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Gemeinsam verließen wir Stunden später den Krankenflügel. Unsere Freunde saßen bereits in der großen Halle.

„Da sind die Turteltauben ja wieder!"

Kopfschüttelnd rümpfte ich die Nase. „Zu früh, Sirius. Immer noch zu früh."

„Ach komm schon, das ist irgendwie schon witzig!"

„Fandest du es in den letzten Wochen auch witzig? Denn mir hat es zu dieser Zeit wirklich Spaß gemacht, aber so wie ich das mitbekomme habe, war das euch für ganz furchtbar. Jetzt ist es vielleicht andersrum und ich wäre dir sehr dankbar, wenn du es deshalb sein lässt."

„Ist ja schon gut!"

„Sehr schön." Ich setzte mich zwischen James und Lily. „Wie sieht es jetzt eigentlich aus? Bleibt ihr die restlichen Ferien hier oder geht's zurück zu den Potters?"

„Wir fahren morgen wieder zurück.", berichtete Sirius.

James zog die Brauen hoch. „Ist das so? Davon weiß ich ja gar nichts!"

„Das habe ich mit deinen Eltern vor unserer Abreise besprochen."

Nach dem Abendessen bat James Lily zu einem Gespräch unter vier Augen. Sie willigte ein, aber nicht ohne mir einen genervten Blick zuzuwerfen.

„Weißt du was wir lange nicht mehr gemacht haben?", fragte Sirius und grinste mich an.

„Ach wir haben so einiges lange nicht mehr gemacht..."

Sirius verdrehte die Augen, aber nickte trotzdem. „Ja, hast natürlich recht, aber ich meine etwas bestimmtes."

„Und zwar?"

„Bello und Bella wieder in Aktion."

„Ja. Jaa!" Wild nicke ich und strahlte ihn an, doch das Lächeln erstarb als ich Remus ansah. „Oder vielleicht lieber nicht. Remus..."

„Nein, das kommt nicht in Frage!" Remus schüttelte den Kopf. „Geht nur, ich wollte sowieso mein Buch fertig lesen. Wir sehen uns später im Gemeinschaftsraum!"

„Sicher?" Ich hatte zwar ein schlechtes Gewissen Remus alleine sitzen zu lassen, aber die Vorstellung war so verlockend, dass ich bereit dazu war, wenn er sich sicher war.

„Absolut!"

Sirius und ich verwandelten uns schon auf halber Strecke zum Wald. Es war Wochen her, dass ich das Tier in mir rausgelassen hatte. Wir jagten uns gegenseitig quer durch den Wald bis er sich erschöpft fallen ließ und sich mit allen vieren ausgestreckt, zurückverwandelte.

„Schon genug, Bello?", fragte ich ihn grinsend und setzt mich an einen Baum gelehnt auf den Boden.

„Du bist einfach unmenschlich!" Er rappelte sich auf. „Aber eigentlich wäre mir das sogar vollkommen egal. Ich bin nur froh, dass du wieder du bist."

„Ich auch, Sirius, ich auch."

„Sag mal, Lina... Empfindest du... irgendetwas... wenn auch wenig... für James?"

Ich seufzte. „Nein, nicht so. Man konnte meinen Gefühlen in den letzten Wochen absolut keinen Glauben schenken und erst recht nicht den Taten... Ich habe vieles gemacht, was man falsch interpretieren könnte..."

„Wieso habe ich das Gefühl, dass du von dem Kuss sprichst?" In seinen sturmgrauen Augen schimmerte Unsicherheit.

„Weil es zumindest nicht falsch ist."

„Du bereust den Kuss also?" Sirius schaute mich beim Sprechen nicht an, sondern blickte starr geradeaus.

„Bereuen klingt zu hart..." Ich schüttelte den Kopf, auch wenn er mich nicht sehen konnte. „Sirius, ich hab dich echt gerne, aber ich bin nicht in dich verliebt."

„Ja, ich weiß."

„Sirius, ich möchte dir eine Frage stellen. Also eigentlich mehr als eine. Ich wünsche mir nicht, dass du mir darauf antwortest, sondern nur, dass du dir selbst eine Antwort gibst. Eine ehrliche Antwort."

Es verstrichen einige Sekunde der Stille, bevor er antwortete: „Schieß los."

„Erstens: Was empfindest du? Zweitens: Was empfandest du, wenn du James und mich zusammen gesehen hast? Drittens: Was wünscht du dir? Viertens: Was müsste die perfekte Frau für dich haben und was würde diese Frau tun, damit es perfekt ist? Fünftens: Was reizt dich wirklich an mir? Und wenn du das alles beantwortet hast, dann noch die letzte Frage: Was empfindest du wirklich für mich?"

Er saß mehrere Minuten lang schweigend da. Ich wollte ihn nicht unterbrechen, aber als er anfing zu zittern, stand ich auf. „Wir sollten zurück. Es wird kalt."

„Ja, das sollten wir wirklich!" Er sprang auf. „Außerdem will ich wissen, was James und Lily besprochen haben!"

Lachend verdrehte ich die Augen. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass er sich noch einmal in aller Form bei Lily entschuldigen wollte und ihr erklären, wie es war."

„Wie war es denn?"

„Es ist... Ich bin ehrlich nicht in der Lage das in Worte zu fassen, aber jetzt erinnert man sich an Sachen, die man getan oder gesagt hat und man kann selbst nicht glauben, dass man selbst diese Person war. Es fühlt sich nicht so an, aber man weiß, dass man es tatsächlich war..."

„Deswegen habt ihr das Gefühl euch entschuldigen zu müssen..."

„Natürlich! Ich glaube, dass ist eine sehr normale Reaktion."

James, Lily und Remus saßen schon zusammen vor dem Kamin im Gemeinschaftsraum, als Sirius und ich dazukamen. Es war wunderbar Zeit mit meinen Freunden zu verbringen. Ohne dass ich es gemerkt hatte, hatte ich es wirklich vermisst. Ich war lange nicht mehr so glücklich gewesen. Nicht wahrhaftig glücklich. Es hatte sich die ganze Zeit über echt angefühlt, aber wenn man darauf zurückschaute, merkte man einen deutlichen Unterschied.

Wir unterhielten uns und lachten, manchmal sogar über einen von Sirius Witzen, selbst wenn ich ihn jedes Mal vorwurfsvoll daran erinnerte, dass es zu früh war um Witze darüber zu reißen.

Erst Stunden später, entschieden wir ins Bett zu gehen.

James lief zu den Treppen, aber blieb auf halben Weg stehen.

„Das sind die falschen gewesen, Krone!", meinte Sirius lachend und zeigte zu den anderen Treppen, den Treppen zu den Jungsschlafsälen. „Da geht's lang!"

„Moment mal." Mit offenen Mund drehte er sich um. „Das kann nicht wahr sein! Merlin, nein, das kann nicht wahr sein!"

„Was denn?" Lily sah ihn fragend an. „Was kann nicht wahr sein?"

„Verdammt! Wie kann es sein, dass du, Lily Evans, in meinem Bett geschlafen hast und ich einfach nicht da war?! Ich fasse es nicht!"

Auch wenn ich versuchte es nicht zu tun, brach ich in schallendes Gelächter aus. Sirius und Remus fingen im gleichen Moment an und auch Lily folgte nach einer Sekunde.

„Da ist nicht witzig!"

„Doch, James, das ist es!"

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