Ein Gebet

Wenn Wasser, gegen Durst gemacht,
dem Öle gleich in meinem Munde,
wenn gegen Trauer nur gelacht,
und in mir einzig lebt die Wunde,
wenn meine Glieder sich im Weg
und nur die Wölfe harmonieren,
wenn ich mich in ein Bettchen leg,
und meine Ruhe muss verlieren

Wenn niemand meine Schmerzen heilt,
und nur im Auge still die Stürme,
wenn alles in mir hastig eilt
und ich verlass nicht inner Türme,
wenn mancher weiß von meinem Leid,
und viele Glück mit mir vermissen,
ich klaub(1) es in der Einsamkeit,
die Menge hat's geteilt, zerrissen

dann ist mit dir das Salz hinfort,
vertrocknet Leid bei deinen Händen,
dann laufe ich zum sichren Ort,
und jeder Virus muss verenden,
dann ist der Sturm nur eine Bris,
es geht kein Herzschlag mehr ins Leere.
Dann bin ich frei, weil du mich ließt,
und mit dir teil ich jede Schwere.

Wenn ich dich fände, wär ich froh,
bis dahin bleib ich irgendwo
im Leide, mühsam überlebend,
und haltlos, da an niemand klebend.
Ich suche dich, wie auch dein Name,
und welcher Art die Herzensnahme.
Ich will dir sein, was du mir wirst,
damit auch du dich nicht verlierst.

Du wirst mich nicht zum Leben brauchen,
doch bist du Luft beim Untertauchen,
du bist die Frucht, die für mich prangt,
du bist das Blatt, die Kraft, verlangt.
Du bist die Erde, Wurzel, Nahrung,
du bist das Buch zur Offenbarung,
du bist, weshalb du Dürste stillst,
doch danke ich, wie du es willst?

Du bist die Liebe meines Lebens,
du bist sie jedem von Natur.
Man grübelt, sucht dich doch vergebens,
erwartet man dich menschlich nur.

21. 7. 2020

1) klauben = mühsam sammeln

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