-06-
Lily hatte sich den ganzen Abend über die Rumtreiber und ihre dämlichen Streiche aufgeregt. Insbesondere für Potter hatte sie kein gutes Wort übrig. Sie wiederholte immer wieder wie kindisch und dumm er sei und ob die denn nie erwachsen werden würden. Ich versuchte ihr zuzuhören, ohne mich von ihren Gefühlen anstecken zu lassen. Immer wieder drückte ich meine Kette fest, um mich zu beruhigen. Es half, aber ich würde den Zauber wahrscheinlich bald erneuern müssen. Ich spürte, wie er nachließ.
Als wir dann endlich schlafen gingen, war es schon weit nach Mitternacht. Normalerweise wäre es ja kein Problem, nur würde am nächsten Morgen der Unterricht beginnen. Selbst für mich bedeutete das weniger Schlaf als gewöhnlich, obwohl ich, wenn ich ausschlief, noch immer weniger schlief als die meisten anderen, um halbwegs fit zu sein. Drei Stunden waren allerdings selbst für mich wenig.
Trotzdem stand ich am nächsten Morgen früh auf und joggte zumindest eine kleine Runde. Dieses Mal waren die anderen aber schon wach, als ich zurück ins Zimmer kam.
„Wo warst du?", fragte Alice und gähnte.
„Joggen.", antwortete ich ehrlich und schlüpfte ins Bad. „Ihr könnt ruhig ins Bad während ich dusche."
„Wieso warst du denn joggen?", fragte Marlene und runzelte die Stirn. „Wir haben doch kaum geschlafen!"
„Ja, ich weiß, aber die Bewegung tut mir einfach gut. Ich brauche das. Ihr könnt auch gerne mal mitkommen, wenn ihr wollt.", bot ich an und stieg in die Dusche.
Mit vollen Bäuchen liefen wir in den Klassenraum für Verwandlung. Gonnie wartete bereits vorne. Auf ihrem Tisch lagen mehrere Zylinder.
Meine Augen weiteten sich und ich grinste Gonnie an. Diese grinste unauffällig zurück. Ich wusste ganz genau, welchen Zauber wir heute lernen würden.
Kurze Zeit später, als alle saßen, wurde meine Vermutung auch bestätigt: „In einigen Stunden werdet ihr in der Lage sein einen solchen Zylinder in einen Hasen zu verwandeln. In diesem Zauber steckt übrigens der Hintergrund des bei Muggelzauberern so beliebte Trick, ein Kaninchen aus dem Hut zu ziehen. Wahrscheinlich kennen viele von Ihnen den Zauber aus ihrer Kindheit. Er wird oft Zauberer-Kindern vorgeführt, um diese zu belustigen." Bei diesen Worten schaute sie zu mir. Ja, ich kannte diesen Zaubern. Ich hatte Gonnie immer und immer wieder angefleht ihn zu zaubern, um anschließend mit dem Hasen zu spielen, bevor sie ihn zurück verwandelte.
Gonnie war wirklich eine gute Lehrerin, das musste man ihr lassen. Sie war zwar streng, aber auch geduldig und sie erklärte gut. Darüber unterhielt ich mich auch den Mädels nachdem die Stunde zu Ende und wir zu Verteidigung gegen die dunklen Künste liefen.
Als nächstes hatten wir eine Freistunde, die wir am See verbrachten und zu Mittag aßen. Am Nachmittag hatten wir dann nur noch Zaubertränke.
Professor Slughorn zeigte uns den Gripsschärfungstrank. „Weiß jemand, was der Trank bewirkt und was er enthält?"
Snape und ich waren die einzigen, die uns meldeten. Woher Snape das wissen sollte, wusste ich nicht. Entweder er liebte Zaubertränke oder er war ein absoluter Streber, der immer vorlernte, um sich melden zu können. Ich hingegen hatte diesen Trank schon letztes Jahr gelernt. Es schien so als wären die Lehrpläne in Frankreich nicht die gleichen wie hier.
„Miss Springer.", rief er mich auf.
„Der Gripsschärfetrank macht die Person, die ihn zu sich nimmt, einfallsreicher, gescheiter und gewitzter. Um ihn herzustellen braucht man zermahlene Skarabäuskäfer, Ingwerwurzel und Gürteltiergalle. Das muss man dann eine halbe Stunde lang köcheln lassen."
„Sehr gut, Miss Springer. Das ist absolut richtig!", lobte mich Slughorn. „Geht bitte in Dreiergruppen zusammen und braut ihn zusammen."
Auch wenn Lily versicherte, dass es für sie in Ordnung wäre, wenn sie mit jemanden anderem arbeitete, lehnte ich ihr Angebot ab. Ich wollte ihre Dreiergruppe nicht zerstören, sodass ich die Mädels zusammenarbeiten ließ. Suchend schaute ich mich um und James winkte mich zu sich: „Lina, komm zu uns!"
Es war nicht wirklich so als hätte ich eine Wahl, also lief ich zu ihm. Ich würde dann also mit James und Remus arbeiten. Solange sie mich in Ruhe ließen und keine albernen Streiche spielten, fand ich das jetzt nicht so schlimm. Am ersten Tag waren sie schließlich ganz nett gewesen, also vielleicht war das ja halb so schlimm.
„Woher wusstest du denn den ganzen Kram?", erkundigte sich James, nachdem ich mich gesetzt hatte.
Ich grinste sie an. „Wir hatten das schon letztes Jahr, wird also kein Problem!"
„Super!", rief James und klatschte in die Hände, währenddessen holte Remus die Zutaten von vorne.
Ich begann direkt damit die Skarabäuskäfer zu zermahlen.
„Soll ich schonmal den Ingwer in Scheiben schneiden?", fragte Remus.
„Ja, das wäre super."
James lehnte sich zurück und beobachtete uns bei der Arbeit. „Also Lina, wieso verbringst du Zeit mit Snape?"
Ich zuckte mit den Schultern. „Warum denn nicht? Er ist nett."
„Nett?!", rief James und fing an zu lachen. „Das ist doch nicht dein ernst!"
„Und ob.", erwiderte ich. „Bisher war er immer nett zu mir."
„Er ist ein Arschloch."
Ich hob dir Brauen. „Also die einzige Aktion, die ich bisher mitbekommen habe, die es rechtfertigen würde, jemanden Arschloch zu nennen, war euer unnötigen Streich."
„Das war doch witzig!"
„Witzig ist für mich etwas anderes, aber lasst uns lieber das Thema wechseln.", bat ich und lächelte ihn an.
„Na gut.", akzeptierte er. „Dann erzähl uns was von dir!"
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