachen!" Poppy stürmte auf mich zu und zwang mich einen Trank zu nehmen. Er schmeckte scheußlich-bitter, aber ich beschwerte mich nicht. „Lina, was hast du dir nur gedacht! Wie lange hast du nichts gegessen? Was ist passiert?"

„Ich weiß, ich war unvorsichtig..."

„Unvorsichtig? Das war leichtsinnig und unfassbar dumm!"

„Ja, schon gut. Ich habe trainiert und wollte es noch schaffen, bevor ich etwas esse. Es hat aber einfach nicht geklappt und dann verging die Zeit..."

„Du warst zwei Tage lang weg!", bemerkte Albus.

„Ich war zwei Tage bewusstlos?!"

„Nein. Du warst zwei Tage lang nicht zu finden.", korrigierte er. „Du hast fast zwei Tage lang durchgängig trainiert."

„Oh...", murmelte ich. Ich hatte in den Sommerferien schon oft die Zeit vergessen beim Trainieren, aber noch nie so wie dieses Mal. Zwei Tage...

„Bewusstlos warst du drei."

„Was?!" Erschrocken richtete ich mich auf, aber Poppy drückte mich zurück in das Kissen. „Das heißt doch aber, dass... Heute ist der 30. August."

„Das ist korrekt. In zwei Tagen fängt das neue Schuljahr an."

In zwei Tagen. Wow. Das war früh, aber ich war bereit und freute mich darauf meine Freunde wiederzusehen.

„Du musst besser aufpassen, Lina."

„Ich hatte euch doch gesagt, dass ich trainieren gehe und du wusstest auch, dass ich ihm Raum der Wünsche war!"

„Ja, aber der Raum hat mich nicht reingelassen.", stellte Albus fest.

„Oh..."

„Ja oh." Albus seufzte. „Naja, ich bin nur froh, dass alles gut ausgegangen ist."

„Du wirst heute auf jeden Fall noch hier bleiben müssen! Du brauchst Schlaf," Poppy lächelte mich an. „aber bis zum Schuljahresbeginn sollte ich dich wieder entlassen können."

„Danke dir, Poppy."

„Aber du musst versprechen vorsichtiger zu sein."

„Ich äh... Ich werde so vorsichtig sein, wie ich kann."

Albus schnaubte lachend. „Nach all den Jahren finde ich es immer noch erfrischend, wie du die Wahrheit so verpackst, dass dein Gegenüber zufrieden ist, aber du trotzdem nicht lügen musst."

„Das ist meine Spezialität.", erwiderte ich grinsend. „Ich mag es nicht zu lügen."

„Das ist eine tolle Eigenschaft, die nur die wenigsten haben." Albus stand auf. „Aber ich lasse dich jetzt schlafen, bevor Poppy sich gezwungen fühlt mich rauszuwerfen! Nur eines noch: ich hab dir nicht erzählt, wen ich als Schulsprecher ausgewählt habe: Lily Evans und-"

Mit einem breiten Grinsen unterbrach ich ihn: „James Potter?"

„Ja, genau." Summend verließ er den Raum und ließ mich lachend zurück. James als Schulsprecher konnte nur heißen, dass es tatsächlich eine Wette im Kollegium gab. Er war viel reifer geworden seit dem Liebestrank, aber bei aller Liebe, objektiv gesehen, es gab bessere Kandidaten als ihn. Vielleicht würde das ja von Erfolg gekrönt sein. Ich wünschte es ihm. Und ihr auch, selbst wenn sie es selbst noch nicht wusste. 

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