Schweigen

Ich frage und du hörst nur zu,
du bist so stumm wie Pflanzen.
Du zeigst und gibst uns eine Ruh,
wenn die Dämonen tanzen.
Sie quälen dich, wir hassen sie,
sie tönen in den Ohren.
Doch du verschweigst es irgendwie,
dass sie dein Blut vergoren.

Der Himmel faucht und grollt uns nach,
es poltert in den Schädeln.
Er legt mit seinen Blitzen brach,
die Fasern auszufädeln. (2)
Du schreist nichts, bückst nur immer dich,
umhüllt von kalter Stille.
Der Regen lästert über dich,
aus Donner ist dein Wille.

Sie schlagen dich, du wehrst dich nicht,
bespritzt sie nur mit Feuer.(1)
Doch trotzdem geht ihn' auf kein Licht,
regieren lieb nicht, teuer.
Du fällst zum Opfer, ohne Macht,
und Hilfe wird sich zieren.
Du schweigst, der nahe Engel wacht,
doch lässt es stumm passieren.

So merk dir: Was mit dir geschieht,
dem Stillsten aller Leute,
entspricht nicht nur des Stillen Lied,
gesungen von der Beute.
Wer schweigt, der wird oft überhört,
zu wenig bleibt erinnert.
Und wirklich niemand sich empört,
was alles noch verschlimmert.

So mancher gleicht dem lautlos Baum,
und trägt doch in sich Herzen.
In ihm ist nicht für Blätter Raum,
gefüllt ist er von Schmerzen.
Sie schlagen, von der Rind' versteckt,
die eignen Ohrn zerfetzen.
Verschwiegen, bleibt's oft unentdeckt,
reiß auf den Mund zum Ketzen.

22. 7. 2020

1) Blut
(2) Proteine durch die Hitze denaturieren und verbrennen

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