-17-

Der Dezember brach an und heute würden wir endlich nach Hogsmeade gehen. In den letzten Wochen hatte ich viel Spaß gehabt mit meinen Freunden. Ich ging joggen, manchmal alleine, manchmal mit Marlene und manchmal begleiteten mich James und Sirius. Doch tatsächlich ließ ich mit Sirius meine Energie viel lieber im Wald aus. Wir waren häufig zusammen in den verbotenen Wald gegangen und jagten uns in Hundegestalt. Das Toben war eine wunderbare Ergänzung zum Joggen, doch heute hatte ich andere Pläne. Ich wollte den Tag nicht mit meinen Freunden verbringen, sondern endlich eine Person besuchen, die ich schon seit Monaten nicht mehr gesehen hatte.

Ich schaute mich kurz um, bevor ich die Tür zum Eberkopf aufstieß.

„Lina!", rief mir der grauhaarige Mann zu. „Was für eine wunderbare Überraschung! Komm her!"

Ich fiel ihm in die Arme. „Ich hab dich so vermisst, Aberforth!"

„Und ich dich, Kleines!", erwiderte er und löste sich von mir. Peinlich berührt, als wäre ihm erst jetzt aufgefallen, dass es einen Gast gab, doch er beachtete uns nicht. Aberforth war nicht dafür bekannt, Gefühle zu zeigen. Viel mehr im Gegenteil. Er wirkte meist grimmig und auch nicht besonders vertrauenserweckend, aber mit mir war er immer schon anders umgegangen. Ich glaubte, dass er in mir ein Wenig Ariana sah. Er hatte ihren Tod nie überwunden und gab Albus auch Mitschuld an ihrem frühen Tod. Er hatte es nie offen zugegeben, aber ich war mir ziemlich sicher, dass sicher der Konflikt durch mich noch weiter verstärkt hatte. Ich verstand ja auch nicht, warum Albus für mich da war, aber es für Ariana nicht war.

„Wie gefällt es dir in Hogwarts?", erkundigte sich Aberforth. „Merlin, wie oft hast du mir in den Ohren gelegen, dass du hier zur Schule gehen wolltest!"

„Es ist großartig!", erzählte ich ihm. „Ich habe hier auch wirklich gute Freunde gefunden!"

„Das freut mich sehr." Er holte eine Flasche Butterbier unter dem Tresen hervor und befreite sie vom Staub, ehe er sie mir reichte.

„Danke." Ich nahm einen Schluck. „Und wie geht es dir?"

„Ach bei mir ist alles wie immer.", murrte er. „Ich bin aber sehr froh, dass du mich besuchen kommst."

„Ich wäre ja schon früher gekommen, aber du kennst ja die Regeln!"

„Mach dir keine Sorgen, Kleine!", erwiderte er. „Ich weiß doch wie das läuft."

Der Gast, dessen Gesicht unter einer riesigen Kapuze versteckt war, knurrte irgendetwas, was ich nicht verstand und verließ das Lokal, sodass wir alleine blieben.

Mein Blick fiel auf eine vertrocknete Pflanze in der Ecke. „Darf ich?"

Er folgte meinem Blick und zuckte mit den Schultern. „Tu dir keinen Zwang ein, aber du weißt, dass ich keinen grünen Daumen habe."

„Wer weiß, vielleicht überlebt sie dieses Mal." Ich bückte mich vor die Pflanze und hielt meine Hände nah an die tote Pflanze. Ich schloss die Augen und schon spürte ich das Kribbeln in meinem gesamten Körper. Ich spürte wie die Pflanze zurück ins Leben kehrte und als ich die Augen öffnete, waren die Blätter wieder grün und zeigten auch sonst keinen Hinweis mehr auf ihren ehemaligen Zustand. „Schon viel besser, oder?"

Aberforth zeigte mir eins von seinem sehr seltenen Lächeln. „Du kannst das mittlerweile richtig gut."

„Das mit den Pflanzen ist einfach.", erwiderte ich und lächelte ich leicht.

„Was ist mit dem anderen?"

Ich schüttelte den Kopf und senkte den Blick. „Die werde ich nie benutzen."

„Warum denn nicht, Kleines? Sie gehören genauso zu dir, wie das."

„Das ist zu gefährlich."

„Es ist nur gefährlich, wenn du die Kontrolle verlierst.", erwiderte er.

„Und was, wenn genau das wieder passiert? Du weißt, was das letzte Mal geschehen ist.", fragte ich. „Es ist sicherer, wenn ich sie nicht benutze!"

„Ich glaube, wie du weißt, es wäre sicherer, wenn du lernst sie zu benutzen. Es ist nicht gut, dass du Angst vor deinen Fähigkeiten hast, Lina. Angst verschlimmert es doch nur. Das weißt du."

„Ich kann nicht.", murmelte ich und schaffte es nicht, ihm dabei in die Augen zu sehen. Wir hatten dieses Gespräch schon so oft geführt, aber ich konnte es wirklich nicht. Ich konnte es riskieren. „Können wir über etwas anderes reden?"

Auch wenn ich ihn nicht ansah, wusste ich, dass er die Augen verdrehte. „Also schön, wie du willst."

Wir unterhielten uns die nächsten Stunden über alles Mögliche. Die meiste Zeit war ich es, die sprach. Ich erzählte ihm von Unterricht und von meinen Freunden, bis es langsam Zeit für mich wurde zu gehen. Aberforth begleitete mich nach draußen. Es war schon dunkel und die Straßen fast vollkommen leer.

„Es war schön dich zu sehen! Ich komme sobald wie möglich wieder her, versprochen!", verabschiedete ich mich.

Er nahm mich noch mal in den Arm und drückte mir einen Kuss auf den Haaransatz. „Bis bald, Kleines."

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top