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„Sicher, dass du mit willst?", fragte ich Marlene nachdem ich versucht hatte, sie sanft zu wecken.
Gähnend richtete sie sich auf. „Sicher."
Wenige Minuten später begannen wir damit um den See zu joggen.
„Willst du langsamer laufen?", fragte ich als sie zum vierten Mal gähnte.
„Ne, alles gut.", meinte sie. „Wie machst du das eigentlich? Also ja, du joggst jeden Morgen, aber du isst so verdammt viel und bist du so unfassbar dünn!"
„Ich mache gar nichts...", erzählte ich ihr. „Das liegt in meinem Blut."
„Boah, hast du ein Glück!", rief sie. „Ich wünschte das wäre bei mir auch so! Ich esse so viel weniger als du und bin dick."
Ich blieb abrupt stehen. „Du bist doch nicht dick! In welcher Welt könnte man dich als dick bezeichnen?"
Sie merkte erst drei Meter vor mir, dass ich stehen geblieben war und drehte sich zu mir um. „Sieh mich doch an und dann dich."
„Marlene, höre mir jetzt mal ganz genau zu: du bist alles andere als dick! Du hast eine wahnsinnig gute Figur! Tatsächlich beneide ich dich um sie!"
„Was?", fragte sie verblüfft. „Wieso solltest du? Du bist viel dünner!"
„Und?", gab ich zurück. „Ich mag vielleicht dünner sein als du, aber ich sehe das sicherlich nicht als etwas Gutes. Dein Körper ist viel schöner als meiner. Ich bin einfach nur dünn. Ich kann gar nichts dagegen machen! Ich mache keinen Sport, um abzunehmen. Ich brauche die Bewegung einfach, um nicht wahnsinnig zu werden und ich esse auch so viel, weil ich es muss. Ja, ich habe ständig Hunger, aber das liegt auch daran, dass ich das Essen brauche. Mein Körper baut Fett unfassbar schnell ab, zu schnell. Würde ich so wenig Essen wie du oder wie eigentlich jeder hier auf der Schule, dann würde ich nach spätestens einer Woche tot sein. Ich würde verhungern. Das klingt jetzt sehr drastisch, aber eine Woche ist sogar sehr optimistisch. Du findest dich zu dick? Ich finde mich zu dünn. Ich war schon mehrmals in der Situation, dass es lebensbedrohlich wurde, weil ich nicht genügend gegessen habe. Du solltest mich für meinen Körper absolut nicht bewundern! Im Gegenteil, du solltest dich verdammt glücklich schätzen, dass dein Körper gesund ist. Ich stehe nämlich immer mit einem Fuß über der Kante zur Krankheit. Ich war deshalb auch schon mehrmals bei Madame Pomfrey. Ich muss ständig aufpassen, dass ich genügend esse und selbst wenn ich das tue, heißt das nicht, dass ich nicht aufpassen muss." Ich schüttelte den Kopf. „Du hingegen, bist wunderschön! Es gibt für dich keinen Grund abnehmen zu wollen! Du bist dünn, aber nicht mager wie ich. Du bist dünn, aber hast dabei immer noch eine schöne Figur. Du bist nämlich nicht NUR dünn! Und selbst wenn du dick wärst, was du nicht bist, dann wäre auch nicht schlimm."
„Aber die Jungs finden..."
„Nein!", unterbrach ich sie. „Marlene, du bist wunderschön. Das ist ein Fakt. Was aber ganz wichtig ist und wenn du auch nur das aus unserem Gespräch mitnimmst: Versuch niemals dich nur zu verändern, weil du denkst, dass die Jungs das besser finden! Es geht nicht darum, was sie denken, sondern darum wie du dich wohl fühlst! Wenn du die Jungs außenvor lässt, findest du dich selbst auch zu dick?"
Sie überlegte eine Weile, aber schüttelte dann langsam dem Kopf.
„Siehst du!", rief ich und lächelte sie an. „Das bist du nämlich auch nicht! Du siehst blendend aus und wenn du dich wohl fühlst, dann sehen auch die anderen das. Wenn du dich hingegen unwohl in deiner Haut fühlst, spüren die anderen das und denken das vielleicht dann auch. Deine Ausstrahlung ist entscheidend! Abgesehen davon, sind es noch immer die inneren Werte, die wirklich zählen und du, meine Liebe, hast beides. Du hast die inneren und auch die äußeren Werte! Also bitte, hör auch, dich selbst schlecht zu machen und insbesondere, höre auch auf, dich mit anderen zu vergleichen. Dafür gibt es keinen Grund."
„Danke...", murmelte sie leise und setzte sich wieder in Bewegung. Ich folgte ihr.
Wir waren schon fast um den See gelaufen, als sie das Gespräch wieder begann: „Du kommst später, oder?"
„Wohin?", fragte ich verwirrt und schaute sie beim Laufen von der Seite an.
„Du musst kommen!", forderte sie. „Wir brauchen dich!"
Ich ahnte, worum es ging, wiederholte meine Frage aber trotzdem: „Wohin?"
„Zum Quidditch.", antwortete sie und schaute mich mit einem flehenden Blick an. „Wir brauchen dich wirklich."
„Ich kann nicht..."
„Natürlich kannst du, bitte!"
Ich seufzte. „Ich denke darüber nach, aber ich halte das wirklich für keine gute Idee..."
Damit gab sie sich fürs Erste zufrieden. Sie strahlte immer noch als wir zurück ins Schloss liefen.
„Geh schonmal vor.", bat ich. „Ich komme gleich nach, aber dann kannst du schon mal duschen."
„In Ordnung, bis gleich."
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