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„Was ist jetzt?", fragte die fette Dame barsch. „Nennst du mir das Passwort, oder was?"

„Ja, gleich.", murmelte ich und atmete noch einmal tief durch. „Drachenherz."

„Na endlich!", rief sie und das Portrait schwang auf.

Sofort als ich reinkam, sprang Lily vom Sofa auf und rannte auf mich zu. „Lina! Wie geht es dir?"

Ich lächelte sie an, aber bevor ich antworten konnte, fiel sie mir um den Hals. „Merlin sei Dank! Du lächelst wieder! Was war denn los?"

Lachend erwiderte ich die Umarmung. „Es tut mir leid wegen gestern. Ich war... naja... Wisst ihr wo die Rumtreiber sind?"

„Die sind vor ein paar Minuten hoch zu den Jungenschlafsälen.", berichtete Marlene, die sich gemeinsam mit Alice ebenfalls zu uns gesellt hatten und mich auch umarmten.

„Begleitet ihr mich? Ich muss euch allen etwas erzählen.", bat ich und lief los. An der entsprechenden Tür klopfte ich und wartete darauf, dass man uns hereinbat.

Ich öffnete lächelnd die Tür und ehe ich mich versah, wurde ich wieder umarmt. Lachend erkannte ich Remus.

„Ich bin so froh dein Lachen zu hören!", flüsterte er in meine Haare. „Merlin, ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht! Das habe ich schon gestern gesagt, aber ernsthaft! Merlin!"

„Es tut mir leid. Es gibt keinen Grund mehr sich Sorgen zu machen. Mir geht es gut!" Mir ging es wirklich gut. Ich hatte ein wenig Angst, aber das konnte ich kontrollieren. Das Gespräch mit Gonnie hatte geholfen. Die Wut war von selbst verflogen und durch sie auch die Traurigkeit. Durch sie hatte ich begriffen, dass ich selbst schuld war. Ich konnte ihnen vertrauen und sie hatte ebenfalls recht damit, dass es auch nicht so dramatisch wäre, wenn alle davon wüssten. Mir wäre es zwar lieber, wenn es sich nicht herumsprach, aber im Prinzip war es mir egal, was die anderen über mich dachten. Wenn sie dachten, dass ich eine Affäre mit Aberforth hatte, dann sollten sie das denken. Mir war es nur wichtig, dass meine Freunde die Wahrheit kannten. „Ich will euch alles erklären. Habt ihr kurz Zeit?"

„Selbstverständlich!", rief Remus und führte mich zu eines der Betten. „Setzt euch, macht es euch bequem! Fühlt euch wie zuhause."

Ich setzte mich im Schneidersitz auf das Bett und rieb mir über die Stirn bevor ich begann: „Bitte lasst mich aussprechen... Bevor ich erzähle, was wirklich passiert ist, möchte ich euch sagen, was mich so wütend gemacht hat. Es war nicht das Gerücht... In Beauxbatons wurde auch immer wieder über mich getratscht. Das passiert ja jedem. Man kann es nicht verhindern und ehrlich? Meistens war es mir auch absolut egal, was sie erzählen und von mir denken, aber damals war es so, dass ich keine Freunde hatte, also keine echten Freunde. Ich hatte Leute, mit denen ich mich nett unterhalten konnten, mit denen ich Spaß haben konnte und mit ich lachen konnte, aber es waren keine Menschen, denen ich vertraute. Mit Ausnahme vielleicht von einer Person, fiel es mir absolut nicht schwer mich zu verabschieden. Mir war es vollkommen egal, ob ich sie jemals wieder sehen würde... Und hier... Euch... Euch sah... sehe ich als echte Freunde und deshalb hat es mich so sehr verletzt, dass ihr blind auf das Gerücht vertraut habt, statt mit mir zu reden."

„Lina, ich... Ich muss dich um Verzeihung bitten. Ich hätte dich nicht so anfahren dürfen!", entschuldigte sich Sirius und kratzte sich am Nacken. „Das war scheiße von mir."

Lachend wank ich ab. „Mach dir keinen Kopf, es ist schon okay! Darum geht es mir auch gar nicht mehr. Ich habe mit Min- äh Gonnie- geredet und sie hat mir klar gemacht, dass die Schlussfolgerung sehr naheliegend war. Wenn es nur so gewesen wäre, dass es jemand erzählt hätte, dann hättet ihr es vielleicht nicht ohne weiteres geglaubt, aber wenn ihr mich mit ihm zusammen gesehen habt, dann... ja... Was solltet ihr schon denken?"

