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„Da seid ihr ja!", rief Lily als wir im Gemeinschaftsraum ankamen. „Wo wart ihr denn jetzt schon wieder? Und wie seht ihr eigentlich aus? Habt ihr draußen geschlafen?!" Ich setzte gerade zu einer Antwort an, als Lily den Kopf schüttelte. „Ist ja auch egal! Ich hab tolle Neuigkeiten!"
„Was gibt es denn?"
Sie strahlte breit. „Gonnie meinte eben sie hätten einen Brief von den Potters bekommen. James und Sirius sind schon auf dem Weg hierher, damit er den Trank nehmen kann!"
Eine Welle der Erleichterung überschlug mich und ich fiel Lily in die Arme. „Merlin sei Dank!"
Sie lachte auf und als ich mich wieder von ihr lösen wollte, geschah es. Ihre smaragdgrünen Augen zogen mich in ihren Bann und überredeten mich Lily zu küssen. Ich konnte nichts dagegen tun. Ich war nicht dafür vorbereitet gewesen, war gedankenlos gewesen, statt aufzupassen. Je näher man sich kam, desto stärker wurde die Wirkung. Das hatte ich gestern bei Remus gemerkt.
Lily erwiderte den Kuss, aber genauso plötzlich wie es angefangen hatte, beendete ich ihn wieder. Ich stolperte hastig rückwärts, aber leider direkt in Remus Arme. Mein Blick fiel hungrig auf seine Lippen, aber bevor ich der Versuchung erliegen konnte, löste ich mich auch von ihm. „Merlin, tut mir leid!"
„Was war das denn?", fragte Lily und atmete dabei schwer. „Ich konnte nicht... Ich wollte nicht... Ich war wie in Trance!"
„Sorry, das sind die Nebenwirkungen von denen Pomfrey geredet hat...", erklärte ich. „Ihr solltet vielleicht etwas Abstand zu mir halten... Wann kommen sie an?"
„In ein paar Stunden."
„Alles klar, ich geh jetzt erstmal duschen."
Mehrere Stunden später standen wir zu dritt an den Toren zu Hogwarts und sahen zu wie die Kutsche näherkam.
Bald wäre der Alptraum auch für James vorbei. Er tat mir so unfassbar leid. Ich wusste wie schlimm das Gefühl war von ihm getrennt zu sein, wenn der Liebestrank noch wirkte. Das wünschte ich keinem, nicht einmal meinem schlimmsten Feind würde ich das wünschen und noch weniger wünschte ich das James. Es war schlimm genug, was wir die letzten Wochen durchgemacht hatten. Wir hatten unser Selbst verloren...
Es war aber Sirius, der als erstes aus der Kutsche gesprungen kam. Sofort fiel er mir um den Hals. „Merlin, du bist wirklich wieder du, oder?"
Er wirbelte mich im Kreis und als er mich wieder absetzte, sah er mir in die Augen. Ich wusste, dass das der Moment war, in dem es um uns geschehen war. Wie sagte man so schön? Die Augen waren die Fenster zur Seele.
Der Kuss dauerte nur einen Augenblick, denn James packte Sirius am Kragen und riss ihn von mir los. „Du verdammtes Arschloch! Sie gehört mir! Mir allein!", brüllte er, wirbelte wieder zu mir herum und küsste mich. Die Stimme in mir schrie, dass das falsch war, aber ich konnte nicht anders.
„Ich dachte Lina wäre geheilt?", fragte Sirius, während er sich vom Boden aufrappelte.
„Ist sie auch. Das sind die Nebenwirkungen... Deshalb auch euer Kuss.", erläuterte Lily.
Mit aller Kraft löste ich mich von James Lippen. „James, hör mir bitte zu."
„Was gibt's, Schatz?"
„Hör mal, ich bin sehr froh, dass du hier bist." Ich entfernte mich ein kleinen Wenig von ihm. „Du musst mir einen Gefallen tun."
„Für dich mache ich doch alles, Schatz." Er versuchte mich zu küssen, aber ich lief vorher los, sodass er mich nicht mehr erwischte.
„Dann komm, wir müssen dafür zu Madame Pomfrey."
„Können wir uns nicht erst einmal richtig begrüßen?", wollte er wissen, aber ich schüttelte den Kopf. „Sieh es doch mal so: Wenn wir das schnell erledigen, dann können wir die Zeit danach ohne andere Sachen im Kopf zu haben, genießen!"
„Da hast du natürlich recht!"
Alle gemeinsam liefen wir zum Krankenflügel, wo Poppy schon auf uns wartete. „Hier, Mister Potter, trink das."
„Was ist das?", wollte er wissen.
„Bitte, Schatz." Es fühlte sich seltsam an ihn so zu nennen. „Nimm es einfach. Nimm es für mich!"
Er nickte. „Für dich mach ich alles."
So wie es damals bei mir gewesen war, fing er an zu leuchten, doch anders als ich, fiel er nicht auf den Boden, denn Remus und ich fingen ihn zusammen auf.
Als das Licht erlosch, sah ich Remus in die Augen.
„Hat es funktioniert?", fragte Lily.
Ich wollte Remus immer noch küssen. Verdammt! „Nein."
„Was bei Merlins Bart!", rief James. „Lina, du... ich... Warum?"
„Was?", fragte ich und schaute perplex zu James.
Seine braunen Augen waren weit aufgerissen, aber was mir besonders auffiel war, dass ich nichts spürte, wenn ich in seine Augen sah. Es hatte also doch funktioniert!
„James, wen liebst du?", fragte ich, um ganz sicher zu gehen.
„Lily!", antwortete er und sein Blick huschte zu ihr. „Merlin! Verdammt! Lily, bitte, glaube mir: nichts davon war echt! Ich liebe nur dich! Es tut mir so leid, was ich alles gesagt habe! Bitte, verzeih mir!"
„Ich weiß, dass es nicht echt war, Potter." Lilys Wangen hatten sich rosa gefärbt. „Du musst dich nicht entschuldigen."
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