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Lily nahm meine Aussage im Krankenflügel etwas zu ernst. Seitdem ich entlassen worden war, schleppte sie mich jeden Tag in die Bibliothek, um zu büffeln. Ich hatte keine Chance gegen sie und so hatte ich in den letzten Wochen nichts anderes gemacht als zu lernen. Dafür war ich jetzt allerdings sehr gut vorbereitet.

Die meisten ZAG-Prüfungen hatte ich bereits hinter mir gebracht und ich verließ sie allesamt mit einem guten Gefühl.

Gerade saß ich in der Prüfung für Verteidigung gegen die dunklen Künste in der großen Halle. Die vier Haustische hatte man ersetzt, sodass jeder an einem eigenen kleinen Tisch saß. Das einzige Geräusch, dass durch den Raum hallte, war das Kratzen der Feder auf den Pergamentrollen.

„Noch fünf Minuten!", teilte uns Flitwick mit.

Ich hatte meine Pergamentrollen bereits zusammengerollt auf meinen Platz gelegt und gerade tat James dasselbe mit seiner, fuhr sich anschließend durch die Haare und verstrubbelte sie damit noch weiter als ohnehin schon. Dabei drehte er sich Sirius und mir um. Grinsend schaute ich zu, wie Sirius seinem besten Freund die Daumen hochstreckte.

„Federn beiseite bitte!", beendete Flitwick die Prüfung. „Damit meine ich auch Sie, Stebbins! Bleiben Sie bitte sitzen, während ich die Pergamentrollen einsammle. Accio!"

Mehr als hundert Rollen schossen durch die Lüfte in Flitwicks ausgestreckte Arme, so fest, dass er nach hinten von seinen Füßen flog.

Mehrere meiner Mitschüler fingen an zu lachen, doch ein paar in seiner Nähe halfen ihm netterweise hoch.

„Danke, danke.", keuchte Flitwick. „Sehr schön, Ihnen steht es frei zu gehen."

Ich ging sofort zu Lily, Marlene und Alice und lief gemeinsam mit ihnen runter zum See. Dabei verglichen wir ein paar unserer Antworten, aber allem im allen, hatte jeder von uns ein recht gutes Gefühl. Die Prüfung war nicht allzu schwer gewesen.

Wir setzten uns ans Ufer und ließen die Beine ins Wasser tauchen.

„Tut das gut!", meinte Alice mit einem Seufzen. „Es ist wieder echt warm geworden!"

„Ah sieh mal, da kommt Frank.", bemerkte Marlene und zeigte Richtung Schloss.

„Frank?", rief Alice und sprang sofort auf. „Wir sehen uns später!"

Sie ließ und lachend zurück und sprang glücklich zu ihrem Freund.

„Muss Liebe schön sein.", stellte ich fest und mein Blick fiel auf die Rumtreiber, die unter einem Baum saßen. James spielte mit seinem geklauten Schnatz, während Peter ihn dabei anhimmelte und begeistert klatschte, wenn James ihn wieder fang.

„Was ein selbstverliebter Idiot!", stieß Lily aus als sie meinen Blick folgte.

„Ich würde dir gerne widersprechen,", gestand ich. „aber in diesem Fall hast du leider recht. Doch zu seiner Verteidigung: er kann auch anders!"

Wie zum Stichwort, ließ James den Schnatz zurück in seine Hosentasche gleiten.

Lily verdrehte die Augen. „Ich weiß echt nicht, was du an ihnen findest."

„Ach komm, mit Remus kommst du klar!"

„Ja, aber er ist anders als die anderen, sonst wäre er ja auch kaum Vertrauensschüler geworden!"

Ich unterdrückte ein Kichern. Wenn sie wüsste, dass Albus nicht immer sehr rational an diese Auswahl ging, würde sie das nicht sagen. Einmal, das war schon einige Jahre her, hatte er allen Ernstes zwei zu Vertrauensschüler ernannt, um die Wette im Kollegium zu gewinnen, dass die beiden ein Paar werden würden. Das machten sie jedes Jahr, wenn die neuen Erstklässler kamen. Leider hatten sie mir damals verheimlicht auf wen sie in meinem Jahrgang getippt hatten. Fast als hätten sie geahnt, dass ich doch noch nach Hogwarts kommen würde.

„Alles klar, Schniefelus?", vernahmen wir James laute Stimme und drehten uns danach um.

Severus reagierte so schnell als hätte er einen Angriff erwartet, was ja wahrscheinlich auch stimmte. Er war immer auf der Hut, wenn die Rumtreiber in seinem Sichtfeld waren. Er war gerade dabei seinen Zauberstab in die Luft zu heben, aber James war schneller: „Expelliarmus!"

Der Zauberstab flog in hohem Bogen aus Severus Hand und landete im Gras.

Sirius stieß ein schallendes Gelächter aus, was mehr wie ein Bellen klang als alles andere.

„Impedimenta!", zauberte er und Severus, der sich gerade gebückt hatte, um seinen Zauberstab zu holen, flog auf den Boden.

James und Sirius richteten sich über den keuchenden Severus auf und richteten ihre Zauberstäbe auf ihn.

„Wie lief die Prüfung, Schniefelus?", fragte James mit einem höhnischen Grinsen auf dem Gesicht.

„Ich habe ihn beobachtetet, seine Nase war auf dem Pergament gedrückt.", berichtete Sirius mit demselben Grinsen im Gesicht wie James. „Mit all den Fettabdrücken drauf, werden sie das gar nicht erst entziffern können!"

Mehrere Leute lachten, ich hingegen war wie erstarrt. Ich hatte es bisher nie miterlebt, wenn die Rumtreiber Severus so hart drannahmen, sondern es immer nur erzählt bekommen. Es war schrecklich! Jetzt verstand ich Lily um einiges besser. Ich hatte nicht geahnt, wie skrupellos sie waren. Es war für sie wirklich eine Show. 

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