Remus und ich setzten uns auf einen Baumstamm im Wald. Sirius blieb vor uns stehen. Erwartungsvoll strahlte ich ihn an. Ich musste es mit eigenen Augen sehen, sonst würde ich es nicht glauben.

Aus dem Augenwinkel bemerkte ich, wie Remus seinen Umhang enger um seinen Körper wickelte. „Ist dir kalt?"

„Dir nicht?", stellte er mir eine Gegenfrage.

Ich schüttelte den Kopf und zog meinen eigenen Umhang aus, um ihn ihm zu reichen. „Hier nimm den. Mir ist überhaupt nicht kalt."

„Nein, du wirst noch krank!"

„Wirklich Remus, das ist schon okay. Mir geht es gut."

Stirnrunzelnd musterte mich ein paar Sekunden und als es mir zu blöd wurde, legte ich dem Umhang selbst über seine Schultern.

„Danke.", murmelte er.

„Und jetzt los, Sirius! Ich will es endlich sehen!"

Von einem auf den anderen Moment stand plötzlich ein großer Hund mit schwarzem zotteligem Fell vor uns.

„Aww!", stieß ich aus und bückte mich vor ihn, um ihn den Kopf zu kraulen. „Oh, bist du ein süßer Hund!"

Der Hund, Sirius, bellte einmal und versuchte über mein Gesicht zu lecken.

„Ey, lass das!", rief ich und lachte. „Ich glaube es ja nicht!" Ich warf einen Blick zu Remus und fasste einen Entschluss: „Ich habe zwar gewonnen, aber ich werde euch auch ein Geheimnis verraten."

Sirius legte seinen Kopf schief.

Ohne ein weiteres Wort verwandelte ich mich ebenfalls in einen Hund. Mit der gleichen Größe, wie Sirius, aber mit weißem Fell.

„Was?!" Remus starrte mich mit offenem Mund an und Sirius verwandelte sich zurück in einen Menschen, um wieder sprechen zu können: „Du bist ein Animagus?! Warum hast du das nicht gleich gesagt?"

„Warum fandest du es dann so cool, wenn du selbst einer bist?", fügte Remus hinzu. „Also klar ist das cool, aber du wirktest richtig beeindruckt!"

Ich verwandelte mich ebenfalls zurück und schaute sie grinsend an. „Das war, das bin ich auch. Und ich bin KEIN Animagus."

„Aber..."

„Wirklich, ich bin kein Animagus."

„Du bist ein Metamorphomagus?", fragte Remus.

„Auch das ist nicht richtig.", verneinte ich seine Aussage. „Kommt der Wahrheit allerdings schon näher."

„Was bist du dann? Wenn du weder ein Animagus, noch ein Metamorphomagus bist, was dann?"

„Ich bin etwas sehr viel Selteneres. Das macht es aber nicht im Entferntesten besser. Die meisten haben wahrscheinlich noch nie etwas davon gehört. Ich bin ein Animalma."

„Ein was?", fragte Sirius.

„Animalma.", wiederholte ich. „Tierseele in unserer Sprache. Ich kann mich nicht wie ein Metamorphomagus in alles verwandeln. Ich kann mein Aussehen nicht verändern, wie sie. Ich kann mich aber auch nicht nur in ein Tier verwandeln, wie ein Animagus, sondern in jedes Tier, solange es existiert. Ich kann aber nicht nur einen Teil verwandeln, also wie ein Metamorphomagus, der sich ein Schnabel wachsen lassen kann, während er sonst aussieht wie immer, das kann ich nicht. Ich kann mich in eine Ente verwandeln, aber eben nur vollständig. Ich kann mich nur in Sachen verwandeln, die es so tatsächlich gibt oder zumindest gab."

„Du könntest dich also in einen Dinosaurier verwandeln?", fragte Remus.

Ich lachte auf und verwandelte mich dann in einen Raptor.

„Krass!"

Ich verwandelte mich wieder zurück. „Ja, kann ich."

„Das ist ja mega!"

„Aber warum fandest du es dann so krass? Ich mein Animagi sind cool, aber was du kannst, das ist ja noch weitaus krasser!", stellte Remus fest und Sirius nickte zustimmend.

„Das finde ich nicht.", widersprach ich. „Also ja, ich kann mehr als ein Animagus, aber ich finde es nicht cooler. Nicht mal ansatzweise. Ich finde es viel beeindruckender, dass ihr Animagi seid."

„Warum das denn?"

„Weil ich nichts dafür getan habe.", erklärte ich. „Ich wurde so geboren. Ich habe mir diese Kräfte nicht verdient oder erkämpft. Sie waren einfach da. Ich musste auch nicht üben oder so. Es ist genauso leicht, wie atmen. Ich liebe es. Es ist wunderbar als Tier durch den Wald zu rennen oder als Vogel durch die Lüfte zu fliegen, aber ich habe nichts dafür getan. Ich konnte es einfach schon immer. Ihr hingegen, habt einen beschwerlichen Weg bestritten, um da hinzukommen, wo ihr seid und das finde ich großartig! Ihr habt es euch verdient. Ihr könnt etwas, nicht weil es euch im Blut steckt, sondern weil ihr dafür gearbeitet hat. Das macht eure Fähigkeit in meinen Augen viel besonderer als meine."

„Ich verstehe zwar was du meinst.", gab mir Remus teilweise recht. „Aber ich finde deine Kräfte sehr besonders!"

„Ja, das sagen alle.", gab ich zu.

„Alle?", wiederholte Sirius. „Wie viele wissen davon?"

„Nicht viele. Meine... Familie weiß davon.", berichtete ich. Es war ja nicht wirklich falsch. Sie waren meine Familie, selbst wenn nicht alle von ihnen Blutsverwandte waren.

„Achso, ja klar."

„Aber ihr seid die ersten Freunde, die davon wissen."

Sirius grinste. „Vielen Dank, dass du uns dein Vertrauen geschenkt hast."

„Wehe ich bereue das!", erwiderte ich grinsend.

„Du kannst uns vertrauen!"

„Also ihr könnt das James und Peter schon erzählen. Alles andere wäre schon unfair, schließlich weiß ich auch, dass die beiden Animagi sind.", meinte ich. „Aber was sagst du, Sirius? Hast du Lust ein bisschen zu spielen?"

Sirius wusste genau, was ich meinte und mit einem breiten Grinsen im Gesicht verwandelte er sich wieder in einen Hund. Ich tat es ihm gleich und wir begannen uns gegenseitig zu jagen, während Remus uns amüsiert dabei zusah.