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„Also was steht heute an?", fragte ich als ich merkte, dass die anderen beiden schon fertig gefrühstückt hatten. Ich hingegen nahm mir noch eine Portion Müsli. „Oder habt ihr eure Meinung geändert und habt doch keine Lust darauf den Tag mit mir zu verbringen."
„Wir machen was immer du willst!", erwiderte Lily. „Was möchtest du sehen?"
Ich zuckte mit den Schultern. „Was immer ihr mir zeigen wollt."
„Wie wäre es damit:", schlug Lily vor. „Wir führen dich zuerst im Schloss herum, damit du dich morgen nicht verläufst und dann nach dem Mittagessen gehen wir an den See. Noch ist das Wetter ja schön, dann können wir das ausnutzen."
„Alles klar, so machen wir es!", willigte ich ein. Die Führung hätten wir uns sparen können. Wahrscheinlich kannte ich mich hier genauso gut aus wie die beiden. Ich hatte zwar weniger Zeit hier verbracht, aber dafür wurde ich bei meinen Erkundungstouren nicht gestört.
Ich überlebte die Führung und sie zeigten mir wirklich alles. Die einzelnen Klassenräume, sogar für Fächer, die ich gar nicht hatte, die Bibliothek und die einzelnen Büros der Lehrkräfte. Sie zeigten mir auch Hagrids Hütte und wollten mich ihm sogar vorstellen, aber zu meinem Glück war er nicht da. Er hätte sich bestimmt verplappert, dass wir uns kannten.
Beim Quidditchfeld versuchte ich die ganze Zeit ein anderes Thema einzuschlagen. Ich hatte keine Lust ihnen zu erklären, dass ich nicht spielte, obwohl ich es konnte. Mir gefiel es nicht zu lügen. Sachen zu verschweigen war in Ordnung, aber zu lügen mochte ich nicht.
Beim Mittagessen tauchte dann auch Marlene auf und gemeinsam gingen wir zum See. Wie hatten zwei Decken mitgenommen und uns hingelegt. Es schienen noch mehr Leute die Idee gehabt zu haben die letzten warmen Tage auszunutzen.
Sie waren wirklich nett die drei. Zwar ganz verschieden, aber alle drei nett. Auch sehr viel cooler als meine französischen Mitbewohnerinnen. Die waren vielleicht anstrengend gewesen.
Nach einer Weile kam Snape vorbei und Lily lud ihn wieder ein sich zu uns zu setzen. Im Gegensatz zu gestern, tat er es auch.
„Wie gefällt es dir hier bisher?", fragte er mich.
Ich ließ mich nach hinten sinken, bis ich auf dem Boden lag. „Es ist wunderschön! Es war immer mein Traum in Hogwarts zur Schule zu gehen!"
„Und wieso erst jetzt?", hakte Lily nach.
„Ach, es gibt so erwachsene Menschen in meinem Leben,", begann ich und grinste sie an. „die denken, dass sie wüssten, was das Beste für mich ist. Auch wenn sie sich irren."
„Man,", rief Lily aus. „da kann ich ja froh sein, dass meine Eltern keine Ahnung haben, dass es noch mehr Zaubererschulen gibt. Am Ende hätten sie mich auch noch wo anders hingeschickt."
„Tja, ich hatte nicht so viel Glück mit meinen Eltern.", berichtete ich wahrheitsgemäß. „Aber lass uns bitte über etwas anderes reden." Ich schaute zum Schloss und da fiel mir gleich ein, wie ich das Thema wechseln konnte: „Sagt mal, habt ihr das Fenster in unserem Zimmer offengelassen?"
„Ja, die Luft war so stickig.", antwortete Marlene. „Wahrscheinlich wird während den Ferien kein einziges Mal gelüftet."
„Accio Guitarre.", rief ich mit meinem Zauberstab in der Hand. Es dauerte nicht lang, bis meine Gitarre unversehrt in meinen Armen landete.
„Du spielst?"
Ich nickte. „Eine Freundin in Frankreich hat es mir gezeigt. Was wollt ihr hören?"
Marlene schlug ein Lied vor und ich begann zu spielen. „Wenn ich anfange, singt ihr dann mit?"
„Sicher."
Und so begann ich den Text dazu zu singen. Marlene war die erste die miteinstimmte. Lily und Alice hinterher. Snape hingegen brauchte einen Anstoß von Lily.
Es verging nicht lange, bis sich mehr Leute zu uns setzten und mitsangen. Das liebte ich an Musik. Sie verband uns alle. Eine universelle Sprache. Wir mussten uns nicht kennen oder gar mögen, um diesen Moment gemeinsam zu erleben.
„Du bist echt gut!", stellte Alice fest, als ich mehrere Lieder später das Instrument beiseitelegte.
„Danke, aber ich muss noch viel üben."
Die Leute hatten sich zu uns gesetzt, sodass es ziemlich eng wurde, aber es blieb dennoch ein schöner Nachmittag. Mir wurden viele Menschen vorgestellt, aber ich hatte die meisten Namen auch wieder vergessen.
Und auch wenn ich die Mädels erst kennengelernt hatten, hatte ich sie bereits in mein Herz geschlossen. Ich wusste, dass sie gute Freundinnen werden würden. Ich hatte nie große Probleme gehabt ein freundschaftliches Verhältnis aufzubauen, aber es gab bisher nur sehr wenige Leute, die ich wirklich als Freunde bezeichnet hätte. Es waren Menschen, mit denen ich Zeit verbringen konnte und auch Spaß haben, aber keine Menschen, denen ich zu 100% vertraute. Das könnte sich hier ändern. Hogwarts war eben doch der bessere Ort für mich.
„Ich gehe dann mal.", verabschiedete sich Snape und wollte aufstehen, doch fiel direkt wieder hin. Ein Paar Leute lachten, aber rechts von mir war es am lautesten. Die Jungs, die Rumtreiber, lachten schallend und grinsten fies. Lily stampfte auf sie zu und schrie sie an, ich versuchte es auszublenden. Es war nicht gut, wenn ich mich aufregte. Stattdessen näherte ich mich Snape. „Geht's dir gut? Bist du verletzt?"
Er hob den Blick. Seine Wangen hatten sich etwas rötlich gefärbt, sein Kiefer presste er zusammen und auch seine Hände hatte er zu Fäusten geballt. Er fluchte und blickte wütend zu der Stelle, wo Lily die Rumtreiber anschrie.
Seine Schnürsenkel hatte jemanden aneinandergebunden. Ohne weiter darüber nachzudenken, löste ich den Knoten.
„Danke.", murmelte Snape und schnürte seine Schuhe wieder.
Dann half ich ihm hoch. „Mach dir nichts draus. Ich begleite dich zum Schloss." Ich lächelte ihn aufmunternd an. „Sich aufzuregen bringt doch nichts. Damit gewinnen sie doch."
„Du hast ja recht... Die sind nur solche..."
„Vergiss es einfach. Lily weist sie schon in ihre Schranken!", unterbrach ich ihn und zog ihn mit zum Schloss. Er sollte hier weg, um die Situation nicht noch schlimmer zu machen und ich musste hier weg, um nicht sauer zu werden. In meinem Inneren spürte ich es schon leicht brodeln.
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