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„Lina!"

Ich drehte mich zu Gonnie um, die einige Meter hinter mir herlief und winkte. „Hey, wohin des Weges?"

Nebeneinander liefen wir weiter. „Ich wollte Rosmerta besuchen und du?"

„Ich wollte schauen, ob Aberfoth etwas Zeit hat, aber die letzten Tage war immer viel los gewesen bei ihm und er mag es ja nicht, dass ich da bin, wenn zu viele Gäste anwesend sind."

„Das ist auch besser so." Mit ernstem Gesichtsausdruck sah sie mich an. „Zwielichtige Gestalten besuchen den Eberkopf."

Ich verdrehte die Augen. „Ja, ich weiß. Er ist trotzdem mein Onkel." Oder zumindest etwas in der Art.

„Ich sag ja nicht, dass du ihn nicht besuchen sollst, aber du solltest vorsichtig sein."

„Das bin ich und außerdem weiß ich mich zu verteidigen."

Gonnies Mundwinkel zuckten. „Das ist wahr, aber mal ein anderes Thema: Wirst du deine Freunde besuchen gehen?"

Es war bereits eine Woche der Sommerferien vergangen und all meine Freunde hatten mich bereits zu sich eingeladen, aber ich hatte noch kein einziges Mal zugesagt. „Ich weiß es nicht."

„Wieso? Was spricht denn dagegen?"

„Ehrlich gesagt, will ich mich auf mein Training konzentrieren.", gestand ich und fuhr mir durch die Haare.

„Dein Training? Du meinst mit deinen Kräften?"

„Ja, genau." Ich nickte. „Ich würde es gerne vollständig kontrollieren können, bevor das nächste Schuljahr anfängt."

„Ich habe dich lange nicht mehr gefragt, wie läuft es denn?"

„Gut." Ich zuckte mit den Schultern. „Ich spüre das Feuer und das Eis bei starken Emotionen, aber es kommt nicht an die Oberfläche, beziehungsweise nur ganz wenig. Meine Haut verändert die Temperatur, aber sonst passiert nichts. Ich bin seit der Geschichte in den Weihnachtsferien kein einziges Mal mehr unkontrolliert explodiert."

„Das ist großartig!"

„Das ist es, aber jetzt will ich noch lernen diese Kräfte nicht nur in Schach halten zu können, sondern sie zu nutzen. Ich möchte, keine Ahnung, Feuer entfachen können ohne Zauberstab, ich möchte jemanden wärmen können, wenn ihm kalt ist, ohne ihn zu verbrennen oder auch andersrum, abkühlen, wenn es zu warm ist. Ich würde sie gerne einfach benutzen können, ohne Angst, dass etwas passiert."

Wir waren mittlerweile vor dem Drei Besen angekommen.

„Dann viel Spaß, grüß Rosmerta von mir!"

„Das mache ich, Lina. Pass auf dich auf."

Mit einem festen Ruck schaffte ich es die Tür zum Eberkopf zu öffnen und stellte zu meinem Glück fest, dass das Lokal leer war. Nur Aberforth stand hinter dem Tresen.

„Lina! Wie schön dich zu sehen!"

Wir umarmten uns und ich sprang auf den Barhocker. Sofort öffnete er mir eine Flasche Butterbier.

„Danke!"

„Wie geht es dir denn, Kind?"

„Wunderbar!"

„Das freut mich aber. Hast du auch keine Nachwirkungen mehr von dem Liebeszauber?"

Ich rümpfte die Nase. „Nein, gar keine."

Aberforths tiefes, kratziges Lachen ertönte. „Das ist gut, sehr gut. Wisst ihr denn mittlerweile wer euch damit belegt hat?"

Seufzend schüttelte ich den Kopf. „Es gibt Gerüchte, aber nein. Wir wissen es nicht."

„Was denn für Gerüchte? Denkst du eins davon ist wahr?"

„Nein, das glaube ich nicht. Das ist es ja." Schulterzuckend nahm ich einen Schluck aus der Flasche. „Ich halte alle für nicht wahr."

„Erzähl doch mal, was denken die Leute?"

„Es gibt Leute, die sagen, dass es gar kein Liebestrank gab und dass James und ich uns das nur ausgedacht haben, weil wir uns mittlerweile dafür schämen..."

„Das ist doch lächerlich!"

„Sag ich ja!" Lachend schüttelte ich den Kopf. „Andere sagen, dass es James war, aber dass der Trank eigentlich für Lily gedacht war und nicht für mich."

„Das macht mehr Sinn als das andere."

„Ist aber trotzdem falsch. So etwas würde James niemals tun!" Ich stützte meinen Ellenbogen auf den Tresen ab und legte meinen Kopf auf die gefalteten Hände. „Dann gibt es Leute, die sagen, dass Severus Snape uns den Trank gegeben hat als Rache an James."

„Das glaubst du auch nicht?"

„Nein. Von allen Theorien ist das zwar die vernünftigste, aber nein, ich glaube es nicht. Snape hat allen Grund James zu hassen. Es würde auch Sinn machen, dass er möchte, dass James denkt er sei nicht mehr in Lily verliebt. Er spielt auch gerne mit dunkler Magie und er ist wahrscheinlich der beste Zaubertrank-Macher, den ich bisher begegnet bin, aber ich kann es mir absolut nicht vorstellen, dass er das wirklich tun würde. Ich kann es mir nicht vorstellen und es gibt dafür auch keinerlei Beweise, deswegen finde ich es nicht in Ordnung, dass er von manchen dafür beschuldigt wird."

„Du hast normalerweise eine gute Menschenkenntnis, deswegen hast du vermutlich recht, wenn du sagst, dass er es nicht war..."

„Und dann gibt es noch ein letztes Gerücht..."

„Das wäre?"

„Dieses Gerücht besagt, dass derjenige, der uns den Trank gegeben hat, du warst."

„Ich?!"

Lachend nickte ich. „Ich hab dir doch von dem Gerücht damals erzählt, dass meine Mitschüler dachten, wir zwei hätten eine Affäre."

„Ich dachte das wäre vorbei!" Aberforth hatte seine Hände zu Fäusten geballt und in seinen Augen blitzte der Zorn.

„War es auch, aber durch den Vorfall wurde das wieder ausgegraben."

„Und warum sollte ich so etwas tun? Selbst wenn das mit der Affäre kein völliger Blödsinn gewesen wäre?"

„Sie denken du seist ein rachsüchtiger Exfreund."

Er schlug so fest auf den Tresen, dass ein Riss in der Platte entstand.

„Beruhig dich, Aberforth. Es sind nur Wenige, die das glauben und man wird es bald vergessen haben."

„Ich kann es nicht mitansehen, dass du sowas durchmachen musst!"

„Mir geht es gut, Aberforth! Mach dir keine Gedanken um mich. Mir geht es seitdem ich hier bin um Welten besser als vorher! Diese Gerüchte tun dem kein Abbruch!"

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