Der Berg

So mühsam quält er sich voran,
als wollte Blei in ihm erstarren -
wenn er es nicht mehr schmelzen kann,
noch weinen Poren aus dem Narren.
Am Wegesrand der Enzian,
doch ist der Blick auf Fels gerichtet.
Am Himmel kräht der rote Hahn,(1)
und pickt auf Haut, die er so richtet.

Er mochte keine grüne Welt,
und hasst die Steine auf den Wegen.
Zu ihm hat sich nur Staub gesellt,
sich ihm in Mund und Geist zu legen.
Ein Gipfel ist's, den man betrat,
er folgt dem, was man hinterlassen.
Doch steinig, rutschig ist der Pfad,
er sehnt zurück des Heimes Gassen.

Zu ei'm Uran mutiert das Blei,
er würde heiß auf jeden strahlen.(2)
Dass niemals Grün in ihm gedeih',
besiegen alles seiner Qualen.
Zu Feuer wird auch sein Skelett,
es brennt, womit sein Fleisch verbunden.(3)
Die Gier und Schmerzen, im Duett,
sie singen zu ihm aus den Wunden.

Wenngleich er rot und klar zerfließt,(4)
versiegt im Inneren die Quelle.
Verdrossen brennend, was verdrießt,
geht weiter er auf alle Fälle.
Er sieht noch nicht einmal sein Werk,
dort auf dem Kopf von dem Dämonen.
Bestiegen unsichtbar der Berg,
man sieht nur andrer Herrscher Kronen.(5)

Doch blickt er auch hinab ins Tal,
herab auf untre Häuser, Leute.
Was ihr Geschick, ist ihm egal,
er hat sie überwunden heute,
Dann reicht ihm dieser Berg nicht mehr,
und er will klettern nicht herunter.
Er sehnt zu sich die Sonne her,
und springt in seines Richters Wunder.

31. 7. 2020

1) Feuer, hier Sonne
2) Rammsteins "Sonne" - blanke Wut und Rausch
3) Gelenk- und Bindegewebeschmerzen
4) Blut; Schweiß; Durst
5) alles Bergmetaphern


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