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„Das ist unfair!", schrie ich Albus an und tigerte vor ihm auf und ab. „Lass mich gehen!"

Albus saß entspannt auf seinem Stuhl und musterte mich gelangweilt. „Du bleibst hier, Lina. Das habe ich jetzt schon oft genug gesagt."

„Aber warum denn? Das ist doch bescheuert! Wieso machst du das? Wieso tust du mir das an?"

„Ich tue dir gar nichts an, Lina. Ich mache es das für dich."

„Für mich?", wiederholte ich und ballte meine Hände zu Fäusten. „Du tust das sicher nicht für mich! Wenn du etwas für mich tun wollen würdest, dann würdest du nicht versuchen mich zu zwingen hier zu bleiben!"

„Du wirst irgendwann erkennen, dass ich recht habe."

„Nein, hast du nicht!" Der Boden, auf dem ich lief war von einer dicken Eisschicht bedeckt, aber meine Brust stand trotzdem in Flammen, doch der Herzschmerz war wohl  größer. „Du bist ein Monster! Warum tust du mir das an?"

„Lina, ich bitte dich. Sei vernünftig und beruhige dich. Es sind nur zwei Wochen."

„Zwei Wochen sind eine Ewigkeit!"

„Zwei Wochen sind schneller vorbei als du denkst."

„Nicht, wenn James nicht hier ist!" Ich stampfte wütend mit dem Fuß auf. Eiskristalle lösten sich vom Boden und verteilten sich im ganzen Raum.

„Lina, du bleibst die Weihnachtsferien hier in Hogwarts und James bleibt bei seinen Eltern. Schluss, aus, Ende." Albus faltete seine Hände zusammen.

Frustriert schrie ich auf. „Ich kann doch zu ihm!"

„Du brauchst die Erlaubnis deiner Erziehungsberechtigen um das Schloss in den Ferien zu verlassen. Diese Erlaubnis hast du aber nicht."

„DU bist mein Erziehungsberechtigter!", schrie ich. „Also stell mir diese Erlaubnis aus!"

„Das werde ich nicht tun, Lina. Das sagte ich bereits.", erinnerte er mich. „Du bleibst hier."

„Ich werde gehen! Wenn ich die Genehmigung von dir nicht bekommen, dann gehe ich halt ohne!"

„Willst du nicht noch einmal darüber nachdenken?" Er seufzte laut. „Wenn du abhaust, dann habe ich keine andere Wahl als dich von der Schule zu werfen."

„Was?!"

„Du hattest explizit darum gebeten, dass ich dich wie einen gewöhnlichen Schüler behandle und dass du keinerlei Sonderbehandlung bekommst.", bemerkte er. „Das bedeutet auch, dass du Hogwarts verlassen musst, wenn du die Regeln auf die Weise brichst. Du lässt mir dann keine Wahl."

„Aber-"

Er unterbrach mich: „Und jetzt siehst du Mister Potter zwei Wochen lang nicht, aber denke nur, wie lang du ihn nicht sehen würdest, wenn du die Schule verlassen müsstest. Dann wirst du ihn nur noch ein paar Wochen im Jahr sehen. Die restliche Zeit ist er hier und du nicht. Und du wirst auch nicht wollen, dass Mister Potter Hogwarts für dich verlässt und somit seine gesamte Zukunft zerstört, oder etwa doch?"

„Nein, natürlich nicht, aber..."

„Kein aber, Lina. So sieht es aus. Also beruhige dich bitte und genieß die Ferien."

„Ich kann die Ferien nicht genießen, wenn James nicht hier ist!"

„Miss Evans und Mister Lupin sind doch hier geblieben. Das sind doch deine Freunde.", stellte er fest. „Das habe ich als Schulleiter jetzt sicher nicht gesagt, aber es ist fast keiner im Schloss geblieben dieses Jahr. Ihr seid tatsächlich die einzigen aus Gryffindor und habt dem entsprechend den gesamten Turm für euch. Da fällt euch doch sicherlich etwas ein, was ihr tun könnt."

„Ich hasse dich!"

Albus seufzte wieder. „Merlin, ich bin froh, wenn du wieder du bist."

„Ich bin ich!"

„Nein, bist du nicht."

„Doch natürlich!", schrie ich und stürmte aus dem Büro.

In den ersten Metern, die ich zurücklegte, hinterließ ich eine Eisspur, aber es war mir egal. Sollten die nächsten, die dort vorbei kamen, sich wundern oder sogar ausrutschen. Es kümmerte mich nicht. Sie würden niemals einen so schlimmen Schmerz erleiden wie ich es gerade tat. Zwei Wochen, zwei komplette Wochen ohne James! Wie sollte ich das denn überleben?

Alles nur wegen Albus! Dieser Mistkerl, der mir verbat die Liebe meines Lebens zu sehen! Wie konnte er nur? Er war nicht mein Vater! Er hatte nicht das verdammte recht mich daran zu hindern!

Wie konnte es wagen? Würde er mich wirklich von der Schule werfen, wenn ich verschwand? Wahrscheinlich nicht, aber ich konnte es auch nicht riskieren! Wenn er es doch tat, dann würde ich James bis zu dem Sommer nicht mehr sehen können!

Das Eis war verschwunden, als ich im Gryffindorturm ankam. Das Feuer in mir hatte das Eis verdrängt.

Lily und Remus saßen vor dem Kamin und schauten zu mir. Sie sagten nichts, aber zwischen uns herrschte ohnehin seit Wochen Funkstille. Sie ertrugen es nicht zu sehen, wie glücklich James und ich waren. So etwas waren keine Freunde! Freunde hätten sich für uns gefreut!

Ich stürmte an ihnen vorbei und vergrub mich in meinem Bett. Der Halbmond funkelte am Nachthimmel und tauchte das Zimmer in ein schummriges Licht. Wie schön wäre es, wenn James hier wäre. Wir hätten uns in den Astronomieturm schleichen können und die Sternen beobachten! Es wäre so romantisch gewesen. Stattdessen war ich hier alleine und das nur wegen Albus! Wieso war er nur so gemein! Er müsste nur einen Zettel unterschreiben! Tatsächlich noch nicht einmal das! Er war der Schulleiter! Er hätte nur sagen können, dass ich gehen darf. Ein Satz hätte gereicht! Ein Wort wäre genug gewesen! Aber nein, er dachte, er wüsste alles besser! Von wegen! Dieser Mistkerl!

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