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„Noch einmal vielen herzlichen Dank für die Einladung!", bedankte ich mich mit einem strahlenden Lächeln als Lilys Vater in die Einfahrt vor ihrem Haus fuhr. Er hatte Lily und mich gerade vom Bahnhof abgeholt, damit wir die Weihnachtsferien bei ihnen verbringen konnten.
„Natürlich! Wir freuen uns Lilys Freunde kennen zu lernen.", meinte er. „Wir sind da. Geht schon mal rein, ich kümmere mich um euer Gepäck."
„Das müssen Sie nicht! Ich helfe Ihnen!"
„Nein, Lina, alles gut. Ich mache das gerne. Außerdem freut sich meine Frau schon sehr darauf euch zu begrüßen!"
„In Ordnung, vielen Dank.", rief ich ihm noch zu, denn Lily hatte mich schon zur Haustür gezogen.
„Lily Maus!", rief eine Frau mit den gleichen roten Haaren wie die Lilys und umarmte sie stürmisch. „Gott, habe ich dich vermisst! Wie geht es dir? Was hast du alles gelernt? Ich will alles hören!" Dann bemerkte sie mich. „Uh, tut mir leid! Lina, richtig?"
„Ja, genau. Freut mich Sie kennenzulernen, Mrs Evans!"
Ich streckte ihr die Hand hin, aber sie umarmte mich stattdessen. „Habt ihr Hunger? Durst?"
„Ja, ich sterbe vor Hunger!", rief Lily und schaute amüsiert zu mir. „Und wenn ich das sage, dann ist Lina wahrscheinlich schon vor ein paar Stunden verhungert!"
„Ey!", rief ich und stieß sie leicht mit den Ellenbogen an.
Sie lachte, doch es erstarb sofort als ein Mädchen mit brauen Haaren die Treppe runterkam.
„Wer ist das?", fragte das Mädchen.
Ich lächelte sie an und reichte ihr meine Hand. „Ich bin Lina Springer. Du musst Petunia sein. Ich hab schon viel von dir gehört!"
„Von wem?", fragte sie und musterte mich skeptisch.
„Von Lily natürlich!", erklärte ich. „Wir teilen uns ein Zimmer in Hogwarts!"
Sie schlug meine Hand weg. „Dann bist du also auch eine Missgeburt!"
„Petunia!", schrie Mrs Evans. „Entschuldige dich sofort bei Lina!"
„Wieso sollte ich?", schrie diese zurück. „Ich sag doch die Wahrheit!"
„Es tut mir echt leid, Lina.", flüsterte mir Lily zu, nachdem Petunia ohne uns einen weiteren Blick zu würdigen, an uns vorbei gelaufen war. „Ich hatte dich ja gewarnt..."
„Schon in Ordnung.", versicherte ich und lachte auf, als ich den Schock überwunden hatte. „Du hast mich ja wirklich gewarnt, aber ich dachte nicht, dass sie mir das gleich am Anfang an den Kopf wirft."
„Immerhin kannst du darüber lachen!", meinte Lily und lächelte, aber in ihren Augen schimmerte der Schmerz.
„Sorry.", murmelte ich und legte meinen Arm um sie. „Ich weiß, dass das nicht leicht für dich ist..."
„Nein, du hast ja recht mit deiner Einstellung! Es ist wohl wesentlich gesünder darüber zu lachen..."
„Ich rede später nochmal mit ihr.", schlug Mrs Evans vor, aber Lily schüttelte den Kopf. „Nein, Mom, schon okay. Das bringt doch nichts..."
Petunia ignorierte Lily und mich während dessen Abendessens. Lilys Eltern war das Benehmen ihrer Tochter sichtlich unangenehm, aber ich versuchte zu zeigen, dass alles in Ordnung war.
„Das Essen war köstlich, Mrs Evans!", stellte ich fest als ich den letzten Bissen aufgegessen hatte. „Sie kochen genauso gut wie die Hauselfen!"
„Hauselfen?", fragte sie und schien ehrlich neugierig zu sein.
Lily nickte, aber ich kam ihr mit der Antwort zuvor: „Die Hauselfen kochen bei uns in Hogwarts!"
Petunia sprang auf und stampfte davon, während sie vor sich hin fluchte.
Mrs Evans seufzte und schaute ihr hinterher. Mr Evans schüttelte den Kopf. „Wir wissen wirklich nicht, was wir mit ihr machen sollen!"
„Es ist bestimmt nicht leicht für sie...", meinte ich und schaute zur Tür, wo sie gerade hindurchgestürmt war. Ich erinnerte mich daran, wie Albus in den Sommerferien vor meinem ersten Jahr einen Brief erhalten hatte, von einem Muggel, deren Schwester im September nach Hogwarts gehen würde. Ich wusste nicht mit Sicherheit, ob es Petunia gewesen war, aber bei dem Namen hatte es auf jeden Fall geklingelt. Auch zeitlich würde es passen.
„Aber was kann ich denn dafür? Es ist nicht meine Schuld, dass sie keine Hexe ist.", murmelte Lily.
Ich strich ihr tröstend über den Rücken. „Das ist ganz sicher nicht deine Schuld! Ich meine nur, dass es wahrscheinlich schwer für sie ist. Du meintest, dass ihr euch früher sehr gut verstanden habt und sie hat wahrscheinlich das Gefühl, dass sie dich an die Magie... verloren hat."
Lily schaute mich mit großen Augen an. „So habe ich das noch nie betrachtet!"
Ich zuckte mit den Schultern und lächelte sie mitfühlend an. „Vielleicht stimmt das ja auch nicht, es ist nur so eine Idee gewesen."
„Aber es kann schon sein..."
„Außerdem hat sie ja nicht nur ihre Schwester verloren, sondern hört wie viele coole Sachen du lernst. Sachen, die sie niemals können wird... Ich weiß nicht... aber ich kann mir eine Welt ohne Magie gar nicht vorstellen. Wenn man nichts davon weiß... Wenn man keine Ahnung hat, dass es Magie gibt oder zumindest schon lange ohne dieses Wissen gelebt hat, ist das wahrscheinlich eine Sache, aber wenn man als Kind erfährt, dass Magie real ist, aber man sie selbst nie benutzen kann, dann wäre ich wahrscheinlich auch sauer auf alle Zauberer. Ich wäre eifersüchtig und würde mich fragen, warum ich nicht auch eine Hexe sein konnte... Wenn dann aber auch noch deine eigene Schwester eine ist, nicht nur eine fremde Person, sondern jemand, der einem so nahe steht... Jemand, mit dem man sich das Blut teilt, dann muss es doch noch viel schwerer sein. Dass du eine Hexe bist, heißt ja, dass ihr, vielleicht vor vielen Generationen, aber irgendwann hat sich eure Familienlinie mit der eines Zauberers gekreuzt... Das heißt, eigentlich hätte genauso Petunia die Hexe sein können und nicht du."
Lily sah mich mit gerunzelter Stirn an. „Du hast recht! Das könnte wirklich der Grund sein! Ich habe es nie verstanden, aber du hast absolut recht! Ich hab nie so darüber nachgedacht... Arme Petunia..."
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