Kapitel 11: Die Rettung in Not
Die nächsten Wochen vergingen wie im Flug. Ich habe mich je einmal pro Woche mit ihm getroffen. Und heute war es wieder so weit. Ich liebte unsere wöchentlichen Treffen. Wir gingen meistens Abends durch den Park spazieren oder waren bei mir zuhause. Manchmal vergaß ich, dass er eigentlich ein Krimineller war. Ich hatte nämlich das Glück ihn von einer anderen Seite kennenzulernen. Er konnte auch sanftmütig und ruhig sein, obwohl man sich das schwer vorstellen kann. Ich fange an zu glauben, dass in ihm mehr menschliches und nettes steckt, als ich geglaubt habe.
Für heute Abend habe ich mir etwas ausgedacht. Wir würden in den Park gehen und dort Enten füttern. Vielleicht würde er es ja genießen umgeben von kleinen Tieren zu sein. Es war heute eine ziemlich warme Nacht, also zog ich mir nur eine dünne Jacke über. Ich nahm eine Stofftasche mit, in der das Brot für die Enten drin war. Mit meinen Schlüsseln in der Hand, verließ ich meine Wohnung und machte mich auf den Weg zum Park. Ich ging einige Minuten zu Fuß, als ich in der Ferne Stimmen vernahm. Es war nicht unüblich um halb 12 Menschen draußen zu sehen also dachte ich mir nichts dabei. Ich kam immer näher zu der Gruppe Menschen. Nun konnte ich erkennen, dass es 3 Männer, so um die 30 waren. Sie lachten ziemlich laut und schienen betrunken zu sein. Ich bekam ein ungutes Gefühl und wollte einfach so schnell wie möglich an ihnen vorbeigehen.
Als mich einer der Männer sah, rief er laut: "Hey!". Ich ignorierte es einfach und ging mit schnelleren Schritten weiter. Ich versuchte einen großen Bogen um die Männer zu machen, doch sie folgten mir und versperrten den Weg. Ich schluckte schwer und wollte an ihnen vorbeigehen, doch einer stellte sich erneut vor mich. Mein Atem wurde schneller. "Wo willst du denn so spät noch hin, hm?", fragte er mich. Ich sah ihm in die Augen, sagte aber nichts. Ignorieren hilft in solchen Situation meistens, dachte ich jedenfalls. Ich drehte mich weg um in eine andere Richtung zu gehen. Sein Kumpel stellte sich jedoch vor mich und bald fand ich mich umzingelt von der Gruppe wieder. "Hat dir niemand beigebracht zu antworten, wenn man dich etwas fragt?", fragte der andere mit bedrohlicher Stimme. Mein Atem wurde nun noch schneller und ich überlegte wie ich am besten aus der Situation entkommen könnte. Ich hatte keine Lust mich von ihnen einschüchtern zu lassen, also trat ich einem der Männer auf den Fuß. Er schrie auf und ich nutzte meine Chance um wegzulaufen, doch bevor ich weit kommen konnte, schnappte der andere Mann nach meinem Arm und hielt ihn mit aller Kraft fest. Er zog mich zu sich, während ich versuchte in die andere Richtung wegzurennen. Da erinnerte ich mich, dass ich eine Jacke trug. Ich machte schnell den Reißverschluss auf und schlüpfte mit all meiner Kraft raus.