„Dann... Also... Ist es jetzt wahr oder nicht?", fragte Marlene. „Es ist natürlich deine Sache, aber..."

Ich lachte auf. „Es ist NICHT wahr. Ganz und gar nicht!"

„Merlin sei Dank!", rief Sirius. „Aber was war das dann? Ihr wart sehr vertraut miteinander..."

„Ja, das sind wir auch." Ich nickte zustimmend. „Ich will euch alles erzählen, aber damit ihr es versteht, muss ich etwas weiter ausholen. Aberforth- so heißt er- ist... und das erzählen die beiden nicht gerne, deswegen hängt es bitte nicht an die große Glocke, aber Aberforth ist der Bruder von Albus... Äh... Dumbledore."

„Was?!", riefen sie alle gleichzeitig.

„Ja." Ich nickte lachend. „Das denkt man gar nicht, ich weiß, aber die beiden sind Brüder."

„Aber was hat das mit dir zu tun?", wollte Remus wissen und runzelte die Stirn.

„Eins nach dem anderen!" Ich lächelte ihn an. „Ich rede nicht gerne über meine... Vergangenheit. Meine Mutter... vielleicht auch mein Vater, bei ihm weiß ich nicht genau... Aber meine Mutter ist auf jeden Fall tot."

„Oh, Lina! Das-"

Ich unterbrach ihn. „Ist schon okay. Sie ist... gestorben als ich sechs Jahre alt war und mein Vater ist am selben Tag verschwunden. Ich habe nie wieder etwas von ihm gehört... Albus, also Professor Dumbledore hat nebenan gewohnt und nachdem was geschehen war, hat er mich zu sich genommen."

„Er hat was?", fragte Peter.

„Er hat mich bei sich aufgenommen. Er ist quasi... in gewisser Weise... ist er wie mein Vater."

„Dumbledore? Dumbledore ist dein Vater?!", rief James und starrte mich mit offenen Augen an.

„Ja, also nicht mein leiblicher Vater.", erläuterte ich und zuckte mit den Schultern. „Ich bin nicht mit ihm verwandt, aber er ist meine Familie. Aberforth ist sein Bruder und damit quasi mein Onkel."

„Oh verdammt!", stieß Sirius aus, als er begriff, was das bedeutete. „Merlin, es tut mir so leid! Der Vorwurf, dass du mit ihm... also... Uhh... Das muss seltsam für dich gewesen sein!"

„Ja, durchaus.", stimmte ich lachend zu. „Das ist auch der Grund, warum ich in Frankreich zur Schule ging und nicht hier. Albus hielt es nicht für sonderlich ratsam, dass ich auf seine Schule ging. Er befürchtete, dass man ihm vorwerfen würde, dass er mich bevorzuge." Ich zuckte mit den Schultern. „Aber ich habe die Sommerferien immer bei ihm verbracht und mehrere Wochen davon waren wir natürlich hier in Hogwarts, weil er Vorbereitungen treffen musste."

„Deswegen fiel es dir so leicht dich zu orientieren!", begriff Lily. „Ich hab mich in der erste Woche die ganze Zeit gefragt, wie du es schaffst dich nicht zu verlaufen! Ich habe immer an mein erstes Jahr hier gedacht und Merlin, wie oft ich nach dem Weg gefragt habe!"

Ich stieg in ihr Lachen ein. „Ja, richtig. Ich kannte mich hier perfekt aus. Ich bin in den Sommern, wenn alle anderen Konferenzen hatten oder sonst was taten, durch die Gänge gewandert, habe mich mit den Hauselfen unterhalten oder habe Geheimgänge entdeckt. Durch den einen bin ich dann auch nach Hogsmeade-"

„Moment!", unterbrach mich Sirius. „Hast du gerade gesagt ein Geheimgang nach Hogsmeade?"

„Was, habt ihr den noch nicht entdeckt?", fragte ich belustigt. „Ich dachte ihr wärt so stolz darauf alle zu kennen!"

„Ja, aber... Wo soll der sein?"

„Kennt ihr die Statur von Gunhilda von Gorsemoor im dritten Stock?", fragte ich grinsend. „Das ist die buckelige Hexe. Mit Dissendium öffnet sich der Gang und der endet im Keller des Honigtopfes."

„Krass! Den müssen wir uns später ansehen!"

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