Warum Selfpublishing?

Grundsätzlich gibt es ja zwei Möglichkeiten, ein Buch zu veröffentlichen. Bei einem Verlag oder im Selfpublishing. Es gibt natürlich auch Mischformen, wie die sogenannten „Selfpublishingverlage", allerdings ist das Internet dermaßen voll mit Horrorstories, dass ich davon lieber die Finger lasse.

Wie schon erwähnt habe ich mich entschieden, den Weg über das Selfpublishing zu versuchen, also eine Verlagsveröffentlichung (vorerst) außer Acht zu lassen. Hier möchte ich euch erklären, warum ich mich so entschieden habe. Ich möchte dabei gleich klarstellen, dass ich nicht den Anspruch erhebe, dass meine Schlussfolgerung die einzig Richtige ist und für alle und jeden passen muss. Ich will auch keinen davon überzeugen, dass ein Weg besser ist als der andere (das kann ich auch mangels eigener Erfahrungen gar nicht). Ich möchte euch lediglich meine Überlegungen darlegen.

Die Verlagsveröffentlichung bietet einige Vorteile. Ist es ein richtiger Verlag, dann bietet er eine professionelle Betreuung meines Buchs. Ich kann mich darauf verlassen, dass der Lektor, der Coverdesigner und der Marketingmensch ihren Job verstehen. Ich muss mich nicht darum kümmern, dass diese Dinge erledigt werden (vom Marketing mal abgesehen. Aus der Nummer kommt heutzutage allem Anschein nach keiner mehr raus).

Außerdem hat der Verlag Erfahrung im Geschäft. Er arbeitet im Normalfall schon seit Jahren (oder Jahrzehnten) mit dem Buchhandel, mit Buchbloggern, den Veranstaltern von Literaturpreisen und allen möglichen anderen Profis der Buchbranche (die mir noch nicht mal einfallen) zusammen. Ich dagegen habe praktisch keine Ahnung und muss das alles erst im Laufe des Prozesses lernen (obwohl das Internet natürlich voll ist von (mehr oder weniger) hilfreichen Tipps von Leuten, die das Gleiche auch schon versucht haben).

Und schließlich: Ein Buch bei einem Verlag zu veröffentlichen verleiht ein Prestige, das ein selbst veröffentlichtes Buch nie erreichen wird. Unter keinen Umständen. Vergesst es.

Aber:

Verlagsveröffentlichungen dauern lange. Aus Erfahrungsberichten (nicht meine eigenen) weiß ich, dass von der Annahme eines Manuskripts bis zur tatsächlichen Veröffentlichung gerne mal ein bis zwei Jahre vergehen (zum Teil auch länger). Und dazu muss das Manuskript erstmal angenommen werden.
Außerdem gebe ich die kreative Kontrolle ab. Wenn der Coverdesigner, der Lektor und der Marketingmensch (an alle Marketingmenschen da draußen: sorry, ich habe keine Ahnung, wie eure genaue Berufsbezeichnung lautet) für den Verlag arbeiten, bestimmt der Verlag, wie das Endprodukt ihrer Arbeit aussieht. Ich kann mir zwar vertraglich ein Mitspracherecht einräumen lassen, aber als unbekannter Autor stehen die Chancen dafür eher schlecht. Wenn man George R. R. Martin oder J. K. Rowling heißt, ist das natürlich was anderes. Tue ich aber nicht. Noch nicht.

Ich verdiene weniger pro Verkauf bei einem Verlag als im Selfpublishing. Üblicherweise bekommt ein Verlagsautor weniger als 10 % pro Verkauf, während es bei den meisten Selfpublishing-Plattformen (KDP und dergleichen) bis zu 70 % sind. Dieser Nachteil kann allerdings durch die in der Regel höheren Verkaufszahlen einer Verlagsveröffentlichung ausgeglichen oder sogar umgekehrt werden. Natürlich kommt es entscheidend darauf an, wieviel Energie und Ressourcen der Verlag auf mein Buch verwendet. Einerseits verdient der Verlag mit meinem Buch nur Geld, wenn möglichst viele Exemplare verkauft werden. Andererseits bin ich nur einer von vielen Autoren, deren Bücher von denen verlegt werden und in beim momentanen Stand meiner „Karriere" sicher nicht der wichtigste. Deshalb kann ich nicht davon ausgehen, dass mein Buch für den Verlag denselben Stellenwert hat wie für mich. Und es ist keineswegs ausgemacht, dass größere Erfahrung kleineres Engagement ausgleicht.

Ich gebe meine Rechte an den Verlag ab. Bei einer Verlagsveröffentlichung übertrage ich die Nutzungsrechte an meiner Geschichte. (Nicht das Urheberrecht. Das kann man, wenn ich es richtig verstanden habe, in der Regel gar nicht verkaufen. Und das will auch kein Verlag.) Gerade bei Anfängern kann das, je nach Vertragsgestaltung, unbeabsichtigte und selten positive Konsequenzen haben. Ihr glaubt gar nicht, was es da (mal wieder) an Horrorgeschichten im Netz gibt. Als Selfpublisher dagegen behalte ich sämtliche Rechte an meiner Geschichte. Ist ein bisschen wie hier auf Wattpad. Nur mit Geld. Hoffentlich. Ich kann sie ändern, zurückziehen oder woanders veröffentlichen, wie es mir passt. Ich kann ein Hörbuch daraus machen oder sie in andere Sprachen übersetzen ohne mir Gedanken darüber machen zu müssen, ob ich diese Rechte vielleicht ungewollt meinem Verlag übertragen habe.

Und vor allem: Ich muss erstmal einen Verlag finden. Dazu benötigt man zuerst mal einen Literaturagenten, weil die Verlage dermaßen mit ungebetenen Manuskripten überschwemmt werden, dass sie Literaturagenten als eine Art Vorauswahlinstanz benutzen und die Sachen von Leuten ohne Agent gar nicht erst lesen. Das wiederum bedeutet, ich muss mich erst mal bei einem Literaturagenten bewerben, bevor der sich für mich bei einem Verlag bewirbt.
Die meisten Verlagsautoren haben eine wahre Ochsentour hinter sich, bevor jemand ihr Manuskript annimmt. Und sogar wenn man nie aufgibt hat man keine Garantie, dass man jemals angenommen wird. Selbst „Harry Potter und der Stein der Weisen" wurde angeblich von einem guten Dutzend Verlage abgelehnt, bevor sich jemand bereit erklärt hat, es zu veröffentlichen. Ich meine, Harry Potter.

Klingt irgendwie frustrierend? Dachte ich auch. Ich weiß nicht, wie es euch geht. Aber mein Ding ist das nicht. Ich bin ein Weichei. Was soll's.

Deshalb: Selfpublishing!

Solltet ihr zu einem anderen Schluss kommen oder vielleicht sogar Erfahrungen gemacht haben, die meinen Gedankengängen widersprechen, dann lasst es mich in den Kommentaren wissen.

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