Ich rannte wie um mein Leben. Meine Beine trugen mich quer durch die Stadt, während ich hinter mir die Schritte der Männer hörte. Doch ich konnte nicht anhalten. Was würden sie nur mit mir machen, sobald ich zum stehen kommen würde? Ich wollte mir das gar nicht ausmalen, und rannte einfach weiter. In dem Moment wünschte ich, dass ich mehr Laufen trainiert hätte. Nach weniger Zeit wurde ich nämlich müde und bekam Seitenstechen. Ich konnte nicht mehr. Ich atmete schwer, kam jedoch immernoch nicht zum stehen. Ich sah mich um, nur um zu bemerken, dass einer der Männer nur wenige Meter hinter mir war und er holte auf! Ich wollte aber nicht aufgeben. Ich versuchte noch durchzuhalten, immer weiterzurennen, doch da spürte ich, wie mich eine Hand am Arm packte und zu Boden warf. Ich landete hart auf dem kalten Boden. Schmerz stach in meinen Rücken und drohte mich zu durchbohren. Über mir türmten sich die drei Männer auf und blickten finster zu mir herunter. Ich hatte das Gefühl, verloren zu sein. Mir fehlte zwar die Kraft weiterzurennen aber ich konnte es trotzdem versuchen. Als ich mich aufrichten wollte, kniete sich aber einer der Männer über mich und drückte meine beiden Arme wieder zu Boden. Sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von meinem entfernt. Er sprach mit wütender Stimme: "Das wirst du noch bitter bereuen, wenn ich mit dir fertig bin. Ich werde dich schon noch auf den richtigen Weg führen". Meine Augen weiteten sich vor Schreck als ich das hörte. Die anderen beiden Männer lachten dreckig, was mich schaudern ließ.
"Lass sie los", hörte ich eine Stimme von weiter weg. Ich schaute hoch und sah wie jemand von einem der Häuser neben uns sprang und auf uns zukam. Als er unter einer der Straßenlaternen vorbeiging, konnte ich das unverkennbare, giftgrüne Haar erkennen. Das Haar vom Joker. In diesem Moment überkam mich eine Welle von Erleichterung. "Wir sind drei gegen einen. Versuchs doch", forderte ihn einer der Männer auf. Der Joker grinste und holte sein Messer raus. Noch in der selben, geschickten Bewegung schnitt er ihm in den Hals. Der Mann fing an stark zu bluten und fiel zu Boden. Ich spürte wie sich der Griff um meine Handgelenke lockerte. Der Mann stand auf und ging zu seinem Kumpel. "Was hast du getan?!", schrie er den Joker an. Dieser sah ihn böse an. "Das wird dich hoffentlich lehren sich nicht mehr an ihr zu vergreifen", zischte er. Die beiden Männer sahen sich gegenseitig an, und dann wieder eingeschüchtert zum Joker. Sie gingen zuerst mit langsamen Schritten nach hinten, drehten sich dann aber um und rannten davon. Ich stand nun endlich auf und ging auf den Joker zu. Er steckte sein Messer ein und ging ebenfalls auf mich zu. Ich blieb vor ihm stehen und sah ihn an. Als ich mich gerade bedanken wollte, kam er mir zuvor und begann zu reden, als hätte er meine Gedanken gelesen. "Du musst dich nicht bedanken. Diese Typen sind Schweine. Sie haben diese Lektion mehr als verdient. Tut mir leid, dass ich nicht schon früher für dich da war", sagte er, während er sanft seine Hand auf meine Schulter legte. Ich wusste nicht so recht was ich sagen sollte. Meine Dankbarkeit in Worten auszudrücken war schwierig. "Entschuldige dich nicht", flüsterte ich und legte meine Hände um sein Gesicht. Ich zog ihn in einen langen Kuss. Seine rauen Lippen auf meinen fühlten sich so vertraut an. Sein warmes Gesicht in meinen Händen fühlte sich so an. Und dieser Duft der von ihm ausging.. Es fühlte sich so an als würde er mich verzaubern und ich konnte mich aus diesem magischen Bann nicht entreißen. Aber das wollte ich auch nicht. Ich wollte diese Nähe und Geborgenheit, die ich bei ihm fühlte, spüren. Wir entfernten uns beide fast gleichzeitig von einander. Er strich mir über meine Wange und lächelte mich an. "Danke", flüsterte ich ihm noch zu. Er nahm meine Hand, und führte mich anschließend zum Park, an dem wir uns eigentlich treffen wollten.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top