Kapitel 9: Gedankengänge

Den restlichen Tag über habe ich sehr viel nachgedacht. Ich glaube ich habe noch nie in meinem ganzen Leben so viel über eine Person nachgedacht. Das einzige Problem an der ganzen Sache war, dass das alles nicht sein durfte. Ich hatte noch nie so verschiedene Meinungen auf einmal. Auf der einen Seite hatte noch nie jemand so viele Gefühle für mich, dass er zu mir in die Wohnung einbrechen würde, mit dem Risiko von der Polizei geschnappt zu werden (Natürlich bricht man normalerweise nicht in Wohnungen ein, aber ich glaube man versteht was ich meine). Auf der anderen Seite ist er ein Krimineller. Er ist ein Mörder. Das ist alles so kompliziert. Ich weiß noch nicht mal genau wie ich mich dabei fühlen soll. Ich fühle mich auf eine gewisse Weise zu ihm hingezogen. Jedes mal wenn ich nicht in meiner Wohnung bin, hoffe ich irgendwie, dass ich den Joker dort vorfinden werde. Dieses Gefühl begleitet mich seit ich ihn das erste mal auf der Party getroffen habe. Aber gleichzeitig verspüre ich Nervosität und Adrenalin wenn ich mit ihm rede. Ich habe einfach keine Ahnung was er vor hat. Er ist unberechenbar, das war er schon immer. Ich glaube das sind zu viele Gefühle auf einmal für einen Menschen.

Die andere Frage ist: Wie fühlt er? Was fühlt er für mich? Er hat zugegeben, dass ihm der Kuss etwas bedeutet hat. Aber er könnte auch Spaß gemacht haben. Oder vielleicht will er mich für einen seiner bösen Pläne ausnutzen. Bei ihm weiß man schließlich nie, er ist der Joker. Ich hoffte so sehr, dass er mich nicht einfach ausnutzen würde. Er klang so ehrlich als er mit mir über den Kuss geredet hat. Es ist unmöglich, dass er gelogen hat. Jedenfalls kommt es mir so vor. Darüber nachzudenken wird mir aber nicht wirklich weiterhelfen. Und ich kann schlecht wieder mit ihm reden, ich war heute schon bei ihm.. Vielleicht wird mir aber eine kleine Pause auch guttun. Ja, das war es. Ich brauche jetzt Ablenkung. Also griff ich zu meinem Handy und rief Maggie an. Ich erzählte ihr sie solle rüberkommen. Sie kann mich immer gut ablenken, aufmuntern, und auf andere Gedanken bringen. Nach einer halben Stunde warten, klingelte es auch schon. Ich setzte mir ein Lächeln auf, und machte meiner Freundin die Tür auf. "Hey, komm rein", begrüßte ich sie freundlich. "Hi!"

"Gibt es einen besonderen Grund warum du mich eingeladen hast?", fragte Maggie neugierig. Ich würde ihr so gerne über ihn erzählen, ihr alles erzählen. Ich würde so gerne alle meine Gefühle rauslassen. Aber das geht nicht. Sie würde es der Polizei erzählen, mir klarmachen wie dumm ich doch bin, und mich nicht mehr in seine Nähe lassen. Und das wollte ich nicht. Also schüttelte ich nur den Kopf. "Seit dem Kinobesuch haben wir nicht geredet, ich wollte es jetzt nachholen", log ich sie an. Ich hoffte sehr, dass sie nicht merken würde dass ich lüge. Noramlerweise merkt es Maggie wenn ich sehr nachdenklich bin. Sie hob eine Augenbraue hoch. "Du kamst mir am Telefon aufgeschmissen vor", gab sie zurück. "Gibt es wirklich nichts worüber du mit mir reden willst?", fragte sie erneut. Ich musste ihr schnell etwas glaubwürdiges erzählen. "Naja... Ich habe im Fernsehen heute gehört, dass wir in Gotham aufpassen sollten. Die Verbrecher werden nicht weniger, dafür aber gefährlicher. Ich mache mir ein wenig Sorgen und Gedanken", log ich sie wieder an. Ich hatte so ein schlechtes Gewissen, aber etwas in mir hielt mich einfach davon ab ihr den wahren Grund zu erzählen. Und auf die Schnelle fiel mir nichts besseres ein. Sie seufzte. "Ach, immer wieder dasselbe. Ich kann deine Angst verstehen. Aber mach dir keine großen Sorgen. Bleib am besten in der Nacht und am späten Abend Zuhause und geh nicht raus. Wenn du willst, kann ich auch bei dir schlafen..-"

"Oh, danke. Das ist aber nicht nötig, wirklich. Ich komme alleine gut klar. Ich werde auf deinen Rat hören und Abends nicht alleine rausgehen", unterbrach ich sie. Maggie lächelte verständnisvoll. "Gut. Dann können wir uns ja jetzt den schönen Dingen zuwenden", grinste sie. Wir haben einige Stunden zusammen verbracht. Maggie hat mir von ihrem Liebesleben erzählt, und dass sie mit einem neuen Typen redet. Die beiden treffen sich oft. Sie befürchtet aber, dass er nichts ernstes will. Trotzdem will sie versuchen ihm klarzumachen, wie toll so eine Beziehung wäre. Sie ist echt unverbesserlich. "Es wird klappen, da bin ich mir sicher", sagte sie entschlossen. Ich kicherte und stand auf um uns eine Flasche Wein zu holen. Ich ging in die Küche und nahm die Flasche in die Hand. Doch als ich auf dem Weg zurück wieder an meinem Zimmer vorbeikam hörte ich ein Geräusch. Etwas ist umgefallen. Ich bin mir sicher ich habe mir das nicht eingebildet. Mich überkam ein Gefühl von Nervosität. Als ich zur Tür schritt, stieg das Adrenalin in mir immer mehr und mehr. Als ich die Tür öffnete war ich sicher den grünhaarigen Clown zu erblicken. Leider habe ich falsch gedacht. Durch mein gekipptes Fenster kam Wind rein, der meine kleine Vase umgestoßen hatte. Etwas enttäuscht hob ich sie auf und stellte sie an ihren Platz zurück. Da bemerkte ich etwas. Eine Spiel Karte lag auf meinem Fensterbrett. Es war eine Joker Karte. Ich nahm sie in die Hand um sie besser betrachten zu können. Auf der Vorderseite stand mit rotem Edding geschrieben: "Morgen um Mitternacht. Sei alleine. J".

Es gab keine Zweifel, das hat der Joker geschrieben. Ich konnte mir nicht helfen und musste lächeln. Er wollte sich mit mir morgen um Mitternacht treffen. Vorfreude und Angst zugleich stiegen in mir auf. Warum wollte er mich sehen? Was ist, wenn er mich nur aus dem Weg schaffen will? Ich wollte ihn eigentlich gar nicht sehen. Aber irgendwie auch doch. Ich war neugierig. Eine bestimmte Gefahr bestand da natürlich. Diese Gefahr bestand aber bei jedem unserer Treffen.
Ich steckte schnell die Karte in meine Hosentasche und eilte zum Wohnzimmer zurück. Ich setzte mich zurück zu Maggie mit dem Gedanken ihn morgen Abend wieder sehen zu müssen.


Das war das heutige Kapitel! Ich hoffe es hat euch gefallen :)

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